Hallo liebe Leser*innen!
Weiter geht es – ohne Hunde :-((( aber auch ohne Hundekacke ;-))) Nur der Geruch hängt mir definitiv noch eine Weile nach.
Der Bus in Hat Yai bringt mich zurück nach Krabi und ich beobachte aus dem Fenster, wie die Welt im strömenden Regen versinkt. Wahnsinn, was da an Wassermassen runterkommt, wochenlang. Das spannende am thailändischen Klima ist, dass das Land in der Mitte geteilt ist: Ist auf der Ostseite (Golf von Thailand) Regenzeit, ist es auf der Westseite (Andamanisches Meer) trocken. Jemand hat mir mal gesagt, in Thailand ist es relativ egal, ob Regen- oder Trockenzeit: Auf die eine oder andere Art ist man einfach immer Nass… das trifft es ziemlich gut.


Am frühen Nachmittag stehe ich wieder in der Busstation in Krabi. Dort frage ich wieder nach und erfahre, dass der Bus nach Ao Nang in etwa einer halben Stunde fährt und ca. 45 min von hier aus braucht. Damit kann ich gut leben. Außerdem kann ich es kaum erwarten:
Vor mir liegt endlich der klassische Thailand Urlaub: Strand, türkisblaues Wasser, leckeres Essen und viiiiel ausruhen. Ihr wisst mittlerweile aus den vielen Berichten, dass Reisen kein Urlaub ist: Es ist eine Achterbahnfahrt zwischen absolutem Highlight und absolutem Loch, mit allen Zwischenstufen und vielen unerwarteten Überraschungen, bei denen die Achterbahn plötzlich im freien Fall ist… und im völlig Ungewissen wieder aufschlägt. Yep, das trifft es ziemlich gut. Und ich bin sowas von reif für eine Auszeit!
Der Bus nach Ao Nang ist wieder eher ein Auto mit Anhänger und Sitzbank, aber ich bin zufrieden. Die Straßen sind zwar noch nass, aber der Regen ist vorbei. Ich hoffe sehr, dass das so bleibt. Tut es auch.
Je näher wir der Stadt kommen, desto voller wird der Anhänger, aber in der Stadt steigen auch viele wieder aus. Ich verfolge auf dem Handy ungefähr, wohin ich muss und steige dann ungefähr dort aus, wo das Hostel ist. Ich bezahle den Fahrer und horche auf, als er 80 Baht verlangt… an der Busstation hatte ich 60 Baht gehört? Er schüttelt den Kopf, 80. Innerlich weiß ich, dass ich gerade mal wieder verarscht werde und ärgere mich im Nachhinein, dass ich nicht darum gekämpft habe. Aber ich war mal wieder einfach müde nach der langen Reise. Trotzdem hinterlässt es wieder ein Gefühl der Enttäuschung und bricht wieder ein Stück meines Vertrauens in die Menschen.
Es beginnt die Suche nach meinem Hostel, das diesmal sehr versteckt ist. Auf der bunten Straßen blinken so viele Schilder, dass ich auf dem Bürgersteig auf und abgehe, während ich vom Handy zu den Gebäuden und wieder zum Handy blicke, aber diesmal werde ich einfach nicht fündig. Meine schweren Rucksäcke drücken mir auf die Schultern und ich bin aus Erschöpfung und Müdigkeit unfassbar genervt, als ich endlich den schmalen Eingang finde, der zu meinem Hostel gehört. Dort muss ich noch eine Weile warten, bis ich einchecken kann, derweil schaue ich mir einen Info-Zettel über mögliche Touren an. Eine springt mir dabei ins Auge und ich beim Einchecken buche ich gleich die Tour mit. Ansonsten gehe ich an diesem Abend nur noch essen und schlafen.
Am nächsten Morgen fühle ich mich ausgeruht, frühstücke im Hostel und warte dann darauf für meine Tour abgeholt zu werden. Werde ich dann auch bald. In den Kleinbus steigen außer mir noch zwei andere Touristen, dann geht es los. Wir verlassen den Strandort und fahren landinwärts. Ich beobachte, wie die tropische Landschaft vorbeifliegt. Etwa eine Stunde später rollt das Auto tiefer hinein in den Dschungel und hält schließlich mitten im Wald, wo nur ein paar einfache Betonhäuser mit Strohdach stehen. Meine Augen suchen die ganze Zeit die Umgebung ab, das innere Kind ist voller Vorfreude und Neugier, auf das was kommt.
Ich begrüße die Leute beim Haus freundlich. Im Betonhaus stehen einige Tische mit Stühlen, es stehen auch Erfrischungen bereit, natürlich kostenpflichtig. Wir warten wohl noch auf eine andere Gruppe, bis dahin ist noch Zeit. Ich gehe wieder nach draußen und suche den Wald nach der ersehnten Attraktion ab… und da entdecke ich ihn: Zwischen den Bäumen tritt langsamen Schrittes ein braungrauer Riese hervor. Mein Herz bleibt einen Moment vor Ehrfurcht stehen.

Man sollte meinen, wenn man schonmal einen Elefanten im Zoo gesehen hat, dann wäre man entspannter und das Highlight gar nicht so groß. Aber diesen wunderschönen Riesen so frei durch den Wald spazieren zu sehen, in einer natürlichen Umgebung ohne Seile oder Wände… ich sag’s euch, mir sind fast die Tränen gekommen.
Der Elefant spaziert zu einem Futterplatz, wo die Elefantenführer langes Gras bereit gelegt haben. Dort bleibt er stehen und beginnt gemütlich zu fressen. Während ich vor Bewunderung dahinschmelze, kommen noch zwei weitere Elefanten an. Die Elefantenführer laden mich ein, näher zu kommen und Fotos zu machen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.







Ich spüre eine faszinierende Energie in der Nähe der Tiere. Es ist eine Mischung aus tiefenentspannter Ruhe, aber auch einer gewaltigen Kraft, die einem Menschen durchaus gefährlich werden kann. Als ich für ein paar Bilder nahe am Tier in die Knie gegangen bin, warnt mich einer der Elefantenführer, dass mich da Tier dort schnell niedertrampeln könnte. Ich nehme die Warnung ernst und bin vorsichtiger.
Die Elefantenführer kennen die Tiere ganz genau. Jeder bildet eine Art Team mit seinem Tier und sie kommunizieren über Handkontakt an bestimmten Stellen des Elefantenkörpers. Sehr spannend zu beobachten.
Elefantentouren in Thailand sind wieder so eine Sache: Wo ist der Mittelweg zwischen Tierwohl und Touristenattraktion? Das muss natürlich jeder für sich entscheiden. Am besten für das Tierwohl ist es, wenn man in Nationalsparks auf Elefantensuche geht und die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung vom Fernglas aus beobachtet, ohne jeglichen Kontakt. Was meiner Meinung nach heutzutage wirklich nicht mehr zu tolerieren ist, sind Elefanten-Reit-Touren. Sehr unangenehm für das Tier und ich verstehe den Kick dabei nicht.
Mir war bei meiner Wahl wichtig, dass die Elefanten im Freien leben und nicht angebunden oder unwürdig behandelt werden. (Heißt übrigens Krabi Elephant Love&Care) Als ich nachfrage, erfahre ich, dass es hier ca. 60 Elefanten gibt, die auf einem großen Waldterritorium leben. Sie holen jeden Tag drei „neue“ Elefanten, sodass nicht immer dieselben den Touristen ausgesetzt sind. Diese machen drei Mal die kleine Tour und dürfen dann wieder für ein paar Wochen Pause machen. Das war für mich der Mittelweg zwischen „Dem Tier geht es gut“ und „Will anfassen“ – Bin halt auch keine Heilige. Denn der Moment, als ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Elefanten anfassen darf, ist absolut magisch. Die raue, trockene Haut und die dicken Borsten sind ein Gefühl, dass ich mit nichts anderem vergleichen könnte. Am ehesten noch mit einem Schwein, aber auch das kommt kaum ran.


Die dunkelbraunen Augen des Elefanten registrieren mich zwar, sind aber eher aufs Futter konzentriert, als auf meine Hand. Währenddessen bin ich im Tier-Himmel. Der Rüssel ist wirklich ein spannender Körperteil. Immer auf der Suche und genauso stark wie sensibel. Die Tiere schlagen das Gras oft mit dem Rüssel ein paar Mal gegen ihren eigenen Körper, bevor sie es fressen. Ich lerne, dass sie so ihr Futter von Insekten oder anderen kleinen Tierchen befreien. Die Füße…ah, es ist einfach seltsam, wenn man sonst eher an Tatzen, Hufe oder Klauen gewöhnt ist, so ein Elefantenfuß ist eben eine Art Baumstamm.. aber in weich. Keine Sorge, das hab ich nicht ausprobiert, das weiß ich nur aus der Theorie.
Während ich alles genau analysiere, kommt die andere Touristengruppe an. Insgesamt sind wir so etwa 10-15 Leute. Ich habe wieder meinen „Ich-hasse-Touris“-Moment, als eine Touristin fragt, ob es auch Baby-Elefanten gibt. Als unser Guide nickt, fragt sie, wie viel es kosten würde, dass sie den Baby-Elefanten holen…. Alter… Der Guide verneint nur höflich, das wird nicht passieren, dann beginnt unsere Tour.
Der indische Elefant wird zwischen 4 und 5 Tonnen schwer und bis zu 4 Meter hoch. Zu früheren Zeit at man sie zur Waldarbeit, aber auch im Krieg eingesetzt. Tragen/ziehen können sie bis zu einer Tonne. Bis vor sieben Jahren wurde hier auch geritten, jetzt werden sie nur noch gefüttert und gebadet. Na immerhin. Die Elefanten bekommen extra Futter, sonst würden sie innerhalb kürzester Zeit den kompletten Wald abfressen. Klar, 5 Tonnen kommen nicht von nichts.
Die Elefantenführer setzen ihre Tiere in Bewegung und wir beginnen einen Spaziergang durch den Wald, immer den Dickhäutern hinterher.



Nach etwa 15 Minuten kommen wir an einem breiten Bach an. Dort haben die Touristen kurz Zeit, in Badekleidung zu wechseln, wenn sie wollen. Der Guide fragt nach, wer den Zusatz gebucht hat, dem Elefanten ein Matschbad zu geben: ICH NATÜRLICH!!! Und ich bin die Einzige! Boah, aber die paar Baht mehr haben sich voll gelohnt. Während die anderen beiden Elefanten schonmal in Richtung Fluss gelotst werden, bringt einer der Elefantenführer sein Tier dazu, sich hinzulegen. Ich bekomme einen Eimer mit Matsch in die Hand gedrückt und dafür drücke ich dem Guide mein Handy in die Hand. Der Mann bittet mich mehrfach in die Kamera zu schauen, aber ich denk gar nicht dran. Ich bin so vertieft darin, den Matsch auf der rauen Elefantenhaut zu verteilen, dass ich alles um mich herum vergesse. Hoffentlich kann der Elefant das auch ein bisschen genießen, für mich ist es einfach genial.



Nachdem mein Matscheimer leer ist, steht der Elefant wieder auf und geht, wie die anderen beiden mit hinunter zum Bach. Die anderen Touristen sind schon dabei die Elefanten nasszuspritzen und ich folge kurz darauf… hab aber meinen Elefanten weiterhin fast für mich. Während ich den Matsch wieder abwasche, ruft mir der Guide wieder ständig zu, ich solle doch mal herschauen, mach ich nie, die Kamera existiert für mich gar nicht. Im Nachhinein bin ich natürlich total dankbar, für die vielen Elefantenfotos, aber ich war einfach zu gefangen im Moment.


Während ich meine frischaufgelegte Matschschicht wieder von der Elefantenhaut schrubbe, fällt mir ein, dass Elefanten ja nach „Kuh“ und „Bulle“ benannt sind… als so wie Kühe. Und mit Kühen kenne ich mich ja aus. Bei uns zuhause im Stall, wenn eine Kuh beim Melken nervös ist, dann kratzen wir sie ein bisschen am Schwanzansatz… ein Genuss für Kühe, der mit einer Massage für Menschen im Schulterbereich vergleichbar ist. Meine Hände wandern also den Elefantenrücken entlang bis nach hinten zum Schwanzansatz und beginnen dort zu kratzen.
Leider spreche ich ja keine Elefantensprache, aber es passiert zumindest genau das, was auch Kühe machen, der Elefant reckt seinen Schwanz meiner Berührung entgegen. Ich gehe also davon aus, dass er sich entspannt. Ob es daran lag oder ob es einfach Zeit war, keine Ahnung, aber scheinbar war das Tier etwas zu entspannt, denn kurz danach schwimmt etwa eine Schubkarre voll Elefantenkacke an mir vorbei… Lachend lasse ich den Klumpen passieren und warte, bis das Wasser wieder klar ist.
Der Guide hinter mir zeigt mir, dass ich den Elefanten vollspritzen soll, das mögen sie lieber. Bei dem Vorführversuch spritzt er aber eher mich voll. Nicht schlimm, dafür habe ich ja Badesachen an.


Wir spielen noch ein bisschen mit den Tieren, dann wird es Zeit für den Rückweg. Alle sammeln ihre Sachen wieder zusammen und wir folgen den Elefanten zurück zum Futterplatz. Dort warte ich kurz, denn ein letzter Programmpunkt steht noch aus. Dabei bekomme ich mit, wie die beiden Touristen, die mit mir gekommen sind, mit dem Guide diskutieren. Als sie mich fragen, wie lange die Tour dauert, die ich gebucht habe. Bevor ich antworten kann, springt der Guide dazwischen und meint fast unfreundlich, dass sie mich nicht hetzen sollen, nur weil sie es eilig haben. Ich bin kurz irritiert, lasse es dann aber bleiben… der Mann hat nämlich völlig recht! Später höre ich so halb heraus, dass die beiden wohl zum Flughafen mussten und nicht dachten, dass die Tour so lange dauert. Tja, wenn mein Flieger geht, dann buche ich halt keine Halbtagestour vorher, sondern plane vernünftig Zeit ein.
Ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen. Als nächstes geht es nämlich ans Futter kochen. Da die anderen beiden auf heißen Kohlen sitzen, sehen sie mir dabei zu. Der Guide stellt ein hohes Holzgefäß vor mich hin und gibt mir einen Stampfer in die Hand. In das Gefäß kommen getrocknete Früchte, Bananen und eine Kräutermischung: Das darf ich jetzt ordentlich stampfen und mischen. Als alles ein schöner Brei ist, werden Knödel geformt… ich mache der Familientradition halber auch einen eckigen Knödel.








Mit meinem Körbchen gehe ich dann zu den Elefanten und füttere… da hat man auch mal richtig Rüsselkontakt. Ach, war das schön!




Dann wird es Zeit für den Abschied. Ich schaue noch ein letztes Mal zu den großartigen Tieren, dann steige ich wieder ins Auto und es geht zurück na Ao Nang.
Was für ein Erlebnis!
Und es ist erst Mittag. Während der Fahrt überlege ich, was ich den Rest des Tages noch so anstellen könnte. Aber das erzähl ich euch beim nächsten Mal.
Liebste Grüße,
eure Jana
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