Hallo meine lieben Leser*innen,
Den nächsten Tag beginne ich alleine und lasse Ale schön ausschlafen. Ich will den Mondtempel sehen, den der Richard bei der Free Walking Tour erwähnt hat. Laufzeit sind etwa 40 Minuten, die Hälfte davon geht es ziemlich steil den Berg nach oben. Gut, dass Ale das nicht mit macht, das wäre gleich die nächste Strapaze. Ich schnaufe mich nach oben, werde dafür aber auch mit einer tollen Aussicht über die Stadt belohnt.


Vor allem der letzte Hügel ist übel, die Sonne ist trotz früher Stunde schon recht intensiv. Ich kämpfe mich hoch… und stehe plötzlich auf einer riesigen Weide, weiter hinten beginnt die Berglandschaft. Vor mir grasen idyllisch Pferde, auf einem kleinen Hügel mitten auf der Weide ragen die Felsen des Mondtemplels auf (Templo de la luna). Ich bin begeistert. Von einem auf den anderen Moment ist die Stadt wie weggeblasen und ich bin auf einem wunderschönen Spaziergang in der Natur.






Ich steige auf den Mondtempel, außer mir ist im Moment noch niemand da. Dort setze ich mich und packe nach ewig langer Zeit endlich mal wieder mein Mate-Set aus. Ich fülle die Kräuter ein, setze Wasser hinzu, ziehe an der Bombilla… und atme tief aus. Was für ein perfekter Moment. Dann hole ich die kalte Pizza von gestern und mache den Moment noch perfekter mit einem verdienten Frühstück an einem wunderschönen Ort.






Jetzt kommen doch vereinzelt Leute, aber wirklich nur wenige. Ich trinke in Ruhe meinen Mate und könnte noch ewig bleiben, aber irgendwann wird es dann doch Zeit zu gehen. Ich gehe denselben Weg wieder zurück und treffe beim Eingang der Weide auf einen Mann mit einem Pferd. Er stellt sich als Celso vor, wir unterhalten uns ein bisschen und er erklärt, er bietet Reittouren an. Ich bin ausnahmsweise interessiert, vor allem weil der Preis, wirklich in Ordnung ist. Wir tauschen Kontakte aus und ich schreibe Ale schon auf dem Rückweg, ob sie Interesse hätte, dass wir das morgen früh machen. Dann gehe ich in die Stadt und komme durch das San Blas Viertel, streife durch die Straßen, gucke mir wieder ein paar Ponchos an.



Und diesmal stechen mir tatsächlich zwei ins Auge. Aber ich lasse sie noch da, die Entscheidung will gut überlegt sein. Ich gehe zurück ins Hotel und erfahre, dass wir am nächsten Morgen leider auschecken müssen, das Hotel ist wegen des anstehenden Unabhängigkeitstages ausgebucht. Wir hatten immer spontan Nacht pro Nacht verlängert, das ist jetzt leider vorbei. Mist.
Ich bringe Ale die frohe Botschaft, das macht unseren morgigen Tag etwas komplizierter, aber nicht vollständig zunichte. Für den heutigen Nachmittag wenden wir uns wieder an Marionella, die auch ein Angebot für den „Mirabus“ (Stadt-Touri-Bus) gemacht hat. Sie sagt uns zu und wann wir wo sein sollen. Wir gehen noch Mittagessen (bei dem alle zwei Minuten ein Händler an den Tisch kommt und uns irgendwas andrehen will, irre nervig! Ich esse übrigens, Alpaka, sehr sehr lecker!) und finden uns dann pünktlich auf dem Plaza de Armas ein… aber keine Marionella. Mehrere andere Firmen sprechen uns an, wir lehnen alles ab, haben ja schon unsere Tour… aber sie taucht nicht auf. Ich rufe mehrmals an, keine Antwort. Na toll, da ist er mal wieder der Reinfall. Man kann sich auf die Leute hier einfach nicht verlassen. Letztendlich sprechen wir eine von den anderen Firmen an, da ist es zwar ein kleines bisschen teurer, aber wir wollen den Nachmittag nicht verlieren. Kurz darauf bekommen wir eine kleine Einführung mit einigen Infos, die wir schon aus der Free Walking Tour hatten und steigen dann in den Bus. Alle setzen sich nach oben und sobald uns der Wind um die Nase weht und wir so ein richtig wohliges Touri-Gefühl bekommen, steigt die Laune wieder auf ihr gewohntes Niveau.







Wir fahren noch ein bisschen durch die Stadt, uns werden verschiedene Orte erklärt unter anderem ein „verfluchtes Haus“ in dem wohl mehrere Leute, die es beziehen wollten auf seltsame Weise umgekommen sind. Gruselig, schnell weiter. Wir fahren wieder nach oben raus, wo es wieder grüner wird. Dort sehen wir wieder viele Pferde, Kinder die Fußball spielen und kleinere Dörfer. Auch an einer Kirche, die ebenfalls mal ein Inca-Tempel war.









Hier in der Stadt gibt es vor allem noch ein Inca-Highlight, die Ruinen von Saqsaywaman. Ein Besuch passt nicht mehr in unseren Zeitplan, aber so können wir wenigstens Mal einen Blick draufwerfen. Und es sieht wirklich nochmal spektakulär aus.


Wir stoppen in einem kleinen Vorort, an einem Grundstück mit einem schönen Teich und schönem Ausblick. Dort dürfen wir uns setzen und bekommen von einem Mann das Coca-Ritual der Quechua präsentiert. Unser Guide übersetzt uns, der Mann spricht nur Quechua, kaum Spanisch. Ich erinnere mich nicht mehr genau an die Abfolge. Irgendwann bekommt man drei Coca-Blätter, für drei gute Wünsche. Die Blätter werden verbrannt und der Rauch um uns verteilt, damit unsere Wünsche nach oben steigen und dort erfüllt werden. E-Mailverkehr mit Göttern. Danach werden wird jeder einzeln mit einem Kräuterstrauch gereinigt, während der Mann eine Art Gebet spricht, Wir dürfen auch einen speziellen Andenschnaps probieren, den es natürlich auch zu kaufen gibt. Auch nach dem Spektakel gibt es einen kleinen Verkauf, wo ich mir ein Armband mit „Glückssamen“ mitnehme, kleine rotschwarze Samen mit einem Band zusammengebunden. Es klingt hier relativ schwammig, weil ich mich nicht mehr genau erinnere, aber insgesamt war das eine ziemlich coole Sache.





Wir steigen dann wieder in den Bus und fahren zur nächsten Station, einem Shop mit echten Alpaka-Produkten. Dort bekommen wir eine Einführung über Alpaka-Wollproduktion sowie die Reinheit der Stoffe, inklusive Fühlproben. Die Bezeichnung „Baby-Alpaka“ gilt einzig und alleine für die Wolle der Schur des zweiten Lebensjahres. Das ist das weichste und qualitativ hochwertigste Produkt. Alles danach ist „normales Alpaka“. Insgesamt wird das Vieh aber wohl nur drei Mal im Leben geschoren… was mich verwirrt, das müsste doch mehr abwerfen. Aber vielleicht ist das mein kapitalistisches Denken und Qualität kommt halt auch mit der Zeit. Danach darf man shoppen… oh und wie die Leute da shoppen. Plötzlich wollen alle ein echtes Alpaka-Produkt, keiner will sich mehr mit den Fake-Sachen zufrieden geben und die Leute geben hunderte von Dollars aus. Echt gute Verkaufsmasche!
Ale und ich machen derweil was anderes…



Irgendwann sind alle zufrieden, doch noch ein „echtes“ Produkt erworben zu haben und steigen deutlich ärmer wieder in den Bus. Der letzte Stopp ist TROMMELWIRLBEL, die Christusstatue. Wir machen nur fix ein Foto, es ist mittlerweile echt kalt, vor allem hier oben.



Der Bus bringt uns zurück in die Stadt, wo wir in dem empfohlenen Restaurant etwas essen und dann zurück ins Hotel gehen.
Liebste Grüße,
Eure Jana
P.S. … Ale, hast du was vergessen? (Kleiner Insider ;-))

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