Liebe Leserinnen und Leser,

Hattet ihr schon mal Kontakt mit dem Buddhismus? Außer den kleinen Dekostatuen, die gefühlt in jedem zweiten Garten/Wohnzimmer stehen. Vielleicht haben einige schonmal Yoga gemacht oder einen Meditationskurs besucht oder ähnliches.

Keine Sorge, ich halte euch keine langen Vorträge, für jeden, den es interessiert gibt es massig Möglichkeiten, sich damit zu beschäftigen. Aber gönnt mir einen kleinen Exkurs, der mir nie so richtig klar war, den ich aber bis heute als Grund befinde, den Buddhismus auf Platz 1 der großen Weltreligionen zu setzen.

Das Christentum hat die Bibel, das Judentum die Thora, der Islam den Koran… Buddhisten haben selbst verständlich auch Texte, aber die Essenz des Buddhismus liegt in der Erforschung der eigenen Gedankenkraft und darin, Erleuchtung zu finden. Es gibt keinen Gott, an den man glaubt, sondern das ultimative Ziel der Religion ist es, Erleuchtung zu finden, in dem man über die Welt, die Menschen, die Probleme und Lösungsansätze nachdenkt. Buddha bedeutet „Der Erwachte“, ein Ehrenname für den Religionsstifter Siddharta Gautama, der vor über 2500 Jahren die Religion gegründet hat. Aber es ist auch eine Bezeichnung für den Zustand höchster Erleuchtung, den jeder tragen kann, der diesen erreicht.

Was mich daran fasziniert, ist die Ermutigung zum eigenständigen Denken und der Auseinandersetzung mit schwierigen Problemen und philosophischen Fragen über das Leben, die Menschheit, die Welt und den Tod. Dabei werden einem natürlich dennoch viele Grundwerte und Leitfäden zur Seite gestellt, die dem Regelwerk jeder Religion nachkommen. Ebenso gilt der Grundsatz, ein gutes Leben zu leben, für sich, aber vor allem auch für andere, ebenfalls wie in jeder anderen Religion. Aber im Grunde wird mir nichts vorgegeben, was ich denken soll, keine Götterbilder, sondern nur die Methoden, wie ich selbst meinen Geist erweitern kann. Und das finde ich großartig. Das bietet auch weniger Raum für Unterdrückung oder Krieg im Namen der Religion.

Meine eigene Gedankenwelt zu erforschen ist das was ich gerade am dringendsten benötige und wovor ich gleichzeitig auch große Angst habe. Fakt ist, meine große Reise ist an einem Punkt, wo es Zeit ist, Dinge grundlegend zu ändern oder nach Hause zu fliegen. Ich bin zu erschöpft, um so weiterzumachen, wie ich es bisher getan habe. Außerdem finde ich keine Freude mehr an den großen Attraktionen, weil ich schon zu viel ähnliches in zu kurzer Zeit gesehen habe. Was also tun? Aber es ist nicht nur das, was mich beschäftigt. Ich muss es schaffen, mein Vertrauen in die Menschheit wiederherzustellen, sonst bleibt nur der Flug nach Hause. Dafür muss ich meinen Ärger und meine Enttäuschung über die kleinen Missetaten, die mir tagtäglich begegnen unter Kontrolle bekommen. Ein Teil von mir überlegt, nochmal nach Argentinien zurückzukehren und dort nochmal richtig lange Zeit zu verbringen, vielleicht bei Leo und Alba im Poloclub.

Denn für Deutschland bin ich ehrlicherweise alles andere als bereit. Es ist Dezember, kurz vor Weihnachten und ich würde von einer einjährigen Reise zurück in den deutschen Winter kommen. Allein die Vorstellung treibt mich in eine tiefe Depression.

Ihr merkt, Themen zum Nachdenken habe ich mehr als genug. In dem 6-tägigen Kurs, der am nächsten Tag beginnt, komme ich mehr und mehr mit dem Buddhismus und dessen Wertekosmos in Verbindung. Dafür treffen wir uns jeden Morgen um 10 Uhr nach dem Frühstück in einem der Meditationsräume für Besucher. Jeder schnappt sich ein Sitzkissen und setzt sich auf den Boden. Viele gleich im Meditationssitz oder mit gekreuzten Beinen und einige halten das die ganzen 90 Minuten durch. Ich war noch nie wirklich gelenkig, nach etwa 30 Minuten muss ich die Position wechseln und ab dann regelmäßig, aber auch das ist Übungssache.

Und dann beginnt der Dharma-Talk. Das ist im Grunde nichts anderes als ein Gespräch in großer Runde mit einem Mönch, der vor uns allen sitzt und unsere Fragen ausführlich beantwortet. Zwischendurch schweift er ab auf andere Themen und kommt dann wieder zur Fragerunde zurück. Es ist wie der gute alte Schulunterricht, nur ohne den Zwang, Rede und Antwort zu stehen… also der „Lehrer“ steht Rede und Antwort, wir dürfen so viel teilnehmen, wie wir wollen. Es gehört allerdings zu einem Aufenthalt im Kloster dazu, sich auch mit der Religion auseinanderzusetzen. Deshalb werden auch meistens nur Besucher im Rahmen eines Programmes aufgenommen. Klöster sind keine Hostels. Zwar ist der Zimmerpreis wirklich gut und ist in Verbindung mit der Nutzung der Anlage, sowie vier Mahlzeiten am Tag absolut großartig… aber dafür muss man die Erfahrung auch für das nutzen, wozu sie da ist. Außerdem herrscht auf dem Gelände das Grundregelwerk eines Klosteraufenthalts: Nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, keine Drogen, keine sexuelle Aktivität.

Das schöne am Kopan Kloster ist, dass man wirklich eng mit den Mönchen zusammenlebt, bis auf die Residenzen. Man bekommt viel vom Alltag der Mönche mit und kann auch am Morgengebet im großen Tempel teilnehmen, in dem ab fünf Uhr früh eine große Gruppe junger Mönche im Singsang betet, angeführt von einem erfahrenen Mönch, der das Mantra und den Rhythmus vorgibt. Das ist wirklich eine ganz besondere Erfahrung mit einer ganz besonderen Stimmung. Es ist laut, vor allem wenn Trommeln und Trompeten einsetzen, aber der Sprechgesang der vielen Männerstimmen, der sich immer wiederholt hat auch etwas unglaublich Meditatives. Dafür, dass man so eng mit den Mönchen zusammenleben kann, gelten aber auch Regeln des Respekts. Mönche dürfen im Gebet nicht gestört werden und ihrem Tagesrhythmus nicht unterbrochen werden. Die Residenzen sind getrennt und man darf die Mönchsresidenzen nicht betreten.

Außerdem sind Yoga und sportliche Aktivitäten nur auf dem eigenen Zimmer erlaubt. Auch die Kleidung ist entsprechend: Keine enganliegenden Hosen, keine tiefen Ausschnitte, nichts, was die Schultern oder Oberarme freilässt. Das ist bei den winterlichen Temperaturen sowieso keine Diskussion, aber ich musste mir tatsächlich eine weite Hose kaufen, weil ich normalerweise nur in meinen engen Sporthosen rumlaufe. Die Hose ist heute noch, über ein Jahr später meine absolute Lieblingshose, auch wenn ich direkt dort während des Klosteraufenthalts drei große Löcher reingerissen habe.

All das ist mir nur willkommen. Es ist Balsam für meine Seele, dass es hier Grundregen des Respekts gibt, die auch mich vor Respektlosigkeit schützen. Ein paar Tage, in denen ich nicht ständigem Lärm, Chaos, Zigarettenrauch oder Blicken ausgesetzt bin, bei denen ich gar nicht wissen will, was die Leute sich denken. Das einzige Opfer, das ich bringen muss, ist meine Gitarre. Das Ruhegebot betrifft auch Musikinstrumente und ich muss meine Gitarre gleich am Anfang an der Rezeption abgeben.

Für meinen Aufenthalt habe ich ein eigenes Zimmer, das Badezimmer teile ich mir mit anderen. Es gibt kein Internet, nur im Café kann man für eine kurze Zeit das Wlan-Passwort verwenden. Das mag spartanisch klingen, aber für mich ist es der größte Luxus seit langer, langer Zeit. Ich fühle mich richtig reich. Allein schon der Privatsphäre und der Ruhe wegen. Sogar das Wasser in der Dusche ist heiß!

Und das Essen ist phänomenal! Der Buddhismus erlaubt kein Töten, also ist alles rein vegetarisch, aber es gibt so gutes Essen und davon reichlich! Verschiedenste Brote, aber die Variante dieser Kulturzone, als Naan, Chapati, etc., leckeres Gemüse, Reis, Pasta, Suppen, Currys, verschiedene Soßen… oh Gott, ich erinnere mich leider nicht mehr genau, aber es gab in der Bibliothek ein Kochbuch der Klosterküche zu kaufen und das habe ich von der Reise mitgebracht und es ist eines meiner heiligsten Mitbringsel! Auch ein Rezept für die Momos (Wan-tan/Maultäschle/Dumplings), also wer da Interesse hat, schreibt mir gerne.

Meine Lieblingszeit… also neben absolut jeder Mahlzeit, dem Sonnenaufgang, dem Sonnenuntergang… war der Fünf-Uhr-Tee. Es gab große Wärmebehälter mit heißem Wasser und verschiedenen Teebeuteln… und natürlich den Behälter mit dem Milchtee (Chai-Tee). Ich hab nie verstanden, warum die meisten Leute das ausgelassen haben… aber ich saß da oft alleine oder nur mit wenigen anderen Leuten, hab mir ungefähr fünf Tassen Tee gegönnt und dabei ein Buch aus der Bibliothek gelesen. War fantastisch.

Die schönsten Nachmittage waren die, wenn die Sonne in den Garten scheint. Das ist der einzige Moment, in dem es warm genug ist, draußen zu sitzen und dort zu lesen, zu meditieren, oder sonstiges. Nur schlafen/dösen, sollte man nicht. Könnte ich auch gar nicht, das wird wirklich schnell kalt.

Während ich dort im Garten sitze, die Wärme der Sonne spüre und das zwitschern der Vögel, ein Buch neben mir, komme ich richtig zur Ruhe. Zumindest äußerlich. Innerlich plagen mich trotzdem oft die vielen Fragen, auf die ich aber nach und nach Antworten finde.

Wie genau sieht also ein typischer Tag dort aus? Ich wechsle ab zwischen sehr frühem Aufstehen, um dem Morgengebet der Mönche beizuwohnen oder erst rechtzeitig zum Frühstück um 8:30 Uhr. Die Essenszeiten sind exakt vorgegeben, wer nicht kommt, hat Pech. Wenn ich zum Morgengebet gehe, komme ich gegen 6 Uhr dort an und verlasse das Gebet pünktlich zum Sonnenaufgang.

Der ist hier wirklich spektakulär. Die Kälte und Ruhe morgens macht die Stimmung auch einfach perfekt, genauso wie der Singsang der Mönche, der immer von irgendwo zu hören ist. Die ersten warmen Sonnenstrahlen sind ein richtiger Genuss.

Zum Zeitvertreib spaziere ich, so wie die meisten, mehrere Runden übers Gelände. Zu den Gebetszeiten laufen auch viele Mönche scheinbar kreuz und quer übers Gelände, leise betend, aber tatsächlich hat der Gang ein System. Viele der Pfade im Garten führen rund um eine Statue oder eine Stupa. Die Betenden (auch manche Besucher) gehen immer nur … oh je, jetzt muss ich schätzen 50:50… aber ich glaube nach links und es hat einen spirituellen Grund. Tja, das hat man davon, wenn man erst anderthalb Jahre später den Bericht schreibt.

Es gibt auch einfach so viel anzuschauen, die vielen detaillierten Verzierungen und Schmuckelemente werden schlichtweg nie alt und sind in jedem Licht auf eine andere Art schön. Aber was besonders schön ist, sind die Bäume: Die sind nämlich aus Plastik! Und sie leuchten nachts in bunten Farben. Was soll ich sagen, es klingt billig, aber hier bin ich, es ist kurz vor Weihnachten, ich bin am anderen Ende der Welt und ich starre auf beleuchtete Bäume. Ich habe fast Tränen in den Augen, so sehr freut es mich, als ich es das erste Mal sehe.

Nach dem Frühstück hat man noch kurz Zeit, um 10 Uhr beginnt der Dharma-Talk. Mittagessen gibt es um 11:30 Uhr und der Nachmittag ist frei. Zumindest bei diesem kleinen Kurs, den ich gerade besuche. Es gibt auch größere Kurse, wie den berühmten Novemberkurs, der den gesamten Monat dauert und deutlich intensiver ist. Dann wimmelt es hier auch von Besuchern. Da bin ich ganz zufrieden mit dem, den ich erwischt habe. Nachmittags sitze ich meistens draußen in der Sonne und lese/ versuche zu meditieren und gehe zwischendurch immer wieder mal spazieren. Kurz vor fünf geht die Sonne unter… das kann man am besten von dem kleinen Berg genießen, der zwischen dem großen Tempel und dem Garten liegt. Seitlich führen kleine Stufen nach oben, von dort ist der Blick nochmal richtig schön. In der Mitte steht ein kleines gläsernes Haus, das momentan leer steht, weil der Inhalt restauriert wird. Das es hier oben besonders schön ist, ist aber auch kein Geheimnis, allein ist man hier selten. Aber das tut der Ruhe nichts ab. Und dem Sonnenuntergang erst recht nicht.

Nach dem Abendessen um 19/19:30 Uhr (ich bin mir auch bei den Uhrzeiten nicht mehr 100% sicher), ist der Tag dann ziemlich vorbei. Der Meditationsraum ist 24/7 geöffnet, man kann noch lesen oder spazieren, aber es wird einfach sehr kalt und ohne Heizung auf den Zimmern krieche ich dann meistens ins Bett und schlafe früh ein. Ich kann in der Zeit auch so viel Schlaf nachholen, auch das war dringend nötig.

An meinem dritten Tag im Kloster, schreibt mir die Kolumbianerin, die ich im Hostel in Kathmandu kennengelernt hatte. Bei ihr ist gerade alles furchtbar schiefgegangen. Nicht nur kann sie ihren Rückflug nicht antreten, weil es Probleme mit dem Visum gibt, sondern sie hat auch ihren Rucksack in einem Taxi vergessen, in dem ihre ganzen Fotos von ihrem Wandermonat in den Himalaya waren. Ich empfehle ihr, ihre Sachen zu packen, und hierher zu kommen, was sie auch tut. Gemeinsam schauen wir nochmal, ob man wegen des Rucksacks noch etwas machen kann (natürlich nicht), aber zumindest arbeiten wir zu zweit daran, das Problem mit dem Visum zu klären und einen neuen Flug zu finden. Eigentlich wollte sie Weihnachten in Spanien mit ihrer Oma verbringen, aber daraus wird nun leider nichts. Stattdessen verbringen wir Weihnachten zusammen hier und werden sehr schnell, sehr gute Freundinnen. Juanita ist bis heute eine meiner liebsten Bekanntschaften, die ich während der Reise machen durfte.

Als ich frisch angekommen bin, hatte ich GAR keine Lust auf andere Leute. Ich hab mich immer irgendwo alleine in eine Ecke gesetzt, bin jedem Small-Talk ausgewichen, bloß keine Menschen. Das letzte, was ich gebrauchen konnte, war irgendein Depp, der mir von seiner tollen spirituellen Reise erzählen wollte und davon gibt es dort genug. Aber nachdem Juanita angekommen war, musste ich zwangsweise raus aus meinem Schneckenhaus, aber es hat sich richtig zum Guten gewendet. Wir lernen noch andere sehr nette Leute kennen und von da an bildet sich immer eine gleiche schöne Runde zum Essen, die einfach gut tut.

An einem Tag gibt es das Angebot in das „Tierheim“ des Klosters zu gehen. Der Mönch, der diese Institution gegründet hat und der vor nicht allzu langer Zeit verstorben war, war ein besonders tierlieber Mensch. Er hat auf dem Markt viele Tiere vor dem Schlachten gerettet und hier einen Ort gefunden, wo die Tiere in Frieden leben können. Ein Bilderbuch-Leben, aber natürlich eine seltene Ausnahme. Da gehe ich gerne mit. Wir verlassen das Kloster und folgen einem Weg den Hügel hinunter und stehen kurz darauf auf einer Grasfläche am Hang. Eine Freiwillige, die fürs Kloster arbeitet stellt uns die Familie vor, die die Tiere betreut, zeigt uns die Ställe und die Praxisräume, wo kranke Tiere behandelt werden. Und weiter unten lernen wir dann die große Ziegenherde kennen, die hier in Ruhe ihr gesegnetes Leben lebt.

An einem Tag gehen Juanita und ich zu dem Schwesterkloster, das weiter unten am Hügel liegt. Hier leben die Nonnen von Kopan. Das Gelände ist fast größer als das oben.

Wir spazieren interessiert hin und her, treffen auf eine Gruppe junger Mädchen und stehen auch kurz darauf vor einer Klasse, die gerade Englisch lernt. Leider sind wir beide nicht gut vorbereitet und bleiben nur kurz. Draußen lerne ich – nicht zu fassen – eine Deutsche kennen: Aber mit geschorenem Kopf und im tiefroten Nonnengewand. Wir unterhalten uns kurz und ich frage ganz interessiert nach ihrem Leben und ihrer Entscheidung, buddhistische Nonne zu werden. Sie hat sich ganz einfach in den Lebensstil verliebt und studiert nun hier an der Universität um eine Gelehrte/Doktorin des Buddhismus zu werden. Damit kann sie dann auch Dharma-Lektionen halten und vieles mehr. Eine unerwartete wie großartige Begegnung.

Nach dem der Kurs vorbei ist, kann ich meinen Aufenthalt dort verlängern und beschließe, den Rest meiner Zeit in Nepal, hier im Kloster zu bleiben. Ich hatte sowieso nur drei Wochen hier und jetzt lohnt es sich zeitlich kaum noch, in die Berge zu fahren… außerdem bin ich nach wie vor müde und habe keine Lust auf die Außenwelt. Das Klosterleben light tut mir unglaublich gut. Und Weihnachten in einem Kloster zu verbringen, scheint mir genau das richtige, wenn ich schon am anderen Ende der Welt bin in einer Kultur, in der es das Christentum nicht gibt. Es ist ein alles ein bisschen auf den Kopf gestellt, aber gleichzeitig viel weihnachtlicher, als wenn ich zuhause bin: Keine hektischen Einkäufe, kein vorweihnachtlicher Stress, keine vollen Märkte… sondern Ruhe und Besinnung, aber mit beleuchteten Bäumen. Und mit einem beleuchteten Kloster, das man vom Speisesaal aus gut sehen kann und das einfach genau das Bild darstellt, das man von Nepal hat:

Auch wenn ich während der Zeit im Kloster eines der wenigen Male das Gefühl habe, dass die Zeit nicht davonrast… sie vergeht natürlich trotzdem. Und irgendwann steht der Abschied bevor. Der fällt mir nicht leicht, aber ich habe das Gefühl, wieder genug Kraft getankt zu haben, um weiterzuziehen. Ich habe beschlossen, den Flug anzutreten, den ich bereits gekauft habe. Wenn ich bemerke, dass es mir dort überhaupt nicht gefällt, kann ich in einer Woche wieder in Deutschland oder in Argentinien oder weiß Gott wo, vielleicht auch wieder hier sein. Aber ich werde es zumindest versuchen.

Ich verabschiede mich von den Leuten, mit denen ich die letzten Tag eine schöne Zeit verbracht habe, hole meine Gitarre von der Rezeption und bedanke mich dort für den wundervollen Aufenthalt. Dann atme ich tief durch, drehe mich nochmal um und nehme innerlich Abschied. Und verlasse dann das Kloster. Zurück in die echte Welt.

Das Taxi bringt mich zurück in die Stadt in dasselbe Hostel in dem ich zuvor war. Dort bleibe ich noch eine Nacht und fahre am nächsten Morgen zum Flughafen.

Die Zeit im Kopan Kloster war wie ein Stopp im Raum-Zeit-Kontinuum meiner Reise. Als hätte ich die Welt wirklich für ein paar Wochen verlassen und wäre in einer anderen Dimension gewesen. Während ich diesen Artikel schreibe, anderthalb Jahre später, spüre ich immer noch dieses außergewöhnliche Gefühl, das man an diesem Ort einfach bekommt, wenn man sich wirklich darauf einlässt. Dank dem Aufenthalt dort geht mein Blog auch noch für fünf Monate weiter, anstatt hier mit der Rückkehr nach Deutschland zu enden. Auch wenn ich keine Buddhistin geworden bin oder mich ganz der Kultur widme… ich habe dort ein Weisheiten gelernt, die ich in 25 Jahren Christentum und westlichem Leben nicht verstanden habe. Nach Kopan sehe ich die Welt nicht komplett mit neuen Augen, aber mit noch einer Perspektive, die mir bis heute oft hilft, wenn alles andere versagt.

Danke , Kopan Monastery!

Unten sind noch ein paar Fotos von der Anlage und dem Garten für euch. Der nächste Artikel geht auch nochmal um Nepal und widmet sich einem der krassesten Ausflüge und Erfahrungen meiner ganzen Reise. Vorsicht, es kommen Leichen vor! Außerdem muss ich euch noch das Desaster mit meinem Transit-Visum erzählen und dem Grund, warum ich wahrscheinlich niemals nach Indien reisen werde. Also bis bald 😉

Liebste Grüße,

Eure Jana

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