Hola chicos, cómo estámos?
Bereit für’s nächste Abenteuer? Ich könnte eine Pause gebrauchen aber auf der Carreterra Austral gibt’s keine Pausen! Mal abgesehen davon, dass wir schon längst den Zeitplan gesprengt haben. Aus der ursprünglich geplanten Woche sind schon fast zwei geworden. Außerdem kostet jeder Tag eine Stange mehr Geld, die ich in Argentinien in zwei Wochen ausgebe. Also, Backen zusammen, weiter geht’s.
Wie immer ist zuerst „Unterkunft suchen“ dran. Lily und Kyle haben ich Voraus gebucht, wir hängen uns einfach hinten ran und hoffen, dass für uns auch noch Platz ist. Und so ist es auch. Der Preis ist fair, die Cabana gemütlich und warm. Wir stellen unsere Sachen ab und ziehen gleich wieder los. Zuerst zur Bank, Geld abheben. Auf dem Weg dahin bleiben wir am Stadtpark hängen, der wirklich schön gestaltet ist… und…täusche ich mich, oder ist hier alles aus Vulkangestein?







Tatsächlich. Und auf den Ansichtstafeln, die sich einmal mitten durch den Park ziehen, liest man auch warum. Auf einer nach der anderen steht die komplette Entstehungsgeschichte des Ortes in Stein gemeißelt, von der Vulkanbildung über die Erwähnung in Charles Darwins Bericht, bis zum heutigen Tag. Und natürlich auch jener Schicksalstag im Jahr 2008.

„Der Vulkan Chaiten, ein vulkanischer Kessel etwa 10 km nördöstlich der Stadt gelegen, brach am 2. Mai aus und seine Aschesäule ist etwa 20 km über dem Gipfel und es mussten mehr als 5000 Einwohner in weniger als 72 Stunden evakuiert werden. Am 12. Mai läuft tritt der Rio Blanco über die Ufer, richtet große Schäden an und teilt die Stadt in zwei Zonen. Chaiten wird als unbewohnbar deklariert.“

„Die Bewohner von Chaiten haben den Glauben an ihrer Rückkehr nie aufgegeben. Die Alternative eines ‚Neu-Chaiten‘ im Sektor Santa Bárbara wird verworfen. Familien, Institutionen und Industrie kehren zurück.“ … und bauen ihre Stadt wieder auf.
Was für eine Geschichte oder? Nach Epecuén – der versunkenen Stadt – der zweite Katastrophen Ort, von dem ich keine Ahnung hatte. Fast ganz Chaiten ist neu gebaut… so auch der schöne Stadtpark… aus der Asche steigt der Phönix.
Außerdem steht im Park ein kleines Kunstprojekt mit Mosaiken, in denen die Katastrophe dargestellt wird. Ich finde die Motive richtig schön… und bewegend.










Wir erledigen unsere Einkäufe, stellen alles zuhause ab und machen uns dann auf die Suche nach einem Transport in den Pumalin-Nationalpark, der wieder etwas außerhalb liegt. Wir finden einen Touranbieter, der uns weiterhelfen kann und uns einen Kontakt vermittelt, der uns am nächsten Tag von dort abholen wird. Hin kommen wir mit einem Bus, der dran vorbeifährt.
Den Nachmittag verbringen wir in Ruhe im Wohnzimmer unserer Cabana… Da ist sie plötzlich, die Ruhe, ganz unvermittelt, wie auch das Abenteuer: Man muss es genießen, wenn es da ist. Also sitzen wir alle beim Feuer, lesen, schreiben (ich), trinken Mate. Es ist richtig schön. Später gehen wir noch zum Strand und dort kann ich endlich zum ersten Mal in meinem Leben den Pazifik anfassen.






Durch die vielen Fjordinseln, die mich vom eigentlichen Pazifik trennen, kann man übrigens endlos teure Kreuzfahrten und so in die äußersten Ausläufer Chiles gelangen. Mir reicht die Erfahrung hier vollkommen aus… und ich will nicht mein halbes Reisebudget für eine Kreuzfahrt verschleudern.
Es ist ein tolles Gefühl, am Pazifik zu stehen… als hätte ich die halbe Welt durchquert… ah, Moment! 🙂
Nein, aber ehrlich, oft bin ich beim Reisen und auch bei den Highlights schon so routiniert, dass ich vergesse, das große Ganze zu sehen. Hier sehe ich es… wie weit ich schon gekommen bin, das ich mich bis hierher gekämpft habe und das noch so viel vor mir liegt… ich schätze, der zweite große Weltozean öffnet das Bewusstsein für Weite.
Am Strand liegen endlos viele Holzstämme und wir sehen zwei, drei Leute, die mit einer Säge hantieren und das Holz zurück in den Ort bringen.
Abends gehen wir ausnahmsweise in ein Restaurant und essen leckeren Fisch. Eigentlich wäre der nächste Tag besser dafür geeignet, aber da hätte es zu gehabt. Schon ein Wunder, dass es heute aufhat, es ist nämlich Feiertag. Es war schon schwer gewesen einen offenen Supermarkt zu finden.
Wir gehen früh ins Bett, um am nächsten Tag fit zu sein. Tatsächlich habe ich in Chile bis jetzt fast immer großartig geschlafen, was vor allem daran liegt, dass die Betten immer super waren. Unter den vielen dicken Decken war es immer kuschelig warm und die Matratzen waren qualitativ und sehr bequem. Auch diese Nacht schlafe ich wie ein Stein.
Früh ziehen wir uns an und gehen dann zum Bus, der uns zum Eingang des Pumalin-Park bringt. Nach nochmaligem Überlegen, und um die Zeitdruck-Situation wie im Queulat Nationalpark zu vermeiden, schreibe ich unserer Abholgelegenheit, dass er uns besser eine Stunde später abholt, als zuvor ausgemacht, wir wollen uns Zeit lassen.
Bevor es losgeht, machen wir noch ein paar Bilder mit dem „Chaiten“-Schriftzug:

Wir steigen aus und stehen vor den Pforten des größten Nationalparks in Chile. Und wahrscheinlich des einzigen, bei dem der Eintritt frei ist. Wir ziehen los.
„Wir“ sind übrigens nur Maria, Lily und ich. Ich fürchte, Kyle haben wir mit dem letzten Abenteuer abgeschreckt. Aber er muss sowieso ein bisschen arbeiten im Urlaub, da trifft sich der freie Tag für ihn ganz gut.
Der Weg beginnt ganz flach. Regelmäßig finden wir Infotafeln, die uns erklären, in welchem Streckenabschnitt wir uns befinden und wie viel Steigung wir in diesem zu überwinden haben. Ein richtig guter, durchorganisierter Wanderpfad. Das erste „Hindernis“ ist der Weg über einen glasklaren Bergfluss, den wir per Baumstammbrücke überqueren. Nach der Flussüberquerung in Ushuaia, kein Problem!



Der Pumalin Park ist anders, als der Queulat. Zumindest die jeweiligen Pfade, die wir gemacht haben, die größten Teil der Parks sind ja Naturschutzgebiet. Die hohen Bäume, die ich in Queulat so bewundert hatte, fehlen hier. Zwar laufen wir durch hochgewachsene Pflanzen und sind immer noch von dichtem Gebüsch umgeben, aber statt den moosbewachsenen Stämmen und hohen Blattdächern sind hier nur abgebrannte Stümpfe.


Warum? Ist nur eine Theorie, aber Ziel unseres heutigen Weges ist der Kraterrand des Vulkans Chaiten. Ground Zero des Ausbruchs, der vor exakt 15 Jahren stattgefunden hat. Es ist der 2. Mai, Jubiläum des Ausbruchs. Während des Ausbruchs wurde der umliegende Wald völlig zerstört. Deshalb finden wir hier nur schaurig aussehende Baumstümpfe, das Blätterdach wird erst in ein paar Jahrzehnten zurückkehren.
Trotzdem sind wir wieder von einer fabelhaften Natur umgeben. Fast noch schöner als im Queulat Nationalpark:














Da sind jetzt schon einige Bilder vom Rückweg dabei… auf dem Hinweg versuchen wir uns zu beeilen, um dann entspannt oben zu essen und langsam zurückzulaufen. Aber natürlich will ich euch die Wahnsinns-Aussicht auf dem Hinweg nicht vorenthalten:

Hammer oder? Seht ihr die Berge in der Ferne? Und den Fluss? Ich auch nicht.
Es ist überraschend warm, während des Aufstiegs. Trotz patagonischer Kälte staut sich im Wald Wärme und Feuchtigkeit zusammen, sodass wir im T-Shirt den Berg hochlaufen… und überhaupt nichts von der Aussicht haben. Ein Nebelwald, wie er im Buche steht. Bereits auf der Hinfahrt im Bus haben wir die Suppe gesehen, die sich in großen Schwaden über den Wäldern bewegt und die Anden verschwinden lässt. Aber ganz ehrlich: Egal! Ich steige gerade zum ersten Mal in meinem Leben auf einen (aktiven) Vulkan. Wie cool ist das denn? Scheiß auf die Aussicht.
Wir sind wieder überraschend schnell. So langsam zahlt sich das ständige Wandern doch aus. Die anderen gehen vor, während ich noch Fotos von einer spektakulären Baumwurzel mache, die mein Handy allen Ernstes als ‚historisches Gebäude‘ klassifiziert. Naja, dabei kann man schonmal durcheinander kommen:

Ich folge den anderen und sehe ein Stück vor mir im Nebel den Aussichtspunkt auf den Vulkan… und es sieht einfach aus wie eine heidnische Stätte oder so:


Gleich dahinter erkennen wir ein „Fin de Sendero“ (Ende des Wanderwegs). Hier sind wir also… auf dem Krater eines Vulkans. Und wir sehen… nichts. Es ist mal wieder zu neblig. Doch wir haben ein bisschen Glück, der Wind weht uns eine Sichtlücke frei, sodass wir doch einen kleinen Blick auf den Lavadom und den Vulkansee erhaschen können:

Der rote Berg neben dem See ist der „Lavadom“, der seit dem Ausbruch 2008 stetig wächst und der den Berg mit einem Schlag um 200 Meter erhöht hat. Daneben ist die getrockenete Lava zu sehen… Wow!



Definitiv ein Meilenstein meiner Reise.
Wir setzen uns, essen, trinken Mate, erzählen, lassen uns Zeit, aber irgendwann wird es im Wind doch zu kalt und wir wollen weiter. Maria sieht auf ihrer Karte, dass der Weg theoretisch weiter geht, doch der Versuch, nach dem Ende des Weges noch weiterzugehen, scheitert schnell. Es ist zu steil. Dafür entdecken wir, dass es neben der großen Wurzel/historischem Gebäude, noch eine andere Abzweigung gibt. Der folgen wir und kommen so noch ein ganz schönes Stück am Krater entlang. Hier sind sämtliche Pflanzen verschwunden, es gibt nur Steine und tote Bäume. Wir sind mitten in dem Gebiet, wo sich die Asche/Schlamm/Lavawelle ihren Weg nach unten bis nach Chaiten gebahnt und den Ort unbewohnbar gemacht hat. Ein paar Pfänzchen kommen aber doch langsam zurück.

Und es gibt hier Schätze zu finden: Der Tourguide hat uns beriets erzählt, dass durch die Nähe zum Vulkan im Pumalin-Park viel Obsidian zu finden ist. Die Mädels haben auf dem Weg nach oben schon welchen entdeckt, sich aber nach meiner Standpauke dazu entschieden, keinen mitzunehmen. Ich weiß auch nicht, wann ich so ein Freak geworden bin, aber ich habe immer Fernandos Stimme im Kopf, die erklärt, wenn jeder sich „nur einen kleinen Stein“ mitnimmt und pro Monat 1000nde dasselbe denken, dass es doch einen ganz schönen Unterschied macht. Dafür machen wir halt Fotos. Meistens sind es nur kleine Splitter, aber auf unserem Weg über den Kraterrand finden wir auch einen richtig großen Brocken:

Während wir dem Weg über Stock und Stein folgen, kommen wir dem See immer näher. Und ich bin fasziniert von den Formen und Strukturen, die ich in dem toten Holz entdecken kann:










Den Versuch, zum See runter zu kommen, verwerfen wir aus Zeitgründen. Außerdem wäre das nochmal eine ganz schön anstrengende Zusatzbelastung. Wir machen uns auf den Rückweg und steigen langsam wieder ab. Und jetzt hat sich der Nebel tatsächlich auch etwas gelichtet und wir haben eine Aussicht:





Und durch das Sonnenlicht kann man noch ein paar tolle Bilder von den Baumstämmen machen… besonders ein Shot, lässt den Kenner schmunzeln:




Und auch wenn wir uns beeilen müssen, für ein paar Fotos von wunderschönen Naturmotiven ist immer Zeit:











Ich guck nur so, weil ich grad in eine Zitrone gebissen hab… oder hat mich da grade ne Spinne gebissen? Ich weiß es nicht mehr.
Wir kommen nur fünf Minuten nach der ausgemachten Zeit am Parkplatz an und sehen uns nach unserer Mitfahrgelegenheit um. Aber er scheint noch nicht da zu sein. Wir setzen uns und schwelgen über den schönen Tag und die tolle Wanderung, die wir hinter uns haben. Ich gucke auf mein Handy und sehe, dass ich für meine Nachricht am Morgen – dass wir gerne später abgeholt werden möchten – nie eine Antwort bekommen habe. Zwar wurde die Nachricht gelesen, aber es kam nie eine Bestätigung, dass er uns auch holt. Ich bekomme ein mulmiges Bauchgefühl. Ich erkläre den Mädels was Sache ist, wir beschließen trotzdem noch ein bisschen zu warten, vielleicht verspätet er sich einfach nur.
Wir warten und warten und warten, niemand kommt. An der Straße fährt ein Jeep vorbei, ein Mann starrt uns an… ich bin versucht zu winken, dass er uns mitnimmt, lasse es dann aber. Nachdem er weg ist, fragt Lily, ob wir vielleicht mit dem trampen anfangen sollten. Ich nicke und auch Maria stimmt ein. Dann wird klar, dass wir alle dasselbe gedacht haben, als wir den Jeep mit den drei freien Plätzen gesehen haben und keine reagiert hat. Am Ende wäre DAS unsere Mitfahrgelegenheit gewesen.
Naja, noch ist es hell und auch wenn nicht viel los ist, irgendwer nimmt uns schon mit. Maria guckt auf ihre Karte… bis zurück nach Chaiten sind es 25km… und in etwa 2 Stunden wird es dunkel. Hoffen wir, dass uns vorher jemand mitnimmt. Wir gehen los, raus auf die Carreterra Austral… rein ins nächste Abenteuer.


Liebste Grüße
Eure Jana
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