Wir schlafen mit voller Montur, Hose, Dicke Jacke, Mütze, Schal und ich bin heilfroh, dass ich mich für diese Stulpen entschieden habe, die waren alles andere als ein Fehlkauf. Trotz Warnung holen wir uns Decken von den anderen Betten… und trotzdem klappern wir die ganze Nacht nur durch. Für Ale ist es noch schlimmer, es ist mittlerweile die vierte Nacht, in der sie kaum schlafen kann. Mir tut es richtig leid, ich wollte, dass sie entspannt und einen schönen Urlaub hat, stattdessen ziehe ich sie durch die Hölle.
Am Morgen quälen wir uns hoch, es ist 4:30 Uhr morgens. Wir müssen früh raus, weil es wieder zu Geisiren geht. Es gibt wieder das schlechte Frühstück, von dem wir kaum etwas runter bekommen. Der Ofen bleibt aus, Tee gibt es nur eine Runde. Alter, bin ich froh, dass wir hier bald rauskommen. Wohlwissend, dass es scheißkalt wird, packen wir alles an Klamotten auf uns, was geht und raten das auch den anderen. Während der Fahrer des anderen Autos den Motor anstellt und das Auto aufheizt, steht Nelson viel zu spät auf und wir steigen in ein kaltes Auto. Langsam bin ich echt froh, wenn diese (Tor-)Tour wieder vorbei ist.
Wir holpern über die Steinhügelstrecke und tatsächlich sieht man irgendwann im Autolicht eine Rauchsäule aus dem Boden schießen. Ein Stück weiter sehen wir dann etwa drei Geisire, die Rauch auspusten… und beschließen einfach im Auto zu bleiben. Es ist wieder irre kalt und im Vergleich mit denen in Chile sind die hier echt nicht soo der Hammer. Für die anderen natürlich schon, das verstehe ich. Im Gegensatz zu Chile gibt es hier keine Abgrenzungen, keine Sicherheitshinweise. Da sieht man die Kulturunterschiede. Wir warten ab – lange dauerts nicht – bis die zwei Polen, die tatsächlich ausgestiegen, wieder im Auto sitzen, dann fahren wir weiter über die Steinhügelstrecke, dem Sonnenaufgang entgegen. Das ist ganz schön, aber wir stoppen nirgends für Fotos. Aber auch der Autoschnappschuss ist was geworden.

Nächster Stopp ist die Laguna Blanca.




Auch sehr schön, aber so langsam ist eine Lagune halt eine Lagune und ein Berg halt ein Berg. Es ist ein bisschen viel. Ale und ich machen ein Incaklo unter einem Abhang.
Danach geht es zu heißen Quellen, in denen man Baden kann. Viele nutzen die Gelegenheit, trotz eisiger Kälte draußen und springen ins Whirlpool warme Wasser. Auch Ale hält die Füße rein. Ich hab nicht so richtig Lust drauf und fühl mich außerdem ein bisschen schwindelig, vermutlich eine Kombination aus Höhe, wenig trinken und wenig Schlaf. Deshalb gehe ich ein bisschen spazieren, atme tief durch, genieße die Ruhe. Auch hier gibt es kleine Bäche, die die Temperatur der Badestellen haben. Schon faszinierend dieses Phänomen.



Wir fahren nochmal in eine Art Steinpark/ Canyon, in dem man wohl viele Gesichter oder Tiere in den Felsen erkennen kann. Stimmt schon, mit ein bisschen Fantasie.










So langsam denke ich mir auch, so nett Nelson ja ist, er erklärt nicht wirklich viel. Liegt vielleicht auch daran, dass die Polen eher desinteressiert sind, und wir interessierten Menschen weit hinten sitzen. Mittlerweile sind die Knieschmerzen echt übel, vor allem, weil wir während der Huggelpiste auch immer gegen die Rücksitze der anderen knallen… Die Polen warten wieder ungeduldig und rufen uns aus der Ferne schon zu „VAMOS!“ (Gehen wir!) Ich lasse mir extra viel Zeit und mache nochmal ein extra Foto und steige dann erst ins Auto.
Vom nächsten Highlight kann ich leider nur schlechte Fotos machen, ich sitze auf der falschen Seite und wir halten nicht an. Während wir nach unten fahren, öffnet sich rechts von uns ein schmaler Streifen mit grünem saftigen Gras, durch den ein Gebirgsbach fließt… und dort grasen dutzende von Lamas, Alpakas und Vicuñas in allen möglichen Farben und Formen. Es ist ist wunderschön. Viele haben auch diese bunten „Ohrringe“ aus in pink, lila, gelb, grün. Total schön.





Wir halten in einem kleinen Dorf, das ebenfalls an der Aue liegt, dort gibt es ein letztes Mittagessen. Dann fahren wir noch auf einen kurzen Stopp in eine Kleinstadt und dann schließlich zurück nach Uyuni. Von den Polen verabschieden wir uns nicht, Nelson fährt uns zurück zur Agentur, wo unsere Rucksäcke sind, doch die Frau ist nicht da. Nelson ruft an, kurz darauf erscheint sie und auch die Brasilianer, die auf einer anderen Tour unterwegs waren. Sie wirken etwas zufriedener.
Bevor wir nach Uyuni zurück sind, hatten Ale und ich beschlossen, dass wir die Frau zur Rede stellen wollen, weil wir das mit den Schlafsäcken und dem erhöhten Preis nicht in Ordnung fanden. Während wir umpacken, ist sie noch im Gespräch mit den Brasilianern und wir hätten sie sowieso gerne allein gesprochen. Wir verabschieden uns von den Brasilianern, tauschen noch Instagram aus, dann sind sie weg… und die Frau auch. Wir warten noch kurz, aber wir haben auch Hunger und wollen weiter, sodass wir letztendlich einfach gehen. Gut, dann eben auf die harte Tour.
Wir gehen nochmal in das Restaurant, in dem wir so gut gegessen hatten und dort schreibe ich ein böse Google-Bewertung. Die erste, die ich bis jetzt überhaupt geschrieben habe, aber dass wir in der Arschkälte als einzige keinen Schlafsack bekommen und uns zu Tode frieren und dafür auch noch mehr bezahlen ist ein absolutes No-Go. Wir hätten es ja auch privat geklärt, aber nachdem sie dann einfach verschwunden ist, dann eben so.
Wir essen nochmal sehr lecker und machen uns dann auf die Suche nach einem Busticket nach Sucre. Leider finden wir nur Verbindungen, die um 9 oder 10 fahren, sodass man früh um 4 ankommt. Na toll! Hilft aber ja alles nichts, also kaufen wir unser Ticket dort und gehen dann nochmal ins Llama-Café, da war es warm und gut, das findet man nicht häufig in Uyuni.
Ich bin zwiegespalten von der Tour. Die Natur war unglaublich, aber es gab so viele negative Einflüsse, die uns diese drei Tage wirklich zu schaffen gemacht haben. Wir sind ziemlich müde. Ein Lichtblick ist der Typ vom Café, der wirklich sehr nett ist und mit dem wir ins Gespräch kommen. Ich hatte nach den bunten Ohrringen der Llamas gefragt und er erklärt, dass da nichts anderes als Ohrmarken sind, die meistens die Kinder jedes Jahr für die Llamas der Familie machen, sodass sie ihre Tiere auch wiederfinden. Seine Familie hat auch Lamas. Er erzählt, sein Großvater war oft tagelang mit den Lamas in der Wüste von Ort zu Ort unterwegs, er hat seine Seile selbst geknüpft und allerlei andere Produkte aus seinen Lamas hergestellt. Einige davon hat sein Enkel jetzt in seinem Llama-Café ausgestellt und zeigt uns die Seile und eine Tasche. Das Lama ist das wichtigste Tier hier in Bolivien, damit konnte man reisen, man hatte wolle, das Fleisch. Er erklärt, wie schön er es findet, wenn sein Bruder die Lamas zusammentreibt, die lange Zeit in den Bergen gegrast haben, um die Wolle zu holen oder den Bestand zu zählen. War ein richtig nettes Gespräch und ein richtig nettes Café. Außerdem hat er uns die bolivianische Variante von Kniffel gezeigt, die fanden wir aber nicht ganz so gut. Langweiliger und schwerer. Aber hey, immer mal was neues.
Wir packen es dann mal, verabschieden uns und steigen kurz darauf in den Bus nach Sucre. Die Überlegung war, zuerst noch weiter in den Osten zu fahren, nach Tarija, aber die Verbindungen sind nicht sonderlich gut… außerdem sitze ich ein bisschen auf heißen Kohlen, weil ich nicht länger als zwei Wochen in Bolivien bleiben will. So schön die vier Monate in Argentinien waren, das müssen die anderen Länder jetzt büßen. Ale ist ein bisschen enttäuscht, aber ich setze mich durch, sodass wir für die anderen Orte ein bisschen mehr Zeit haben. Man kann nicht alles sehen, das ist einfach so. Wir haben die Plätze ganz vorne am Fenster. Das ist insofern gut, dass man Beinfreiheit hat, aber auch schlecht, weil trotz Vorhängen die entgegenkommenden Autos und LkWs echt blenden. Ein bisschen Schlaf geht trotzdem, da die letzten Nächte schon so schlecht waren.
Bis zum nächsten Mal und liebste Grüße,
eure Jana
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