Hallo meine Lieben,
Der Bus kommt morgens gegen sechs Uhr in Cuenca an. Ich kann mir an einem Kiosk gleich ein SIM-Karte holen und an einem Geldautomaten Dollar abheben. Ecuadors Währung ist nämlich zurzeit der US-Dollar, allerdings ist der höchste Schein ein zwanziger. Die Busstation von Cuenca sieht deutlich hochwertiger aus, als sämtliche in Peru, in der Mitte gibt es sogar ein Aquädukt. Schon mal ein erster guter Eindruck.
Der zweite folgt, als ich mit einem Taxi durch die Straßen der schönen Stadt bis zu meinem Hostel fahre. Es ist überraschend sauber, es liegt kaum Müll rum, die Luft ist klar. Bin ich über Nacht wieder in Europa angekommen?
Leider habe ich für die Bereisung dieses Landes nur acht Tage eingeplant. Irre, ich weiß. Aber ich bleibe bei meiner Entscheidung, vorankommen zu wollen und mir dafür nur ein paar Punkte herauszupicken. Vor mir liegt also eine ziemlich harte Woche.
Im Hostel kann ich schon meine Sachen abstellen, trotz der frühen Stunde. Ich hole meinen Mate raus, gerade ist eine gute Gelegenheit und ich kann den Energieschub gebrauchen. Nebenbei versuche ich ein bisschen zuschreiben, komme aber bald mit ein paar Leuten ins Gespräch, die nach und nach zum Frühstück auftauchen. Nach dem Mate mache ich mich gleich auf die Stadt. Die wenige Zeit will genutzt sein. Gleich in der Nähe ist ein kleines Café… an dem ich hängenbleibe. Eigentlich wollte ich den Vormittag für’s Musem nutzen, aber irgendwie lachen mich die Sachen an und ich hab doch auch ein bisschen Hunger. Also setze ich mich, frühstücke in Ruhe und gehe dann zum Musem. Es ist das Pumapungo, ein archäologisches Museum, dass eine der nördlichsten Inkagrenzen präsentiert und absolut gratis ist. Viel der Informationen kenne ich bereits, die Ausstellungsstücke ähneln sich ein bisschen, aber ich lese trotzdem interessiert weiter. Dann führt der Weg nach draußen, wo man die Ruinen näher besichtigen kann.




Es ist ein richtiger Rundspaziergang, der zuerst nach unten in einen Park führt, in dem es einen Vogelkäfig mit exotischen Vögeln gibt. So nach dem Dschungel finde ich den Anblick ein bisschen traurig, aber so kann man sie natürlich auch mal ganz nah sehen.




Leider geht es mir nicht gut. Mir ist schwindelig, schlecht und ich muss mich einen Moment setzen… was ist das denn? Ich hab vom Surfen in Máncora noch einen Sonnenbrand auf dem Kopf und meinen Hut nicht dabei, wusste nicht, dass das Museum eine Außenanlage hat. Ich schlage die Kapuze meine Jacke über den Kopf, das macht es aber nicht viel besser. Was ist das? Kann es sein…? Ich google schnell, auf welcher Höhe Cuenca liegt und bemerke, dass ich innerhalb von 6 Stunden 2580 Höhenmeter erklommen habe. Daher weht der Wind, ich bin höhenkrank. Der Sonnenbrand macht das natürlich noch stärker.
Ich lasse mir also schön Zeit mit dem aufstehen, atme tief durch und muss mich leider erst wieder den Hügel hinaufkämpfen, bevor ich langsam zurück ins Museum laufen kann. Dort setze ich mich nochmal, trinke, bevor ich das Museum nach halber Besichtigung wieder verlasse. Gut, dass es gratis war, aber mich haut es gerade echt zusammen. Ganz langsam und tiefatmend gehe ich zurück ins Hostel. Mein Bett ist leider noch nicht fertig, sodass ich mich aufs Sofa lege, ausruhe und bald eindöse. Das macht es schon viel besser, es wird zwei, ich kann in mein Bett und schlafe dort nochmal anderthalb Stunden, danach sind die Symptome weg. Eine der wichtigsten Reiseregeln – immer gut auf den Körper hören, ein Nein ist ein Nein. Erst danach wage ich mich nochmal in Innenstadt und laufe ein bisschen durch die Straßen.


















Cuenca ist eine wunderschöne alte Kolonialstadt, mit einer beeindruckenden Kathedrale im Zentrum. Leider kann ich nicht rein, es ist Sonntag, da hat sie geschlossen.




Meine liebe Ale hat hier über ein Jahr einen Freiwilligendienst gemacht und ich verstehe warum. Es ist ein wunderschöner Ort und ein wunderschönes Land, um das zu tun. Die Landschaft hat sich seit Máncora auch nochmal richtig verändert: Schluss mit Wüste, hier sind die Anden saftig grün. Eine Augenweide!
Bei meinem Rundgang finde ich plötzlich eine Oase… also, einen Supermarkt. Begeistert gehe ich rein …und stehe dann wie ein Lama im Bahnhof in dem Laden und bin komplett überfordert mit der Situation. Ich drehe mich mehrfach um mich selbst, versuche die Flut an Auswahl zu verarbeiten und mich gleichzeitig zu entscheiden, was ich überhaupt essen will. Nach der Wochenmarkt-Art in Bolivien und Peru ein echter Kulturschock. Am Ende gehe ich aber glücklich raus und schnibble mir als Abendessen einen schönen frischen Salat mit Walnüssen. Dann ziehe ich mich schon ins Bett zurück, schreibe noch ein bisschen und gehe früh schlafen.
Meine Blase weckt mich wie gewohnt um halb sechs, aber ich bleibe noch ein bisschen liegen. Ich freu mich total auf den heutigen Tag und hoffe, das alles klappt. Aber mein Bauchgefühl ist ganz gut Dann wird gefrühstückt, restliche Sachen umgepackt und dann mache ich mich schon auf den Weg zum Terminal. Dort funktioniert alles super, mein Bus steht bereits direkt vor der Tür. Gerade als der Begleiter vorbeiläuft, um die Leute zu zählen, schreibt mein Kontakt zur Hacienda, dass die Busse normalerweise nahe an der Straße der Farm vorbeifahren und sie mich vielleicht dort rausschmeißen könnten. Ich zeige kurzentschlossen dem Begleiter die Nachrichten und den Google-Maps-Standort und er nickt, natürlich können sie mich dort rausschmeißen. Wir fahren los, raus aus Cuenca und auch wenn ich versuche, mich aufs Schreiben zu konzentrieren, wir fahren bald in hohe Höhen und durch kurvenreiche Straßen, da schaltet mein Kopf wieder ab. Außerdem umgibt uns eine wunderschöne Andenlandschaft, die ich zuletzt im chilenischen Patagonien so grün gesehen habe. Saftige Weide, viele Kühe und kleine Höfe erinnern den Landstreifen an die Alpennatur Bayerns, Österreichs und der Schweiz. Es ist unglaublich schön. Das ziehe ich der kahlen Hochebene Boliviens und Perus eindeutig vor. Wie schön Ecuador ist. Ich ärgere mich, nicht länger Zeit dafür eingeplant zu haben. Aber gut, tropisches Klima habe ich jetzt eine ganze Zeit lang vor mir. Bei einer kurzen Fahrpause kann ich auch ein paar Fotos machen:



Dann geht es weiter. Im Bus-TV läuft der zweite Teil der südamerikansichen Variante von Fack ju Göhte. Den ersten Teil davon hab ich in San Juan so teils mitgesehen, der war wirklich eins zu eins die Kopie der deutschen Fassung, bis auf den genauen Wortlaut. Der zweite Teil ist ein bisschen inspiriert, erzählt aber eine total andere Geschichte, die ich richtig gut gelungen fand, verglichen mit der deutschen Version. Klar, deutlich lateinamerikanischer Einfluss, aber gute Storyline, echt. Das war nur ein bisschen too much. Also ran an eure illegalen Filmwebsites und guckt mal was anderes!
So verfliegt die Zeit und wir sind schnell in Puerto Inca. Dort werde ich nach vorne in die Fahrerkabine gerufen, für den Rest der Fahrt darf ich dort sitzen und ungefähr die Richtung angeben. Leider verlässt mich genau in dem Moment das Internet, aber navigieren kann ich trotzdem. Da es ein bisschen weiter ist, muss ich noch einen Dollar Aufpreis zahlen. Mist, dachte, sie lassen mich so durch. Aber mei, passt schon. Kurz darauf steige ich aus und stehe an einer Dorfkreuzung, ohne Internet. Ich bin schon fast entschlossen, zu laufen, die Hacienda wirkt nicht allzu weit entfernt. Aber ich entschließe mich doch noch, im Restaurant nebenan zu fragen, ob sie zuufällig WLAN hat. Hat sie, gibt sie mir auch, im allgemeinen ist die Frau sehr freundlich. Ich schreibe meinem Kontakt und die schickt sofort das Auto los. Ich habe noch genug Zeit zu pinkeln und mir Kekse zu kaufen, da steht das Auto schon da und wir fahren los.
Adriana, die Fahrerin, ist die Social Media Beauftragte der Farm. Ich lobe gleich ihr Design für die Website, das sah super professionell aus. Sie freut sich geschmeichelt. Keine zehn Minuten später sind wir da. Um uns herum sehe ich schon überall Kakaobäume, ein kleiner Fluss fließt durch die Anlage, alles ist grün und umgeben von den dicht bewachsenen Bergen der Anden. Wir sind zwar schon relativ tief und raus aus der Hauptkette, aber das reicht vollkommen. Die Vögel zwitschern, es ist ruhig, heiß und ein bisschen feucht, aber dank der winterlichen Trockenperiode ist es angenehm.




Adriana führt mich in ein kleines Häuschen, meine Unterkunft. Es besteht aus einem Stock- und einem Doppelbett, sodass insgesamt vier Leute hier schlafen können, einem kleinen Bad, Fernseher, Klimaanlage… Luxus für mich.

Aber ich schau mich erst auf der Anlage ein bisschen um, sehe mir die ersten Kakaobäume an.







Kurz darauf gibt es Mittagessen. Ich bin tatsächlich der einzige Gast. Was für ein Luxus. Mir wird ein leckeres Mittagessen serviert, begleitet von hausgemachter Limonade und gefolgt von einem Nachtisch, der mich in den Himmel entführt.


Dann hab ich kurz Pause und dann beginnt meine Führung.
Die ich in einen Extraartikel packe 😉
Liebste Grüße,
Eure Jana
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