Hallo meine liebsten Leser*innen!

In Mendoza komme ich gegen Abend an, bringe meine Sachen ins Hostel und ruhe mich kurz aus, bevor ich später Mercedez treffe, eine Bekannte aus Malargüe. Wir verstehen uns super, ich freue mich, endlich wieder ein Mädel zum quatschen zu haben und sie beschließt kurzerhand, in mein Hostel umzuziehen. Wir sind in unterschiedlichen Phasen, ich bin in der Entdeckungsphase, während sie Mendoza schon kennt und jetzt ihre letzten Urlaubstage in Ruhe, entspannt verbringen will, ohne größere Ausflüge. So haben wir wenigstens die Zeit im Hostel zusammen.

Schnell lernen wir auch die anderen Gäste im Hostel kennen, sowie einige Mitarbeiter. Mercedez hat so eine aufgeschlossene, freundliche und sympathische Art, dass wir sehr schnell viele andere Hostelmitbewohner kennen lernen, sowie auch Volontäre und Mitarbeiter. Die Stimmung ist toll. Gefällt mir sehr gut. Was mir noch besser gefällt sind die Betten, die seit langer Zeit mal wieder einen Vorhang haben… so ein Luxus durch eine so einfache Sache. Man schließt einfach den Stoff und es fühlt sich an, als hätte man vier Wände um sich, kann mal in Unterhose im Bett liegen oder in der Nase popeln, ohne das jemand zuguckt. Wie gesagt, Luxus.

Die Leute geben mir Empfehlung nach Empfehlung, was ich hier alles machen kann/muss. Es kostet mich allerdings ein paar Tage, eine genaue Reihenfolge zu planen, was vor allem daran lag, das einer der Touranbieter mir drei Tage lang nur halb oder gar nicht antwortet. Letztendlich kaufe ich meine Tour bei einem anderen Anbieter vor Ort und hab in fünf Minuten, was ich will. Ich schreibe dem anderen Anbieter eine unzufriedene Nachricht, aber damit steht der Plan für Mendoza.

Die ersten beiden Tage verbringe ich allerdings ganz in Ruhe damit, die Stadt zu erkunden. Mendoza hat genau die Ausstrahlung, die mir immer vorhergesagt wurde: Wein, Genuss, Wärme, Wohlgefühl. Ich schlendere durch die schönen Fußgängerzonen, durch die Einkaufsstraßen, an gemütlichen Cafés und Restaurants vorbei, es gibt nichts, was die Stadt nicht zu bieten hat.

Außerdem hat Mendoza viele wunderschöne Parks und viel grün auch zwischen den Straßen. Mittlerweile auch viel herbstlich gelb. Der Plaza Espana gefällt mir besonders gut.

Der Plaza Chile ist ganz in meiner Nähe, den kreuze ich häufig:

Und natürlich der Stadtkern um den Plaza Independencia, mit einem riesigen Brunnen und romantischen Spazierpfaden:

Am Abend spielt der Brunnen Musik. Also, eine Lautsprecheranlage spielt Musik, die Sprinkleranlagen bewegen sich im Rhythmus und werden mit buntem Licht angestrahlt.

Es ist ein toller erster Erkundungstag. Am Abend will ich mit Mercedes kochen. Wir wollen etwas gesünder essen und entschließen uns für Suppe, weil es doch relativ kalt ist. Wir kaufen Gemüse ein und am Ende doch noch ein bisschen Fleisch… allerdings ist das Stück, dass der Metzger mir gibt viel zu gut für eine Suppe und viel zu viel. Ich will es trotzdem, den Luxus kann ich mir in Deutschland nicht leisten.

Mercedes kann nicht wirklich kochen, ich binde sie trotzdem zum Gemüseschnippeln ein und übernehme den Rest… es schmeckt herrlich, ich bin begeistert. Auch wenn uns ein anderer Gast dafür auslacht, alle gehen aus und essen Asado und wir sitzen hier mit unserer Gemüsesuppe. Wir nennen ihn „Cordoba“, weil er aus der Stadt kommt und laut Mercedes auch typisch danach klingt. Als er probiert, gibt er zu, dass es doch ziemlich lecker ist.

Nach dem Essen schnappe ich mir die Gitarre von der Wand, ignoriere meine Nervosität und beginne zu spielen, während Mercedes und Cordoba zuhören/ mitsingen. Ariel hat immer noch Recht, es ist wieder ein schöner Abend. Und es fällt mir wieder ein bisschen leichter.

Eigentlich hätte ich am nächsten Tag gerne eine Tour gemacht, aber wegen der holprigen Organisation habe ich heute nun doch noch einen ruhigen Tag in Mendoza. Nach dem Frühstück lerne ich William aus Kanada kennen und lade ihn spontan ein, am nächsten Tag mit mir zur Weintour zu kommen. Er freut sich, das wollte er sowieso machen und zu zweit macht es mehr Spaß als allein. Ich stimme zu.

Ich beschließe am Nachmittag in den großen Park „San Martin“ zu gehen. Der Park ist so riesig, er hat Straßen, sodass man mit dem Auto oder mit dem Bus zu den verschiedenen Zielen fahren kann. Ich laufe hin und ein Stück weit rein, mein Ziel ist  der Cerro Gloria, ein Hügel mit einem Denkmal im Norden des Parkes. Aber der Park ist so riesig, dass es mich nochmal eine ganze Stunde kosten würde, bis zum Nordende zu kommen. Ich überlege einen Bus zu nehmen, beschließe dann aber, mich schon früher auf eine Wiese zu setzen. Ich suche mir einen schönen Platz, ziehe die Schuhe aus und lege mich in die Sonne. Ciau Kultur, hallo Entspannung.

Später trinke ich noch Mate und als es beginnt, kalt zu werden, mache ich mich auf den Rückweg.

Im Hostel spricht mich die Rezeptionistin an, ob ich nicht Lust hätte, an dem Meditationskurs teilzunehmen, der heute im Hostel stattfindet. Eigentlich bin ich müde und hab nicht wirklich Lust, sage aber, dass ich es mir durch den Kopf gehen lasse. Oben in meinem Zimmer, habe ich dann doch Lust und schreibe Mercedes, ob sie auch Lust hat. Bis sie antwortet, gehe ich zur Rezeption, um mich anzumelden, da kommt Mercedes schon um die Ecke und fragt mich, ob ich nicht auch Lust hätte, am Meditationskurs teilzunehmen. Ich lache, ja, hab ich. Es geht auch gleich los.

Die Kursleiterin hat viele Jahre Tai Chi und Kung Fu Erfahrung. Ich unterhalte mich kurz mit ihr, berichte ihr von meiner Kampfsporterfahrung und erkläre, dass mich freue, endlich mal wieder mit etwas ähnlichem in Kontakt zu kommen. Im Raum brennt ein gutriechendes Räucherstäbchen, eine Kerze steht auf einem Schrank und es stehen Tee und Limonade bereit. Die Atmosphäre ist richtig angenehm. Immer mehr Leute kommen dazu, am Schluss sind wir bestimmt 15 Leute. Der Kurs beginnt. Zuerst machen wir einige Tai Chi-Übungen. Die Leiterin erklärt uns, dass wir Energie von Himmel und Erde ernten und unserem Körper zuführen. Und tatsächlich entsprechen die Übungen ein bisschen dieser Vorstellung. Später setzen wir uns auf den Boden und oder auf ein Kissen, kreuzen die Füße und hören nur noch auf unserem Atem. Ich spüre, wie ich am Anfang nur durch die Brust atme, aber mit der Zeit schaffe ich es, die Luft wieder mehr durch meinen Bauch strömen zu lassen und bin tief konzentriert. Der Kurs endet und ich fühle mich super. Danach trinken alle einen Tee/ Limonade zusammen und wir unterhalten uns ein bisschen. Ich lerne Katrine aus Dänemark kennen und lade auch sie spontan ein, am nächsten Tag mit zur Weintour zu kommen. Sie nickt, gerne.

Draußen brennt ein Feuer, ich wollte mich eigentlich nur kurz dazu setzen, aber dann fügt sich wieder eine Gruppe aus Leuten zusammen und wir beschließen spontan ein Asado zu machen. Emiliano ist einer der Hostelmitarbeiter und kümmert sich um alles. Während er das Feuer im Grill schürt und das Fleisch auflegt, holt sein Cousin… ich hab seinen Namen vergessen, Mist. Naja, er holt die  Gitarre, hat gehört ich kann singen. Ich schaue zu Mercedes, sie zuckt mit den Schultern. Also nicke ich, aber ich singe ungern alleine. Alle ziehen ihre Handys raus und wir singen zusammen, Englisch, Spanisch, wer kann und will. Es macht Spaß und … der Cousin (sorry, Mann) spielt richtig gut Gitarre. Hier sitzen wir alle, unter argentinischem Nachthimmel, Einheimische und Internationale, um das brennende Feuer, das Asado brutzelt nebenan vor sich hin, spielend und singend mit der Gitarre. Es ist perfekt. Später spielen Emiliano und sein Cousin zusammen mit Gitarre und Trommel und singen wunderschöne Lieder, während der Rest andächtig zuhört.

Später am Abend ist es riiichtig kalt und alle tümmeln sich um eines der Feuer und lassen sich das Asado schmecken. Soo lecker, echt nur Einheimische kriegen das Fleisch so perfekt hin!

Gegen zwei gehe ich schlafen, draußen geht das Singen und Spielen noch weiter bis tief in die Nacht.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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