Hola chicos y chicas, como estamos?

Weiter geht’s mit meiner Zeit in Mendoza.

Am nächsten Morgen gehe ich gegen halb elf mit Katrine und William zum Bahnhof und wir fahren mit dem Zug in den Vorort Maipú. Wir freuen uns schon richtig auf einen Tag mit leckeren Weinverkostungen. Aber vor allem auch aufs Fahrrad! Richtig gehört: Unsere Weintour ist eine Fahrradtour! Die Umliegenden Weingüter sind so recht einfach zu erreichen… und man arbeitet den Alkohol gleich wieder ab.

Der Guide erklärt uns die Tour ganz genau auf einer Karte. Alles ist perfekt geplant, die Zeiten, wann wir auf den jeweiligen Weingütern ankommen sollten, die Touren und er benutzt zweifarbige Textmarker für Hin und Rückfahrt… mhhh, so schön… ich bin schwerbegeistert. Dann frage ich noch, wie viele Unfälle sie mit besoffenen Radfahrern haben. Also, pro Tag. Er lacht, keine Sorge, das kommt sehr selten vor und wenn dann nicht wegen des Alkohols. Es ist schon lustig: In Deutschland wird einem nach einer betrunkenen Fahrradfahrt der Autoführerschein entzogen (Die Logik erschließt sich mir bis heute nicht) … in Argentinien ist es eine Touristenattraktion und die Leute verdienen Geld damit. Sind andere Sitten in anderen Ländern nicht toll?

Alle gehen nochmal aufs Klo, wir kriegen einen Helm und ein Fahrrad und los geht’s. Ahh, so ein tolles Gefühl wieder Rad zu fahren. Zwar hab ich das Gefühl, dass das Fahrrad gegen mich arbeitet, so schlecht ist es (keine Stoßdämpfung, keine Schaltung, schwer zu treten, abgefahren), aber ich liebe diese Art der Fortbewegung trotzdem. Wir fahren durch die Stadt und ich riskiere ein paar Mal Unfälle, um Fotos/Videos zu machen, aber das muss ich einfach festhalten: Ameisenscheiße:

Wir kommen an unserem ersten Stopp an, stellen unsere Räder ab und sind schon ganz gierig auf das erste Weinglas. Wir gehen zum Gebäude, dort spricht uns eine Frau an, ob wir zur Führung da sind, wir nicken und geben unseren ersten Coupon ab. Die Frau nickt und führt uns und ein paar andere Leute in eine kleine Produktionshalle. Sie stellt sich und den Betrieb vor, ein kleiner Familienbetrieb, der seit über hundert Jahren bestes Olivenöl produziert.

Häh, was, Olivenöl?

Wir hören weiter zu und ich warte ab, ob sie erwähnt, dass außer dem Öl auch Wein produziert wird, doch dazu kommt es nicht. Unser erster Stopp ist eine Olivenölverkostung. Oh! Das haben wir irgendwie alle drei vercheckt. Naja, auch gut. Die Frau erklärt uns die verschiedenen Maschinen, wie das Öl gepresst, gelagert und abgefüllt wird und ein paar Unterschiede zwischen den Sorten. 

Dann gehen wir in den Verkostungsraum. Auf kleinen Stehtischen sind verschiedene Öle jeweils mit Baguette oder mit einigen Aufstrichen bereit gestellt. Sie erklärt außerdem, dass die Firma eine kleine Kosmetiklinie entworfen hat, bei der ich aufhorche und zuhöre. Am Ende kaufe ich mir ein Hautöl, das bei der Probe so gut gerochen und meiner Haut sehr gut getan hat. Außerdem wird meine Bodylotion bald leer, da kann ich meiner Haut mal was Gutes tun, bevor ich sie in die bolivianische Salzwüste schicke.

Wir probieren uns durch… ich schmecke ehrlich gesagt nur Olivenöl, der Unterschied ist minimal. Knoblauch und Zitrone sind als Varianten noch am dominantesten. Die Aufstriche sind allerdings sehr lecker. Mit aufgefülltem Magen steigen wir wieder auf die Räder und fahren weiter.

Der Ort hört langsam auf und wir bekommen eine Aussicht auf die umliegenden, schneebedeckten Gipfel der Anden. In dieser Zone ist die Gebirgskette am höchsten und tief darin liegt der höchste Berg in Südamerika: Der Aconqagua. Wir raten, welcher es ist, erfahren aber später erst, dass der Berg von Mendoza aus überhaupt nicht zu sehen ist. Ein Stück weiter die Landstraße entlang kommen wir am ersten Weingarten an. Wir klopfen, niemand öffnet. Vielleicht sind wir falsch? Wir fahren ein Stück vor, da ist ein Eingang zu einem Weingarten, doch der Mann, den wir treffen, schickt uns wieder zurück. Auf der Straße sehen wir dann, dass uns doch jemand entgegen winkt, wo wir zuerst geklopft haben. Wir waren nur zu ungeduldig. Jetzt geht es aber los. Wir parken unsere Räder und gehen in Richtung Garten, wohin uns unser Gastgeber schickt. Kurz darauf kommt eine Frau heraus, die uns herzlich begrüßt. Sie ist die Besitzerin des Weingutes. Während sie uns erklärt, dass sie in die Familie ihres Mannes eingeheiratet hat, sie sich gemeinsam hier niedergelassen haben und sie letztlich Weinkunde studiert hat, bringt uns ihr Mann ein Glas Weißwein und wir können endlich anstoßen. Cheers!

Wir setzen uns gemeinsam in den Garten, von dem unsere Gastgeberin erzählt, dass es ihr Wunsch und ihre Umsetzung war. Das Weingut mitten in der Wüste, naher eine befahrenen Straße, das wollte sie nicht für sich: Ein weitläufiger, grüner Garten musste her, sonst bleibt sie nicht hier. Jetzt nutzen sie den Garten auch für Feste, größere Verkostungen, die teuren Bewässerungskosten finanzieren sich so auch. Ich bin begeistert, die Anlage ist traumhaft!

Gleich danach zeigt sie uns eine kleine künstliche Lagune, die als Wasserspeicher dient. Da die Gegend hier so trocken ist, ist ein Vorrat unabdinglich.

Danach gehen wir hinter das Anwesen zum angrenzenden Weinfeld. Unsere Gastgeberin erklärt uns, dass sie nur ganz sparsam und nur direkt an den Pflanzen bewässern. Deshalb wächst auch direkt unter den Pflanzen Gras, sonst nirgendwo. Das Gras ackern sie regelmäßig in den Boden ein, damit es der Weinranke keine Nährstoffe wegnimmt, sondern selbst zum Nährstoff für den Boden wird. Sie benutzen keine Chemikalien, sie sind ein Biobetrieb. Erntezeit ist normalerweise im April, doch dieses Jahr hat sie bis Mai gewartet, weil der April nicht sonnig genug war. Sie erklärt, mit der Hitze gewinnt die Traube an Süße. Wir entdecken einige Olivenbäume zwischen den Rankenfeldern und fragen nach: Die Olivenbäume dienen als Noteinkommen, falls die Trauben von Unwetter oder ähnlichen Einflüssen zerstört werden. Dann kann man immer noch die Oliven verkaufen, aus denen dann Öl hergestellt wird. Ich höre interessiert zu, ganz schön klug die Leute, für alle Situationen abgesichert. Da steckt sicher einiges an schlechter Erfahrung dahinter.

Wir gehen zurück aufs Gelände und zu den heiligen Hallen, in denen der Wein hergestellt und gelagert wird. Sie zeigt uns die Erntekörbe, mit denen die Trauben gepflückt werden. Die Pflücker arbeiten auf Zeit und Menge, sodass sie zwischen den Weinranken und dem Ablieferungstransportern hin und her RENNEN. Dann fallen die Trauben in eine Maschine, in der sie zerquetscht und Haut/Fleisch von Flüssigkeit getrennt werden. Ich frage, was mit dem Rest passiert, der nicht zu Wein verarbeitet wird. Sie erklärt, das wird als Dünger für die Pflanzen wiederverwendet. Sauber.

Dann führt sie uns in eine Halle mit einem schmalen Gang und großen steinernen Fließwänden: Die Lagerhallen für den Wein. Riesige Schwimmbäder… voll mit Traubensaft, der bald zu Wein wird. Sie grinst, es ist Zeit für „Canilla feliz“. Wir sehen sie verwirrt an, was? Sie erklärt, canilla ist der Wasserhahn und feliz bedeutet glücklich. Weil aus diesem Wasserhahn kein Wasser fließt 😉

Sie nimmt das erste Glas, hält es unter den Hahn und dreht auf: Violett-rot stürzt die Flüssigkeit daraus und ich bin schon richtig gespannt, wie es schmeckt:

Sie füllt alle Gläser, erklärt uns, dass man alle Sinne nutzt, um Wein zu genießen. Zuerst beobachtet man die Farbe. Intensive Farben, wie dieser hier, deuten auf einen jungen Wein hin, auch, dass er ein bisschen schaumig ist. Dann riecht man. Auch wenn es sehr fruchtig riecht, ist der Wein jung, also nur ein paar Monate, bis ein Jahr oder wenig mehr. Und zuletzt wird probiert. Es schmeckt fruchtig, säurig, leicht süßlich. Sehr lecker!

Ich lerne, dass Wein deshalb so lange haltbar ist, weil er in der verkorkten Flasche ohne Sauerstoff… „schlafen“ kann. Deshalb muss ein (Rot-)Wein, nach dem öffnen „atmen“, buchstäblich wieder mit Sauerstoff in Verbindung kommen, um sein Aroma zu entfalten. Das „Schlafenlegen“ funktioniert natürlich nur einmal ;-).

Wir gehen weiter in die Lagerhalle, wo der Wein in Flaschen/Fässer abgefüllt wird. Auf den Flaschen liegt eine dicke Staubschicht.

Der Wein darin ist die Krönung der Linie unserer Gastgeberin: Cojonudo quien se atreva. Wir lachen, als sie den Namen erklärt: Grob übersetzt bedeutet es: Für den, der die Hoden hat. Welcher Macho-Argentinier fühlt sich da nicht angesprochen? Die Traube ist Malbec, wie fast bei allen Weingütern, das ist der Klassiker, der in der Mendoza-Region produziert wird. Natürlich dürfen wir auch den probieren, dafür gehen wir in den Laden.

 Tiefrot, kräftig, undurchsichtig und trocken-holzig ist das Aroma des Weines. Und stark. Ich bin eher der süße Typ, aber ich bin sicher, dass es für diesen Wein einige Abnehmer gibt. Der andere Wein, die ältere Form des jungen Weines, den wir zuvor hatten – „Sir Thomas“ genannt – hat bereits zwei Mal Gold gewonnen. Unsere Gastgeberin hat große Hoffnungen auf ihren neuen Favoriten und ich drücke ihr fest die Daumen, dass es klappt. Damit sind wir am Ende unserer ersten Tour und für mich war es auch die beste. Das Weingut ist traumhaft, der Wein toll und bio und unsere Gastgeberin… ja, ich geb’s zu, ich hab mal wieder den Namen vergessen, war so sympathisch und freundlich, dass ich ihr nur das beste für die Zukunft und für die ihrer Produktion wünsche. Glücklich und mit Wein im Bauch setzen wir uns wieder aufs Rad und radeln weiter zu unserem Mittagessen und einer weiteren Verkostung.

Dafür müssen wir ein ganzes Stück über eine schöne Landstraße radeln, die mit großen, herbstlichen Laubbäumen gesäumt ist. Die gelben Blätter liegen auf der Straße oder fallen sanft herab, während uns der Fahrtwind um die Nase weht… es ist eine wunderschöne Fahrt.

Das nächste Weingut ist deutlich größer und touristischer, aber auch wunderschön. Hat auch ein Restaurant annektiert, in dem wir essen. Also davor, in der Außenlounge mit Sonne und Blick aufs Weinfeld:

Wir lassen uns das Essen schmecken, leider vergisst der Kellner, uns den Wein rechtzeitig zu bringen. Dafür bringt er uns danach gleich eine Flasche, die wir natürlich nicht ganz schaffen, aber so trinkt jeder zwei Gläser. Nach dem Essen gibt es eine Führung, doch mit einem Blick auf die Uhr, sagen wir ab, wir müssen weiter. Doch die Frau bietet uns an, dass wir die Führung überspringen und gleich schnell mit ihr die Verkostung machen können, wenn wir wollen. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen. Sie bringt uns drei Weine, von denen ich ehrlich gesagt nur einen in Erinnerung behalten habe, weil ich das noch nie zuvor gehört habe: Einen orangenen Wein. Tatsächlich wirkt der Wein eher orange als rosé. Sie erklärt, das Geheimnis liegt in der Mischung. Wie genau? Keine Ahnung, so langsam bin ich echt betrunken und nicht mehr aufnahmefähig. Aber ist doch interessant oder?

Leicht benebelt steigen wir wieder aufs Rad und fahren die schöne Straße ein Stück zurück zu unserer letzten Verkostung: Florio, ein italienisch-stämmiges Gut. Dort gibt es wieder eine kleine Führung zuerst aufs Feld, dann in die Produktionshallen, die der vom ersten gut sehr ähnlich sind, nur deutlich größer!

Von dort geht es zurück ins Hauptgebäude, wo es einen „historischen Keller“ zu besichtigen gibt. Der Raum ist im Stil des 19. Jahrhundert eingerichtet, wie es zu den Zeiten des Urvaters der Kelterei ausgesehen hat.

Danach gehen wir wieder nach oben, wo wir ein letztes Mal verkosten dürfen. Erinnert ihr euch, wie ich euch bei der ersten Kelterei noch alles ganz genau erklären konnte? Ja, jetzt nicht mehr. Wir kosten weiß (sehr süß), schaumig-rosé (sehr süß), rot (herb, aber sehr lecker) und braun – ja, braun. Auch eine Premiere für mich.

Kurzum, es schmeckt eklig. Ein Mix aus verdorbener Cola und Lakritz mit Alkohol… ich krieg das Glas kaum runter. Wird offenbar oft vor dem Essen serviert, um den Appetit anzuregen… finde nicht, dass der Effekt gelungen ist. Aber okay, Geschmäcker sind ja bekanntlich sehr verschieden, vor allem bei Wein.

Oh Mann, jetzt bin ich echt gut angetrunken. Aber es wird Zeit für den Rückweg! Die Sonne steht schon sehr tief und wir wollen noch unsere zwei Boni abholen, bevor wir das Fahrrad zurückgeben müssen. Also treten wir in die Pedale, während die Sonne untergeht.

Auf dieser Strecke habe ich ernsthaft das Gefühl, egal wie viel ich strample, das Fahrrad bremst mich aus. Das liegt sicher auch am Alkohol, vielleicht auch am Gelände aber definitiv auch am Rad. Es ist sehr anstrengend! Unterwegs steht ein Auto unseres Touranbieters am Straßenrand, der nachschaut, ob die letzten Radler auf dem Rückweg sind. Wir grüßen fröhlich und ich klatsche ihn ab, das letzte Stück liegt vor uns. Unser erster Bonus ist ein kleines Eis und ein kleiner Alfajor von einer bekannten regionalen Produktion. Beides schmeckt sehr lecker und ist eine willkommene Stärkung. Wir fahren wieder durch die Stadt, es wird langsam dunkel, bis zum zweiten Bonus, ein winziger Kiosk, wo wir ein letztes Glas Wein bekommen. Das nehmen wir natürlich noch mit und dann ist es schon nicht mehr weit, bis wir anhalten und absteigen… zum letzten Mal. Es ist 19:02 Uhr, und hinter uns liegt ein fantastischer Tag! Wir müssen noch ein bisschen auf den Zug warten, doch schon bald bringt der uns zurück nach Mendoza. Die anderen beiden kaufen noch ein, ich gehe schonmal zurück zum Hostel, wo ich noch koche, doch schon bald schlafe gehe. Der nächste Tag wird anstrengend.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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