Für den heutigen Anfang schauen wir mal ein bisschen in mich rein: Ich hole ein Messer und… Spässle.
Rio war fantastisch! Aber ich bin immer noch dabei, touristische Termine abzuarbeiten, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, damit ich den Bus nicht verpasse… gehört alles dazu klar, aber das Freiheits-/Entdeckungsgefühl… wird nur sehr langsam mehr. Ist normal, ich muss ja quasi mein komplettes Gehirn umprogrammieren und einen neuen Lebensstil annehmen… keinen Plan, keine Sicherheit, jeder Tag ist ein neues Abenteuer mit unbekanntem Ausgang. Ich bin erst eine Woche unterwegs… ich will mal wieder zu viel zu schnell. Aber okay.
Das andere ist etwas stärker… ich beginne mich ein bisschen einsam zu fühlen. Klar, ich hab immer nette Menschen um mich herum und ich entscheide mich aktiv dafür, alleine zu reisen, will eigentlich gar nicht viel reden… aber ich hab hier nicht so einfach die Möglichkeit das zu ändern. Einerseits, weil ich niemanden wirklich kenne, andererseits wegen der Sprachbarriere. Es tut mir so gut, von euch zu lesen und den Blog zu schreiben, trotzdem ist es nicht dasselbe.
Ich bin eigentlich nicht interessiert an Astrologie und dergleichen, aber mein Sternzeichen passt zu mir, wie die Faust aufs Auge: Zwilling. Und seit ich richtig denken kann, leben in meinem Kopf zwei Geister… mindestens :-D. Diesmal sagt die eine, ich bin einsam, ich brauche sozialen Kontakt – die andere: Ich hasse Menschen, lass mich bloß in Ruhe. Keine Sorge, es geht mir gut, es sind nur leichte Schwingungen, aber so richtig ignorieren kann ich es nicht…
Genug, raus aus dem Kopf, rein in die richtige Handlung.
Ich komme am Nachmittag mit dem Bus in Foz do Iguacu an. Während der letzten Fahrzeit wurde das Gelände flacher und die Vegetation kleines bisschen weniger dschungelig (oder ich hab mich schon dran gewöhnt). Nur die Erde ist immer noch rot.
Die Aussicht ist zu vergleichen mit der der Oberpfalz um Regensburg herum, nur mit Palmen… und hier sollen die größten Wasserfälle der Welt versteckt sein? Dachte immer es wäre bergiger. Aber ich bin ja schließlich unterwegs, um eines Besseren belehrt zu werden. Unterwegs habe ich spontan beschlossen, nicht nur eine, sondern zwei Nächte in Foz do Iguacu zu bleiben, was sich als sehr gut herausgestellt hat. Der Park mit den Wasserfällen hat nämlich nur von 8 – 17:30 Uhr geöffnet und man braucht schon ein paar Stunden Zeit für die Tour. Außerdem will ich ja stressfreier reisen.
Ich checke in mein erstes Hostel und fühle mich auf Anhieb wohl. Es ist ein bisschen wie eine Jugendherberge mitweniger Schulausflug sondern mehr Gleichgesinnung: Jeder hier ist auf Reisen mehr oder weniger und sucht einen günstigen, sauberen Schlafplatz. Ich gehe in mein 6er Schlafzimmer, richte mich ein und erkunde dann ein bisschen meine Unterkunft. Es ist sehr groß, mit offenen riesigen Räumen und großen Fensterfronten. Überall kann man sich in bequemen Sesseln, Sofas, Bänken niederlassen und lesen, arbeiten oder entspannen. Oh, mir fällt grade auf, ich hab gar keine Bilder gemacht vom Hostel… Sorry, nächstes Mal. Aber gibt’s ja auch online und ihr alle könnt euch ein Hostel vorstellen! Mit Pool 😉
Der Tag ist schon weit fortgeschritten, aber ich will nicht nur rumsitzen und warten bis der Tag vorbei ist. Ich gucke also, was es in der Nähe zu entdecken gibt und zuckle dann los. Ich lese von einem Ort der „die geheimen Wasserfälle von Iguacu“ heißt. Da es recht nah ist, laufe ich zu Fuß hin, stellt sich allerdings als Fehlalarm heraus. Ich lande auf einem Campingplatz (einem sehr schönen Campingplatz – da kommen sofort tolle Erinnerungen hoch), wo mir erklärt wird, dass es sich hierbei um ein Tourangebot des Campingplatzes handelt. Sie bieten mir an, mich morgen mitzunehmen, aber leider will ich da ja die ungeheimen Wasserfälle von Iguacu anschauen. Schade. Dafür waren die Leute total nett und ich gehe mit einem Lächeln wieder davon.
Mein Kulturgeist ist allerdings noch hungrig. Ich rufe einen Uber und fahre zum Mateira das tres fronteiras – der Grenze von Brasilien. Der Fluss Iguacu, sowie auch die Wasserfälle sind nämlich die offizielle Grenze zu Argentinien und zu Paraguay. Von dem Punkt aus kann ich also in zwei andere Länder sehen und die Sonne ist gerade dabei unterzugehen. Perfekt!
Übrigens habe ich nie verstanden, warum in Marktredwitz steht „Willkommen im Dreiländereck“ Deutschland, Tschechien, Sachsen? Seit wann ist Sachsen ein eigens Land oder stammt der Spruch noch aus Zeiten der Königreiche? Naja, jedenfalls bin ich jetzt an einem richtigen Dreiländereck!!
Leider ist der Ort etwas touristischer als erwartet und ich überlege, ob ich wirklich den Eintritt zahlen soll… ich entscheide mich dafür, wofür bin ich denn jetzt schon hier? Und tatsächlich lande ich an einem richtig schönen Fleck.











Die Stimmung ist ein bisschen, wie auf einem Volksfest am Abend. Zentrum des Geschehens ist ein großer Brunnen mit einer Bühne davor, auf der lokale Folklore-tänzer*innen eine tolle Vorstellung bieten. Man sieht kaum was, es wimmelt von Touristen.
Davor gibt es Essensstände und es stehen Sitzgelegenheiten zur Verfügung, wo sich die Leute das einheimische Essen schmecken lassen. Wir befinden uns auf einer erhöhten Plattform, von der aus man auf den Iguacu-Fluss schauen kann. Ich bin total froh, den Eintritt gezahlt zu haben, hole mir noch ein(e/n?) Acai und stelle mich so, das ich schön auf den Fluss und die dahinter verschwindenden letzten Lichter des Tages sehe. Allzu lange bleibe ich allerdings nicht, ich hab ja am nächsten Tag viel vor.
Ich will ein Stück die Straße entlang laufen, da die Anfahrt zu dem Ort etwas kompliziert ist, so erspare ich dem Fahrer hoffentlich Zeit und mir Geld. Als ich den Uber rufen will, stelle ich fest, dass ich kein Internet habe. Ich bin verwirrt, Empfang ist da, warum kein Internet. Mist!
Ich sehe mich um, kein Taxi in Reichweite. Bleibt mir keine große andere Möglichkeit, als zu laufen und zu hoffen, dass ich unterwegs noch ein Taxi sehe. Es fahren auch einige vorbei, aber es hält einfach keins. Erst nach ein paar Malen verstehe ich, dass hier ein Taxi frei ist, wenn KEIN Licht auf dem Taxischild leuchtet… in Rio, war’s noch umgekehrt.
Während ich laufe bin ich wieder ziemlich angespannt. Ich verfluche mich dafür, schon wieder in genau so einer Situation gelandet zu sein, die ich eigentlich vermeiden wollte. Der Fußweg zurück ist über eine Stunde, der Großteil auf eine gut befahrenen Straße, auf der der Gehweg in der Mitte ist. Autos hupen, Stimmen rufen mir hinterher, ich gehe schnell und zielgerichtet weiter. Und bald darauf erhört ein Taxifahrer meinen Ruf und ich fahre sicher zurück zum Hostel. Dort erkundige ich mich, ob sie mir mit meinem Handy helfen können, ich verstehe nicht, was passiert ist. Man erklärt mir, das Internetvolumen wäre verbraucht und ich muss es in einem Laden erneuern. Ich bin zwar verwirrt, ich war eigentlich relativ sparsam mit dem Internet (normalerweise komme ich mit 3GB im Monat locker aus)… aber vielleicht braucht Uber sehr viel Internet, dann erklärt sich das schon. Ärgerlich ist nur, dass der Laden am nächsten Morgen erst um 9 Uhr aufmacht. Dort wollte ich schon längst an den Wasserfällen sein, um im Anschluss noch den Vogelpark zu besuchen. Das Internetproblem macht mir einen Strich durch die Rechnung. So bin ich am nächsten Tag zwar wieder mobil, komme aber erst um 11 Uhr an den Wasserfällen und mein Vogelparkbesuch für den Nachmittag löst sich in Luft auf.
Tja, es klappt eben nicht immer alles. Heißt nur, dass ich wohl nochmal wieder kommen muss.
Aber jetzt steht erstmal mein zweites, der sieben neuen Weltwunder für den nächsten Tag an. Bin gespannt.
Liebste Grüße
Eure Jana
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