Liebe Leser*innen,

bevor es weitergeht, muss ich zugeben, das ich sehr weit gereist bin, ohne etwas zu schreiben. Hier und da ein paar Notizen, aber man merkt den Artikeln über die Länder Bolivien und Peru schon an, dass ein paar Details eher schwammig sind. Das tut mir echt leid. Ich hoffe, ihr habt troztdem noch genug Spaß beim Lesen. Also gut, weiter geht’s mit unserem Tag in der Wüste.

Ausgemacht war, dass wir den Jeep um neun abfahrbereit vom Hostel bekommen. Um fünf vor neun frage ich nochmal nach, die Rezeptionistin, meint, sie ruft mal an. Letztendlich muss ich zu einem anderen Hostel laufen, unsere Straße ist wegen Bauarbeiten gesperrt und zahlen muss ich eh vor Ort. Okay, na super. Ich laufe los zum anderen Hostel, komme dort an, zahle den Jeep und die Sicherheit von 400.000 Pesos mit der Karte. Der Vermieter nickt, er gibt mir das Geld dann in bar zurück…

Äh… was? Ich erkläre, dass ich davon ausgegangen bin, dass mir das Geld zurücküberwiesen wird. Ich bin noch zwei Tage in Chile, was will ich mit 400.000 Pesos in bar? Schlecht gegen Bolivianos tauschen?? Sicher nicht! Er gerät in Erklärungsnot und verschwindet nach hinten, während ich sauer vorne warte. Nach einiger Zeit kommt er zurück und meint, er gibt mir nach dem aktuellen Kurs den Betrag in US-Dollar, okay? Ich seufze, okay, damit kann ich leben. Dann gehen wir zum Auto. Ich hab aus meiner letzten Erfahrung gelernt und teste absolut alles, Schaltung, Licht, HUPE, mache Fotos und Videos von Karosserie UND Unterboden. Der Jeep ist im Top-Zustand und ich freue mich richtig, endlich mal so ein Riesenauto zu fahren. Trotzdem muss ich nach erfolgreicher Übergabe nochmal in mein Hostel zurück, Ale abholen, Vorräte einkaufen und so weiter. Als ich ankomme, stellen wir durch Zufall fest, dass man sämtliche Sehenswürdigkeiten die ich herausgesucht hatte vorreservieren muss… einschließlich Zeitfenster. Ich stöhne, Chile ey, die schmeißen mir auch immer Knüppel zwischen die Füße. Während unser Hostelwirt Ale einige Dinge erklärt, mache ich übers Handy schnell online Reservierungen… so dass wir am Ende wenigstens drei von fünf Zielen anfahren können. Alles in allem kommen wir so erst gegen 10:30 Uhr los. Das Autofahren ist ungewohnt, ich bin so hoch und so groß… aber sobald wir aus San Pedro draußen sind und getankt haben, habe ich den Dreh raus und wir kommen gut voran. Was für ein Unterschied zu der Schrottkarre, die wir in Argentinien hatten… Chile, es kostet, aber es hat Qualität.

Wir fahren zu unserem ersten Ziel… und nehmen gleich mal die falsche Abbiegung. Mein Handychip funktioniert nicht, wir haben kein Internet und keine von uns wollte sich für 2 ½ Tage einen neuen kaufen.  Nicht schlimm, mit Offline Maps können wir uns halbwegs orientieren und finden so einen schönen Aussichtspunkt, den wir nach einem kurzen Foto aber wieder verlassen.

Dann sind wir richtig auf dem Weg zum Valle de la luna – Version Chile. Wir kommen am Empfang an, zeigen unsere Tickets, die Frau schüttelt den Kopf. Das reicht nicht, wir müssen das hier und dort runterladen. Ich fasse es nicht. Gott sie Dank gibt es WLAN und nach ein paar wirren Klicks können wir doch noch unsere Tickets runterladen und Hallelujah, den Besuch starten. Unser Hostelwirt meinte, eine Stunde im Valle de la luna ist problemlos machbar. Die Frau schüttelt wieder den Kopf, ein Besuch dauert standardmäßig drei Stunden. Langsam wird unser Pech fast witzig.

 Wir fragen, ob es auch kürzer geht, wir haben einen strammen Zeitplan für heute und sind eigentlich eh schon spät dran. Sie überlegt kurz und zeigt uns dann einen Weg, wie wir zwar einige auslassen müssen, aber dennoch die Hauptattraktionen sehen können. Das könnte in einer Stunde klappen. Wir atmen auf, super. Sie gibt uns eine Karte und Anweisungen, wir bedanken uns und düsen dann los. Ich überziehe die Geschwindigkeitsbegrenzung ein ganz kleines bisschen, um uns ein paar Minuten rauszuschlagen, die Wege sind so weit okay.

Wie in Argentinien auch wirkt die Felslandschaft hier wie auf einem fremden Planeten. Wir steigen an einem Punkt aus und laufen zu einem Aussichtspunkt. Schwer atmend kämpfen wir uns durch den Sand nach oben, die Höhe ist deutlich zu spüren. Auf über 3000 Metern ist man schneller aus der Puste.

Oben angekommen haben wir eine schöne Sicht auf das chilenischen Mondtal und auf die Dünen. Es ist sehr schön.

Kurzer Genuss, dann fix zurück zum Auto und weiter. Wir fahren durch skurile Steinlandschaften und an Dünen vorbei, bis es plötzlich wirkt, als würde Schnee neben uns und auf den Bergen liegen. Es wird immer weißer und plötzlich beginnt die Landschaft im Sonnenlicht zu glitzern. Es ist natürlich kein Schnee, sondern die Salzkristalle, die hier überall verteilt und tief in den Bergen liegen. Wir kommen aus dem Staunen kaum raus. Leider gibt es kein Bild, wo ich das Glitzern richtig einfangen konnte, aber immerhin:

Am Zielpunkt angekommen steigen wir nochmal aus und gehen zu zwei einhalb aufragenden Felsen: die Drei Marien. Wir fragen den Guide und er erklärt, dass den Entdecker der Felsen diese an drei betende Marienstatuen erinnert hat. Heute sind es aber leider nur noch zwei. Ein Tourist (Klar, was sonst, Scheiß-Touris!) hat sie für ein Foto gegen eine der Statuen gelehnt… woraufhin sie umgefallen ist. Bisher wollte noch niemand den Ort in „Zwei Marien“ umbenennen.

Wir machen uns auf den Rückweg. Zugegeben, kurzer Besuch, aber wir haben einen guten Eindruck bekommen und ich würde jedem die dreistündige Tour empfehlen. Es lohnt sich, den Ort noch genauer zu erkunden.

Wir fahren wieder zurück zum Empfang, nutzen das WLAN dort nochmal kurz zur Streckenorientierung und düsen dann schnell weiter zum nächsten Ziel, zu dem wir schon viel zu spät dran sind. In einem Wettlauf gegen die Zeit jage ich unseren Jeep (=Spanisch Camioneta, so nenne ich ihn ab jetzt, klingt einfach schön) über die Straßen, deutlich am Tempolimit vorbei, immer noch langsamer als alle anderen, die mich ständig überholen.

Unser nächstes Ziel ist die Laguna Cejar, für die wir uns um 12 Uhr angemeldet hatten und die um 13 Uhr schließt. Um 12:57 Uhr stoppe ich den Jeep vor der Schranke und Ale winkt der Frau am Pförtnerhaus. Sie kommt raus, schüttelt den Kopf und deutet auf ein Schild „Cerrado“ (Geschlossen). Gleichzeitig mit uns sind auch zwei Fahrradfahrer angekommen, auch die wirken nicht begeistert. Ale und ich haben uns schon einen Plan zurecht gelegt, beginnen von unseren Problemen mit dem Auto zu klagen, sodass sie schnell aufgibt und nachfragt, ob wir noch rein dürfen. Allerdings nur, weil wir reserviert hatten. Die Fahrradfahrer müssen leider umkehren. Das tut mir echt leid, es ist heiß und der Weg war weit, mit dem Fahrrad erst recht. Aber Chile kennt keine Gnade für unvorbereitete Touristen… außer für uns heute. Die Frau verlangt nach unserer Reservierungsnummer, wir nennen sie ihr und dann nickt sie, öffnet die Schranke. Wir bedanken uns so herzlich, dass ihr sogar ein kleines Lächeln ins Gesicht rutscht. Schnell parken wir das Auto, sammeln unsere Sachen zusammen und werden dann von einem jungen Mann freundlich empfangen. Die Lagunen werden von einer einheimischen Kommune betreut und geschützt, er ist Teil von ihnen. Er erklärt uns den Weg, die Regeln, wir hören genau zu und erklären, dass wir eh im Schnelldurchlauf alles machen müssen. Er nickt, geht schon.

Wir beginnen den Rundweg. Insgesamt gibt es drei Lagunen hier, die erste ist die Laguna Cejar, eine kleine Salzlagune, die idyllisch zwischen dem struppigen Wüstengras liegt.

Man spaziert weiter zu einer zweiten Lagune, in der man baden kann und für die wir uns auch vorbereitet haben. Allerdings gehen wir, wie von dem jungen Mann empfohlen zuerst noch zur dritten Lagune, sodass wir uns nach dem Bad direkt wieder auf den Weg machen können. Auch schön, aber am Ende „nur eine Lagune“.

Wirklich spannend ist die Badelagune und eine kleine „Nebenlagune“. Beide sind von Salz umgeben und beginnen sehr flach. Doch in der Mitte stürzt der Boden in den Abgrund und es wird unglaublich tief, keine Ahnung wie tief. Es sieht unglaublich schön aus.

Ale und ich müssen schnell sein. Erstens, weil das letzte Ziel wartet, zweitens, weil wir zwei Weißbrote in der Wüstensonne superschnell verbrennen würden… und es ist verboten, außerhalb des Gesichts Sonnencreme zu verwenden. Auch soll man den Kopf nicht untertauchen. Das dient natürlich dem Schutz des Wassers und ist vollkommen verständlich, macht die Sache für uns aber ein bisschen gefährlich. Wir ziehen uns aus und gehen ins Wasser, ich voran. Es ist sau kalt. Der Boden unter meinen Füßen allerdings relativ warm. Irres Gefühl, vor allem weil man es von zuhause ja genau anders herum kennt: Warme Oberfläche, aber dann wird’s kalt. Ich bin eben in einer verkehrten Welt.

Ich gehe bis zum Abgrund, überwinde mich und setze mich dann doch kurz ins Wassers, um einmal über die Tiefe zu schwimmen… in der Pupille des Sees, sozusagen. Aber nur ganz kurz, dann schwimme ich wieder zum Rand. Eine Weile lang bleiben wir im Wasser, machen Fotos, dann geht es schnell wieder raus und in Richtung Umkleidekabine.

Der Weg dorthin ist steinig, wir sind barfuß unterwegs. Ein Klacks für mich, aber meine arme Ale muss ganz schön leiden. Wir duschen, ziehen uns um, vermelden keine Verbrennungen und stürmen dann ab zurück ins Auto. Vor uns liegt eine ca. 90-minütige Fahrt, die ich um ca. 20 min verkürzen muss, damit wir noch halbwegs pünktlich kommen. Aber ich bin guten Mutes, der Tag verlief trotz holprigen Start bis jetzt ganz gut und das Glück war auf unserer Seite.

Wieder jagt unser weißer Camioneta über durch die Schöne Landschaft, bis nach Socaire, wo wir unseren letzten Stopp haben. Wir sehen eine Einfahrt zum Ticketoffice, stellen das Auto dort ab: Es ist 16:04, wir waren für 16 Uhr angemeldet. Top!

Wir haben uns bereits im vornherein gewundert, warum es in der Reservierung hieß, wir müssten eine Stunde vorher dort sein. Als der Mann uns das Ticket gibt erklärt er, man muss nochmal ca 30 Minuten weiter die Straße entlang und dann den Berg hoch. Aha. Na gut, aber da wir jetzt pünktlich sind (Reservierung für 17 Uhr, eine Stunde Zeit um dort hoch zukommen.), dürfte das ja kein Problem sein. Ist es auch nicht, bis wir auf den Sandweg einbiegen, der uns nach oben bringt… Unser Hostelwirt hat uns bereits gewarnt, vorsichtig im Sand zu sein. Einmal festgefahren, gräbt sich das Rad nur tiefer in den Sand und wir kommen nicht mehr vom Fleck. Die Straße ist immerhin nicht steil, aber sehr sandig und wieder gibt es diese kleinen Bodenwellen, die uns von oben bis unten durchrütteln und auf denen die Räder wenig Halt finden. Selbst bei niedriger Geschwindigkeit rutschen mit hinten manchmal die Räder weg, wie damals beim Mountainbike auf der Halbinsel Valdez. Wir fahren im Schneckentempo nach oben und ich bin super angespannt die ganze Zeit, vor allem während Gegenverkehr kommt. Am Ende kommen wir so aber sicher oben an, dort wird uns kurz der Rundweg erklärt und wir machen uns auf den Weg zur ersten Lagune. Hier sind die Wege deutlich besser. Wir fahren den Hügel runter und vor uns öffnet sich die Sicht auf einen riesigen dunkelblauen See, bei dem an mancher Stelle das Wasser sogar lila und grün schimmert. Wir sind baff. Es ist die Laguna Miscanti, auf über 4000 Meter Höhe. Da dort grade relativ viel los ist, fahren wir zuerst dran vorbei zur nächsten, der Laguna Miniques, ein bisschen kleiner, aber mindestens genauso schön.

Wir bleiben kurz, doch als die nächsten Autos kommen, machen wir uns auf den Rückweg und halten nochmal bei der Laguna Miscanti. Dort kann man auch ein bisschen entlang laufen und wir finden ein paar Infotafeln zur Tierwelt. Zwischen verschiedenen Vogelarten lebt hier oben der „Flamingo andino“ der sich ein bisschen vom Flamingo Austral – den ich schon kenne – entscheidet. Der Rücken ist schwärzer, der Hals deutlich pinker. Leider sehen wir hier keinen, ist auch nicht die Saison. Außerdem kriege ich endlich ein paar mehr Infos zu den Vicuñas, die mich seit einiger Zeit statt den Guanacos begleiten. Wie die Guanacos sind sie auch wildlebend und stehen unter Naturschutz. Sie dürfen nicht gefangen oder gejagt werden. Vicuñas leben grundsätzlich nur in einer Höhe von über 2500 Metern, ihr Fell ist hellgelb, am Bauch weiß. Sie sind die kleinste der vier Arten… aber ehrlichweise auch die süßeste. Ihre rehartigen Augen und der rundliche Kopf unterscheiden sie ebenfalls, die anderen Arten haben ein eher längliches Gesicht. Vicuñas sind sehr territorial, sie bleiben in einem Gebiet und verteidigen dieses auch. Aha, spannend zu wissen.

Wr spazieren noch den Weg zurück und steigen dann wieder ins Auto, um uns auf dem Höllenpfad wieder gaaanz langsam zurückzubegeben. Wieder auf asphaltierter Straße angekommen bietet sich uns eine wunderschöne Sonnenuntergangsstimmung. Wir stoppen an einem Punkt und sehen uns von dort die sinkende Sonne an. So schön hatte ich das in den Bergen noch nie, wie stehen am perfekten Punkt.

Dann treten wir den langen Heimweg an. Ein- zwei Mal versuche ich noch an einer dunklen Stelle anzuhalten, um einen Blick auf die Sterne zu erhaschen, aber mit dem Vollmond ist das einfach schwer zu sehen. Wir fahren trotzdem erst nochmal an San Pedro vorbei und auf den Aussichtspunkt vom Anfang, wo es wirklich wenig Licht gibt, aber trotzdem keinen guten Blick auf die Sterne. Schade, dabei sollen die in der Wüste doch so schön sein. Naja, die Gelegenheit wird sich schon noch ergeben.

Wir fahren zurück nach San Pedro, geben unseren Camioneta unversehrt wieder zurück, essen zu Abend und gehen früh ins Bett. Am nächsten Morgen geht es noch früher raus!!

Liebste Grüße

Eure Jana

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