Was tun? Mein Flug ist gestrichen. Der erste Schritt auf einer großen Reise und ein Riesenhindernis stellt sich mir in den Weg. Ich bin schockiert.

Ich hab keine Ahnung. Zurück, umdrehen, ab nach Hause. Ich hab’s versucht.

Während ich völlig überfordert schon im Kopf plane, wie lange ich von Prag wieder nach Hause, schreibt mir eine gute Freundin eine sehr liebe Nachricht, in der sie mir alles Gute wünscht und jederzeit ihre Hilfe anbietet. Und während man im normalen Leben meistens höflich dankend ablehnt: Das sind die Momente in denen man Freunde und Hilfe braucht, Gefallen einfordert oder „Schulden macht“ und Hilfe akzeptiert. Alles, was man kriegen kann.

Es ist ein Moment, in dem Fortuna, die Schicksalsgöttin mich fragend anschaut und sagt: „Sicher, dass du stark genug für so ein großes Ding bist? Ich geb dir mal eine Situation, schau mal, wie du damit klar kommst!“

Und dann hat man genau zwei Möglichkeiten: Vorwärts oder zurück.

Der Chat mit ihr hilft mir, klar zu sehen, was jetzt logischerweise als nächstes passiert, die nächsten Schritte. Erst ihr Hinweis bringt mich darauf, dass nur der zweite Flug von Lissabon aus nach Rio gecancelt wurde und ich von Prag aus wie geplant abfliegen kann. Meine Schwester schaltet sich dazu, unterstützt mich und sogar mein supernetter Gastgeber in Rio hilft mir aus der Ferne und versucht mich zu beruhigen… mit Erfolg. Ohne diese Menschen hätte ich die Nerven verloren. Ich atme durch, kneife die Backen zusammen und gehe weiter.

Und als ich im Bus vom Bahnhof zum Flughafen sitze regt sich mein Kampfgeist und sagt: „Verdammt nochmal, ich will dahin!!! Egal wie, aber ich will hin!! Augen zu und durch den Sturm!!“

Ich gehe also am Flughafen schnurstracks zum Helpdesk meiner Fluggesellschaft und tatsächlich: Die Alternativroute für mich war bereits geplant. Es gibt eine Lösung! Auch wenn die bedeutet, dass ich in Lissabon 12h warten muss.

Ich atme auf… nur um auf das nächste Hindernis zu stoßen: Ja, es ist noch ein Corona-Test nötig, um in Brasilien einzureisen. Fragt mich nicht, warum ich dieses kleine aber feine Detail übersehen habe, egal, wie detailliert man plant, es rutscht einem immer was durch. In dem Fall, leider eine recht wichtige Sache. Also gehe ich zum Testzentrum, nach einigem Hin-und Her – welcher Test jetzt nötig ist und vor allem, wie viel er mich kostet – bekomme ich das negative Ergebnis.

Die drei Stunden, die ich zu früh am Flughafen war, haben sich in dem Fall total gelohnt. Pünktlichst komme ich zum Gate, keine 5 min später startet das Boarding und ich fliege los nach Lissabon.

Ich versuche so viel wie möglich an Schlaf zu bekommen und fordere dann in Lissabon mein Recht auf ein Hotel für die Nacht ein. Es dauert ewig, es ist sehr anstrengend, aber am Ende bekomme ich meine Gutscheine (auch Essensgutscheine), sitze im Taxi zum Hotel und liege dann bald im Bett.

Was für ein Tag! Was für eine Herausforderung. Aber eigentlich war es nicht anders, als die kompletten letzten drei Monate der Vorbereitungszeit in München. Hindernisse über Hindernisse, Feuer löschen, wohin man schaut. Mein Hirn geht automatisch in einen Tunnel-Modus, in dem ich nichts sehe, höre, fühle, sondern einfach ein Problem nach dem anderen pragmatisch abarbeite. Es ist ein Schutzmechanismus für einen kühlen Kopf in Situationen, die einen zu überwältigen drohen.

Aber am Ende wurde noch alles gut. Manchmal muss man einfach die Zähne zusammenbeißen … und loslassen 😉

Bis bald,

eure Jana

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