Hallo meine liebsten Leser*innen! Weiter geht’s mit Teil drei aus Angkor Wat!

Im Bayon-Tempel wurden übrigens tatsächlich Teile von Lara Croft- Tomb Raider mit Angelina Jolie gedreht. Sowie diverse andere Filme, kein Wunder, die Anlage ist ja eine Traumkulisse. Während ich durch die Gänge irre, zieht draußen der Himmel zu und das alltägliche Nachmittagsgewitter bricht über den Tempel herein. Ich weiß diesmal Bescheid, wie es abläuft und bleibe sicher und trocken in einer Ecke des Tempels versteckt. Dann sehe ich mich noch ein wenig um.

Absolut fantastische Anlage, man kann sich richtig verlieren in den Gängen. Will ich aber nicht, weil ich noch an ein paar anderen Tempeln vorbei schauen will. Ich springe wieder auf mein Rad und fahre ein Stück weiter zu Tempeln, die auf dem Weg liegen.

An die genauen Namen kann ich mich schon nicht mehr erinnern. Aber es liegt alles in der Nähe. Viele der Gebäude ähneln sich natürlich in der Bauart. Aber die meisten haben ein hervorstechendes Detail, die sie trotzdem wieder zu etwas ganz besonderem machen… also in der Besonderheit der Tempelstadt selbst. Bei diesem ist es der lange, steinerne Steg, der an kleinen Teichen vorbeiführt.

Die letzte Tempelanlage ist schon ziemlich verfallen. Überall sprießt das Unkraut, aber durch die restaurierten Wege hat man das Gefühl, man geht durch einen romantisch-verwilderten Park… mit tropischer Flora natürlich.

Die Besonderheit an diesem Ort sind wieder die silbernen Bäume, die überall zwischen den Gebäuden wachsen und verwurzelt sind. Der Berühmteste davon ist wirklich direkt über die alten Mauern gewachsen (letztes Bild). Der Dschungel wächst kontinuierlich, die natürlichen Kräfte davon abzuhalten, die Stadt wieder zu verschlingen, ist eine große Aufgabe. Aber mir persönlich macht es immer wieder Hoffnung zu sehen, dass die Natur sich erholen kann.

Nachdem ich den Tempel verlasse, radle ich pünktlich zum Sonnenuntergang wieder zurück in die Stadt. Allerdings beschließe ich, nach der Dusche nochmal durch den Stadtkern von Siem Reap zu spazieren und dort ein bisschen durch die Straßen zu gucken. Ich lasse mich nochmal dazu hinreißen, ein paar von den Bindehosen zu kaufen… der Schnitt ist einfach fantastisch, es ist ein schönes Geschenk und eine Mega-Sommerhose… aber ich hab es schon ein bisschen übertrieben.

An der Flusspromenade komme ich durch die verschiedensten Essensstände und gönne mir bei einer netten Frau frische Pfannkuchen mit Banane und Nutella… Nutella gibt es wirklich an jeder Ecke, der deutsche Tourismus hat hier deutliche Spuren hinterlassen… aber es ist auch wahnsinnig lecker! Die kambodschanischen (und später auch thailändischen) Pfannkuchen nennen sich „Roti“, werden wie ein Crêpe auf dem heißen Stein vorgebraten, Banane hineingeschnitten, dann gefaltet und dann in kleine Quadrate geschnitten und nach Belieben mit Nutella/Zimt/ etc. übergossen. Ich bestelle mir Roti bei jeder Gelegenheit, solange ich in der Ecke war!

Auf dem Weg nach Hause komme ich wieder an vielen Massagesalons vorbei. In Südostasien gibt es massenhafte Massagesalons mit „Happy End“ – eine verschönte Version von Prostitution. Der Unterschied von tatsächlichen Massagesalons und dem Sexgeschäft ist recht deutlich zu erkennen an den leicht bekleideten Teenager-Mädels, die vor dem Laden mit einer Massage werben. Mich schockt, wie jung sie sind und allein der Gedanke daran, dass sie keine andere Möglichkeit sehen, als ihren Körper zu verkaufen macht mich traurig. Und wütend darauf, dass so viele europäische und amerikanische Touristen Späße reißen über den billigen Sextourismus in Südostasien. Wie kann man sich das nur schön reden? Wobei ich es fast noch schlimmer finde, wenn ich daran denke, dass sich die Mädels auch den ekligen Bus- und Taxifahrern hingeben müssen, mit denen ich jeden zweiten Tag über überzogene Preise kämpfen muss.

Themawechsel: Als ich am nächsten Morgen aufwache, habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich werde eine Investition tätigen. Jetzt oder nie ist die Devise. Ich habe lange überlegt, Vor- und Nachteile abgewägt und beschlossen, Kambodscha ist das Land, wo ich es tun werde. Ich habe einen Laden gefunden und mache mich am frühen Vormittag auf den Weg. Während ich auf die andere Seite der Stadt spaziere, komme ich an wirklich einer wirklich schönangelegten Parkanlage entlang es Flusses vorbei und folge dieser eine Weile. Sie Sonne scheint, es ist nicht zu heiß, ich hab meine coolen neuen asiatischen Flatterhosen an… es ist ein perfekter Tag, um zu tun, was ich tun muss. Im Laden angekommen, habe ich die Qual der Wahl… hell, dunkel, sehr hell, farbig, diese oder jene… es ist nicht einfach, aber am Ende habe ich eine Entscheidung. Ich handle zu dem Verkaufspreis noch zwei Extras dazu, bezahle und verlasse dann den Laden… und bin unfassbar glücklich und nervös, denn gerade eben ist eine große Veränderung in mein Reiseleben getreten:

Ich schaffe es nicht bis ins Hostel, ich muss mein Schmuckstück vorher ausprobieren. Glücklicherweise gab es bei der schönen Parkanlage am Fluss ein paar Bänke, dort setze ich mich und packe meine neue Gitarre aus. Ich kann es nicht fassen!!! Ich hab früher den Kopf geschüttelt über die Idioten, die es sich antun, mit einer Gitarre zu reisen – jetzt bin ich eine von ihnen. Andächtig streiche ich über das glänzende Holz und stimme die Saiten, überlege mir einen Song mit dem ich anfangen kann… der erste Song auf meiner neuen Gitarre, die mich hoffentlich lange auf meiner Reise begleiten wird!!! Es war „Shallow“ von Lady Gaga und Bradley Cooper. Und es klang himmlisch!

Ehrlicherweise wollte ich das gute Stück in einem Land kaufen, wo ich eine gute Gitarre zu einem günstigen Preis bekommen kann. Denn ich weiß nicht, wie das mit dem Fliegen laufen soll… oder erahne, das Instrument klauen könnte. Deshalb wollte ich nicht zu viel Geld dafür ausgeben. Aber allein für diesen Moment, in dem mein mein Herz auf meiner Stimme liegt, diesen freudigen Moment hat sich diese Investition schon gelohnt… möge die Zukunft bringen, was sie wolle.

Ich bringe mein neues Heiligtum ins Hostel und verstaue sie auf dem Bett. Dann ziehe ich meine bereits verschwitzten Fahrradklamotten an, denn ich habe noch einen Tag in Angkor Wat. Das meiste habe ich schon gesehen, aber wenn ich den Eintritt schon gezahlt habe, dann kann ich den Tag auch dort noch verbringen und die schöne Landschaft genießen. Ich finde ein Fahrrad bei einem anderen Verleih, gleich neben meinem Restaurant, wo ich jetzt jeden Abend essen war. Dort kostet das Fahrrad nur zwei Dollar für den Tag und ich bekomme sogar noch ein günstiges Busticket nach Bankok am nächsten Tag. Perfekt! Mein knalloranges Rad und ich düsen los in die Tempelstadt.

Ich beschließe, mich aus dem Zentrum hinaus zu bewegen und zu einem riesigen See im Osten zu fahren. Auf dem Weg dahin besuche ich noch einen Tempel, der als Aussichtspunkt dient, aber gerade noch vielen Renovierungsarbeiten unterliegt. Von dort aus kann ich den See sehen, aber auch die fünf Türme des Haupttempels.

Okay, man sieht auf den Bildern wenig, sorry, die unteren beiden Aussichten meinte ich. Danach fahre ich raus aus dem Gebiet und fahre und fahre, immer die kleine Dorfstraße entlang. Ich fahre durch mehrere Orte, wo ich von sämtlichen Kindern und Ortsansässigen gegrüßt werde, als würde ich bei mir zuhause durch die Ortschaft fahren. Ich komme an vielen kleinen Farmen vorbei, aber offenbar ist der See nicht direkt zugänglich, denn ich finde keinen offiziellen Weg und ich bin auch die einzige Touristin. Irgendwann beschließe ich, wieder umzukehren und den restlichen Nachmittag nochmal zum Haupttempel zu fahren.

Es ist wieder viel los, aber ich lasse mich auch diesmal nicht stressen. Ich finde wieder eine ruhige Ecke, diesmal in der vorderen Parkanlage, setze mich und beginne zu meditieren. Die Außenwelt verschwindet und ich lasse mich in meinen Gedanken treiben, umgeben von dem heiligen Ort der alten Khmer…

Plötzlich schlage ich instinktiv die Augen auf, meine Konzentration ist gebrochen. Im ersten Moment weiß ich nicht warum – dann sehe ich mich um. Um mich herum ist eine Gruppe von fünf oder sechs Affen, die wie beiläufig das Gras nach Futter absuchen. Ich verhalte mich ruhig, beobachte die Tiere eine Weile, die vorbeizuziehen scheinen… und begehe dann einen Fehler. Auf der Suche nach ein bisschen Sonnencrème fasse ich in Richtung meines Rucksackes, um den Reißverschluss zu öffnen – darauf haben die Affen gewartet. Sofort stürmen alle in meine Richtung. Der erste greift nach dem Reißverschluss, zieht ihn auf, grapscht hinein und findet sofort eine halbgegessene Keksrolle, die er gierig herauszieht. Der zweite kommt von der anderen Seite, kratzt mich in den Arm und will ebenfalls nach den Keksen greifen, ist aber zu langsam. Daraufhin faucht er mich an, sodass ich richtig Angst bekomme. Schnell stehe ich auf und ziehe den Rucksack zu mir. Die Affen springen kurz zurück, kommen dann aber schnell wieder näher und fauchen erneut. Beim Anblick ihrer riesigen Zähne, schaue ich, dass ich schnell wegkomme! Was für irre Viecher! Ich habe es jetzt schon öfter gesehen, dass die Tiere den Touristen das Essen klauen, aber diese Aggression am eigenen Leib zu erleben war echt gruselig. Ich mochte Affen noch nie so gerne, jetzt sind sie in meiner Wertschätzung wieder gesunken. Sehen süß aus, haben es aber faustdick hinter den Ohren. Die Fotos sind von anderen Momenten, aber nur, dass ihr mal ein Bild bekommt:

Das krasse an dem Erlebnis im Nachhinein war, wie intelligent und koordiniert sie vorgegangen sind. Dass der Affe einfach so meinen Reißverschluss blitzschnell offen hatte und genau nach dem richtigen gegriffen hat… das war wirklich verrückt und gruselig – wie kann man ein Tier als Tierabstempeln, dass uns Menschen so ähnlich ist?

Es ist wieder so weit, die Sonne sinkt, meine letzter Tag in Angkor Wat neigt sich dem Ende zu. Ich laufe langsam in Richtung Ausgang und lasse alles nochmal richtig wirken. Dabei entdecke ich ein paar Frauen im Ganz-Körper-Anzug mit Schwimmweste, die offenbar die Teiche von Algen befreien? Was für ein krasser Job?!

Drei intensive Tage gehen zu Ende an einem Ort, der mich absolut begeistert hat! Vieles was ich zuvor gesehen habe, muss sich hinter Angkor Wat anstellen. Es war einfach unglaublich und ich bin sehr froh, die Gelegenheit gehabt zu haben, hier viel Zeit zu verbringen.

Ich verlasse die alte Khmer-Hauptstadt mit allen anderen Touristen und sehe einen letzten, wunderschönen Sonnenuntergang… in Kambodscha.

Verrückt, insgesamt war ich nur eine Woche in diesem Land. Die Masse an Kultur und Natur, die ich in dieser Zeit aufgesaugt habe, ist gewaltig. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit eingeplant, aber ein neues Work-Away wartet im Süden von Thailand… und da muss ich erstmal hinkommen.

Ich esse nochmal in meinem guten Restaurant, hole nochmal Bananen Roti vom Fluss und verbringe ein bisschen Zeit auf der Dachterrasse meines Hostels. Am nächsten Tag gegen 10 Uhr morgens werde ich vom Bus abgeholt und es geht weiter – nach Thailand.

Liebste Grüße

Eure Jana

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