Hello, hello meine fleißigen Leser*innen, puh, hoffentlich kommt ihr klar mit so viel Text nach so langem Schweigen, aber ich spare nichts aus! Weiter geht’s zum nächsten Ort in Vietnam.

Dafür werde ich am nächsten Morgen abgeholt. Ich verabschiede mich lieb von meiner freundlichen Rezeptionistin, die sich für mich viel Mühe gegeben hat. Dann geht es in einem normalen Bus etwa vier Stunden lang in den Ort Ninh Binh. Dort habe ich dann den kompletten Tag Aufenthalt, bis mich ein Nachtbus nach Da Nang bringt. Zunächst bin ein bisschen baff… einen ganzen Tag Aufenthalt in einer Busstation, na super… aber es läuft ganz anders als gedacht. Der Bus hält in einer Straße mit vielen Servicegeschäften und Restaurants, eines davon mein Busanbieter. Sie heißen mich willkommen, erklären mir nochmal den weiteren Verlauf des Tages. Dann bieten sie mir an, ich kann meine Sachen hier abstellen, ein Fahrrad mieten und die Gegend erkunden. Es gibt viele schöne Orte, die ich mit dem Rad erreichen kann.

 Der Tag hat eine überraschende Wendung genommen und auch, wenn ich ein bisschen müde von den letzten Tagen bin, für eine Fahrradtour bin ich immer zu haben. Ich sage zu, probiere ein paar Räder aus, bis ich ein bequemes finde und radle kurz darauf los. In der Stadt muss ich mich kurz orientieren und fahre anfangs in die falsche Richtung. Meine Bremsen funktionieren nur schlecht, deshalb fahre ich recht langsam, um im Notfall schnell reagieren zu können. Aber sobald ich auf Kurs bin, setzt meine Liebe für das Radfahren ein und meine Laune bessert sich schnell. Vor allem, als ich aus der Stadt rauskomme.

Die Gegend wird ländlicher und ich fahre an einem süßen See vorbei.

Dann komme ich auf die Landstraße und bin bald im Grünen. Und dann beginnt eine Kleinvariante vom Ha Giang Gebirge, das ich diesmal in bequemer Fahrradgeschwindigkeit bewundern kann. Großartig!!

Mein erstes Ziel, dass mir mein Busanbieter erklärt hat, kommt in Sicht. Gegen eine kleine Parkgebühr stelle ich mein Rad ab und laufe dann  über eine schön dekorierte Brücke zu dem Eingangsgebäude.

 Ich hab absolut keine Ahnung , was es hier zu tun oder zu sehen gibt. Erst an der Rezeption sehe ich, dass es sich um eine Bootstour handelt, klassisch dauert die fast drei Stunden. Ich gucke auf die Uhr, aber es ist zeitlich tatsächlich drin, also entscheide ich mich spontan dafür. Ich zahle den Eintrittspreis und folge dann der Masse durch mehrere schön dekorierte Gebäude zur Anlegestelle. Während ich versuche, mich in dem Flyer zu orientieren, spricht mich schon jemand an, welche der drei Routen ich nehmen möchte… ich frage hilflos nach eine Empfehlung, da taucht eine Frau in meinem Alter neben mir auf und wir schließen uns kurzerhand zusammen. Sie erklärt mir, sie würde diese Route nehmen und ich stimme einfach zu. Zusammen mit einem asiatischen Pärchen steigen wir in ein Boot und rudern los. Ich erkläre, dass ich absolut planlos war, was das hier betrifft und jetzt einfach gespannt bin, was kommt. Die Frau… (Susanne??) lacht. Sie wollte eigentlich mit ihrem Freund herkommen, aber der ist heute ans Klo gefesselt. Ich bin gerne der Ersatz.

Der erste interessante Punkt dieser Fahrt ist, dass die Ruderfrau hinter uns irre gut in ihrem Job ist. Sie kennt die Strecke genau und rudert uns vier Leute für drei Stunden über den Fluss… bärenstark! Die ganze Zeit lenkt sie perfekt, um jeden hängenden Ast, um jede Kurve mit top Präzision. Ich bin fasziniert.

Wir rudern zuerst durch die wunderschöne Natur mit den typischen Felsen:

Wir halten auf einer Insel, wo wir ein bisschen Zeit bekommen. Dort gibt es wunderschöne Tempel zu entdecken, mit den typischen gebogenen Dächern alles Handarbeit und detailreich verziert… ich bin begeistert.

Solche Stopps gibt es die ganze Tour… aber am coolsten wird es, als wir auf einen der Felsen zu fahren und eine kleine Öffnung am unteren Ende sichtbar wird: Eine Höhle. Je näher wir kommen, desto klarer wird es, wie niedrig die Decke ist. Ich ziehe instinktiv den Kopf ein, als wir hineinfahren, aber es ist gerade niedrig genug, um gerade zu sitzen.

Die Fahrt durch die Höhle ist richtig cool. Wieder bin ich fasziniert von unserer Fahrerin, die gekonnt jedes Hindernis umfährt und uns bequem immer im höchsten Teil der Höhle hält. Es sind übrigens unterirdische Tunnel, keine einzelne Höhle… und zwar in der ganzen Gegend. Die Tunnel werden hier und da von Glühbirnen erleuchtet, damit man erkennen kann, wo man gerade ist. Wir fahren oft über 10 Minuten durch die Tunnel. Dann wird es wieder hell, ein Stück auf dem Fluss und wieder rein in die Tunnel. Manchmal öffnet sich der Tunnel und man fährt durch eine kuppelartige Höhle… wunderschön.

Das einzige unschöne ist, dass man echt mit irre vielen Touristen unterwegs ist und egal wohin man guckt, überall sind die leuchtend orangenen Rettungswesten zu sehen. An einer Stelle fahren wir an einer kompletten Hochzeitsgesellschaft vorbei:

Auf einer der Inseln kann man einen kleinen Steg hinaus auf den Fluss laufen und ich komme ein bisschen an die schönen Seerosen heran:

Nach fast drei Stunden kommen wir wieder am Ausgangspunkt an. Ich verabschiede mich von meiner Spontanbekanntschaft und schwinge mich kurz darauf wieder auf mein Rad.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich zwar noch viel Zeit habe, bis mein Bus fährt, aber nicht mehr allzu viel, bevor die Sonne untergeht. Und da mein Fahrrad kein Licht hat, möchte ich vorher wieder zurücksein. Aber wenn ich mich beeile, schaffe ich noch das zweite der beiden Ziele, die mir der Mann von der Busagentur vorgeschlagen hat.

Ich radle eine wunderschöne kleine Dorfstraße entlang, sehe die Leute auf der Straße ihrem alltäglichen Leben nach gehen, viele gucken mir neugierig hinterher. Dann komme ich zu dem kleinen Berg, den es zu besteigen gilt. Es ist nicht irre hoch, aber ich muss mich schon sputen. Vor allem, weil mich gleich jemand aufhält, bei dem ich das Fahrrad abstellen kann. Ich bin noch nicht so vertraut mit dem System und dachte, das wäre DER Fahrradparkplatz. Deshalb stelle ich mein Fahrrad dort ab und laufe dann EWIG zu Eingang, aber natürlich war es nur der erste von vielen, die deutlich näher gewesen wären. Naja, Lektion gelernt. Ich gehe zügig an den Leuten vorbei, kaufe mein Eintrittsticket und bahne mir meinen Weg durch einen schön dekorierten Park mit vielen Skulpturen. Neben mir sehe ich einen schönen Seerosensee, den ich später auch gern noch anschauen würde, aber erstmal geht’s rauf auf den Hügeln. Ich atme tief durch und los geht’s, hoch die vielen Stufen. Die oft ganz schön uneben, abgetreten oder sehr sehr weit auseinander gebaut sind. Man muss schon ein bisschen vorsichtig sein. Ich komme ganz schön ins Schwitzen, aber die Bewegung tut gut, vor allem zwischen den langen Busfahrten. Außerdem konnte ich ja in Sa Pa nicht wandern, da ist das eine schöne Alternative. Und als ich oben ankomme, hat sich der Aufwand definitiv gelohnt. Es ist wunderschön, trotz grauem Himmel.

Der Hügel hat zwei Gipfel, beide haben Steinmonumente, sodass ich nach kurzem Überlegen beide besteige. Es ist irre viel los, so nahe am Sonnengang gibt es endlos viele Instagram-Poser. In Asien ist das nochmal eine andere Nummer, weil die Mädels vollständige Kostüme/Abendkleider mit Make-Up und aufwendigem Haarschmuck tragen. Sieht schön aus, aber der Aufwand… puh. Und alles nur für Social Media.

Ich kriege kein Bild von mir ohne Leute, auch von den Gipfeln ist es schwer. Aber die Wahrheit ist, man ist nicht alleine auf Massentouristenorten. Irgendwann habe ich genug und mache mich an einen flotten Abstieg, damit ich noch zum Seerosen-See komme.

Der ist wirklich schön, man kann auf vielen Stegen über den ganzen See spazieren. Und ich lag falsch, es sind keine Seerosen, sondern Lotusblumen. Wunderschön, vor allem der Kern… sieht fast unecht und nach Plastik aus, aber so ist die Art.

Ich bleibe nur kurz und eile dann zurück zu meinem Rad und darauf zurück in die Stadt. Aber nicht zu schnell, ich bin relativ gut in der Zeit und habe bis zum Schluss noch genug Tageslicht. Kurz bevor ich an der Agentur ankomme, entdecke ich auf einer großen Straße ein Smartphone, das jemand verloren haben muss. Kurzerhand halte ich an, fahre zurück, stoppe, die Roller, die mich überfahren wollen und hebe das Smartphone auf.

Ich überlege, ob es einen offiziellen Ort gibt, wo ich das abgeben kann, rufe mir dann aber ins Gedächtnis, dass ich nicht in Deutschland bin und jeder Offizielle sich das Handy schlichtweg in die eigene Tasche stecken würde. Ich beschließe, die beste Chance ist, das Handy der Ehefrau des Agenturmannes zu geben, sie wirkt wie jemand, die das Smartphone tatsächlich zurückgeben würde. Erfahren werde ich es nie.

Ein schöner Tag in Ninh Binh liegt hinter mir. Ich gehe noch was essen und dann ist es Zeit für den Bus. Nebenbei bekomme ich mit, dass der Bus noch eine Stadt weiterfährt… und zwar genau dorthin, wo ich eh viel Zeit verbringen will. Kurzerhand entscheide ich mich um und fahre direkt dorthin, anstatt in Da Nang zu bleiben. Ich zahle nach und steige in den Bus.

Die Nacht ist okay und ich komme diesmal zu einer christlichen Zeit an. Gegen Mittag steige ich aus. Willkommen in Hoi An. Hier bleibe ich eine Weile.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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