Meine Liebsten, weiter geht’s, alles einsteigen in den Nachtbus!
Der nächste Bus bringt mich über Nacht nach Ha Long. Die Nacht ist allerdings wenig erholsam, weil der Bus oft stoppt, das Licht angeht und Leute auf- und abgehen. Außerdem ist der Bus statt erst um 6 Uhr morgens, schon um 4 Uhr früh in Ha Long. Völlig fertig krieche ich aus dem Bus, der wieder mal außerhalb der Stadt irgendwo im Nirgendwo endet. Diesmal gibt es keinen weiterführenden Shuttleservice, stattdessen warten die Taxis. Ich höre mich ein bisschen um und geselle mich dann zu einem Pärchen, dass ich eine Fahrt in eine ähnliche Richtung wie ich organisiert hat. Ich frage, ob ich mich anschließen kann, ich bin nahe bei ihnen. Sie nicken, klar. Doch da verhandelt der Fahrer den Preis wieder nach oben. Ich bin fassungslos, als ich höre, was sie bezahlen und widerspreche. Ich hab mich im vornherein bei meinem Hostel nach Taxipreisen erkundigt und das hier ist das Dreiffache. Einer erneuten Erhöhung, als ich hinzukommen, widerspreche ich. Das Pärchen ist aber ziemlich fertig und nickte dem Preis schlichtweg zu. Ich bin nicht so glücklich, muss am Ende aber weniger zahlen, das Pärchen übernimmt den Löwenanteil. Auch gut. Sie steigen aus und der Taxifahrer fährt mich noch ein-zwei Straßen weiter. Dann steige ich aus und klingle den Nachtschicht-Rezeptionisten aus dem Schlaf.
Sein Englisch ist auch nur schlecht. Ich versuche, ihm zu erklären, dass ich eine Reservierung für die nächste Nacht habe, aber falls möglich, eine halbe Nacht für jetzt dazukaufen würde. Er schüttelt den Kopf, Vollpreis oder gar nicht. Ich bin nicht wirklich todmüde, nur verspannt von der Fahrt. Ich frage, ob man hier nachts herumlaufen kann, er schüttelt müde den Kopf. Ich seufze, passt schon, ich kriege die nächsten zwei- drei Stunden schon rum. Er zuckt mit den Schultern und legt sich wieder auf dem Sofa schlafen. Ich ziehe mich auf eine Bank zurück, wo ich die Füße hochlegen kann und gucke Internetvideos.
Gegen acht Uhr kommt das Tagespersonal und auch die Tages-Rezeptionistin, die mich freundlich begrüßt und mir dann schon mein Zimmer zur Verfügung stellt. Ich nicke dankbar und buche dann meine Tour für den heutigen Tag durch die berühmte Ha Long Bay. Sie ist skeptisch, ob ich mich nicht lieber ausruhen will, doch ich schüttle den Kopf, ich würde es gerne heute machen, um nicht unnötig länger zu bleiben. Außerdem bin ich jetzt eh schon wach. Ich buche die spätere Tour für 13 Uhr, damit ich mir ein entspanntes großes Frühstück gönnen kann und ziehe dann los in die Stadt, um mir eben jenes zu suchen.
Blöderweise hat jedes Café, dass ich ansteuere noch zu oder bietet nicht wirklich Frühstück an… In Vietnam isst man halt schon gebratenen Reis mit Fleisch/Gemüse oder Ähnliches zum Frühstück… das europäischste sind da noch Rühreier, aber die hat man nach einiger Zeit auch satt. Letztendlich gehe ich mangels anderer Möglichkeiten in eine Café-Kette, die mir eigentlich zu teuer ist und kaufe mir einen Viererpack Windbeutel (die hab ich hier schon öfter gesehen, scheint hier ein größeres Ding zu sein) und einen Cappuchino. Gerade in den letzten Zügen meines Cappuchinos, klingelt mein Handy, es ist mein Hostel. Meine Tour wurde wetterbedingt vorverlegt, ich werde in fünf Minuten abgeholt. Na, glücklicherweise bin ich nur um die Ecke!
In der Hinsicht ist Asien wirklich das komplette Gegenteil zu Lateinamerika: Hier muss man ständig damit rechnen, dass etwas viel früher als geplant stattfindet: Touren, Busankünfte, etc.
Ich trinke aus, gehe im Laufschritt zurück, packe meine sieben Sachen und dann geht es los. Mit dem Minibus zum Hafen, dort auf ein Schiff und dann stechen wir in See.
Ich sitze unten und gucke aus den Fenstern, oben wirkt es sehr windig. Aber auch von hier hat man eine tolle Aussicht auf die ersten Felsen, die aus dem Wasser ragen.
Die Bucht von Ha Long ist in etwa dasselbe Bild wie das Gebirge um Ha Giang… nur im Wasser und nicht weniger spektakulär.



Unser erster Halt ist innerhalb einer spektakulären Bergkette, die die wunderschöne Hauptbucht bildet. Auf einer der „Inseln“ gehen wir von Bord, klettern eine kleine Treppe nach oben. Dort ist die Aussicht spektakulär.




Danach führt der Weg in eine riesige Höhle mit faszinierenden Kalksäulen. Ich entdecke, dass ich mit dem Nachtmodus meines Handys hier richtig coole Bilder machen kann:







Nach der Höhle führt ein Steinsteg zur nächsten Insel, wo wir wieder aufgegabelt werden. Als ich dort entlang laufe, entdecke ich eine Ecke, in der sich (nicht zum ersten Mal) eine traurige Wahrheit spiegelt.

Ich kenne die Zustände ja von Lateinamerika… aber es ist immer wieder traurig zu sehen. Die Umweltverschmutzung ist enorm. Und vor allem kennen wir das nicht aus unseren schönen europäischen Ländern, weil wir unseren kompletten Müll ja hierher exportieren. Mir bricht der Anblick jedes Mal das Herz.
Leute, wenn ihr Plastik irgendwie vermeiden könnt… bitte tut es. Ich werde hier öfter mal Bilder von der unschönen Seite posten.
Als nächstes geht es an eine künstlich errichtete Haltestelle, wo man entweder per Ruderboot oder per Kayak in einen kleinen „See“ fahren kann, der von natürlich geformten Felsen mitten auf dem offenen Meer eingebaut ist. Ich wähle natürlich das Kayak. Zuerst heißt es, immer zwei Leute in ein Kayak. Ich tue mich mit einem Mitreisenden zusammen, doch dann steigt jemand vor uns einzeln ins Boot. Mein Mitfahrer fragt mich nett, ob es okay ist, wenn er alleine fährt, er macht professionelle Videos. Ich nicke, klar, kein Problem. Kurz darauf fahren drei einzelne Leute los, unter anderem ich. Da werden die Bootsverleiher grummelig und pampen die anderen an: Immer ZWEI per Boot… war anscheinend doch nicht so gern gesehen. Egal, ich paddle munter los. Als ich zum Höhleneingang komme peitscht mir ein heftiger Wind entgegen, der echt schwer zu kontrollieren ist. Ich paddle was das Zeug hält, um meinen Kurs zu halten. Vor mir ist schon ein ungeübterer Kayakfahrer in eine Schieflage geraten und steuert direkt auf ein entgegenkommendes Ruderboot zu. Kurz darauf kracht er in das Boot… und ich in ihn. Es passiert aber nicht viel, wir beide werden zurückgestoßen und ich gewinne kurz darauf die Kontrolle wieder, in dem ich mit aller Kraft nach vorne gegen den Wind rudere. Sobald ich in die Seebucht gelange, wird es viel einfacher und angenehmer zu rudert. Ich genieße die schöne Kayakfahrt auf dem See mitten im Meer. Und es ist auch schön alleine zu sein.
Fotos gibt’s leider keine, weil ich mal wieder keinen Handyverlust riskieren will. Außerdem hab ich die Hände mit dem Paddel voll und diesmal keine coole Handytasche in der Rettungsweste, wie damals in Chile. Ich paddle ca zwanzig Minuten auf dem See herum, dann trete ich den Rückweg an, weil ich ein schlechtes Zeitgefühl habe. Der Rückweg durch den windigen Tunnel ist deutlich einfacher. Dann steige ich schon wieder aus dem Kayak und ins Boot und blicke zufrieden zurück.





Wir bekommen ein Mittagessen auf dem Boot, ähnlich wie auf der Rollerfahrt, viele verschiedene Gerichte und jeder isst alles. Zu meinem Verdruss ist es recht fischlastig, was mich zwar nicht davon abhält, viel zu essen, aber ich genieße es nur halb. Kurz darauf erfahren wir, wir das letzte Highlight unserer Tour nicht machen können: Ein Strandgang mit Badezeit. Der Strand ist wegen zu hohen Wellen gesperrt. Als einige nach einer Rückerstattung fragen, sie hatten sich total gefreut, lehnt der Veranstalter ab. Das finde ich ein bisschen dreist, ein Drittel der Tour nicht erfüllen, aber trotzdem die volle Bezahlung nehmen. Wir schippern ewig lange zurück in die Stadt… ich weiß nicht, ob es aufgrund des Wellengangs so ist (den man hier kaum spürt) oder ob sie extra langsam fahren… Ich bin jedenfalls gegen Ende ziemlich mies drauf, was schlichtweg auch an der kurzen Busnacht liegt. Wenigstens der Sonnenuntergang rettet mir den Abend.

Danach komme ich müde ins Hostel, organisiere mir eine Busfahrt für den nächsten Tag und falle dann ins Bett.
Ach ja, zuvor war ich noch essen: Typischer Anblick vor den Restaurants:



Meine Reiseroute entscheide ich super spontan. Ich hab keine Ahnung, was sich lohnt und was nicht, weiß nie, was richtig ist oder was ich unterwegs verpasse. Die Zeit drängt ein bisschen, weil in Zentralvietnam ein Volontariat auf mich wartet und ich die Zeit zuvor in einer bestimmten Stadt verbringen möchte, also gucke ich auf Google Maps, was für Orte dazwischen liegen und für mich Sinn ergeben. Nach Ha Long Bay möchte ich schnellstmöglich so südlich, wie möglich kommen und entscheide mich für eine Verbindung nach Da Nang.
Am nächsten Tag geht’s los.
Liebste Grüße,
Eure Jana
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