Am nächsten Tag muss ich erst nachmittags zur Arbeit antreten. Ich gehe spät zum Frühstück (ist bei meinem Aufenthalt inkludiert), setze mich danach an den Blog, beschließe aber bald, lieber draußen die Sonne zu genießen und die Pferde zu besuchen. War definitiv die bessere Idee. Fast eine Stunde verbringe ich auf der Weide und freunde mich langsam mit den Tieren an.

Zu Mittag esse ich nur eine Kleinigkeit, dann beginnt meine erste Schicht. Die Arbeit ist mir mehr als vertraut: Rechen. Die Blätter im Hof werden in einen kleinen Anhänger verfrachtet, den wir dann zu zweit zum Komposthaufen fahren, wo alles über den Winter zusammenfaulen soll. Gabriel und ich machen uns an die Arbeit, später kommt Carlos dazu. Wir unterhalten uns nett und das Wetter ist so schön, dass es sich kaum wie Arbeit anfühlt. Zwischendrin machen wir eine kleine Pause, um zuzusehen, wie die Hinterhufen eines Pferdes neu beschlagen werden. Interessiert beobachte ich alles ganz genau und stelle Fragen. Carlos erzählt, vor zwei, drei Wochen gab es hier einen Kurs, wo allen gezeigt wurde, wie man Hufe beschlägt. Scheiße, aber auch! Hätte ich mich doch mal beeilt, den hätte ich zu gern mitgemacht.

Am Abend habe ich mal wieder Glück. Zwei Pferde sollen auf eine andere Weide gebracht werden, der Arbeiter, der die Aufgabe übernimmt (Angél), bietet uns an, dass wir mitkommen können. Begeistert sage ich zu, Gabriel auch. Es ist das erste Mal seit Palo Alto, dass ich mich wieder auf ein Pferd setze. Die alte Abenteuerlust ist wieder da und ich freue mich richtig drauf. Angél sattelt die Pferde (endlich darf ich mit Sattel reiten!!!) und dann schwingen wir uns auch schon hoch. Was für ein schönes Gefühl. Für Gabriel ist es das erste Mal, aber die Pferde hier sind tausendmal ruhiger als die sensiblen Polopferde in Palo Alto und trotten brav hinter einander her. Ich genieße den Ausritt in vollen Zügen, trabe manchmal ein bisschen, um mich langsam wieder an schnellere Gangarten zu gewöhnen, aber ein Schritt nach dem anderen. Wir liefern die beiden Pferde auf der anderen Weide ab und reiten dann wieder zurück. Insgesamt sind wir fast eine Stunde unterwegs.

Als wir zurück sind, lasse ich mir von Angél genau zeigen, wie man absattelt, damit ich es endlich richtig lerne. Mit den Westernsätteln und vielen Fellen, ist es nämlich etwas komplizierter. Dann bringen wir die Pferde auf die Weide und beenden den Arbeitstag für heute. Ich bin glücklich. Zurück im Hostel trinke ich Mate, schreibe ein bisschen, koche Abendessen und gehe bald darauf ins Bett. Kurz vorm Einschlafen habe ich das blöde Gefühl, krank zu werden. Ich schiebe es auf die Anstrengung der letzten Tage und wickle mir ein Schal um den Hals… leider ist der am nächsten Morgen doch entzündet und mein Kopf tut weh. Na super…

Ich trotte zum Frühstück, erkläre allen, sie sollen sich fernhalten und gehe dann zurück ins Bett, um nochmal ein paar Stunden zu schlafen. Erst kurz vor Dienstbeginn raffe ich mich auf, esse noch eine Kleinigkeit und fühle mich dann fit genug für meine vier Stunden Arbeit. Im Moment gibt es nicht viel andere Arbeit außer Blätter rechen, deshalb wiederholen wir die Arbeit vom vorherigen Tag. Ich merke deutlich, dass mir alles schwerer fällt und ich viel früher müde und lustlos bin. Aber irgendwie geht der Tag dann doch vorbei und es wird Zeit für den schönen Teil: Pferde von der Weide holen, Tiere füttern und tränken. Wir sind zwar trotzdem recht früh fertig, aber ausnahmsweise ist das schon okay. Nach der Arbeit versuche ich wieder ein paar Zeilen zu schreiben, nehme dann eine lange, heiße Dusche, esse zu Abend und verschwinde wieder früh ins Bett.

Nach dem Frühstück setze ich mich wieder zum Schreiben hin, werde aber kurz darauf von Carlos unterbrochen, der fragt, ob ich mit zu den Pferden auf der anderen Weide will, die müssen täglich getränkt werden, es gibt keinen Trog mit Wasserleitung. Man muss das Wasser von einem nahegelegenen Hahn per Eimer zu den Tieren bringen. Manchmal frage ich, ob es eine automatische Reaktion in meinem Kopf gibt, sodass ich, wenn ich das Wort „Pferd“ höre, sofort „ja“ sage. Erst als wir los sind, verstehe ich, dass er gesagt hat, dass sie dorthin joggen wollen. Charlie kommt auch mit. Ich sage erst nein, raffe mich dann aber doch auf und wir joggen „sehr langsam“ zur anderen Weide. Ist nicht lang, vielleicht 10 Minuten, aber das reicht schon, damit mein Körper schreit: „BIST DU IRRE?! HÖR SOFORT AUF!“ Dort angekommen, tränken wir die Pferde, dann steht der Rückweg an. Ich erkläre, dass ich zurückspaziere, aber ihr könnt ruhig zurückjoggen. Die Jungs winken ab, wir sind doch ein Team. Lieb von ihnen.

In den Bergen liegt bereits Schnee, in zwei Tagen soll es auch hier im Tal anfangen zu schneien. Bin schon gespannt. In den Bergen ist mir der Schnee schon öfter begegnet, wenn die Kälte erstmal auch im Tal ankommt, lerne ich den südamerikanischen Winter so richtig kennen.

Am Hosteleingang angekommen, joggen die Jungs noch ein bisschen weiter und ich gehe zu den Pferden, um noch ein paar Streicheleinheiten abzuholen, bevor die Arbeit losgeht. Es werden wieder Blätter gerecht, doch schon bald werden wir herein gerufen. Die Bänke und Tische in der Küche werden frisch gestrichen, dafür müssen sie nach draußen getragen werden. Dann wird die Küche/der Essbereich mit anderen Tischen/Stühlen vollgestellt und alles neu arrangiert. Schöne Abwechslung, aber dann geht’s wieder an die Blätter. Dann Pferde von der Weide holen, Tiere füttern und die Unterstände säubern. Nach dem die Schubkarren voll sind, bringen Carlos und ich sie zum Komposthaufen.

 Carlos schlägt ein Wettrennen für den Rückweg vor. Er zählt runter und rennt auf los los, ich folge allerdings nicht. Als ob ich da gewinnen könnte. Carlos wird langsamer, sieht sich um und versteht. Als wir wieder auf gleicher Höhe sind, renne ich doch noch los. Ich höre Carlos hinter mir aufschreien/ lachen und gewinne das Rennen mit komfortablem Abstand. Carlos ist fassungslos, dass ich ihn aufs Kreuz gelegt habe und plant die Revanche. Als wir das nächste Mal ankommen, gibt es bereits vorgezeichnete Start- und Ziellinien. Ich seufze… manche Männer können echt nicht ehrenhaft verlieren. Wir laufen ein zweites Mal und er lässt mich mit Gleichstand gewinnen. ICH merke, wenn man was dreht. Gut gelaunt beenden wir den Tag, ich esse zu Abend und beginne zu schreiben.

Leider entzündet sich mein Hals über Nacht erneut ordentlich, ich schlafe unruhig, stehe um halb fünf auf, um eine Ibu zu nehmen und schlafe dann nochmal fast vier Stunden. Das hilft. Allerdings klinge ich am nächsten Morgen wie Darth Vader.

Der nächste Tag hat einen ähnlichen Rhythmus wie die vorhergehenden. Nur dass ich mich vormittags nach draußen in die Sonne setze und die Wärme/Windstille genieße. Fast eine Stunde verbringe ich draußen im Gartenstuhl, lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen und gehe dann zu den Pferden. Später beiße ich mich an einem Blogartikel fest, dann ist auch schon Zeit für die Arbeit. Heute arbeite ich nur mit Carlos, wir sieben den Kompost und füllen die frische, nahrhafte Erde in Säcke ab. Das Produkt aus zwei Jahren zusammengefaulten Pferdeäpfeln und Blättern, wunderschöne, weiche dunkle Erde. Wir unterhalten uns gut über Gott und die Welt, Flirtversuche seiner Seite bleiben natürlich nicht aus, aber ich halte ihn humorvoll auf Abstand.

Später füttern wir wieder die Tiere und gehen tatsächlich nochmal auf einen kleinen Reitausflug, um auch den Rest der Pferde auf die größere Weide zu bringen. Schade, jetzt sind sie nicht mehr in der Nähe, aber ich schätze, dass man sie trotzdem regelmäßig herholt, um Reitausflüge für die Gäste zu machen. Diesmal gibt’s auch Fotos, da Johnny uns mit dem Auto folgt und uns auf dem Rückweg mit nach Hause nimmt.

Wieder geht ein schöner Tag zu Ende. Ich dusche, koche, esse, schreibe und gehe wieder bald schlafen. Der nächste Tag wird ereignisreich.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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