Liebe Leser*innen,
wie schön doch Thailand ist: Mit seinen weißen Traumstränden, kristallklarem badewannenwarmen Wasser, exotischer Dschungelnatur und unglaublich leckerem Essen: Ein Bilderbuchurlaub und nur für wenig Geld. Und Thailand weiß auch wie man feiert – Vor allem der König, nur halt nicht in Thailand 😉
Nur wohin? Es gibt ja zig Inseln, die man ansteuern kann, Golf von Thailand, andamanisches Meer. Ich hatte tief und fest vor ein bisschen Inselhopping zu betreiben, also ein paar Tage hier, ein paar Tage dort… denn im Prinzip ist alles ziemlich gleich geil. Man muss eben aufs Wetter achten, denn die Regenzeit hat ihren Namen nicht umsonst.
Irgendwann habe ich mich entschieden, einfach mit Ko Phi Phi anzufangen. Ich kannte den Namen, (sage aber immer noch Ko Phi Phi und nicht Ko Pi Pi, wie es eigentlich heißt) von Krabi dauert die Fähre nur anderthalb Stunden und irgendwo muss man ja anfangen. Ich fahre also mit dem Bus wieder nach Krabi, von dort geht ein Taxi-Kleinbus zum Hafen und da startet die Fähre. Kurze Zeit später suche ich mir wieder meine Rucksäcke aus dem Haufen aus und steige aus. Vor dem Boot wartet eine wahnsinnige Menschenmasse aus zusteigenden und aussteigenden Touristen, Leuten, die einem Touren, Taxis und andere Dinge verkaufen wollen und der normale Passantenverkehr. Ich versuche, schnellstmöglich dort heraus zukommen und folge Google Maps die Straße entlang zu meinem Hostel.
Auf Ko Phi Phi gibt es keine Autos, zumindest kann ich mich an keine erinnern. Die Insel ist klein, nahezu alles ist fußläufig erreichbar und alles wird von einem Schwarm von Booten umfahren. Die Hauptstraße besteht eigentlich nur aus Hotels, Restaurants, Bars und Shopping, alles auf Tourismus ausgelegt. Ich habe mal wieder Probleme mein Hostel zu finden, es gibt nämlich unter dem Namen Chao Koh ein Hotel, ein Restaurant UND mein Hostel und die sind alle ganz in der Nähe voneinander. Und ja, ich war zuerst im Restaurant, dort hat man mich auf das Hotel verwiesen, dort sah ich aus wie eine Obdachlose im 5-Sterne-Resort mit meinen Backpacker-Charme und dann erst habe ich weiter hinten mein Hostel entdeckt. Das war alles gar nicht peinlich.
Mein Hostel war auch alles andere als schäbig:

Mit Blick direkt aufs Wasser… nicht schlecht! Aber ich glaube, es gibt hier nur sehr wenige Hotels/Hostels, die keinen Blick aufs Wasser haben, die Insel ist echt klein.
Ich werde in ein 4er-Zimmer geführt, dort kann ich meine Sachen abstellen. Kurz darauf kommt ein Zimmernachbar frisch herein, ein Chinese. Ich verschwinde kurz im Bad und als ich zurückkomme, bemerke ich etwas seltsames an der Tür. Häh, wie kann denn eine Türangel an einer Schiebetür…
… Nope, keine Türangel, sondern ein dicker, fetter Tausendfüßler!!! Bah!! Ich versuche das Ding erstmal zu ignorieren und gehe wieder ins Zimmer. Dort hockt der Chinese auf dem Boden und macht ein Video davon, wie ein zweiter Tausendfüßler unter mein Bett kriecht. Als er mich sieht, grinst er mich nur ein bisschen doof an und ist mir seitdem unsympathisch. Ich bin ja was Viecher betrifft erprobt, aber so richtig wohl fühle ich mich trotzdem nicht, deshalb sage ich unten der Rezeptionistin Bescheid. Die kennen das natürlich, alle haben hier das Problem. Mit Schaufel und Besen bewaffnet kommt sie mit ins Zimmer und holt sich die zwei Dicken. Damit ist das Thema für mich vorerst abgehakt.
Ich packe meine Badetasche und mache mich dann auf den Weg die Insel zu erkunden. So viele Straßen gibt es ja nicht, ich folge einfach einer, die mich zur anderen Seite bringt. Dabei komme ich durch eine riesige Halle, in der bestimmt zwanzig kleine Imbissrestaurants versuchen, die Leute zu sich zu locken: Die billige Fressmeile.



Die vielen Zettel sind übrigens Grüße und Restaurantbewertungen von Gästen, die zieren die gesamte Halle.
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, hier gönne ich mir erstmal etwas zu essen. Ich versuche zu einem der kleineren Imbisse zu gehen und finde eine Ecke, bei der zwei sympathische Damen mir freundlich zuwinken. Das wird dann gleich mal zum Standard erkoren. Ich entscheide mich für Pad Thai, der Thailandklassiker mit gebratenen Nudeln, Gemüse und Fleisch oder Tofu. Darüber streut man normalerweise noch geriebene Erdnüsse und Chili. Meine Schärfetoleranz wird während meiner Zeit in Thailand deutlich besser. Während ich am Anfang nur vorsichtig würze, schütte ich am Ende fröhlich Chiliflocken auf mein Essen – ist einfach ein Kick.
Nach dem Essen spaziere ich weiter und komme dann am anderen Ende raus… dauert insgesamt etwa zwanzig Minuten. Der Hauptort wurde an die schmalste Stelle der Insel gebaut, wo die beiden großen Strände quasi gegenüberliegen. Da gehe ich dann endlich ins Wasser.


Im Moment ist Ebbe, ich muss also weit hineinlaufen, aber so richtig tief will das Wasser nicht werden. Irgendwann setze ich mich einfach auf den Boden und bin dann bis zum Hals im stillen, warmen Wasser. So sitzend beobachte ich die Leute, die Natur um mich herum und das Wetter… die Wolke über dem Berg sieht nämlich verdächtig nach… jup, und es geht schon los und fängt an kräftig zu schütten. Ich bleibe einfach im warmen Wasser sitzen. Ein bisschen frisch wird das mit der Zeit schon, aber ich verlasse das Wasser erst wieder, als die Sonne wieder auftaucht. Schon geil, so einen tropischen Regen im warmen Wasser auszusitzen.
Auf dem Rückweg erwischt mich dann ein zweiter Schauer, aber ich hab eh nur den Bikini an und das Handtuch um… haben die meisten, das ist quasi die Alltagskleidung und das ist ziemlich angenehm. Am Abend spaziere ich nochmal zu demselben Strand, suche mir ein ruhiges Fleckchen und zupfe ein wenig auf der Gitarre. Die Insel verwandelt sich vom Paradies zur Partymeile und so richtig wohl fühle ich mich beim Spielen nicht. Aber wenn ich die gute Gitarre schon mitschleppe, dann will ich natürlich auch spielen. Bis jetzt hat das noch nicht so gut geklappt.
Nach etwa einer halben Stunde und vielen neugierigen Spaziergängern gebe ich es auf und gucke ein bisschen in die Sterne, aber die laute Musik aus den Clubs stört den entspannten Moment. Da entdecke ich, das am Strand gerade eine Feuer-Show anfängt. Neugierig stehe ich auf und gehe rüber. Das ist tatsächlich ziemlich cool. Die jungen Männer haben ein tolles Programm mit verschiedenen feurigen… Instrumenten, Haltern, Spielzeugen, was auch immer und genauen Choreografien einstudiert. Dazu läuft natürlich „coole Elektromusik“. Hin und wieder holen sie auch Schaulustige dazu, die dann Fackeln halten dürfen oder sich Zigaretten von einem Feuerrad anzünden lassen können.
Ich beobachte alles eine Zeit lang und gehe dann zurück zum Hostel. Leider ist der dritte Zimmergenosse auch ein Chinese und die beiden haben sich tief verquatscht… und tun das auch weiter bis ein Uhr nachts, ohne Rücksicht darauf, dass ich gerne schlafen würde.
Ich kann aber auch nichts sagen. Es nervt mich jedes Mal, aber ich traue mich nie, die Leute anzuschnauzen, weil ich immer Angst habe, dass das zurückschlägt und sie mir irgendwelche Tausendfüßler ins Bett legen… ja, mein Vertrauen in die Menschheit ist auf der Reise ziemlich erschüttert worden. Irgendwann ist dann doch Ruhe von den beiden… aber mein Hostel liegt direkt neben einem der größten Partyläden der Insel, es ist also immer laut.
Für den nächsten Tag habe ich mir eine kleine Expedition aus dem Internet gesucht. Meine Offline-Karte kennt den Weg scheinbar auch, deshalb packe ich vormittags guter Dinge meinen Wanderrucksack, schnüre die Stiefel und ziehe los. Ich folge der Karte durch die Stadt, wieder vorbei an den Restaurants, Shops, schicken Hotels am Meer.
Dabei fällt mir ein ungewöhnlicher Anblick ins Auge, der hier wohl ein sehr gewohnter Anblick ist. Das was ich sehe, gibt es in Deutschland schon auch… nur sind da meistens Vögel auf der Leitung.



Aber zugegeben, ich bin gerade auch ein seltsamer Anblick mit meinen Wanderschuhen zwischen den ganzen Bade- und Partygästen. Mit der Zeit wird die Straße, der ich folge leerer. Und dann merke ich, dass ich in die „echte Welt“ von Ko Phi Phi komme, denn plötzlich spaziere ich an einem Stinkenden, sehr verunreinigten Fluss vorbei und rechts und links türmt sich der Müll. Die Häuser werden ärmer und die Leute thailändischer.


Für einen Moment muss ich mich orientieren, weil der Weg anzeigt, ich müsste abbiegen, aber ich erkenne keine Straße. Erst nach einer kleinen Suche finde ich den schmalen Pfad, der zwischen zwei Häusern hindurch führt und aussieht wie ein privater Eingang in einen Hinterhof. Aber kurz nach den Häusern führt der schmale Pfad nach unten zur Küste und führt dann hinter der Häuserreihe am Strand entlang. Und nach einer Weile verschwinden die Häuser und ich bin wieder allein mit der Natur, so wie ich es gerne hab. Ich wandere über die steinige Küste und entdecke nach einer Weile sogar ein Schild, das in den Wald zeigt und auf dem „Nui Bay“ steht. Da will ich hin.
Der „Nui Beach“ ist laut Internet ein verstecktes Paradies, das vor allem Lokale empfehlen. Dorthin kommt man nur mit dem Boot… oder wie ich, wenn man einmal quer über die Insel durch den Dschungel wandert. Ich folge dem Pfad und bin kurz danach im dichten Wald verschwunden. Im Regenwald habe ich gelernt, dass ich darauf achten soll, wohin ich meine Füße und vor allem meine Hände setze. Hier von einem giftigen Tier erwischt zu werden, wäre… ungut. Deshalb gehe ich vorsichtig, aber wie immer begeistert von der Regenwaldnatur weiter.




Man geht etwa 20min aufwärts über einen Hügel, dann wieder 20min abwärts und kommt auf der anderen Seite auf einer Straße wieder heraus. Wieder finde ich Schilder, die mit Zeitangaben in alle Richtungen zeigen. Sehr schön, danke Ko Phi Phi!
Die kleine Straße ist so gut wie unbefahren und führt an einem kleinen Mangrovenfluss entlang, in dem bestimmt riesige Schlangen und weiß Gott noch was schwimmen.





Am Ende der Straße steht noch ein Schild, was eine alte Erinnerung hochholt.

Natürlich! Der Tsunami 2004 in Thailand hat wohl auch Ko Phi Phi getroffen. Ehrlicherweise weiß ich nicht mehr, von wo genau die Welle kam, aber als ich weitergehe entdecke ich einen Geisterort. Viele angefangene Häuser, wohl als Ferienhäuser oder Hotel gedacht, im Leerstand, voller Blätter, Äste und halb eingewachsen. Gespenstisch.









Fühlt sich ein bisschen an, als würde ich über einen Friedhof ohne Gräber laufen. Außer mir ist hier niemand, es ist ziemlich still. Ein krasser Gegensatz zu der Partyszene, von der ich gerade komme, aber ehrlicherweise auch angenehm. Hinter dem Friedhof komme ich wieder an einem Strand raus, der zwar auch sehr schön ist, zu dem aber kaum bis keine Touristen kommen. Merkt man auch am Müll. Die großen Strände der Stadt werden recht sauber gehalten, hier türmt sich wieder das Plastik.

Ich laufe links an den Felsen entlang weiter und habe Glück mit der Zeit: Bei Flut ist es meiner Meinung nach nicht möglich, hier durchzukommen. Danach stehe ich vor einem winzigen Fischerdorf, nicht mehr als 6 Hütten, nur Einheimische, viel Plastik und viele Katzen.





Und zwischen den Häusern entdecke ich noch ein Schild, das mich sehr erfreut: Fast geschafft!

Zehn Meter… Luftlinie. Aber erstmal 10 Meter nach oben und zwar so, wie der Pfeil es zeigt, einen heftigen Steilhang hinauf. Ich entdecke ein dickes Seil, das oben an einem Baum befestigt ist, mithilfe dessen klettere ich den Hang nach oben, auf der anderen Seite geht es ein bisschen kontrollierter wieder nach unten, aber immer noch mit viel Kletterei…
… aber das hat sich echt gelohnt:

Vor mir öffnet sich eine wunderschöne kleine Bucht dem weißesten, weichsten Sand, den ich je gespürt habe, türkisem Wasser und überschaubarem Tourismus. Ein Traum.



Das einzig Doofe: Es gibt kaum Schatten und die Sonne knallt herunter. Die wenigen Ecken, in denen es etwas schattiger ist, sind natürlich längst besetzt, aber so lange in der Sonne werde ich es nicht aushalten. Nachdem ich eine Weile dumm durch die Gegend gucke und mit dicken Wanderschuhen am Strand stehe, fällt mir winziger Fleck ins Auge, der mir den Tag rettet: Eine kleine, krumme Palme ragt aus dem Wald hinter mir hervor und schafft damit genau genug Schatten für EINE Person: MICH!!! Jackpot!



Dort mache ich es mir bequem und wechsle in Badesachen. Und endlich: Seit Mexiko schleppe ich einen Schnorchel und eine Taucherbrille mit mir rum – jetzt kann ich das Ding endlich nochmal benutzen. Vorbildlich wie ich bin, ziehe ich mir zum Schnorcheln ein T-Shirt über, damit mein Rücken nicht so sehr leiden muss. Dann geht es ins Wasser. Hin und wieder kommen Boote an und fahren wieder ab, aber man kann dennoch relativ sicher und problemlos schwimmen.
Ich verschwinde wieder aus der normalen Welt und tauche in die Unterwasserwelt ein… und Wow! Das ist das beste Schnorchelerlebnis meiner gesamten Reise! Die bunte Fischwelt ist noch viel vielfältiger, als in Mexiko oder Thailand. Gelbe, blaue, weiße, schwarze, braune, kleine, große, dicke Fische, ich kann mich überhaupt nicht satt sehen. Vor allem ein blauer Fisch (Ein Weißkehl-Doktorfisch) zieht meine Aufmerksamkeit auf sich und versuche ihn immer wieder zu finden. Keine Ahnung, wie lange ich im Wasser war, aber ich könnte das stundenlang machen! Irgendwann treibt mich der Hunger aus dem Wasser und ich kehre wieder auf meinen Schattenplatz zurück, um etwas zu essen. Mit einem Blick auf die Uhr, packe ich danach wieder zusammen und mache mich auf den Rückweg.
Kurz nachdem ich wieder im Hostel angekommen bin, beginnt es draußen wieder zu regnen… um so ziemlich dieselbe Zeit, wie am Tag zu vor. Das merke ich mir mal, dann kann ich mich rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Nui Beach war fantastisch! Und ich bin jetzt wieder richtig angefixt vom Schnorcheln. Deshalb buche ich mir für den nächsten Tag eine Schnorcheltour, die über mehrere umliegende Strände und Inseln führt. Am Abend Esse ich wieder in der großen Halle bei meinen zwei Damen und versuche dann etwas früher ins Bett zu kommen und mehr Schlaf abzubekommen. Es klappt so halb. Mittlerweile bin ich in ein anderes Zimmer gewechselt, habe aber das Bett direkt unter der Klimaanlage erwischt… und es gibt einige Leute, die meinen, nachts im Kühlschrank schlafen zu müssen. Mir ist teilweise so kalt, das ich mir meinen dicken Pulli überziehe und ich mit Schal schlafen muss und am nächsten Morgen wache ich mit einer gereizten Kehle auf. Die Temperatur wird auch mehrfach nachts von verschiedenen Zimmerbewohnern wieder geändert. Ach ja, das Hostelleben. Dort lernt man Sozialfähigkeiten. Oder auch Assozialfähigkeiten.
Aber jetzt habe ich erstmal einen Tag voll Schnorcheln vor mir… dachte ich zumindest.
Liebste Grüße,
Eure Jana
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