Hallo liebe Leser*innen,

Am nächsten Tag ist schon Check-out, sodass wir unsere Sachen zusammenpacken, aber wir lassen alles noch vor Ort. Zuerst gehen wir zum Terminal, wo wir unsere Tickets nach Cochabamba kaufen wollen. Da erfahren wir, dass es leider mal wieder keine späten Busse gibt. Also wählen wir den spätesten um acht, wieder ist Ankunftszeit früh um fünf. Wer plant das denn, ist doch bescheuert?!

Danach gehen wir in die Stadt und versuchen herauszufinden, wie man am besten an die Buslinie vier kommt. Stadtbusfahren hier ist eine spannende Sache. Es gibt nur klein Busse und die fahren gefühlt überall und nirgends. Wir fragen zwei Leute, die keine Ahnung haben, wovon wir reden, schließlich finden wir noch einen Punkt und dort fährt dann auch eine Linie vier. Am besten fragt man immer Busfahrer selbst, die wissen es noch am ehesten. Wir fragen die Frau, die fährt, ob sie zum Glorieta Schloss fährt, sie nickt. Wir steigen ein, zahlen pro Person zwei BOBs (Bolivianos, ich kürz die Währung so ab) und ruckeln los. Wann immer jemand aussteigen will, schreit er/sie einfach „Ich will hier raus“ dann hält der Bus und die Person steigt aus. Es gibt nicht wirklich Haltestellen, man redet einfach oder gibt Handzeichen, wenn man einsteigen will. Dafür muss man aber das System kennen. Auf der Fläche hinter dem Schaltknüppel sitzt ein Kleinkind. Mama fährt, Papa arbeitet oder es gibt ihn nicht, also muss das Kind mitfahren.

Natürlich mit viel Handy betütteln, das kenne ich ja schon aus Buenos Aires, aber es klappt, was soll man sagen? Unsere Fahrt klappt auch ganz gut und wir fahren ein bisschen raus aus der Stadt. Als wir durch die Vororte kommen, muss ich schlucken. Überall Müll. Der Fluss stinkt schrecklich. Hunde und Schweine zerfetzen die Mülltüten, fressen den Inhalt… da vergeht einem die Lust auf Schweinefleisch. Die Armut und der Zustand der Natur hier sind übel.

Das Schloss ist die Endstation des Busses. Wir kaufen ein Ticket und treffen auf Maria, die ein bisschen früher los ist, als wir, ihr Bus fährt schon um 18 Uhr nach La Paz. Da bald eine Führung anfängt beschließen wir, uns nochmal für den Nachmittag zu treffen und verabschieden uns dann. Ale und ich setzen uns noch kurz in den schönen Schlosspark.

Dann geht es los. Ehrlicherweise… hab ich absolut keine Ahnung ,was die Frau alles erzählt hat. Auch sie spricht so monoton, dass ich schnell abschalte. Das Schloss hat irgendeinem reichen Mann gehört, wurde irgendwann 18.-/19. Jahrhundert gebaut.

Aber es ist ganz schön, der Besuch war nicht komplett umsonst.

Am Ende dürfen wir noch auf den Turm steigen. Maximal acht Leute heißt es, es rennen uns beiden natürlich noch gefühlt 15 nach. Die Treppen im Turm sind hart. Es geht in einem sehr schmalen Kreis, 100 Meter nach oben, sodass einem schnell schwindelig wird. Es gibt kein Geländer, dafür Gegenverkehr. Die Aussicht von oben ist schön, aber weil so viele oben sind, genießen wir sie nur kurz und ich bin froh, als wir heil wieder unten sind.

Schöner Ausflug, vor allem ein bisschen raus aus der Stadt ins Grüne zu kommen, tut wirklich gut. Bald kommt wieder eine Linie vier, die uns zurückbringt.

Wir essen einen kurzen Snack und gehen dann wieder in die Stadt. Ale möchte sich nochmal im Schatzmuseum nach einem Stein umsehen, aber wir werden nicht so richtig fündig, also gehen wir mit leeren Händen wieder. Da finden wir sicher in einer anderen Stadt noch was. Draußen laufen wir fast in Maria, die in Begleitung ist. Gemeinsam gehen wir zum Stadtplatz, auf dem heute ein Bühne aufgebaut ist und wo schon eine Band spielt. Es ist allerdings ziemlich laut, deshalb gehen wir ein Stück zur Seite und setzen uns dort auf eine Bank, aber so richtig zündet das Gespräch nicht. Maria hat offensichtlich ein Date, aber es läuft wohl so semi. Meine Versuche, ein Gespräch zu beginnen laufen ins Leere, sodass ich mir schließlich meine Ale schnappe und „die Show auf der Bühne kurz zu verfolgen“. Da tanzt/singt nämlich schon die nächste Gruppe. Der Platz ist noch relativ leer und die Jungsgruppe… naja, sagen wir sie finden sich cool und das finden wir cool, vor allem die Tanzversuche mit Hüftschwung und… keine Ahnung was das sein sollte, aber wir fanden’s lustig. Bald kommen Maria und ihr Date noch dazu, wir verfolgen alles eine Weile, dann verabschiedet sich der Typ und geht seiner Wege. Maria atmet aus, oh mann, das war gar nicht ihr Typ und man kommt aus so einer Situation nur so schwer wieder raus. Ich nicke verständnisvoll, jetzt hat sie es hinter sich. Wir bleiben noch ein bisschen länger, aber dann muss sich auch Maria verabschieden, ihr Bus geht bald. Wir umarmen uns, wie schön, dass wir uns zufällig wiedergetroffen haben. Bis zum nächsten Mal dann!

Ale und ich gehen der Einfachheit noch ein letztes Mal ins WOW, um dort zu essen, dann packen auch wir unsere Rucksäcke und fahren zum Terminal. Dort steigen wir in den Bus nach Cochabamba. Eigentlich versuche ich die Plätze immer so auszuwählen, dass man weit weg vom Klo sitzt. Diesmal ist der Bus anders gebaut, als ich dachte… und das Klo ist genau neben uns. Es stinkt jetzt schon höllisch und es stehen zwei Eimer drin, sodass es quasi unbenutzbar ist. Na, das kann ja lustig werden. Jetzt, wo ich das weiß, trinke ich noch weniger, was mir überhaupt nicht gut tut. Trotzdem schaffen es Leute, irgendwie dort aufs Klo zu gehen, also schafft es Ale auch irgendwie. Ich bin auch schon kurz davor, als der Bus stoppt. Ich weiß nicht wieso, aber die Tür geht auf und ich nutze die Gelegenheit, steige aus und frage den Busfahrer, ob das Baño de Incas grade frei ist. Er spielt mit, welches will ich denn, Kabine 1 oder 2. Ich wähle die drei… und plötzlich springen hinter mir etwa 20 Männer aus dem Bus und erleichtern sich in dem Wiesenstück an der Straße. Echt hey, Jungs, ihr wisst nicht, wie gesegnet ihr seid. Ich beschließe, es hinterm Bus zu versuchen, auch wenn sämtlicher Verkehr dann volle Sicht hat… aber immer noch besser als das Klo in diesem Bus. Natürlich kommt ein LKW vorbei, aber ich bin grade noch rechtzeitig fertig. Echt unmöglich, man fährt stundenlang Bus und es gibt keine Möglichkeit, eine Toilette zu benutzen, das Busklo ist blockiert, Pausen gibt es auch nicht…

Irgendwie kommen wir dann doch noch früh in Cochabamba an und ratet, wo wir zuerst hinrennen. Dort ist es leider irre voll, alle drängeln sich irgendwie durcheinander, Reihenfolge gibt es nicht, auch wir müssen uns irgendwann eine Kabine erzwingen. Es ist so unruhig und voll, dass mich der Klogang schon richtig stresst und ich einfach nur noch raus will. Das machen wir dann auch. Bis zum Hostel ist es nicht allzu weit, also gehen wir zu Fuß. Die Stadt ist noch ruhig, die Straße vorm Terminal stinkt nach Pisse und wir sind froh, dass jetzt grade noch keiner dort ist. Wir überqueren auch hier den großen Stadtplatz und ein paar Straßen weiter ist unser Hostel. Wir klingeln und es macht sogar gleich jemand auf. Eigentlich wollten wir fragen, ob wir vielleicht unsere Taschen abstellen können, aber der Mann erklärt, er macht uns schnell die Zimmer fertig und dann können wir rein. Wir sind endlos dankbar und lassen uns auf die Stühle fallen.

Ich atme tief durch und bemerke… dass ich meine zweite Jacke gar nicht anhabe. Es ist endlich warm. Cochabamba liegt noch tiefer als Sucre und es ist richtig angenehm… endlich! Ich lechze nach Wärme und zumindest ein bisschen Sommer. Praktisch bin ich seit Ushuaia nur noch im Herbst/Winter unterwegs gewesen. Das Klima im Altiplano ist hart und ich bin froh, für einen kurzen Moment fliehen zu können.

Unsere Zimmer werden fertig, als die Sonne aufgeht und wir fallen in die Betten. Es riecht zwar ein bisschen muffig, aber die Betten sind bequem und ich schlafe gleich ein.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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