Hallo meine Lieblingsleser*innen!

Keine zwei Stunden nach Abflug lande ich auch schon in Panama City. Beziehungsweise in Panama Pacifico, dem Flughafen etwas außerhalb der Stadt. Ich steige aus… und es ist heiß! Willkommen zurück im Dschungelklima, schön feuchtwarm. Zumindest bis zur Empfangshalle, die dank der Klimaanlage Kühlschranktemperaturen hat. Der schöne Vorteil von Zentralamerika ist, dass die Länder deutlich kleiner sind als alles in Südamerika und ich so viel schneller von A nach B komme. Ich gehe durch die Migration, werde dort nicht mal nach meinem teuren Rückflugticket gefragt und stehe dann in Panama. Gleich vor der Flughafentür warten die Taxis und da ich keine Internetverbindung zustande bekomme, muss ich den teuren Service leider annehmen. Immerhin ist es ein Colectivo, als ein Gemeinschaftstaxi zusammen mit anderen. Während der Fahrt komme ich mit den Pärchen ins Gespräch und vor allem er hört sich gespannt meine Reisegeschichte an. Sie steigen am Busterminal aus, das merke ich mir gleich mal und dann geht es weiter stadteinwärts.

Der Unterschied zu Kolumbien ist gewaltig. Nach Monaten in Entwicklungsländern bin ich plötzlich wieder in der westlichen Welt. Die Straßen sind ordentlich geteert, das Gras geschnitten, der Verkehr ist nahezu vernünftig. Die Häuser sind hoch und hauptsächlich weiß. Das Taxi fährt ins Bankenviertel, wo es fast nichts gibt außer gläsernen Wolkenkratzern, bei denen die Architekten offenbar weder Kunst noch Kosten gescheut haben. Wieso sind denn hier alle so reich, dass ein ganzes Viertel nur aus Wolkenkratzerbanken besteht? Dann klingelt es bei mir… natürlich, der Panama-Kanal.

Der Fahrer setzt mich in einer der wenigen Ecken ab, die noch nicht planiert und mit Glasgebäuden vollgestellt ist. Das Hostel ist recht einfach, war aber immer noch die günstigste Möglichkeit… obwohl deutlich teurer als Kolumbien. An die neue Preiskategorie muss ich mich echt gewöhnen… vor allem jetzt, wo ich immer ein Auge aufs Budget haben muss.

Zuallererst gehe ich einkaufen. Eine Sim-Karte kriege ich heute nicht mehr organisiert, am Sonntag hat der Laden leider zu. Allein um einkaufen zu gehen, muss ich ein ganz schönes Stück laufen… durch schöne Häuser, perfekt frisierte Vorgärten, die einzigen Hunde auf der Straße haben alle Leinen zu ihren Herrchen/Frauchen. Ich finde den Supermarkt, betrete den klimatisierten Raum… und fühle mich wie auf einem anderen Planeten. Ich versuche die Reizüberflutung abzustellen, will meine typischen Gemüsesachen zusammensuchen… aber es geht nicht. Paprika gibt es nur im Plastik-Dreier-Pack, Tomaten nur im Plastik-6er Pack, Karotten nur im Plastikkörbchen, 10 oder 12. Hier kann ich mir nicht meine 7 Sachen zusammensammeln und muss kurzfristig umdenken. Dafür muss ich fast weinen, als ich am Käseregal vorbeikomme… Richtiger Scheibenkäse, auch Schinken und Salami finde ich nicht weit weg… Offenbar alles durchgängig gekühlt… was für ein wunderschöner Anblick – dann sehe ich die Preise und muss wirklich fast weinen. Das Paradies ist definitiv außerhalb meines Budgets. Vielleicht auch besser so. Es dauert eine Weile, bis ich mir ein minimalistisches Ersatzmenü zusammengekauft habe. Und trotzdem muss ich an der Kasse schlucken. Auf den Märkten in Lateinamerika hab ich nicht Mal ein Viertel des Preises für diesen Einkauf zahlen müssen. Mein Gott, Panama wird kein Spaß! Und wenn es hier schon so teuer ist, wie soll es denn erst in Costa Rica werden?!

Ich verlasse das Raumschiff des anderen Planeten wieder in die tropische Hitze, laufe zwischen großen, blitzenden Autos ohne Dellen und mit allen Teilen über gut geteerte Straßen und muss mich wieder daran gewöhnen, dass Ampeln hier tatsächlich beachtet werden.

Zurück am Hostel esse ich eine Kleinigkeit und fahre dann mit dem Uber in die Altstadt von Panama City. Der typisch koloniale Charme springt mir entgegen als ich aussteige und ich spaziere ein bisschen durch die Gassen und Läden.

Im Internet habe ich von einer Free Walking Tour gelesen, die an einem bestimmten Plaza stattfinden soll. Ich bewege mich dorthin, hole mir einen Cappuchino und halte dann nach großen Touristengruppen oder Menschen mit bunten Regenschirmen Ausschau. Nichts. Seltsam, normalerweise sind diese Touren immer sehr leicht zu erkennen. Ich schlendere ein bisschen über den Platz und sehe dann durch Zufall eine Frau, die ein paar Touris anspricht, ihren offiziellen Tourguide-Ausweis vorzeigt und ihnen eine Tour anbietet. Die Touristen schütteln den Kopf, aber ich spreche die Frau an. Ja, sie macht eine Free Walking Tour, aber ich wäre die Einzige. Ein bisschen seltsam, aber ich würde die Tour schon gerne machen, deshalb gehen wir gemeinsam los. Sie hat auf Englisch angefangen und ich sage nichts, bin zu müde für Spanisch. Als wir am zweiten Plaza ankommen bekommt sie einen Anruf, es hat sich noch eine Gruppe angemeldet. Kurz darauf erscheinen sechs Spanier und wir beginnen nochmal von vorne, aber diesmal muss ich auf Spanisch mithalten. Zuerst fällt es mir etwas schwer, aber mein Ohr stellt sich schnell um und bald ist es sogar zu meinem Guten.

Allerdings war ich mal wieder faul und hab mir nur wenige Notizen gemacht. Gegründet wurde Panama im Jahr 1569. Die Altstadt von Panama City ist die zweite Siedlung, die die Spanier errichtet haben, die erste liegt in einem anderen Stadtteil weit entfernt, wo man noch die Ruinen von „Old Panama“ anschauen kann. Ich wollte es machen, leider habe ich es am Ende nicht mehr unterbekommen. Die Altstadt durch die wir jetzt laufen, nennt sich „Casco Viejo“.

Panama wurde von den Spaniern erobert, vereinigte sich dann unter Simon Bolivar zu Gran Colombia, wovon es sich erst 1903 abtrennt. Dann erfahre ich etwas Spannendes: Offenbar haben danach die Freimaurer eine Zeit lang die Regierung des Landes übernommen.

Immer dieser mystische Begriff, Freimaurer, keiner weiß, was wirklich dahintersteckt. Ich beschließe, mir ein Buch darüber zu kaufen. Wir kommen an einem alten, eingefallenen Gebäude vorbei – der erste Freimaurertempel, wie unser Tourguide erklärt. Sieht schon ziemlich cool aus:

Wir laufen weiter in einen etwas heruntergekommeneren Stadtteil und sie erzählt uns etwas über die Leute von hier. Weiter hinten steht „der neue“ Freimaurertempel, der offenbar auch noch genutzt wird. Ein seltener Anblick, sonst sind die Freimaurer eher subtil und stellen keinen Palast in so einem Viertel auf.

Eine einzige Straße trennt heute Arm von Reich. Als wir diese wieder überqueren, zeigt unser Tourguide auf ein altes Tor, das früher der Eingang zur Stadt war. Alles musste durch dieses Tor und bis heute markiert es die Grenze zur reichen Altstadt.

Wir schauen in zwei Gebäude, ein teures Hotel, wo wir eine Treppe finden von dem Architekten, der ein und dieselbe Treppe auch in die Titanic gebaut hat. Dementsprechend ist das Design weltberühmt.

Im selben Gebäude dürfen wir nach oben, von wo aus wir einen guten Blick auf die Stadt haben.

Dann machen wir noch einen Stopp für eine ganz wichtige Sache: Den Panama-Hut. Hat vielleicht schon mal jemand gehört, ist eine weltweit berühmte Marke für ein klassisches Hutmodell, das seinen Ursprung – ihr könnt es vielleicht erraten – richtig, in Ecuador hat!

Vor vielen Jahren kauft ein berühmter Mann in Panama einen Hut bei einem ecuadorianischen Straßenhändler. Bald darauf ist er in der US-amerikanischen Heimat, steht vor vielen Kameras und wird von vielen für seinen Hut bewundert. Was das denn für einer ist? „This is a Panama hat!“ war die Antwort… und so wurde die Marke geboren.

Wir gehen in einen Laden wo man Panama-Hüte in allen Farben und Mustern kaufen kann, alles handgemacht. Sie haben auch ein kleines Schaufenster mit der Herstellung:

Das ist aber noch nicht alles. Wir werden von dem Ladenbesitzer ins Hinterzimmer geführt. Hier gibt es die richtig teuren Stücke. Wir reden hier von einer Edelmarke wie Louis Vitton, Lamborghini oder anderen teuren Sachen, die ich nicht kenne, weil ich arm bin.

Hier fangen die Preise bei 400 Dollarn an. In der Ecke ist eine kleine Bar mit Kristallgläsern und feinem Whisky. Ich muss grinsen, wo bin ich denn HIER gelandet? In der Mitte des Raumes sind ein paar Vitrinen mit drei Hüten. Das Modell darin gefällt mir, die Form ist absolut perfekt. Die müssen richtig teuer sein. Der Besitzer sagt uns wie: Sage und schreibe 10.000 Dollar kostet der Hut im hintersten Fenster.

Es kauft  sich niemand einen, auch wenn ich versucht war… natürlich bei dem 10.000. Dollar Hut 😉 Nein, keine Sorge, Mama. Ich setze meinen schmutzigen, verschwitzten und schlechtgewebten Freund aus Buenos Aires auf den Kopf und freu mich, dass ich ihn hab.

Danach höre ich auf zu protokollieren. Wir laufen durch Kirchen, über Märkte, über Plazas und enden schließlich in einem Restaurant. Da ist die Situation etwas seltsam. Es ist das Ende der Tour, alle trinken etwas, aber ich lehne ab… viiiel zu teuer für mich. Es entwickelt sich eine Gesprächsrunde, aber ich bin mit Blick auf die Uhr eher still. Schließlich sammle ich ein paar Dollar zusammen, drücke unserem Tourguide in die Hand und verabschiede mich. Wahrscheinlich war es viel zu wenig, aber Panama ist leider allgemein zu teuer für mich.

Hier sind noch ein paar Eindrücke:

Ach ja, in einem Schokoladen-Laden waren wir auch noch.

Draußen bin ich froh, wieder für mich zu sein. War interessant und unser Tourguide war an sich ganz cool drauf, aber ich hatte schon bessere Touren. Ich streife noch ein bisschen durch die Läden und entschließe mich dann, an der Uferpromenade nach Hause zu laufen. Das ist weit! Aber eigentlich ein echt schöner Spaziergang. An der Promenade ist einiges los, überall gibt es Essen oder Souvenirs zu kaufen, Familien, Freunde, Paare sind unterwegs spazieren, joggen, reden, lachen. Ich genieße es richtig. Die Luft ist warm und der Blick über die glitzernden Wolkenkratzer von Panama City ist richtig schön!

Leider verlaufe ich mich am Ende und stelle dann auch noch fest, dass meine Offline-Map mein Hostel an einem falschen Ort eingezeichnet ist. Ich seufze, muss dringend aufs Klo und meine Füße brennen. Also stoppe ich in einem Restaurant, erbitte mir das WLAN-Passwort und finde dann doch noch nach Hause. Dort esse ich nur schnell etwas und falle dann ins Bett.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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