Hallo ihr Lieben,
weiter geht’s mit meinem Voluntariatsbericht. Leider hält sich die Erkältung hartnäckig, aber die vier Stunden Arbeit pro Tag sind okay, ich schlafe halt davor und danach recht viel. Diesmal gibt’s was Interessantes zu lernen:
Tagsüber reche ich mit Carlos die Wassergräben frei, da in den nächsten Tagen die Speicher der umliegenden Farmen mit Flusswasser aufgefüllt werden. Wir schuften die vier Stunden am Stück durch, sind danach aber immer noch nicht fertig, so viele Blätter liegen darin. Danach geht es wieder auf einen kleinen Reitausflug, Pferde auf der anderen Weide abladen und mit dem Auto zurück. Ich lege mich noch kurz hin, wer weiß, wie lange der Abend wird.
Am Abend sind wir bei Ariel eingeladen. Nicht bei der Meerjungfrau, sorry, sondern bei dem Chef der Bauarbeiter, die das Hostel frisch streichen. Charlie, Gabriel und ich fahren noch ein paar Sachen einkaufen und dann zu Ariels Haus in der Stadt. Wir werden herzlich empfangen und die Pizzabäckerei ist bereits in vollem Gange. Es wird getrunken, sich unterhalten, gelacht und dann gegessen. Kompliment an die Jungs, die Pizza schmeckt großartig, wie beim Italiener!


Ariel hat verschiedene Trommeln im Haus stehen. Schon vor dem Essen haben wir ein bisschen darauf rumgeklopft, jetzt kommt der Professionelle dazu und zeigt uns wie es geht.



Ariel hat die Trommeln von seinem Vater geerbt und kennt sich mit Percussion-Instrumenten sehr gut aus. Er zeigt uns verschieden Rhythmen, unter anderem auch den Cumbia… der mir so gar nicht von der Hand gehen will. Normalerweise bin ich mit Trommeln nicht ungeschickt, aber Cumbia ist jenseits von allen Rhythmen, die ich so kenne. Danach holt er die Gitarre raus. Es ist schon raus, dass ich auch ein bisschen spiele, aber nur ein paar Akkorde aneinanderheften kann. Ariel drückt mir die Gitarre in die Hand und los geht’s. Natürlich treffe ich mit meiner Darth-Vader-Kehle keinen einzigen Ton, aber wir singen und spielen trotzdem fast die halbe Nacht zusammen, bis mein Hals gefühlt nur noch Hackfleisch ist. Ariel spielt auf der E-Gitarre, ich zeige ihm die Lieder, die ich sonst so spiele und er kopiert sie mühelos ab. Irgendwann will ich auch so gut spielen können. Er gibt mir auch mal die E-Gitarre, eine Premiere für mich und ein ungewohntes Gefühl, aber man kommt schnell rein.

Gegen drei Uhr morgens gebe ich die Gitarre zurück und werde sehr müde. Ich suche nach einer günstigen Gelegenheit, um zu verkünden, dass ich mich bald auf den Heimweg mache, aber Charlie kommt mir zu vor und fragt, ob er mir ein Taxi rufen soll. Offenbar hat man es mir schon angesehen. Ich nicke dankbar, verabschiede mich 10 min später und bedanke mich vor allem bei Ariel für den schönen Abend. Um vier liege ich mit offener Kehle aber schmunzelnd im Bett. Nur das aufstehen fällt am nächsten Morgen schwer.
Ich schleppe mich trotzdem vor 10 Uhr zum Frühstück, wenn es schon umsonst für mich ist. Gabriel neben mir sieht noch müder aus, Charlie und er sind erst um 6 Uhr morgens nach Hause gekommen. Da legt sich eine Hand auf meine Schulter. Es ist Johnny, der uns einen guten Morgen wünscht und dann meint, er braucht uns heute früh zum Arbeiten, das Wasser wird heute Nachmittag eingelassen, aber zuvor muss der Speicher gereinigt werden. Wir nicken und seufzen beide, als er weg ist. Ausgerechnet heute. Wie sollte es sonst sein?
Wir frühstücken zu Ende, machen uns fertig für die Arbeit und gehen dann hinaus zum Wasserspeicher. Vor uns liegen sechs unterschiedlich große Becken, alle leer, alle voller Blätter und sehr schmutzig. Charlie, der Unzerstörbare, ist schon dabei, Blätter zu rechen, während Elias, ein weiterer Arbeiter hier, das erste Becken sauber schrubbt. Johnny drückt mir einen Eimer und Handschuhe in die Hand, Charlie hat Gummistiefel geholt und 10 Minuten später stehe ich tief im Schlamm und Blätter aus dem Becken. Der Schlamm ist nichts anders als Dreck und Erdöl, entstanden aus verfaulten Blättern und es stinkt furchtbar. Aber nur die ersten fünf Minuten, danach ist alles so voll mit dem Geruch, dass man es gar nicht mehr wahrnimmt. Wir arbeiten heute mehr als vier Stunden, alle knietief im Dreck. Aber es ist an sich keine harte Arbeit und das Team ist so gut, dass die Zeit und die Arbeit schnell vergeht. Für das große Becken bilden wir eine Menschenkette, zwei füllen unten die Blätter und den Schlamm ein, ich stehe auf halber Höhe und reiche die vollen Eimer an Gabriel, der sie oben ausleert. Zum Schluss stehe ich noch mit Elias im Becken und wir putzen die letzten Schmutzreste aus der Grube. Die beiden hinteren sind bereits voll mit Wasser, wir sind also gerade noch rechtzeitig fertig geworden. Am Ende schieben wir alle zu sechst noch den vollen, schweren Wagen voller Schlamm und nasser Blätter hinter zum Kompost. Dann ist es geschafft.
Schwer vorzustellen? Glücklicherweise ist Charlie eifriger Fotograf und hier sind die Bilder:









Das Wasserspeichersystem selbst ist sehr interessant: Im ersten Becken dreht sich das Wasser nach links, im zweiten nach rechts, im dritten und vierten Becken sind Pflanzen und das zum Schluss kommt das große. Johnny erklärt mir, dass das Wasser so immer in Bewegung ist und durch die unterschiedlichen Strömungen sowie durch die Pflanzen schön sauerstoff- und nährstoffhaltig wird. Vom großen Becken aus wird es mithilfe einer Pumpe zu den Ställen gebracht, um dort die Tiere und Pflanzen zu versorgen. Das System selbst kommt aus der Inka-Zeit, ist also schon mehrere tausend Jahre lange bewährt.
Ich verschwinde schnell unter der Dusche und verbringe einen ruhigen restlichen Tag. Am Abend klopft Vero (eine der Rezeptionistinnen) an meine Tür und fragt, ob ich spontan morgen mit auf die Payunia-Exkursion möchte, es gäbe noch Platz. Eigentlich war das für Dienstag geplant, aber gut, wenn Platz ist, komme ich gerne mit. Sie meldet mich an und ich sage den anderen Bescheid, dass ich am nächsten Tag nicht da sein werde. Dann stelle ich mir den Wecker auf sehr früh (für meine Verhältnisse) und gehe bald schlafen. Hilft leider nicht viel, ich kriege wegen des Hustens nur wenig Schlaf.
Eigentlich habe ich keine große Lust auf einen ganztägigen Ausflug. Aber gut, jetzt bin ich schon hier. Also rein in den Bus und los. Drei Stunden später steht mir den Mund offen: Sowas habe ich noch nie gesehen!
Bis zum nächsten Bericht, meine fleißigen Mitleser*innen!
Liebste Grüße
Eure Jana
No responses yet