KURZE BLOG-INFO VORNE WEG: Ich habe versucht den Blog auch auf andere Sprachen einzustellen, hat bis jetzt nicht so super geklappt. Ignoriert also irgendwelche komischen Tafeln und klickt wie gewohnt auf „Blog“ – Obrigada.
Das erste Mal sehe ich Christ the Reedemer ganz unverhofft. An meinem zweiten Tag hier gehe ich mit schweren Einkäufen zurück zu meiner Wohnung und schaue zufällig hoch: Und dort steht er. Hoch oben auf einem der umliegenden Berge, unverkennbar, das berühmteste Wahrzeichen Rios. Ich bin total begeistert. Ich hab auch versucht ein Foto zu machen, aber die Linse meines Telefons wird dem Anblick einfach nicht gerecht. Ich beschließe zu warten, bis ich tatsächlich hoch komme. Und jetzt ist es soweit!
Bei der Recherche nach dem besten Weg und der besten Tageszeit stoße ich auf viele Angebote und Berichte, die mich einigermaßen verwirren. Am liebsten wäre ich gewandert. Aber die Hitze, mein immer noch nicht ganz guter Gesundheitszustand und diverse Blogbeiträge, beerdigen diese Entscheidung. Zu einer anderen Jahreszeit hätte ich es definitv probiert, weil der Weg dorthin wohl wirklich schön sein soll.
Aber zu Christus, dem Erlöser gibt es ja bekanntlich viele Wege 😉 Nur sterben wollte ich heute noch nicht.
Deshalb wähle ich den beliebtesten Weg: Die rote Bergbahn, der Klassiker. Man könnte noch mit einem Van nach oben fahren, oder sich mit einem Taxi/Uber so weit wie möglich hochbringen lassen und den Rest laufen… aber der Charme der süßen Bergbahn ist einfach größer.

Mir wird außerdem empfohlen, während der Hochsaison online zu buchen, was mir gar nicht passt: Es gibt nämlich kaum noch Tickets und alle wären am Nachmittag des Folgetages. Die Talstation der Bergbahn ist eine halbe Stunde Fußmarsch von mir entfernt. Ich gehe einfach hin und schau, was geht. Zur Not kehre ich einfach wieder um und verbringe den Tag doch anders.
Es ist kurz vor acht als ich los gehe. Eine äußerst angenehme Tageszeit, weil die Sonne noch nicht so intensiv ist. Ich kann den Spaziergang durch mein Viertel also richtig genießen und schlendere ganz entspannt vor mich hin. Die letzte Nacht hatte ich auch endlich vernünftig geschlafen, Wahnsinn, was das ausmacht.
An der Talstation angekommen sehe ich zuerst den Haufen an „Reiseführern“, die einem ein ganz besonderes Angebot machen wollen und einem eigentlich nur das Geld aus der Tasche ziehen. Ich wurde gewarnt, mache einen großen Bogen drum herum und gehe direkt zum Ticketschalter der Station. Es ist viel weniger los, als ich erwartet hatte: Morgens ist echt die beste Zeit für alles. Ich kaufe ein Ticket für 8:40 und rege mich nochmal kurz über die Online-Angebote auf, die mich viel mehr gekostet hätten und noch einen ganzen Tag hätten warten lassen!! Das Ticket am Schalter kostet ca. 118 Real, umgerechnet ca. 20€.
Bevor ich „ans Gleis“ gehe, werde ich (und alle anderen Ticketbesitzer) auf eine Plattform mit einer Tapete der Statue hinter mir gestellt und abgelichtet. Natürlich nur, um mir das Bild später zu verkaufen. Ach, die Tourismusbranche… ich lehne später dankend ab.
Da kommt auch schon die rote Bahn, ich suche mir einen Platz (es ist klimatisiert) und los geht’s!! Auf der Rückfahrt zähle ich übrigens noch zwei andere Bahnen, die uns entgegenkommen, man kann immer im 10-min-Rhythmus fahren.
Die Fahrt ist super! Man fährt größtenteils durch den Wald und ich kann mich an den tollen tropischen Bäumen und anderen Pflanzen sattsehen. Die Steigung ist ordentlich und mal wieder bewundere Zugkraft, die in diese Maschine steckt. In den Ohren knackt es auch, diesmal ganz schmerzfrei. Je höher man kommt desto öfter blitzt zwischen den Bäumen die Aussicht auf die umliegende Stadt auf. Wie eine Vorschau auf das, was einen oben erwartet.
Oben angekommen muss man dann doch noch ein paar Stufen bewältigen, allerdings gibt es auch Aufzüge, alles ganz barrierefrei. Ich geh natürlich die Treppe, denn schon von dort aus hat man schon die ersten Ausblicke.


Noch ein paar Stufen und dann bin ich am Ziel. Wow, was für ein Anblick:

Ich habe bei einigen Bloggern erfahren, dass sie nach viel Mühe nur einen in Nebel gehüllten Cristo vorgefunden hatten. Das passiert bei dem Gelände und zu bestimmten Jahreszeiten schnell. Aber nicht heute. Bei strahlend blauem Himmel habe ich einen fantastischen Blick auf die 30 Meter hohe Statue.
In dem Sockel darunter befindet sich wohl eine Kirche, hab ich aber erst im Nachhinein gelesen und der Zugang schien nicht öffentlich. Erbaut wurde die Statue von 1922-1931 (geplant schon ca. 100 Jahre zuvor) anlässlich der Unabhängigkeit Brasiliens. Der Baumeister war Heitor da Silva Costa, von dem unterhalb der Statue ein Bronzeabbild zu sehen ist. Seit 2007 ist Cristo Redentor eines der sieben neuen Weltwunder… oh und Felix Baumgartner ist auch schon davon abgesprungen. Klar, was sonst?
Und jetzt tue ich etwas, was meine gesamte akademische Laufbahn untergraben wird, ein Schandfleck auf meinem Bachelorzeugnis und Hochverrat an der Welt der Wissenschaft:
QUELLE: WIKIPEDIA
Um den Schock zu verdauen, zeige ich euch jetzt dafür die Aussicht, die man von dort oben hat. Schwer erkämpft durch die Massen an Touris, die trotz „ruhigem“ Tag dort unterwegs waren… der Kampf hat sich gelohnt. Et voilà:


Leider lässt sich das Panorama Bild mit dem vollen Ausblick nicht in den Blog einfügen, aber irgendwie kriegt ihr es schon noch zu Gesicht.
Der Nachteil am alleine reisen ist vor allem der, dass man niemanden zum fotografieren hat. Natürlich gibt es auch hier unzählige wunderschöne Mädels, die sich von ihrem Freund, ihrer Freundin oder ihren Familien in perfekter Insta-Positur ablichten lassen. Tja, da muss eine andere Möglichkeit her. Ich remple aus Versehen jemanden an und frage dann einfach gleich, ob sie ein Foto von mir machen können. Das freundliche Ehepaar nickt und ich kriege doch noch mein Bild mit Cristo:

Ich genieße noch ein bisschen die Aussicht, aber schon bald ist mir der Trubel zu viel. Die Sonne wird auch immer stärker und ich mache mich auf den Rückweg. Klar, auf solche touristischen Ziele muss man Zeit und Geduld im Gepäck haben und so schlimm fand ich es gar nicht. Aber ich hatte ja noch andere Sachen zu erledigen. Nach meinem Tageseinkauf mache ich eine Mittagspause und mir passiert, was mir immer passiert: Ich sauge mich an meinem Buch fest und die Stunden vergehen, ohne dass ich’s mitkriege.
Ich schiebe mich also am späten Nachmittag durch die Tür um endlich ein bisschen shoppen zu gehen, damit ich endlich aus den dürftigen Sommerklamotten rauskomme. Aber nix gegen mein Martial Arts T-Shirt, ich ehre es und ich liebe es!!!
Gleich bei mir in der Straße gibt es ein paar kleiner Malls und einzelne Läden, in denen ich schnell fündig werde. Und wie: Das Angebot an wunderschönen, bunten, exotischen Sommerklamotten ist endlos. Mir fallen einige Nasen unter meinen Freundinnen ein, die hier richtig glücklich (und arm) werden würden. Allerdings sind es viele kleine Läden mit exklusiver und sehr netter Beratung, in der mir ein altes Problem zum Verhängnis wird: Eu nao falo portugês. Jedes Mal. Es ist nervig, aber es geht trotzdem. Eine spricht ein bisschen englisch und einmal wird mir französisch angeboten. Und plötzlich öffnen sich Archive in mir und ich spreche französisch. Nach dem „Nous-sommes-trés-billets“-Debakel von 2020, hätte ich das nicht für möglich gehalten. Leider ist mir der Laden zu teuer. Doch dann werde ich fündig: ein wunderschöner apfelgrüner Wickelrock mit weißen Blumen geht in meinen Besitz über und ich freue mich riesig. Keine Sorge, ich erzähle nicht meinen kompletten Einkauf, aber das ist genau die Art von Erinnerungsstück, die ich mit nach Hause nehmen möchte und ich hab mich wirklich gefreut. Jetzt hab ich auch endlich Havaianas (Schluss mit Turnschuhen und schwitzigen Füßen!) und einen neuen Badeanzug. Doch noch alles erzählt…
An dem Platz, zwischen den Läden kehrt Abendstimmung ein. Ich hab wirklich ein Schönes Viertel erwischt:




Zeit für den Rückzug. War ein sehr schöner Tag, aber mir tun die Füße weh.
Ganz liebe Grüße,
Eure Jana und:

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