Hola mis amigos!

Am nächsten Morgen stehen wir um halb sechs auf, Wilson fährt uns wieder, ein Dorf weiter, wo der Bus nach Nicaragua fährt. Wir verabschieden und bedanken uns bei unserem großartigen Gastgeber, der uns so tolle Tipps gegeben hat. Sein Hostel ist ein echter Glücksgriff gewesen!

Wir müssen noch ein ganzes Stück warten, dann kommt der Bus. Einmal haben wir noch einen Stopp, dann geht es über die Grenze… Goodbye Costa Rica. So schön es war, aber es wird Zeit, dass ich wieder in günstigere Gewässer komme.

Der Bus lässt uns nahe der Grenze raus. Nach Nicaragua einzureisen kostet volle 13 US-Dollar. Als dann noch jemand kommt und uns einen weiteren Dollar für die Gemeinde abluchsen will sind wir skeptisch, aber alle haben es gezahlt, uns bleibt nicht wirklich etwas anderes übrig. Wir haben beide schon öfter von „Steuern“ gehört, die an der Grenze verlangt werden, die aber letztendlich nur in die eigene Tasche wandern. Ich frage den Grenzbeamten, er bestätigt allerdings, dass das Protokoll ist. Ich seufze, bekomme dann aber meinen Einreisestempel nach Nicaragua.

Direkt hinter der Grenze müssen wir nur ein kleines Stück laufen, da ruft uns schon jemand den Ort entgegen, wo wir hinwollen. Kurz darauf sitzen wir in einem der berühmten „Chicken Buses“ (Hühnerbus) und fahren nach Rivas. Das sind ausrangierte, US-amerikanische Schulbusse, die hierher gefahren, neu angesprüht und verziert wurden und jetzt als öffentliche Busse Zentralamerika versorgen. Hühnerbusse deshalb, weil sie normalerweise bis unters Dach voll mit Menschen sind. Aber VORSICHT! So mancher Busfahrer verdient sich hier mit einem Touristen eine goldene Nase, indem sie den dreifachen Preis verlangen. Am besten man fragt einen anderen Passagier nach dem offiziellen Preis oder bereits zuvor im Hostel. Diese Möglichkeit hatten wir hier nicht, aber der Preis war okay.

Eine halbe Stunde später bahnen wir unseren Weg durch Rivas, um mit einem anderen Bus nach San Jorge zu kommen. Stattdessen finden wir ein Taxi colectivo, das uns für einen akzeptablen Preis zur Fähre fährt.

Dort haben wir noch 10 Minuten, um das Ticket zu kaufen… aber die Menschenschlange vor uns bewegt sich einfach nicht. Die 10 Minuten vergehen schnell, die Fähre ist weg, niemand von den 15 Leuten vor uns ist noch draufgekommen. Die nächste fährt erst eineinhalb Stunden später, aber anstatt uns zu sagen, dass der Ticketverkauf dafür später beginnt, lassen uns die Leute ewig in der brennenden Sonne warten, bis alle verärgert sind. Auch wir sind sauer, werden oft hin und her geschickt mit falschen Informationen, bis wir endlich auf der Fähre ankommen. Wenigstens der Sonnenuntergang ist ganz nett.

Wir kommen in der Dunkelheit auf der Insel Ometepe an, in dem Städtchen Moyogalpa, um genau zu sein. Es handelt sich hierbei um die größte Insel auf dem Lago Cocibolca, einem großen Süßwassersee mitten in Nicaragua. Das Land verdankt seinen Namen der Indigenengruppe Nicarao  und dem Nachsatz agua = Wasser. Weil es so viele Seen und Flüsse hier gibt.

Es ist relativ voll in den Straßen, die Restaurants sind beleuchtet, es herrscht reges Treiben. Annelin und ich haben uns auf Booking ein Hostel ausgesucht, gehen hin und fragen nach einem Bett, werden aber abgewiesen. Wir haken nach, auf Booking steht, es sind noch Betten frei. Der Wirt bedauert, Booking zeigt das oft falsch an. Allgemein wird es heute schwierig, auf der Insel etwas zu finden, weil ein langes Wochenende mit Feiertag ansteht. Die Insel ist voll. Wir gehen weiter, finden dann tatsächlich noch ein Hostel, der etwas Ähnliches sagt, aber gerade noch zwei Betten frei hat. Wir nehmen sie, auch wenn der Raum superheiß ist, die Matratzen ziemliche unbequem und einige Leute sich noch relativ spät laut im Zimmer unterhalten.

Ich schlafe trotzdem halbwegs gut, auch wenn dieselben Stimmen mich am nächsten Morgen gegen acht wecken. Während ich mich fertig mache, stelle ich fest, dass ich erkältet bin. Die beiden Jungs aus Costa Rica waren ein bisschen krank, offenbar hab ich mich angesteckt. Eigentlich  wollte ich eine Wanderung auf einen der beiden Vulkane machen, die das Wahrzeichen der Insel sind… aber für eine schwierige 10-stündige Wanderung bin ich nicht fit genug. Zuerst bin ich ein bisschen enttäuscht, aber dann entdecke ich die bequemen Hängematten im hinteren Teil des Hostels für mich und beschließe… ich verbringe meinen Tag hier.

Gegen Mittag packt Annelin ihre Sachen, sie will in ein bequemeres Hostel umziehen, weil sie länger auf der Insel bleibt. Ich bleibe, der Umzug lohnt sich nicht wegen einer weiteren Nacht. Ich begleite sie ein Stück zu ihrem Hostel, gehe auf dem Rückweg einkaufen und chille den Rest des Tages in der Hängematte. Am späten Nachmittag treffen wir uns nochmal und laufen zu einem etwas entfernten Strand (Punta Jesús Maria), von dem aus man den Sonnenuntergang hervorragend beobachten kann. Auf dem Weg dahin, laufen wir mal wieder einer zermatschten Schlange vorbei, ich quieke auf, als ich das Tier sehe. Das rot-braune Muster sieht zwar ganz schön aus, aber… iiiihhh…

Wir laufen weiter und überqueren eine Flugzeuglandebahn, was ein tolles Fotomotiv bietet, vor allem wegen der Sicht auf den Vulkan. Wer wohl hierher fliegt? Der Präsident für Ferien?

Nach etwa einer Stunde Fußmarsch kommen wir an der kleinen Strandzunge an. Es gibt zwar einige Leute, aber es ist auch wirklich schön, vor allem, als die Sonne beginnt zu sinken. Annelin gönnt sich ein Bier, ich mir eine Kokosnuss. Wir setzen uns in den Sand, stoßen an und beobachten das schöne Naturschauspiel.

Als es langsam finster wird, gehen wir zurück. Eigentlich hätten wir beide gerne ein Moto-Taxi (Tuk Tuk) genommen, aber natürlich fährt genau jetzt keines vorbei, oder ist bereits belegt. Also laufen wir den ganzen Weg wieder zurück und kommen dementsprechend müde an. Dann ist es Zeit für den Abschied, weil ich am nächsten Tag schon zurückfahre. War eine wirklich schöne Bekanntschaft, wir haben in der kurzen Zeit zusammen viele tolle Sachen erlebt!

Diesmal schlafe ich besser, weil die ganzen Feiertagsurlauber offenbar abgereist sind. Aber die Erkältung hält sich. Um wenigstens noch ein bisschen was von der Insel zu sehen, miete ich mir am nächsten Tag ein Fahrrad, um zu einer Lagune zu fahren. Das Fahrrad ist ein bisschen zu klein für mich und in keinem guten Zustand… und schon gegen neun brennt die Sonne so stark auf mich herunter, dass die einstündige Radfahrt richtig anstrengend wird. Es ist zwar halbwegs eben, aber es gibt keinen Schatten. Die Insel Ometepe, bestehend aus den zwei Vulkanen, hat eigentlich nur zwei große Straßen, die die Insel einmal umrunden. Die Strecke um den zweiten Vulkan ist wohl auch nicht geteert. Ich komme an vielen kleinen Dörfern vorbei, zwischendrin sehe ich immer wieder Tierweiden oder Leute, die ihre Kühe/Pferde am Straßenrand fressen lassen. Aber eins steht fest: Nicaragua ist wieder deutlich ärmer, als Costa Rica und Panama. Man sieht es am allgemeinen Zustand der Häuser, Wege, am Müll.

Übrigens fällt mir etwas auf: Aufgrund der Hitze schieben die Männer das T-Shirt über den Bauch. Meistens hält es dort von alleine, was den Eindruck erwirkt, dass sie schwanger sind. Tja, Crop-Tops und bauchfrei wurden eben nur erfunden, damit man mehr nackte Haut bei Frauen sieht. Dass man es Männer einfacher machen könnte, in dem man ebenfalls bauchfreie Shirts macht, daran denkt mal wieder keiner. Schönheitsideale machen es (un-)möglich.

Ich komme an meiner Lagune an, stelle aber fest, dass es ein kleiner Nationalpark mit Rundgang ist, der ca. eine Stunde dauert. Ein bisschen bin ich enttäuscht, ich hätte mich gerne einfach ins Wasser geworfen, nach der Höllenfahrt. Stattdessen muss ich mich beim Laufen beeilen, weil mein Fähre schon am Nachmittag geht.

Charco Verde ist ein Schmetterlingspark, hat aber auch viele andere Tiere, die um die Lagune herum ihr Heim haben. Man kann in der Lagune auch gar nicht schwimmen, wie ich lerne, sondern nur an dem angrenzenden Strand, im See, in dem die Insel Ometepe liegt.

Während ich spaziere, vergesse ich den Zeitdruck und genieße die schöne Natur und die Schmetterlinge. Als ich zur Lagune komme, sehe ich einige Affen in den Bäumen… Brüllaffen, wie ich später lerne, aber im Moment sind sie ganz ruhig bei ihrem Mittagsschlaf.

Der Spaziergang entpuppt sich als richtig schön und entspannend, nur fürs Schwimmen habe ich so keine Zeit mehr. Ich steige also danach wieder aufs Rad und kämpfe mich zurück nach Moyogalpa. Dort gebe ich das Rad ab und fange an zu kochen. Ich hatte mir eine Melone in den Kühlschrank gelegt, die ist nach der Tortur genau das richtige und so schön kühl!

Wie sich rausstellt hatte ich Glück, es fängt nämlich genau in dem Moment an in Binnfäden zu schütten. Ich liebe den tropischen Regen, bin aber froh, dass ich ihn überdacht genießen kann und nicht noch auf dem Fahrrad sitze.

Es regnet, ich esse, es hört auf, dann packe ich es und gehe zur Fähre. Schade, dass ich schon wieder gehen muss… aber ein Zeitplan ist ein Zeitplan. Ich muss auf der Fahrt stehen, weil es so voll ist, ist aber okay. Aber ich bin genervt von den vielen (männlichen) Blicken, die mich mal wieder treffen. Ich steh nicht gern im Mittelpunkt, können die nicht woanders hinschauen?! Ich bin bei weitem nicht die erste Weiße, die hier entlangfährt.

In San Jorge will ich wieder ein Taxi Colectivo. Bereits auf dem Weg von der Fähre zum Eingang des Hafens werde ich von mehreren Taxifahrern angesprochen, die mir ihre überteuerte Privatfahrt schmackhaft machen wollen. Dafür ist ihnen wie immer jedes Mittel recht, einer lügt sogar dreist darüber, dass es keine Busse mehr nach Granada gibt, damit er mir sein Taxi und sein Hotel verkaufen kann. Sauer wimmle ich sie ab und finde später wieder ein Taxi Colectivo. Er will mich für zwei Dollar fahren, aber ich handle ihn auf den einen runter, den ich beim ersten Mal gezahlt habe. Das Taxi bringt mich und ein paar andere nach Rivas zum Busterminal.

Natürlich finde ich sofort einen Bus nach Granada, aber der fährt erst in einer halben Stunde. Mein Rucksack wandern nach oben auf den Bus… was ich argwöhnisch beobachte. Nichts leichter, als da hoch zu klettern und sich den Rucksack zu schnappen. Das ganze Terminal wirkt mir alles andere als sicher, auch meine eigenen Busfahrer wirken nicht vertrauenswürdig. Sie setzen den Preis für das Ticket mit 200 Córdobas viel zu hoch an, ich handle runter, und zahle. Dann warte ich bis kurz vor Abfahrt draußen, immer mit einem Auge auf meinem Rucksack. Mindestens 10 Leute wollen mir nochmal ein privates und überteuertes Taxi anbieten… es ist wirklich anstrengend. Schließlich quetsche mich in den übervollen Chicken Bus und es geht los. Neben mir ist ein Italiener, mit dem ich ins Gespräch gekommen bin. Durch Zufall kommen wir auf den Ticketpreis zu sprechen, als sich der Busbegleiter an uns vorbeiquetscht. Ich sage, dass ich 150 gezahlt habe, daraufhin tippt der Italiener den Busbegleiter an… der Preis ist 100. Der Busbegleiter nuschelt etwas von, das Gepäck oben kostet extra, aber ich fahre ihn schon wütend an und nenne ihn einen Lügner. Aber das Geld ist weg. Den Rest der Fahrt koche ich vor Ärger. Ich bin echt verzweifelt, ich handle schon runter und immer noch werde ich abgezogen, das darf doch nicht wahr sein! Diese dreisten Betrüger, echt! Ich hab es so satt.

Kurz nach Sonnenuntergang kommen wir in Granada an. Mein Hostel ist im historischen Zentrum, ein 15-minütiger Spaziergang. Ich werde freundlich empfangen und bin froh, als ich mein Gepäck abstellen, duschen und essen kann. Das Hostel ist wieder sehr schön, richtig heimelig, aber es ist wahnsinnig heiß. Klimaanlagen gibt es hier nicht, es gibt Ventilatoren, aber die bringen nur wenig. Trotzdem habe ich es sehr bequem und beschließe, anstatt am Abend schon weiterzufahren, noch ein Nacht zu bleiben und erst ab übernächsten Morgen weiterzuziehen. Es gibt Pancakes zum Frühstück, so startet man gut in den Tag.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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