Hallo meine Lieben,

Schlafen kann ich mal wieder kaum… das ist in letzter Zeit echt deutlich schlechter geworden, früher hab ich da mehr Ruhe abbekommen. Früh um 6 hält der Bus, wir sind jetzt da. Ich steige aus und stehe auf irgendeiner Straße, mein Rucksack wird mir ausgegeben und schon fährt der Bus weiter, gleichzeitig hämmert schon der erste Taxifahrer auf mich ein. Ich bin fassungslos, dass der Bus mich irgendwo im Nirgendwo aussetzt, ohne Richtungsbeschreibungen, wo ich weiterkomme. Der Taxifahrer will mich zu einem Terminal bringen, was ich mit halbem Ohr annehme, doch als wir dort ankommen, ist es dort leer und dunkel. Dort bleibe ich mich Sicherheit nicht alleine und kriege einen kleinen Wutanfall, den der arme Taxifahrer abkriegt, der mir in dem Fall wirklich nur helfen wollte. Ich entschuldige mich, er hat noch eine Idee, wo wir hinfahren können und kurz darauf stehen wir wieder auf der Straße von eben, nur auf der Tankstelle auf der anderen Seite… und tatsächlich fährt direkt dort ein Regionalbus nach Baños. Ein Wort von den Busfahrern zuvor hätte gereicht, „geh auf die andere Seite, dort fährt der Bus“. Wahrscheinlich wusste es der Taxifahrer auch und wollte doch nur mehr Geld verdienen, mittlerweile unterstelle ich das allen Leuten… weil es einfach so ist.

Ich steige also in den Bus… und neben mich setzt sich ausgerechnet jemand, der Lust hast zu Reden. Ich antworte nur einsilbig und dreh mich irgendwann weg/schließe die Augen… soo müde.

Ein halbe Stunde später bin ich in Baños, einem kleinen Dorf zwischen grünen Bergen und vielen Wasserfällen, wirklich schön…

hätte ich bessere Laune, hätte ich es auch mehr genießen können. Noch ist alles ruhig, aber ich kann schon zu meinem Hostel und die Sachen dort abstellen. Dann gehe ich in ein Café, hole mein verdientes Frühstück. Hmmm, das war echt super!

Während ich esse, betritt eine Gruppe Musiker in Anden-Tracht das Café und beginnt zu spielen. Zuerst bin ich genervt, will einfach nur Ruhe… aber sie spielen tatsächlich ganz schön, also gebe ich eine verdiente Spende. Dann mache ich mich auf die Suche… nach Aktivitäten, die ich hier überhaupt machen kann. Idealerweise erst am nächsten Tag, damit ich mich heute ausruhen kann, schön schlafen…

… eine Stunde später brettere ich mit einem Buggie durch die Wasserfalllandschaft der Ruta de los Cascadas (Wasserfallstraße). Klar, was sonst?

Ich konnte den Tag doch nicht einfach so verstreichen lassen und als ich Buggie gehört habe, musste ich es einfach nochmal probieren und es macht auch wieder echt Spaß! Wenn auch nicht ganz so viel , wie damals mit Ale, das ist echt was, was zu zweit doppelt so viel Spaß macht. Allerdings halte ich am Anfang ein paar Mal an, weil ich das Gefühl habe, dass dem Ding gleich ein Rad abfällt. Scheint aber in Ordnung zu sein, ist wahrscheinlich normal.

Auch die Karte, die ich habe ist ein bisschen uneindeutig und ich halte oft an, um mich zu orientieren oder nachzufragen. Das kostet mich Zeit… aber selbst, wenn ich die ganze Zeit durchgefahren wäre, hätte ich es nie in den 2 Stunden geschafft, die der Typ mir für die Fahrt veranschlagt hat. Man braucht mindestens drei, wenn man schnell ist und wirklich nur zu dem einen Wasserfall fährt, der das Ziel der Reise ist. Was echt schade wäre, denn die Route hat so viele tolle Aktivitäten zu bieten.

Eine davon hat er auch vorgeschlagen zu machen… aber einer anderen Stelle, als dort, wo ich sie dann letztendlich gemacht habe, hab’s mal wieder vercheckt… zum Glück, denn so hab ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Zipline ausprobiert und gleich die längste von Ecuador gemacht. Was wahrscheinlich kein Kunststück ist, da Ecuador recht klein ist, aber hey!

Zipline, das ist das Ding, wo man der Länge nach an einem Seil hängt, befestigt am Rücken und an den Füßen und dann das Drahtseil entlanggleitet. Ich hab leider nur ein Video, das kann ich hier nicht einstellen. Im ersten Moment, als ich so in der Luft hänge und sehe, wie es gleich nach unten, über den Fluss geht, stellt es mir die Haare auf. Ach du Scheiße, wie Achterbahn, nur ohne Bahn…ich hänge an der Bahn. Aber bevor ich lange nachdenken kann, fragt mich der Typ, ob ich bereit bin und ich antworte schnell mit ja… dann schubst er mich an und ich fliege… eine halbe Sekunde hab ich noch Angst, dann wird es einfach nur geil!

 Man fliegt, wirklich, man fliegt über den Wald, nach unten in Richtung Fluss. An einer zuvor verabredeten Stelle öffne ich die Arme zu den Seiten, sodass ich jetzt wirklich fliege und genieße die Landschaft, während der Wind mir ins Gesicht pfeift. Kurz darauf pralle ich am Endpunkt zurück, werde aus meinen Fesseln befreit und stehe wieder auf dem Boden. NOCHMAL!!!! Schön wär’s, aber ich muss echt weiter. Trotzdem, super Erlebnis, muss ich unbedingt bei Gelegenheit nochmal machen.

An allen anderen Sachen muss ich leider vorbeifahren, um zum Wasserfall zu kommen. Dort verfahre ich mich auch noch, weil die Route echt schlecht gekennzeichnet ist und durchfahre einen Tunnel, der für Buggies eigentlich nicht vorgesehen ist. Naja, gleich danach kann ich abbiegen, fahre in ein Dorf und dort auf einen Parkplatz, der mich auch nochmal einen Dollar kostet. Von dort beginnt der 15-minütige Abstieg, bei dem ich schon bange, dass ich das ja auch wieder hoch muss. Dann passiert man den Eingang, muss wieder ein paar Stufen hoch und dort stürzt der Paillon del Diablo in die Tiefe, ein riesiger Wasserfall, dessen gewaltige Massen nach unten krachen, dass man es fast mit der Angst zu tun bekommt.

 Man kann auf den verschiedenen Plattformen und durch einen schmalen Höhlengang überall herumlaufen und den Wasserfall aus allen Perspektiven sehen, aber ich bleibe nur kurz… vor allem auch, weil man auf den anderen Plattformen klatschnass wird und ich Angst um mein Handy habe.

Dann trete ich den Rückweg an und bin sauer, dass ich jetzt mehr zahlen muss, weil die veranschlagte Zeit nie und nimmer ausgereicht hätte. Damit es nicht noch mehr wird, muss ich mich auch noch ganz schön beeilen, um zurück zum Dorf zu kommen, was nach der unentspannten Nacht und Ankunft hier nicht zu meiner Laune beiträgt. Während ich in meinem lauten Buggie vor mich hin brodele, fällt mir auf, dass ich problemlos die beste Anti-Aggressionsmethode nutzen kann, um mich abzuregen und den Rest des Trips zu genießen. Also schreie ich laut gegen den krachenden Motor meines Buggies an, während ich durch die traumhafte Dschungellandschaft holpere…. Das hilft… und muss ziemlich witzig ausgesehen haben. Allgemein, ich war an dem Tag offenbar ein ziemlich interessanter Anblick, vor allem für Kinder und Männer, die sofort auch alle Buggie fahren wollten.

Dann gebe ich meinen Buggie ab, gehe ich ins Hostel und hau mich auf’s Ohr. Außer mir ist keiner da, die Betten sind bequem, ich wache erst abends wieder auf. Da kommt dann auch die Familie, die die restlichen Betten hier belegt. Wir grüßen uns nett, reden aber nicht viel und sehen uns auch wenig. Ich bleibe den restlichen Tag einfach liegen und hole Schlaf nach.

Am nächsten Morgen frühstücke ich nur kurz und werde dann um acht Uhr am Hostel abgeholt. Eine Straße weiter bekomme ich einen Helm, Schuhe und einen Neoprenanzug. Endlich, das wollte ich schon seit Chile machen!!

Wir warten noch kurz, bis die Gruppen vollständig sind und fahren dann in Minibussen raus aus der Stadt und dann nahe an den Fluss, wo uns die Guides schon mit den Schlauchboten warten. Richtig, die Rede ist von Wildwasser-Rafting und ich bin schon ganz heiß drauf.

Am Anfang gibt es eine Einführung ins Rudern, vorwärts, rückwärts, immer schön synchron. Dann wie wir richtig sitzen, nämlich immer auf dem Bootsrand, nur wenn der Guide ruft, „INSIDE“, dann müssen wir so schnell wie möglich in die sichere Mitte des Bootes rutschen und auch genauso schnell wieder raus.

Dann tragen wir das Boot zum Fluss, steigen ein und los geht’s in die Fluten.

Es gibt beim Rafting Flüsse der Klasse 1 bis 4+, ab dann geht es glaube ich nur noch um die Geschwindigkeit des Wassers. Da es mein erstes Mal ist fange ich hier langsam an… mit 4+.

Ich sitze hinten beim Guide, was ich zuerst doof fand und darauf zurückgeführt habe, dass er das weiße Mädel neben sich haben wollte. Das hat sicherlich auch damit zu tun, aber es ist auch einfach ein besserer Platz, weil mein vorne wirklich alles abkriegt.

Das Boot steuert auf die ersten Wirbel zu und im Militärrhythmus rudern wir durch das peitschende Wasser… Vor allem, dass man dabei schon auf dem Bootsrand sitzt und nicht im Boot ist echt ein krasses Gefühl und wenn man dann mitten reinfährt in die Strudel, die Wellen und die riesigen Steine… ich sag’s euch. Mein Körper besteht nur noch aus Adrenalin, eine Mischung aus Riesenspaß und Todesangst macht diese Fahrt zu einer der aufregendsten Aktionen meines Lebens. Und ich bin spätestens jetzt richtig froh, neben dem Guide zu sitzen.

Der erste wilde Abschnitt war Klasse 3. Der nächste wird Klasse 4, dann vier plus. Wir rudern auf Kommando, der Guide lacht zwischendurch wie ein wilder Clown, was tatsächlich hilft, sich daran zu erinnern, dass man das hier zum Spaß macht und nicht, weil man lebensmüde ist.

An einer Kurve ist das Wasser so wild und wir offenbar in einem blöden Winkel… das Boot kippt und alle stürzen ins Wasser. Das letzte was ich sehe ist das Boot, dass in meine Richtung kippt und der Guide, der sich nach hinten lehnt, um nicht auf mich drauf zu fallen, dann bin ich unter Wasser.

Glücklicherweise kann ich gleich auftauchen und bin auch nicht unter’s Boot gerutscht. Hier ist es plötzlich wieder ganz ruhig, meine Füße finden bald einen Untergrund und ich krabbele ans Ufer. Alle anderen sind auch okay, wir lachen, drehen das Boot um, springen wieder rein und fahren weiter. An einer Stelle ziehen wir die beiden Boote an den Strand, gehen zu einer Stelle unter eine Brücke, wo das Wasser tief genug ist, um reinzuspringen. Dort dürfen alle ein Foto machen, während sie ins Wasser springen und danach bekommen wir eine Art Gesichtsmaske aus Erde, bevor es weitergeht.

Wir fahren noch durch zwei Wildwasserabschnitte, dann ist die Tour zu Ende. Wir entledigen uns der Neoprenanzüge und der nassen Kleidung, ziehen uns um und fahren in ein Restaurant, wo es ein kleines Mittagessen gibt, dann geht’s zurück nach Baños. Wow, was für ein Abenteuer.

Ich gehe etwas Essen und leg mich gleich nochmal zu einer Siesta. Am Abend fahre ich in eine der Thermen, denen Baños seinen Namen verdankt. Da wir mitten im Vulkangebiet sind, gibt es natürlich auch heiße Quellen, aber die hier sind deutlich besser als die in Cacheuta. Zwar ist das Wasser total braun, also nichts für Hygiene-freaks, aber es kommt eben auch aus dem Boden, ist mineral-/schwefelhaltig und wunderbar warm. Ich genieße den Besuch richtig.

Nach diesem Wassertag schlafe ich nochmal richtig gut, bevor ich am nächsten Tag leider schon wieder in den Bus steige und weiter nach Quito fahre, wo ich gegen Abend ankomme.

Die Busfahrt wird wieder zur Zerreißprobe: Es laufen mal wieder Filme, aber in einer Lautstärke, dass es einem fast die Ohren raushaut. Ich bitte darum, dass man das etwas runterdreht, der Begleiter macht das auch… und dreht es dann gleich wieder auf dieselbe Lautstärke hoch. Ich seufze und wünscht, ich hätte ihn Ohrstöpsel investiert.

Während der Fahrt versinkt die Sonne spektakulär hinter einem der größten und aktivsten Vulkane der Gegend. Ich sitze leider zu weit weg für Fotos, aber es ist echt toll.

Als wir in Quito ankommen, halten wir mehrfach und ich verliere komplett die Orientierung, wo ich aussteigen muss. Gesagt hat mir niemand etwas. Plötzlich meint der Begleiter, wir wären schon „meinem“ Terminal vorbeigefahren. Ich bin verwirrt, dann steige ich eben am nächsten aus, wir halten ja sowieso ständig, um neue Leute einsteigen zu lassen. Kurz darauf heißt es, dann muss ich aber einen Dollar mehr zahlen. Ich fahre aus der Haut und verlange, dass sie mich dann eben sofort hier aussteigen lassen sollen, Taxis gibt es genug, fahre ich halt den Rest so.

Die Busfahrer sind etwas verwirrt, als sie mich sauer zur Tür rennen sehen. Ich erkläre, dass ich aussteigen will, weil ich es nicht einsehe, mehr Geld zu zahlen,  nur weil sie zu fahrlässig sind, um ihren Fahrgästen anständig zu erklären, wo man sie hinbringt. Auf einmal sind alle besorgt, hier ist es gefährlich, sodass einer von ihnen aussteigt, irgendein Taxi fragt, der bringt mich dann zum Zentrum. Ach ja, und weil einer von IHNEN gefragt hat, ist es jetzt sicherer, als wenn ICH gefragt hätte, oder was? Es ist ein einziger Zirkus und ich fühle mich total verarscht.  Beim Ticketoffice verkauft man mir wortlos ein Ticket nach Quito, ohne Erklärung und am Ende soll ich noch mehr zahlen, dafür, dass mir die ganze Fahrt irgendwelche schlechte Filme um die Ohren plärren und ich irgendwo in einer Metropole rausmuss?! Geht’s eigentlich noch?

Mein Taxifahrer ist supernett und bringt mich zuverlässig zu meinem Hostel, Preis stimmt auch. Ich bedanke mich und checke ein. Das Hostel ist super und hat eine Dachterrasse, auf der man eine spektakuläre Aussicht über Quito hat und außerdem auch Abendessen kann. Das Angebot nehme ich gleich an und gehe gleich im Anschluss schlafen.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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