Ich wache auf, gucke auf die Uhr und bin völlig fassungslos, dass es erst halb sechs Uhr morgens ist. Ich schaue aus dem Fenster und es sieht aus, als wäre es bereits zehn Uhr morgens. Im ersten Moment finde ich es super, die Zeitverschiebung arbeitet total für mich. Außerdem wollte ich eh ausschlafen. Blöd, dass die innere Uhr dagegen ist und das mit dem einschlafen nicht mehr klappt.

Ich stehe also auf und mache mich ausgehfertig, schließlich gibt es für den Tag bereits einiges zu tun. Zuerst: Wasser kaufen. Musste am Vorabend feststellen, dass ich mich nicht mehr in Europa bin. Ich kann riechen, dass ich das Wasser nicht trinken kann. Selbst nach der Behandlung mit meinem Wasserentkeimer bleibt der Geruch haften und ich entscheide mich dafür, die Blumen damit zu gießen.

Im Supermarkt werde ich mit einer harten Wahrheit konfrontiert: Es gibt keinen Fetakäse in Brasilien. So ein Mist!! Jetzt fehlen in meinem „griechischen Salat“ schon Oliven (mag ich nicht) und Feta. Wird Zeit, dass ich nur noch Salat dazu sage…

Tja und so wage ich meine ersten Schritte durch die Stadt…

Irgendwo habe ich gelesen, dass die Stadt mitten in den Dschungel gebaut wurde und von dort einfach weiter gewachsen ist. Das trifft es ziemlich gut. Ich kann mich gar nicht sattsehen an den exotischen Bäumen und Pflanzen, mal abgesehen von den wunderschönen, farbenfrohen Blüten, die mir überall entgegen kommen. Ich muss mich echt zurückhalten, nicht alles zu fotografieren, sonst käme ich hier nirgends vom Fleck. Das Stadtbild ist vergleichbar mit jedem südländischen Stadtbild, dass man so kennt. Die Straßen und Gehwege sind uneben, oft kaputt, alles ist ein bisschen schmutziger und heruntergekommener, dafür komme ich von Zeit zu Zeit an architektonischen Schönheiten vorbei. Ich versuche bei Gelegenheit, mal Bilder zu machen.

Die Luft ist heiß und feucht klar, aber ehrlichgesagt habe ich es schlimmer erwartet. Mir kommt es entgegen, dass die Tage hier zurzeit sehr bewölkt sind. Sonst wäre es schlimmer!! Ich achte mit Argusaugen darauf, dass ich mir keinen Sonnenbrand zuziehe, wohlwissend, wie unangenehm es danach ist, nochmal in die Sonne zu gehen.

Kurze Info, wie ich nach draußen gehe: Ich habe eine kleine Lederhandtasche, in der ich Handy und Geldbeutel habe (darin ist zwar meine Kreditkarte, weil ich sie in greifbarer Nähe brauche, sonst allerdings nur ein paar abgelaufene Gutscheinkarten). Dann noch eine normale Stofftasche mit meiner Trinkflasche, Sonnenbrille und Sonnencreme. Die wichtigste Tasche ist eine flache Bauchgurttasche, die unter meinem T-Shirt tragen kann. War ein super Tipp von einer guten Freundin. Da drin ist mein Reisepass und der Schlüssel für die Wohnung. So fühle ich mich einigermaßen sicher. Trotzdem bin ich auch in der Hinsicht äußerst aufmerksam auf meine Umgebung. Ein Diebstahl wäre einfach kacke!

Da ich noch nicht zum shoppen gekommen bin und kaum Sommerklamotten mitgenommen habe (wollte ich halt vor Ort kaufen), laufe ich rum wie der Super-Touri schlecht hin, grade, dass ich keine Sandalen über meine weißen Socken trage. Dabei sehe ich so schöne Sachen an den Frauen, fliegende Kleider und Röcke in den buntesten Farben und Mustern… ich muss shoppen, es hilft alles nichts.

Apropos: Mein Gastgeber hat mir den Tipp gegeben auf einen naheliegenden Straßenmarkt zu gehen und mich dort umzuschauen. Ich denke, ich hätte nicht besser anfangen können, um die Stadt zu erkunden. Schauts her:

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich einige Bilder unten abschneiden musste, weil ich den Finger im Bild hatte … neues Handy, neue Handhaltung!

Kleider, Schmuck, Notizbücher, Blumen, Lebensmittel, es ist alles da, was man braucht. Und mittendrin eine kleines Musikensemble, das die Stimmung perfekt macht. Ich atme tief ein, als ich durch die Gassen schlendere und versuche, alle Eindrücke in mich aufzusaugen. Das Obst und die Blumen duften süß und fruchtig, ein paar Meter weiter beim Fischmarkt riecht es… anders. Gehört alles dazu. Aber ich würde nie Fleisch oder Fisch dort einkaufen, es sah einfach nicht appetitlich aus. Ich war aber auch schon spät dran.

Zeit für eine kleine Erfrischung. Ebenfalls auf Empfehlung meines Gastgebers gehe ich in ein kleines Eckcafé an der Straße und werde dort freundlich auf Englisch begrüßt. Ich setze mich, meine Sitznachbarn bieten mir gleich Hilfe beim Übersetzen der Karte an. Übrigens eine Seltenheit, die wenigsten, die ich hier treffe, sprechen Englisch.

Aber ich brauche ihre Hilfe gar nicht, denn mir springt sofort ein Gericht entgegen: Acai de Amazonas. Es ist mein erster richtiger Tag in Brasilien, was sollte ich sonst essen? Und alter Schwede… ich könnte mich reinlegen!!!

Es schmeckt ein bisschen wie ein Sorbet von verschiedenen roten Früchten, aber viel besser. Es ist süß, aber nicht zu süß, es ist kühl, aber kein Eis. In dem Fall wurde es mit kleinen Haferflocken und Rosinen gereicht, damit man noch etwas Konsistenz hat. Ich hab’s richtig genossen und es war die perfekte Abkühlung für zwischendurch. Wieso gibt’s das nicht in Deutschland? Wir importieren doch sonst jeden Scheiß!

Erfrischt und munter trete ich einen längeren Fußweg nach Botafogo an, um dort ins Einkaufszentrum zu gehen. Warum ich nichts bei den Straßenmärkten gekauft habe? Die Auswahl war dürftig und ich hätte nichts anprobieren können. Es hat zwar mehr Charme, aber führt auch zu Fehlgriffen und das möchte ich auf dieser Reise einfach vermeiden. Leider wurde ich enttäuscht, das Einkaufszentrum hatte schon zu. Es ist eben Silvester. Deshalb gehe ich nochmal fix im Supermarkt einkaufen – in dem Moment ist mir eingefallen, dass aufgrund des Feiertages am Folgetag die Läden evtl. geschlossen haben könnten. Also lieber nochmal Vorräte mitnehmen!

Zurück zuhause lege ich nochmal eine Pause ein. Es ist ca. 19 Uhr Ortszeit, also fast Mitternacht zuhause. Ich schreibe ein paar Nachrichten und lege mich dann nochmal hin… schließlich will ich fit sein für später 😉

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  1. So toll! Schade, dass der Wasserentkeimer dir nix bringt, ich geh da immer mit dem Motto Nase zu und durch ran, man gewöhnt sich an den Geschmack. Und dann schmeckt der Caipi noch besser 😉 Feta bekommst du in Rio ganz sicher irgendwo, die großen Städte haben oft westliche Spezialitätengeschäfte. Aber Käse ist in Südamerika echt ein Kapitel für sich… Braucht man aber nicht, du hast ja Acai kennengelernt. Der geilste Scheiß überhaupt, könnte auch drin baden. Ach ja, es gibt das Zeug hier online und relativ teuer, aber manchmal müssen 5kg her…

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