Kommt schon, das ist doch ein Filmtitel, oder? Wir sehen uns im Kino!!!
Und ein herzliches Hallo dazu 🙂
Ich habe euch ja letztes Mal (mal wieder) allein im Dschungel zurückgelassen. Also, genau genommen war ich die, die alleine im Dschungel stand.
Nicht ganz alleine, glücklicherweise. Nachdem ich über meinen neuen Rückschlag genug gestöhnt habe, beschließe ich, das beste aus der Situation zu machen und loszulaufen. Hilft ja alles nichts, die Sonne beginnt tiefer zu stehen und wenn ich wirklich alles laufen müsste, stehen mir noch zweieinhalb Stunden Marsch bevor. Glücklicherweise bleibt mir das erspart. An der nächsten Kreuzung steht wieder Tempel mit einem Checkpoint, der meine Situation schnell erkennt. Er deutet auf eine abzweigende Straße, lauf da etwa 10 Minuten entlang, dort ist eine Werkstatt! Ich atme erleichtert auf und bedanke mich. Und tatsächlich, nach kurzer Zeit taucht ein Schuppen auf, in dem eine Familie umherwuselt, sowie diverse Hunde und Katzen. Sie grüßen mich freundlich und ein junger Mann schaut sich mein Fahrrad an. Ich kann glücklicherweise über Handyübersetzer ein bisschen kommunizieren, denn die Leute sprechen kein so gutes Englisch. Ich habe auch genug Empfang, dass ich meine Fahrrad-Verleih-Firma anrufen und ihnen sagen kann, was passiert ist. Während der junge Mann meinen Fahrradschlauch verarztet, erkläre ich am Telefon, was passiert ist.


Die Frau am anderen Ende ist zwar hilfreich, halst mir aber die Reparaturkosten auf. Ist wohl nicht in meinem Tarif enthalten. Naja… Fünf Dollar für einen ganzen Tag, was habe ich erwartet. Jedenfalls wissen sie Bescheid. Leider entdecken wir, dass nicht nur der Schlauch, sondern auch der Reifen kaputt ist. So einen hat der junge Mechaniker nicht da, aber er schickt jemanden los, der schnell einen kauft. Ich bin so dankbar, dass ich hier mitten im Nirgendwo tatsächlich Hilfe bekomme. Kurze Zeit später kehrt der Bote zurück, der Reifen wird neu montiert und mein Fahrrad ist wieder einsetzbar. Insgesamt kostet mich die Reparatur 15 Dollar… definitiv verschmerzbar! Ich verabschiede mich unter viel Dankeschön und radle glücklich in Richtung Ausgang.
So komme ich genau gegen Sonnenuntergang unter einem riesigen alten Brückenportal durch. Wieder mit einem überdimensionalem Gesicht geschmückt. Dahinter überquere ich die Brücke, an deren Seiten Dutzende Wächter gemeißelt sind. Das sieht von der sinkenden Sonne wirklich großartig aus!





Ich steige angetan wieder aufs Fahrrad und trete den Heimweg an. Jetzt ist es noch viel angenehmer zu fahren, weil die Temperatur deutlich gesunken ist. Dafür ist jetzt ziemlich viel los auf den Straßen, natürlich sind jetzt alle auf dem Heimweg. Aber es ist immer noch kein Problem als Radfahrerin, die Wege sind wirklich gut ausgebaut. Ich komme zurück in die Stadt und gebe mein Fahrrad im Laden wieder ab. Dort ist man erfreut, dass ich wieder da bin und sie geben mir einen Gutschein, dass ich am nächsten Tag, wenn ich wieder losfahre, ein Rad aus der höherwertigen Klasse für denselben Preis bekomme. Na, immerhin ein kleines Entgegenkommen dafür, dass ich ihnen eine gute Reparatur schenken musste. Aber auch kein schlechtes Angebot, dann fahre ich am nächsten Tag wenigstens mit leichterem Herzen.
Auf dem Heimweg merke ich, wie ausgepowert ich bin. Klar, die Nacht im Bus mit nicht annährend genug Schlaf und dann den ganzen Tag auf dem Rad unterwegs… aber es geht mir richtig gut! Ich habe meinen ersten Tag in Angkor Wat geliebt und kann es kaum erwarten, morgen gleich wieder hinzufahren und mehr zu sehen! In der Nähe meines Hostels finde ich ein Restaurant und setze mich kurzerhand. Die Betreiber sind sehr nett und das Essen fantastisch. Danach schaffe ich es gerade noch aufzustehen und in mein Hostel zurückzuwackeln, dort zu duschen und mich schlafen zu legen.
Auch wenn ich mir vorgenommen hatte, am nächsten Tag so früh wie möglich loszukommen, um den Sonnenaufgang zu sehen… ich bleibe im Bett kleben und drehe mich nochmal um. Dann gehe ich ganz entspannt zum Frühstücken und gegen 11 stehe ich wieder bei demselben Fahrradverleih, wie am Tag zuvor, um meinen Gutschein einzulösen. Ich darf das Rad wieder ausprobieren, ob es auch gut passt, unterschreibe meinen Mietwisch und radle los. Snacks und Wasser habe ich zuvor noch gekauft. Es wieder ein wunderschöner Tag und ich freue mich, ihn auf dem Fahrrad verbringen zu können. Vor allem auf einem funktionierendem!
Eine halbe Stunde später zeige ich wieder mein Ticket vor, lehne wieder das TukTuk ab und fahre dann in den Dschungel zu den Tempeln! Nachdem ich gestern eher bei den Nebengebäuden unterwegs war, geht es heute zur Hauptattraktion: Angkor Wat – Zentrale Tempelanlage. Ich hab schon Gänsehaut.
Natürlich ist hier deutlich mehr los, war zu erwarten. Um den Haupttempel gibt es große Parkplatzbereiche, an denen ich problemlos vorbeiradle und direkt vorm Eingang parke. Dort kommen Guides auf mich zu, aber ich lehne ab. Das wäre sicherlich interessant gewesen, aber ich spüre einfach, dass ich diese Tempelstadt gerne ganz für mich alleine erkunde. In meinem Tempo. Dieser Ort strahlt trotz großer Touristenströme eine unerklärliche Ruhe aus. Ich bin jede Minute gerne hier, nicht gestresst (außer wenn mein Reifen mitten im Nirgendwo platzt), Zeit existiert nicht, nur erkunden, bewundern, Eindrücke aufnehmen.
Vor der großen Brücke zeige ich mein Ticket und gehe dann los. Angkor Wat selbst ist einem großen, künstlichen See umgeben und von einem Vorbau, wahrscheinlich einer Bewachungsanlage. Das allein ist schon eindrucksvoll






Ich lasse mir Zeit, bewundere wieder die irre filigranen Steinmeißelarbeiten an den Gebäuden und die exotischen Symbole und Figuren der Hinduismus/-Buddhismuswelt. Daran kann man sich nicht satt sehen!
Hinter dem Wachgang öffnet sich ein riesiges Gelände… und in der Mitte steht der majestätische Tempel mit den fünf Türmen: Angkor Wat, der Haupttempel.

Das Bild ist nicht das erste, das ich vom Tempel gemacht habe, aber das einzige, wo wirklich alles halbwegs sichtbar drauf ist… Es ist unvorstellbar groß!
Von dem Eingang des Wachganges bis zum Tempel laufe ich fast zehn Minuten in der Sonne, vorbei an den Teichen und kleinen Nebentempeln.


Man braucht auch deshalb zehn Minuten, um nicht ständig in irgendwelche Insta-Fotos hineinzulaufen und dafür böse Blicke zu kassieren. Aber wie immer achte ich darauf nur bei den ersten drei oder vier Fotos, danach wird es schlichtweg zu viel.
Am Tempel angekommen freue ich mich, hineinzukommen, weil die Sonneneinstrahlung um genau zwölf Uhr mittags schon übel ist. Drinnen ist es wunderbar schattig und kühl, die alten Mauern halten die Sonne draußen. Ich höre viele Guides, die ihren Gruppen die Geschichte und Architektur erklären. Hier und da schnappe ich einen interessanten Fetzen auf, aber nicht wirklich genug. Bin aber trotzdem froh, das hier alleine auf mich wirken lassen zu können.







Nachdem ich den Tempel betreten habe, schaue ich mich zuerst in ein paar ruhigeren Ecken und Gängen genauer um, bevor ich dem Touristenstrom bis ins Herz der Anlage folge. Der zentrale Turm bildet das Herzstück, die vier anderen Türme sind quadratisch als Eckpfeiler um den mittleren herumgebaut, verbunden durch Gänge, alles in exakter Symmetrie und sehr detaillreich ausgeschmückt.






Ich streife rundherum durch den Tempel und seine endlosen Gänge und Treppen. Ihr erkennt auf den Bildern hier und da die steinernen Innenhöfe, die sich durch die Rundgangarchitektur automatisch bilden. So wie die Touristen dort im Schatten sind, finde auch ich einen ruhigen schattigen Platz, die Türme immer gut im Blick. Ich setze mich und schaue mich in Ruhe an allem satt, spüre die Energie des Ortes. Es ist unglaublich schön. Dann öffne ich mein Handy und suche eine Website, auf der die Geschichte und Bedeutung des Ortes gut nachvollziehbar ist.
Das ist der Link zu der Website (Achtung Englisch!): https://www.history.com/topics/landmarks/angkor-wat
Ich nutze (unter anderen) die Quelle auch für die folgende kurze Geschichtseinführung, aber es gibt auch tolle deutsche Webseiten, falls es euch genauer interessiert. An meine FreundInnen der Wissenschaft: Das hier ist keine wissenschaftliche Arbeit, ich gebe keine Literaturverzeichnisse!!!!
Ich kann es allerdings nur empfehlen, euch ein bisschen einzulesen. Dieser Komplex ist das mit Abstand faszinierendste kulturelle Gebäude meiner ganzen Reise… Machu Picchu eingeschlossen. Auf dem Weg, Angkor Wat zu verstehen, muss ich viele Wissenslücken schließen, die mit der Kultur, Geschichte und Religion in ganz Südostasien zusammenhängen. Ich bleibe dort also eine ganze Weile sitzen.
Um das Jahr 802 wird mit Javayarman II. der erste König eines Reiches gekrönt, das das einflussreichste in ganz Südostasien sein wird: Das Volk der alten Khmer entsteht. Dieses Reich ist all seinen Vorgängern und den meisten seiner Nachfolger in Wirtschaft, Militär und Kultur um vieles Überlegen. Kambodscha ist heute nur noch ein kleiner Teil des Riesenreiches, das sich einst über Thailand, Laos und Teile von Vietnam erstreckt hat. In seiner Hochzeit (11.-13 Jh) lässt König Suryavarman II. eine Tempelstadt erbauen, die ihres gleichen noch heute sucht: Angkor Wat. „Angkor“ bedeutet Hauptstadt, „Wat“ bedeutet Tempel. Die Stadt wurde nach der entsprechenden Religion im hinduistischen Stil gebaut. Die Verzierungen, die ich so bewundere sind Bilder von hinduistischen Gottheiten oder Symbole der Religion, manchmal Krieges-/Siegeszüge.






Etwa ab dem 13. Jahrhundert wird das Khmer Reich buddhistisch, stürzt viele der hinduistischen Abbilder um und ersetzt sie mit Buddhas, die heute noch zu sehen sind. Angkor Wat verliert bereits nach etwa hundert Jahren die Funktion als politische Hauptstadt, bleibt aber als buddhistische Tempelstätte ein Heiligtum des Reiches.






Die Konstruktion der fünf Türme ist eine symbolische Konstruktion des Berges „Heru“, dem Berg der Götter des Hinduismus mit seinen fünf Gipfeln. Die verschiedenen anderen Level, Eckpfeiler sowie die Gewässer um die Anlage stehen für die menschliche Welt, mit Bergen, Tälern und natürlich den Meeren/Ozeanen.







Angkor Wat ist bis ins 19 Jahrhundert bewohnt, doch die Natur überwuchert einen Großteil davon. Die französischen Kolonisten finden die alte Anlage in einem desolaten Zustand und machen sich an die Ausgrabung, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kommen erste Touristen. Wie durch ein Wunder überlebt die Tempelstadt den Bürgerkrieg und das Regime der „Roten Khmer“ in den 1970ern des Landes fast unbeschadet.
Als ich diesen Satz lese, kann ich nicht anders als das Paradox zu sehen. Die „Roten Khmer“ haben ihr Land zugrunde gerichtet… aber die Mauern von Angkor Wat, das Herzstück der „alten Khmer“ tragen jetzt durch die touristischen Einnahmen dazu bei, das Land wieder aufzubauen. Und zwar nicht wenig. Wenn man so will, lebt der Geist der alten Khmer also immer noch in ihrer alten Tempelstadt und wachen über ihr Reich. Hoffentlich noch sehr lange! 1992 wurde Angkor Wat zum Weltkulturerbe erklärt und trotz der 500.000 Touristen, die hier jedes Jahr durch die Tempel klettern, verliert dieser Ort kein bisschen Magie.
Ich spaziere nach meiner Geschichtslektion zum Hintereingang der Anlage, wo es fast leer ist. Glücklicherweise finde ich noch genau eine Person, die das provisorische Foto von mir schießen kann! Genau als doch noch jemand im Hintergrund auftaucht.

Danach folge ich dem Weg hinten rum aus dem Tempel heraus und bin plötzlich fast alleine. Neben mir ist ein Wald, vor mir der majestätische Anblick und einer der wenige Male, wo man eine wirklich gute Sicht auf die fünf Türme hat.

Ich beschließe, mich hier nochmal einen Moment lang hinzusetzen und zu meditieren. Ich hätte mir keinen besseren Ort aussuchen können. Leise raschelt der Wind durch die Blätter, ansonsten ist außer mir keine Menschenseele hier. Es ist wunderbar!



Auf dem Rückweg komme ich noch an ein paar guten Orten für ein schönes „Seitenansichtfoto“ vorbei. Es dauert sowieso lange, bis ich wieder zu meinem Fahrrad komme, aber ich genieße jeden Moment.







Ich klettere voller Ehrfurcht wieder auf mein Fahrrad und fahre die Straße weiter entlang nach Norden. Dort passiere ich wieder eines der großen Tore mit dem Wächtergesicht über dem Bogen in ganz groß. Dahinter kommt die zweite große Attraktion: Der Bayon-Tempel:

Der Tempel unterscheidet sich ein bisschen von der Struktur der anderen, ist komplexer gebaut, eher rund statt quadratisch. Auch die Säulen an den Rändern anstatt den Mauern sind anders. Aber das auffälligste Merkmal sind die „lächelnden“ Gesichter-Türme, deren Ursprung und Bedeutung umstritten sind.
Der Tempel ist genau das, wonach er aussieht: Ein Labyrinth. Einmal drinnen, wird es schwierig – nicht direkt einen Ausgang zu finden, sondern den Ausgang, vor dem ich mein Fahrrad geparkt habe.
Jana Jones… auf der Suche nach dem Ausgang:


In den Nebenrollen haben Harrison Ford und Angelina Jolie schon zugesagt!!! 😉
Und mit diesem tollen Filmposter setze ich noch einen Cut, damit noch was für einen dritten Artikel übrig bleibt.
Da wird’s dann nicht weiter interessant… noch mehr Tempel… ein Raubüberfall… ein bisschen Todesangst… Affen…Oreokekse… ein Sonnenuntergang… und noch eine großartige Überraschung – aber wen interessiert sowas schon?!
Liebste Grüße,
Eure Jana
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