Liebste Leser*innen,
Mein Wecker klingelt früh, ich schleiche mich aus dem Schlafbereich und mache mich fertig für die Weiterreise. Der Morgen ist schön, ich bin für mich alleine, nur eine Katzenmama spielt mit ihrem Baby vor sich hin. Ich mache mir Frühstück, habe dann nochmal kurz Zeit zum Strand zu gehen.






Dann fährt mich der Bus zurück durch die schöne Landschaft, ich steige in Soña wieder nach Santiago um, fahre von dort nach David und von dort nach Bocas del Toro, DEM Karibikort von Panama. Von Almirante aus bringt uns eine Fähre, die wir (die beiden Backpacker, die ich im Bus kennengelernt habe) gerade noch erwischen auf die Inselgruppe, genauer gesagt auf die Hauptinsel Colón. Dabei können wir einen tollen Sonnenuntergang beobachten.


Klugerweise war ich in der Stadt noch einkaufen, damit ich für zwei Tage ausgesorgt habe, bevor mich ein Taxi Colectivo (in diesem Fall ein Jeep, das einzige, was sich durch die schlechten Straßen hier noch durchbewegen kann) zu meinem Hostel bringt, etwas außerhalb und direkt am Wasser. Ich bin richtig froh mich dafür entschieden zu haben, es ist perfekt! Und es ist alles im amüsanten Piratenstil. Der Rezeptionist weißt mir ein Doppelbett für mich alleine zu, dass einen Vorhang zum abtrennen hat. Oh, ich bin im Paradies.
Es ist etwa acht Uhr abends, ich war den kompletten Tag im Bus. Das ist genau das, was mir die Laune versaut. Ich bin gefühlt mehr im Bus als an den Orten und kann kaum etwas machen hier, weil alles zu teuer ist. Macht mir das Reisen so noch Spaß?
Die Busreisen sind auch ehrlichweise nicht immer sonderlich angenehm. Meistens sind die Busse komplett voll, nicht für mehrere Stunden ausgelegt… und das Schlimmste ist einfach immer noch, dass alle auf voller Lautstärke ihre Videos/Telenovelas oder weiß Gott was laufen haben, was einfach nur irre nervig ist. Ihr scrollt sicherlich auch oft schnell durch Videos, sodass immer wieder eine Melodie anfängt, fünf Sekunden anhält und dann eine neue anfängt. Stellt euch vor, fünf Leute, um euch herum machen das und ihr hört alles mit. Es ist als hätte ein Radio einen Hänger und schaltet alle fünf Sekunden um und zwar mit Musik, die ich nur hören würde, wenn ich auf Drogen wäre… auf harten! Es ist Folter. Aber was soll ich denn sagen? Ich kann schlecht einen ganzen Bus anschreien, dass sie sich gefälligst Kopfhörer kaufen sollen. Es machen alle, alle sind es gewöhnt. Der Höhepunkt ist, als ein Jugendlicher neben mir steht, ich sitze und er hält mir sein Handy direkt ins Ohr. Ich reiße mich zusammen und bitte ihn nur leicht genervt, das Handy woanders hinzuhalten. Am liebsten hätte ich das Ding aus dem Fenster geworfen.
Puh… es ist mühsam… und vor mir liegt noch viel Strecke. Ständig kreisen in meinem Kopf die Fragen, warum machst du das, willst du nicht lieber länger an einem Ort bleiben, was tust du dir an?
Aber Fakt ist, ich möchte Anfang Oktober in Mexico City ankommen… denn tief in mir drin habe ich mich daran festgebissen, meine lange Reise durchzuziehen… und als nächstes Asien anzupeilen. Aber dafür muss ich bis Mexico kommen. Und dafür muss ich noch ein paar Länder in weniger als sechs Wochen durchqueren.
Ich esse zu Abend und lege mich in meine großartiges Bett. Ich schlafe wie ein Stein und beschließe am nächsten Tag, zumindest noch eine Nacht zu bleiben… auch wenn ich an dem ganzen Tag nicht wirklich viel mache: Ich hab nämlich meine Periode bekommen. Yeah. Außerdem regnet es gefühlt jede Stunde… nicht wirklich ein Tag, an dem ich viel machen kann.
Es ist das erste Mal, dass ich meine Periode bekomme, seit ich den Hormonring nicht mehr benutze… ich hab nicht vergessen, was für Schmerzen ich zuvor hatte, bin aber positiv überrascht, dass die Schmerzen zwar stärker sind, als zuvor, aber nicht ganz so schlimm, wie vor dem Ring Interessant, wie viel stärker psychischer Stress den Zyklus beeinflusst.
Erst am Nachmittag bewege ich mich aus dem Bett in den Hinterbereich des Hotels, wo die Wellen gegen den kleinen Strand rauschen. Es ist echt ein schöner Fleck, um einfach nur zu sein. Ich lese ein bisschen, schreibe ein bisschen… dann kommt der Barkeeper und gibt mir einen Gutschein für ein Freigetränk.





Ich komme also rüber an die Bar, wir kommen ins Gespräch und ich bleibe ein/ zwei Stunden an der Bar. Ist ganz nett, ich freue mich über die Gesellschaft. Das Blitzreisen kommt mit einer gewissen Einsamkeit. Klar, wie soll ich auch Leute kennenlernen, wenn ich nirgends länger als zwei Nächte bleibe?
Aber wie dem auch sei, der Tag geht vorüber, ich verschwinde bald wieder im Bett. Nur einmal gehe ich noch raus, um die Füße in die Wellen zu halten. Die Sterne glitzern, außer mir ist kaum jemand da… ich genieße den Moment und gehe dann schlafen.
Der nächste Morgen ist deutlich besser. Ich beschließe, die Gelegenheit beim Schopf zu packen, schmeiße mich in meine Joggingsachen und laufe los, immer am Strand entlang. Es ist herrlich… aber heiß. Eigentlich wollte ich viel früher aufstehen, jetzt ist es schon fast zu warm. Aber ich gehe es langsam an. Mein Ziel ist ein Strand, der etwa eine Stunde Spaziergang entfernt ist. Joggend bin ich schneller. Der Playa Bluff ist ein großer Strand, an dem ich soweit das Auge reicht, völlig alleine bin. Ich ziehe die Hose und das T-Shirt aus, gehe im Bikini ins Wasser… aber kaum weiter als knietief. Die Wellen hier sind ziemlich stark und ziemlich hoch und das so nahe am Strand. Nur einmal wage ich mich fast bauchtief ins Wasser, als sich eine drei Meter hohe Welle vor mir aufbaut und mich sehr schnell unsanft wieder an den Strand befördert. Keine Chance. Also setze ich mich wie Ariel die Meerjungfrau an den Strand, die Beine im Wasser, der Rest draußen, bis ich den Rückweg wieder antreten muss. War trotzdem ein sehr schöner Ausflug.








Der Rückweg wird brutal. Es ist zehn Uhr vormittags, aber die Hitze ist unerträglich. Das letzte Stück spaziere ich langsam zurück, aus Sorge vor einem Hitzeschlag. Vor dem Checkout genieße ich noch eine lange, verdiente Dusche und bin froh, doch noch etwas gemacht zu haben, was mein Budget erlaubt. Ich bleibe noch ein bisschen im Hostel, unterhalte mich noch ein bisschen mit den Barkeepern und trete gegen Nachmittag die Rückreise aufs Festland an. Die Bootsfahrt ist entspannt, trotz Regen. Am Ufer will ich mit dem öffentlichen Bus zur Grenze, lasse mich dann aber doch noch von einem Shuttlefahrer überreden, diesen Weg zu wählen, wenn auch teurer. Im Nachhinein wäre der Bus sicher kein Problem gewesen, ich war einfach zu bequem. Das Shuttle bringt mich direkt vor die Grenze, dort muss ich zahlen, um von Panama ausreisen zu können… Wahrheit oder Fake, jedenfalls bin ich wieder vier Dollar leichter. Ich bekomme den Ausreisestempel von Panama und muss dann über die Brücke einen Fluss überqueren, der die Landesgrenze markiert.


Goodbye Panama!
Liebste Grüße,
Eure Jana
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