Hallo liebste Leser*innen,

in Máncora lasse ich mich wieder per Moto-Taxi zu meinem Hostel bringen, das direkt am Strand liegt. Der Rezeptionist ist ein Argentinier und mir sofort sympathisch. Außerdem bringt er mich in einem Schlafsaal unter, in dem momentan sonst niemand ist. Allerdings muss er mich vorwarnen, heute Nacht ist hier eine Party, es wird laut. Ich seufze, schon okay, ich bin müde genug, um über den Lärm hinweg zu schlafen. Dann gibt er mir auf meine Nachfrage noch einen Kontakt zu einem Surfkurs, falls ich will. Ich bin noch unentschlossen, bringe erstmal meine Sachen ins Zimmer, dusche kurz und lasse mich dann ins Bett fallen. Zuvor hab ich noch das Moskitonetz aufgehängt, das ich von Ale bekommen hab. In Iquitos gab’s ja eins, da hab ich das nicht gebraucht, aber hier gibt es viele große Schaben, die zwar nix tun, aber die ich auch morgen früh auch nicht auf meinem Körper verteilt brauche. Und plötzlich bin ich Prinzessin Jana mit einem königlichen Gemach. Ich weiß schon, warum ich das als Kind immer haben wollte!

Ach ja! Eine Geschichte noch, die auserzählt werden will; Während der Fahrt hab ich eine Nachricht von Papa bekommen, das Paket liegt beim Zoll und ich muss ungefähr vier Nachweise erbringen, dass meine Eltern das abholen können und draufzahlen müssen sie auch, alles bitte innerhalb von 36 Stunden. Ich falle aus allen Wolken und bin stinksauer auf die deutsche Bürokratie. Die Hälfte der geforderten Belege kann ich gar nicht erbringen, weil es das nicht gibt, außer vielleicht im Kopf des deutschen Zolls. Und da ich mitten in einer 22h Busfahrt bin ist das Zeitfenster ein bisschen knapp, um das alles zu erledigen. Wobei, das ist ja immer noch gut gelaufen, stellt euch mal vor die Mail wäre gekommen, während ich noch im Dschungel sitze und nach Schlangen suche?!

Also setze ich mich nach meiner 22h- Busfahrt abends noch hin, schreibe die geforderten Dokumente, fotografiere meinen Pass und schicke alles an den DHL… nur um dann festzustellen, dass ich das Foto von meinem Ausweis nicht angehängt habe. Mist. Mein Kopf war einfach schon zu durch und nachdem ich meine Dokumente alle fein säuberlich formuliert, mit Unterschrift versehen und als PDF gespeichert hatte, ist der Ausweis durchgerutscht. Ich schicke also eine Nachricht hinterher, sorry, Ausweis vergessen und kann ihn am nächsten Tag noch nachschicken. DANN falle ich ins Bett. In der Hoffnung, dass mein Paket auch wirklich ankommt und nicht nach Lima zurückgeschickt wird, weil der Zoll Angst vor dreckiger Reisewäsche und einem Wollponcho hat.

Mein natürlich Rhythmus weckt mich komfortabel vor Sonnenaufgang  und ich nutze die Gelegenheit, um den Strand zu besuchen. Außer mir ist kaum jemand da, die ersten orangenen Tönungen sind schon am Himmel. Ich suche mir einen guten Platz, breite mein Handtuch aus und mache zum ersten Mal seit Chile wieder Yoga… und zum ersten Mal seit Uruguay wieder am Strand, nur eben am Pazifik… tut richtig gut, vor allem, als ich den wunderschönen Sonnenaufgang sehe und richtig entspannen kann. Was für ein toller Ort, wo Sonnenauf- und Untergang total spektakulär sind. Es war die beste Entscheidung, die lange Reise auf mich zu nehmen. Ich bin mal wieder im Paradies.

Nach dem Yoga gehe ich spazieren, bis mich ein Mann aufhält, besser nicht weiter in die Richtung spazieren, dahinten wohnen ein paar finstere Gestalten. Ich bin etwas überrascht, wirklich so schlimm? Er meint, besser man riskiert nichts. Da hat er recht, ich bedanke mich für die Warnung und spaziere in die andere Richtung weiter. Mehr brauche ich gar nicht am Strand, keine Action, einfach nur ewig spazieren und das Wasser an den Füßen zu haben.

Irgendwann kriege ich doch noch Hunger, mein Hostel hat ein inkludiertes Frühstück, also mache ich mich auf den Rückweg, das fängt nämlich bald an… und ich beschließe doch noch dem Typen wegen einer Surfstunde zu schreiben, irgendwie juckt es mich in den Fingern, es nochmal zu probieren.

Er antwortet sofort und lädt mich ein, so bald wie möglich zu kommen, früh sind die Wellen am besten. Ich erbitte mir noch eine Stunde für Frühstück, dann stimme ich zu, dass er mich abholt. Allerdings, als ich an der Bar frage, ob ich schon frühstücken kann, meint der Typ nur, dass es noch eine halbe Stunde dauert. Natürlich haben alle noch einen Kater von der Feier gestern, da muss das Frühstück warten… also fällt es für mich heute aus. Ich finde noch eine Banane, die muss reichen, dann steht mein Taxi vor der Tür. Also ein Motorrad. Der Surflehrer stellt sich als Carlo vor… hm, so stellt man sich einen peruanischen Surflehrer vor… ich steige hinter ihn aufs Motorrad und er erklärt mir, ich muss wegen des Gewichts ganz nah an ihn ranrutschen…mhmm bestimmt, aber ich sag auch nicht nein.

Dann fahren wir durch den Ort bis zum anderen Ende und dort wieder an den Strand, dort ist die Surfschule und die Wellen sehen echt gut aus, zumindest für das, was ich davon verstehe. Ich bekomme einen Neopren (diesmal hab ich auch Waden und Arme eingecremt, der Anzug ist wieder kurz und Uruguay war mir eine Lehre) und ein Board, los geht’s.

Carlo geht die Theorie nochmal mit mir durch, erst paddeln, dann drei Schritte: Oberkörper hochdrücken, rechtes Bein vorziehen, aufstehen. Danach schön tief in die Knie. Das üben wir ein paar Mal am Strand, dann geht es ins Wasser. Angenehmerweise muss ich diesmal nicht alles allenie paddeln, er schiebt mich an, was mit den Flossen ganz gut läuft. Dann bringt er mich in Position, die Welle kommt uund… ICH STEHE, ICH SURFE, WUHUUUUU!! Gleich beim ersten Mal!!! Ich kann es nicht fassen. Als ich zu ihm zurückpaddle, bin ich überglücklich, das freut ihn auch. Ich erkläre, das es am Atlantik nie so gut geklappt hat, er erklärt, das liegt daran, dass die Wellen dort scheiße sind. Ah ja, na wenn das so ist.

Nein, es wohl tatsächlich eher so, dass die Wellen hier von links kommen, was für die Anfänger leichter ist, Wir probieren es die ganzen anderthalb Stunden durch und ich surfe fast jedes Mal die ganze Welle entlang und fühle mich wie die Königin der Ozeane. Jetzt bin ich definitiv angefixt, den Sport weiter zu probieren.

Nach der Stunde bringt Carlo mich…. Nicht nach Hause, sondern wir stoppen auf bei seinem Vater auf dem Hof zuhause, wo Carlo seine Hühner füttern will. Er hat gefragt, ob ich Lust auf eine Kokusnuss habe, wie hätte ich da nein sagen können. Und als er die Hühner ihr Futter futtern, passiert für mich der Hollywood-Moment: Der heiße Surflehrer springt an die Palme, klettert gekonnt bis an die Spitze und will mir eine Kokosnuss pflücken!!! Ein Traum oder?

Ja, ist auch einer, passiert nämlich nicht, weil vorher die Realität einsetzt und er von Wespen gestochen wird. Kein Witz, war wirklich so. Er kommt schnell wieder runter, seine Hand schwillt an, aber er wischt es weg. Ich kriege trotzdem noch eine Kokosnuss, allerdings holen wir sie diesmal mit der Leiter und von einem anderen Baum. Tja, das Leben ist eben kein Hollywoodfilm, höchstens eine Komödie.

Das Kokoswasser schmeckt herrlich frisch und das können wir beide nach dem Salzwasser brauchen. Dann fährt er mich zurück zum Hostel, wir verabschieden uns nett und ich verbringe den Nachmittag in der Hängematte. Plötzlich trottet eine Schildkröte an mir vorbei. Ich blinzle kurz, ob ich einen Sonnenstich habe, hab ich nicht:

Wieso auch nicht? Später, als die größte Sonneneinstrahlung durch ist, gehe ich nochmal schwimmen, aber heute wird aus dem Sonnenuntergang nichts, es ist ziemlich bewölkt. Ich hau mich also wieder früh ins Bett und hole Schlaf nach oder vor.

Am nächsten Tag wache ich wieder früh auf und beschließe die andere Sache zu machen, die ich noch viel länger nicht gemacht habe und schon vermisse: Ich schmeiße mich in Montur und gehe joggen. Der Sand ist tragend, also jogge ich am Ozean entlang und finde es herrlich schön. Wieder geht die Sonne spektakulär auf und ich fühle mich wie im Paradies. Was für ein glücklicher Zufall, dass ich mich für diesen Ort entschieden habe. Es ist auch überhaupt nicht viel los, Morgens habe ich den kilometerlangen Strand fast für mich und auch nachmittags gibt es ein paar belebte Zonen, aber der Rest ist menschenfrei. Es ist wunderschön hier!

Ich jogge unter einem Steg durch und halte plötzlich inne… Das ist doch nicht etwa?! Schnell zwinge ich mein altes Handy in den Kameramodus und mache ein Bild.

Ein Blaufußtölpel. Benannt natürlich nach den blauen Füßen. Die sieht man wirklich nur hier, in Ecuador… und auf den Galapagosinseln. Ale hatte mir vor Jahren Fotos von dem Vogel auf ihrer Ecuadorreise geschickt und ich war damals schon begeistert. Jetzt erst recht.

Theoretisch kann man hier auch Wale sehen und sogar mit ihnen schwimmen… aber ehrlicherweise hat mich Peru viel Geld gekostet und ich muss anfangen, ein bisschen zu sparen. Außerdem muss ich meinen Aktivitätendrang ein bisschen zurückschrauben und mehr auf meinen Körper und Entspannung achten, die nächsten Wochen werden taff!

Ich jogge an der Surfschule vorbei, grüße Carlo, der oben auf der Terrasse sitzt und beschließe, mir statt den Walen (die ich für Kolumbien eingeplant habe) lieber noch eine Surfstunde zu gönnen und stehe eine Stunde später wieder auf dem Brett. Klappt wieder großartig, ist wieder ein großer Spaß! Diesmal gibt’s auch ein Ehrenfoto.

Danach muss ich leider schon auschecken, verbringe wieder viel Zeit in der Hängematte und bin pünktlich vor Sonnenuntergang am Strand… Und diesmal hab ich Premiumsicht…

Ich bin schwer beeindruckt und es tut mir in der Seele weh, dass ich nicht länger bleiben kann. Máncora ist ein verstecktes Paradies. Zwar hat mich auch Carlo gewarnt, dass es an einigen Ecken noch Kriminalität gibt, dahinter stecken meist zugezogene Venezulaner, die die Touristen ausrauben. Aber die Lokalen tun alles, um den Tourismus zu schützen und wenn der Tourismus angekurbelt wird, wird die Kriminalität sich dort nicht mehr halten können. Soweit seine Theorie… wäre schön, wenn das stimmt.

Am Abend stehe ich an wieder an der Straße, übrigens die berühmte Panamericana,  und steige in den Bus, der mich über Nacht aus Peru rausbringt. Peru hat seine Nummer zwei in meinen südamerikanischen Lieblingsländern mehr als verdient. Argentinien bleibt ungeschlagen, aber ich habe hier so viel Geschichte, Natur und Kultur gesehen, die mich begeistert hat. Vor allem das Abenteuer Dschungel werde ich nie vergessen, trotz der negativen Einflüsse war das eine der besten Erfahrungen… und Máncora war die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, der krönende Abschluss.

An der Grenze melde ich mich ab aus Peru und kurz darauf habe ich einen neuen rosafarbenen Stempel in meinem Pass.

Willkommen in Ecuador!

Liebste Grüße

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