Hallo liebste Leser*innen,
Haha, grade bemerkt, dass ich diesen Artikel ohne Titel veröffentlicht habe. Sorry! Jetzt gibt’s einen
Der Bus fährt etwas anderthalb Stunden nach Copacabana… Klo gibt’s natürlich nicht. Ales Blase ist mal wieder am Platzen, ihre Bitten auf eine kurze Pause, wischt der Fahrer mit einer halbgaren Antwort weg. Wir fahren mehrfach an öffentlichen Toiletten vorbei, an denen man gut halten könnte… aber es ist ihm einfach egal.
Die Natur wird grüner und schon bald kommen die Ausläufer des Sees in Sicht. Wir halten in einem kleinen Ort und plötzlich heißt es: Alle aussteigen, wir fahren mit der Fähre rüber. Zuerst versteht keiner, was hier passiert, weil der Fahrer es dermaßen schlecht erklärt, dann wird klar, dass Passagiere und Bus getrennt transportiert werden, aus Sicherheitsgründen. Also raus aus dem Bus, Ale kriegt so zumindest ihre Klopause, ich sammel sie danach wieder ein und erkläre ihr, wie das funktioniert. Wir zahlen nochmal zwei BOBs, klettern dann auf das kleine Passagierschiff und quetschen uns mit den anderen zusammen auf die kleine Holzbank. Dann legen wir ab und schippern über den See… das ist eigentlich ganz schön.







Nach einer Ewigkeit kommt auch der Bus nach, wir steigen wieder ein und fahren das restliche Stück bis Copacabana. Der Bus hält direkt vor einer Firma, wo wir unsere Weiterfahrt nach Peru kaufen können, sowie ein Ticket für das Boot, das uns auf die Sonneninsel bringen soll. Praktisch. Auch unsere Rucksäcke können wir dort abstellen, sodass wir noch kurz was in der Stadt essen können. Das Restaurant ist so mittel, familiengeführt und ein kleines Mädchen will ständig unterhalten werden. Viel Zeit bleibt uns aber sowieso nicht, wir holen unsere Rucksäcke ab und bekommen unser Ticket für’s Boot. Als sie uns den Weg zum Ablegeort erklärt, wird mir mulmig… das ist nämlich ganz am anderen Ende des Hafens. Bis wir dort hingedackelt sind, ist es schon zu spät. Wir beeilen uns, fragen am Hafen nach dem Boot und kommen gerade noch rechtzeitig. Puh, erstmal durchatmen.
Die Fahrt ist wieder recht entspannt und ich kann meine Augen gar nicht von dem tiefblauen Wasser des Sees nehmen… es ist wunderschön.





Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt, dann legen wir an der Isla del Sol – der Sonneninsel – an.




Die Insel ist traumhaft, hat aber ein Problem… es ist ein einziger Berg… und unsere Unterkunft liegt so ziemlich auf dem Gipfel. Es gibt nur Pfade, keine Autos, keine Straßen… es gäbe Esel, aber die gehören natürlich jemandem, sowas wie ein Eseltaxi gibt es nicht… es hilft alles nichts, wir müssen unser tonnenschweres Gepäck dort hoch schleppen. Unterwegs treffen wir allen Ernstes Almut nochmal, sagen aber nur kurz Hallo, sie ist mit einem anderen deutschen Mädel unterwegs und wir wollen es so schnell wie möglich hochschaffen, damit wir Ruhe haben. Wir müssen regelmäßig stehen bleiben, durchschnaufen, Rucksack absetzen. Es ist echt hart, die Sonne knallt auch runter… und es hilft nicht, dass wir auf über 4000 Metern Höhe sind. Zu allem Übel verlaufen wir uns auch noch, weil es keine wirkliche Route auf Google Maps bin.
Da treffen wir ein Pärchen, die uns weiterhelfen können, er trägt sogar unsere beiden schweren Rucksäcke das restliche Wegstück. Was für ein Held. Es stellt sich heraus, das wir in derselben Unterkunft sind. Wir bedanken uns bei den beiden und checken dann ein. Unsere Unterkunft ist ein kleines Häuschen mit eigenem Bad… und die Aussicht ist… einfach nur atemberaubend:





So hart der Weg nach oben war, dafür hat es sich sowas von gelohnt. Ich setze mich auf die Wiese vor unserem Haus und starre einfach nur auf den See. Später setzen wir uns ins Haus, ich schreibe, Ale… macht was anderes und abends wollen wir versuchen einen Film zu gucken. Klappt eher so semi, das Internet ist nicht der Hammer. Ich denke ernsthaft darüber nach, mal für ein-zwei Monate zum Schreiben hierher zurückzukommen, es erscheint mir der perfekte Ort dafür. Endlich habe ich einen Ort in Bolivien gefunden, in den ich mich schockverliebt habe.
Ich will abends nochmal raus, um mir die Sterne anzuschauen. Zuerst sieht man wieder wenig, weil die Lichter des Hostels den Himmel auslöschen… doch als ich nur ein paar Schritte den Weg entlang in die Dunkelheit laufe… sehe ich die schönste Sicht auf die Sterne, die ich bisher auf meiner Reise hatte… man sieht nicht nur die Milchstraße, sondern auch die dunklen Flecken darin, übersäht von Millionen von glitzernden Sternen. Ich starre erst ewig nur nach oben, dann renne ich zurück, zwinge Ale nach draußen und zeige ihr dann den Sternenhimmel. Auch sie ist baff. Wir bleiben noch einen Moment, um die irre Schönheit zu beobachten, aber dann wird es doch frisch und wir kuscheln uns ins Bett.
Am nächsten Morgen stehe ich früh auf, setze mich raus und beobachte den Sonnenaufgang:



Dann gehen wir entspannt duschen, frühstücken, packen alles zusammen und legen uns dann nochmal in die Sonne. Also ich, Ale bleibt vorsichtshalber im Schatten… aber ich sauge jeden Tropfen Wärme gierig in mich auf. Dann müssen wir das neuentdeckte Paradies leider schon wieder verlassen, weil wir unbedingt heute noch nach Peru müssen. Also vor allem weil ich das so will, ich will nicht riskieren, an der Grenze festzusitzen. Wir schultern unsere Rucksäcke und gehen den langen Weg wieder zurück. Auch mit Pausen, es ist trotzdem echt viel.



Unterwegs fragen wir nach Restaurants, doch noch hat nichts offen, wir sind noch zu früh. Das einzige, das offen hat, ist das direkt an der Anlegestelle, das wir bei der Ankunft schon bemerkt haben. Dort kann ich auch Trucha (Forelle) essen, für die der Titicacasee berühmt ist. Leider ist meine nicht so der Hammer. Nach dem Essen haben wir immer noch Zeit totzuschlagen. Am Ufer stehen ein paar Esel, da muss ich doch mal hinschauen. Ich streichle die beiden ein bisschen, die das wohl nicht allzu häufig spüren, denn sie freuen sich richtig.




Dann spazieren wir weiter, gehen den kleinen Hafen entlang und beschließen, mal wegen unserer Rückfahrt nachzufragen. Der Mann schaut uns verwirrt an, als wir sagen, wir wollen mit dem Boot um eins fahren. Gibt’s nicht. Das nächste fährt um vier. Wir sind baff, wir hatten eindrücklich, die Info, dass das Boot um eins fährt. Der Mann schüttelt den Kopf und deutet auf die Zeiten, die aufgemalt an dem kleinen Häuschen stehen. Da steht tatsächlich, dass das eines um 11 gefahren ist und das nächste um vier. Ich werde sauer, dass ist so typisch! Warum kriegen wir diese falschen Infos?! Er zuckt mit den Schultern, sie reden halt nicht mit den Leuten in Copacabana, da weiß keiner wo oben und unten ist. Aber es würde auch jetzt noch ein Boot fahren, das eigentlich keine Passagiere mitnimmt, aber ein paar gehen schon. ER besteht darauf, dass wir 40 Bobs, statt der 30 zahlen, was wir widerwillig tun und dann aufs Boot steigen. So eine Scheiße echt! Wir hätten locker auch um 11 fahren können, wenn wir das gewusst hätten. Auf dem Boot ist noch eine Deutsche, Johanna, die nur 30 zahlen musste. Ich überlege kurz nochmal zurückzugehen und den Männern dort ins Gesicht zu spucken, dass sie unsere Notlage auch noch ausnutzen, um 20 Bobs mehr einzusacken, aber am Ende hätte ich nur das Boot verpasst.
Wir unterhalten uns dafür super mit Johanna, die ein paar Monate in Lima gearbeitet hat und jetzt auf Rundreise geht. Ist ein echt tolles Mädelsgespräch… leider wird mir während der Fahrt irre schlecht, weil wir zwischendurch ewig auf der Nordseite der Insel warten und einfach nur im Wasser hin und herschwanken. In Copacabana ist mir kotzübel und ich bin froh, aus dem Boot rauszukommen. Außerdem brauch ich dringend ein Klo, mein Durchfall hat sich immer noch nicht gebessert. Nach dem Klo stapfen wir in das Büro der Frau, die uns die Tickets verkauft hat und erklären ihr so freundlich wie möglich, dass ihre Zeiten für das Boot scheiße sind. Dann stellen wir unsere Rucksäcke ab und laufen noch etwas durch die Stadt. Ale erklärt mir, dass es vielleicht gut wäre, Elektrolyte zu trinken. –Was ist das denn? – wenn der Körper zu viele Mineralien verliert, ist es wichtig, die künstlich zu sich zu nehmen, sonst geht es einem sehr schnell, sehr schlecht. Das klingt nach etwas, was ich gerne vermeiden würde, also kaufen wir in der Apotheke ein Pulver, dass ich in Wasser auflösen muss. Kurz bevor der Bus losfährt ist mir schon ziemlich übel, aber übergeben kann ich mich auch nicht. Leider habe ich jetzt noch keine Möglichkeit, meinen Zaubertrank zu trinken, durch die Busfahrt muss ich jetzt irgendwie durch. Wir steigen ein, ich kippe meinen Sitz nach hinten in die „Liegeposition“ … das hilft tatsächlich ein bisschen. Kurz darauf mach ich die Augen zu und schlafe schnell ein. Bei der Grenze müssen wir raus, aber es geht alles glatt und wir können problemlos nach Peru einreisen. Da fällt uns beiden ein kleiner Stein vom Herzen. Und ich freu mich trotz miserablem Zustand, es nach Peru geschafft zu haben. Vor uns liegt ein fantastisches Land, da bin ich mir sicher.
Liebste Grüße,
Euer Jana
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