Nein, ich hab nicht zu viel Game of Thrones geguckt!!

Hallo meine Lieben! Toller Artikel, tolle Fotos, viel Spaß.

Der Wecker klingelt um vier. Mühsam quälen wir uns aus dem Bett, es ist sehr kalt. Heizung gibt es nicht, so hoch oben hat es um die -1 Grad und zwar bis die Sonne aufgeht. Bibbernd springen wir in unsere Klamotten, bereiten uns vor und stehen um 5 Uhr abgehbereit vor dem Hostel. Leider müssen wir eine halbe Stunde in der Kälte warten, bis unser Shuttle kommt. Der Fahrer entschuldigt sich, der Guide für die Tour ist krank geworden, deshalb mussten sie spontan umdisponieren, er macht heute die Tour. Wir nicken, Hauptsache wir kommen schnell in den Bus… der aber auch nicht sonderlich wärmer ist.

Das Shuttle fährt weiter, holt noch zwei Parteien ab, dann fahren wir raus aus der Stadt. Der Fahrer meint, wer schlafen kann, möge schlafen, so veträgt man die Höhe am besten. Es geht wieder hinauf auf 4100 Höhenmeter. Die spannende, holprige Fahrt verpasse ich aber, ich nehme mir den Rat nämlich zu Herzen und penne gleich wieder ein. Erst gegen Ende wache ich wieder auf, während wir schon irgendwelche Steinpisten entlangkurven, bei denen ich die Reifen schon platzen sehe. Aber der Bus ist beständiger als gedacht. Nach etwa eineinhalb Stunden kommen wir an, bezahlen den Eintritt und fahren dann zum Ziel unserer Reise:

In einem kleinen Tal steigen rauchende Säulen auf, verteilt auf der Fläche von mehreren Fußballfeldern. Es ist das höchstgelegene geothermische Feld der Welt: Die Geisire von Tatio. Wir steigen aus… und stolpern fast zurück in den Bus. Die Kälte ist irre. Das ist das erste und einzige Mal, dass ich alle meine fünf Schichten übereinander ziehen muss. Die -11 Grad fühlen sich auf über 4000 m Höhe an wie -30 Grad. Bibbernd folgen wir unserem Fahrer, der uns erklärt, wie es zu dem natürlichen Phänomen kommt.

Unter uns befindet sich eine Magmakammer und darüber fließt ein unterirdischer Fluss. Die Magma erhitzt das Wasser und bringt  es zum kochen, so bahnt es sich siedend und rauchend seinen Weg an die Oberfläche und bietet so ein spektakuläres Naturphänomen für uns. Natürlich sieht man den Rauch in der Kälte noch besser. Das Wasser kocht hier übrigens bei 85 Grad Celsius, wegen der Höhe. In dem Wasser leben zwei Bakterienformen (hypertophil ? und extermophil?), sodass man in manchen Quellen sogar Farben sieht.

Während wir mitten zwischen den Geysiren spazieren gehen, frieren uns die Füße ab. Bei Ale geht es schneller, weil sie nur Sportschuhe trägt, bei meinen Wanderschuhen dauert es etwas länger, aber auch da kommt die Kälte bald an. Bei mir außerdem die Finger, weil ich natürlich gar nicht genug Fotos machen kann von den tollen Rauchschwaden, die so hoch wie Bäume in die Luft aufsteigen. Währenddessen legt unser Fahrer die nackte Hand auf den Boden: Es ist warm. Wir tun es ihm gleich, es ist wirklich schön warm… ich bin versucht, barfuß zu laufen, aber das lass ich doch lieber, wahrscheinlich ist es NUR dort warm.

Manche Quellen spucken nur Dampf aus, manche auch Wasser. Bei denen mit Wasser kann man sehen, wie das heiße Wasser in der Kälte kurz zu Schnee gefriert, nur um dann wieder in den heißen Pool zu fallen. Unser Fahrer erklärt, dass hier alles gut abgegrenzt und gesichert ist, weil es vor ein paar Jahren zu einem tödlichen Unfall gekommen ist. Eine Frau ist zu nahe rangegangen und in eine der Quellen gestürzt. Furchtbares Schicksal! Deshalb hat der Staat Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, für die wir alle dankbar sind.

Da geht endlich die Sonne auf… und bietet ein fantastisches Spektakel, als sie sich hinter den rauchenden Säulen nach oben schiebt.

Mit der Sonne wird es auch sofort erträglicher. Einige aus der Gruppe sind zuvor schon wieder in den Bus zurück, es war zu kalt. Verständlich, trotzdem bin ich froh, dass wir durchgehalten haben und diesen einzigartigen Sonnenaufgang beobachten können. Ales Füße tauen auch schnell wieder auf, meine brauchen wegen der dicken Wanderschuhe etwas länger.

Wir beenden unseren Rundgang und fahren auf einen Aussichtspunkt etwas weiter oben, wo ein leckeres und umfassendes Frühstücksbuffet serviert wird. Alle schlagen zu, ich halte mich ein Stück entfernt, weil ich mal wieder total aufgebläht bin (ich glaube das kommt auch von der Höhe) und die ganze Zeit pupsen muss.

Nach dem Essen steigen wir wieder ein und fahren auf Wegen übers Gelände, das kein Deutscher jemals einem Auto zumuten würde, nicht mal einem Monstertruck!! Aber unser Fahrer und das Shuttle meistern alle Steinpisten, Gräben, Sandstrecken… tja die Gewohnheit macht’s. Wir sehen wieder viele Vicuñas, auch ein paar Lamas und halten bald über eine Lagune, wo es verschiedenste Vogelarten hinzieht. Normalerweise auch Flamingos, aber da sind wir gerade in der falschen Saison. Der Ausblick ist wunderschön:

Unser Fahrer zeigt in die Ferne auf einen rauchenden Berg: Ein aktiver Vulkan. Ich bin fasziniert. Ich weiß auch nicht wieso, aber irgendwie haben eine Vulkane einfach etwas Spannendes und ich bin jedes Mal wieder begeistert. Vor allem ist das der erste, den ich tatsächlich qualmen sehe. Nur leider sehr weit weg.

Wir steigen wieder ein und halten noch einmal über einem Canyon, dessen Aussicht ebenfalls nicht übel ist. Ich bitte Ale ein Foto von mir zu machen:

Und schwupps, klauen alle die Idee und machen exakt dieselben Fotos. Oh Mann… schließlich macht der Fahrer noch ein paar Bilder von uns, die sind aber auch ganz schön:

Der Fahrer zeigt uns eine Pflanze, die „Rica-Rica“ heißt (Lecker-lecker). Ist eine lokale Heilpflanze gegen Kopfschmerzen, für Kreislauf und eine bessere Verdauung. Super, her damit, wir stecken gleich was davon ein.

Dann steigen wieder alle in den Bus und wir fahren zurück nach San Pedro. Dort wollen Ale und ich uns gleich ein Busticket für die kommende Nacht kaufen, aber leider gibt es nur noch eines. Mist. Also kaufen wir gleich zwei für den folgenden Tag und hoffen, dass unsere Betten im Hostel noch eine Nacht frei sind. Sind sie. Somit haben wir einen Zusatztag, der mir so gar nicht passt. Eigentlich will ich jetzt schnell vorankommen, einen strikten Zeitplan einhalten und genau das sind die Dinge, die uns unnötig Zeit kosten. Aber gut, man kann es nicht ändern, also kann man auch was draus machen. Als wir zurücklaufen, laufen wir in eine Schaf-/Ziegenherde, die komplett allein ohne Hund und Hirte über die Straße läuft, als wär’s das normalste auf der Welt… ist es vielleicht auch.

Am Abend passiert nicht mehr viel, außer einer langen Jagd nach Empanadas, die ebenfalls erfolgreich endet. Am nächsten Morgen schlafen wir aus so lange es geht, da es nur Frühstück halb zehn gibt, müssen wir spätestens da raus. Danach machen wir eine kleine Yoga-Session auf der Dachterrasse, wo ich das erste Mal meine Fähigkeiten als Yogalehrerin ausprobieren kann… klappt so semi, aber immerhin mein Körper fühlt sich danach schön durchgedehnt und entspannt an. Den Rest des Tages versuche ich zu schreiben, wir spazieren nochmal durch die Stadt und gehen dann wieder sehr früh ins Bett: Abfahrt nach Bolivien: 3:30 Uhr morgens. Ob ihr’s glaubt oder nicht, aber so langsam gewöhnt man sich dran.

Bis zum nächsten Mal aus einem neuen Land!

Liebste Grüße

Eure Jana

P.S. Der Vollmond in der Nacht war auch toll!

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