Nach dem Frühstück brechen wir zu einem letzten Ausflug auf, in ein Dorf, in dem Adriano ein Projekt gestartet hat, um den Leuten zu Bildung, Gesundheit und einem höheren Lebensstandard zu helfen. Es gibt dort so gut wie nichts, nichtmal Hefte zum schreiben waren da. Heute steht eine Schule, eine Kirche, aber es gibt noch keine Versorgung mit frischem Trinkwasser. Wir fahren nochmal 50 Minuten über den Fluss, die Ärsche schmerzen, als wir aussteigen. Zuerst sehen wir ein paar Männer, die ein Kanu bauen, wovon ich interessiert ein Foto mache.

Dann gehen wir ins Dorf und verlieren dabei die Besoffskis… die haben nämlich eine WLAN-Quelle gefunden.

Jonas und ich folgen Adriano ins Dorf, wo er uns seinen Freund vorstellt, der uns seinen Freund vorstellt: Ein Wasserschwein, das ihm „zugelaufen“ ist und das seitdem selten seine Seite verlässt.

Das Tier geht komplett frei, manchmal verschwindet es für ein paar Tage, aber die meiste Zeit ist es hier im Dorf, schläft sogar dort im Haus.

Adriano zeigt uns die Gebäude, die Häuser, die Gärten mit den exotischen Pflanzen, die Kochstellen. Ich finde es richtig schön hier, kenne aber natürlich die Probleme des Alltags nicht.

In der Schule machen wir einen kurzen Stopp. Die Kinder darin tragen Uniformen und laden uns zur Hulla-hoop-Reifen Challenge ein. Jonas und ich sind leider beide ziemlich schlecht. An der Wand hängen ein paar Lehrplakate, alles in allem ist es gar nicht schlecht ausgestattet. Wir erfahren, die Lehrerin ist die Krankenschwester des Ortes hier. Sie gibt den Kindern am Morgen aufgaben, geht dann zur Arbeit und kommt am Nachmittag zurück, um alles durchzuarbeiten. Tja, besser als nichts.

Wir gehen in eine Art „Stadthalle“, natürlich im Kleinformat. Hinten wird gekocht und gegessen, die Leute beachten uns kaum, sind die Touristen gewöhnt. Im Raum selbst haben einige Frauen ihr Verkaufsgut ausgebreitet und Adriano legt uns nahe, vielleicht ein kleines Souvenir als Spende zu kaufen. Ich stürze mich auf ein paar Armbänder, das einzige, was ich wirklich mitnehmen kann. Es gibt auch wunderbare Schalen, die aus der Außenhülle einer Frucht hier wachsen und oft als Schüssel verwendet wird. Die hier sind wunderschön bemalt und verziert mit Amazonas-Tier-Mustern. Aber die Schale würde keine drei Tage in meinem Rucksack überleben, bevor sie zu Bruch geht.

Auch Jonas kauft etwas, die Besoffskis kaufen Bier und beginnen zu trinken.

Wir bleiben kurz in der Kühle, dann gehen wir noch zu einem Haus, wo eine ganz zauberhafte Überraschung wartet. Ein Mann verschwindet im Hinterzimmer und kommt mit zwei Faultieren zurück. Eins ist größer und trägt das kleinere auf dem Rücken. Mein Herz schmilzt dahin. Natürlich zücken sofort alle die Handys (ich auch, hab mich mitreißen lassen) und machen Fotos, was den Tieren gar nicht gefällt. Sie verstecken sich hinter dem Stuhl.

Dann dürfen wir sie auch auf den Arm nehmen. Als man mir das Faultier in die Hand drückt schlägt mein Tierherz bis zum Hals… und es scheint dem auch nicht abgeneigt zu sein.

Die Faultiere wurden verletzt im Wald gefunden und hier aufgepäppelt. Auch sie sind hier mittlerweile Haustiere, verschwinden vielleicht mal für eine Nacht im Wald und sind ansonsten hier. Der Mann gibt den Tieren etwas zu essen und ich beobachte es genau. Nachdem das Tier gemerkt hat, dass von mir keine Gefahr ausgeht, ist es relativ zutraulich. Allerdings versuche ich auch nicht mehr es anzufassen, sondern schaue nur zu, wie es niedlich ist. Das kleine liegt in den Armen von Mamaschatzi, die schon mal für die Familie übt. Ich mag sie nicht, ich hoffe trotzdem für sie, dass sie sich von Besoffski bald trennt. Eine Zeitlang bleiben wir noch bei den Faultieren, beobachten sie, machen Fotos, dann geht es wieder auf dem Boot zurück zum Camp.

Eine Sache, die mir im Haus noch auffällt. Mag ja sein, dass wir hier im Dschungel sind, aber es gibt eine Sache, die ist einfach überlebenswichtig:

IMMER ZU WISSEN, WELCHER TAG GERADE IST, NATÜRLICH!!

Heute ist es echt übel, wir haben viel Bootsfahren hintereinander, lange Zeit sitzen und der Hintern tut jetzt schon vom Sitzen weh. Aber es ist der letzte Tag und vor uns liegt die Abreise zurück nach Iquitos. Zum Mittagessen kommen wieder „Gäste“… Leute, die nur für ein Mittagessen, drei-vier Stunden einfach hier her anreisen und wieder dieselbe Zeit nach Iquitos zurückfahren… das halte ich für wirklich schwachsinnig! Aber gut. Ich verschwinde wieder an die hintere Terrasse, beobachte Vögel und Schmetterlinge, dann gibt es Essen und dann wird es Zeit für den Aufbruch. Wir verabschieden und bedanken uns bei allen, vor allem bei den Leuten, die uns hier die ganze Zeit versorgt haben. Ich verabschiede mich innerlich vom Wald, der mir so viel gegeben hat, dann steigen wir aufs Boot und legen ab.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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