Hallo meine Lieben,

vor uns liegt der letzte Tag in Cusco. Es ist auch gleichzeitig der Tag für die Festlichkeiten des Unabhängigkeitstages, die wir eiskalt verpassen, weil die Militärparade von 8-10 ist. Alle anderen Feiern und Umzüge, erfahren wir später, finden in einem Stadtteil statt, der sehr weit entfernt ist. Also nix mit Umzüge schauen. Wir ziehen trotzdem in die Altstadt und wollen ins Inka-Museum, aber ich brauch zuerst ein bisschen Pause und ein bisschen Sonne. Also setzen wir uns auf eine Bank in die Sonne… und werden alle 10 Sekunden von jemand anderem angesprochen, Touranbieter, Essensverkäufer, Kleinkramverkäufer, Männer die weiße Mädels toll finden… so wird das nix mit der Entspannung, also gehen wir ins Museum.

Dort werden zunächst verschiedene Prä-Inca-Kulturen vorgestellt, unter anderem Tiwanaku, das wir in Bolivien besucht hatten. Danach kommt man an einer Kunstausstellung/ einem Shop vorbei. Eine kleine Steinskulptur mit den drei Andentieren (Puma, Schlange, Kondor), in die eine Uhr eingefasst ist, hat es mir angetan, aber ich kann nicht wirklich anfangen, mir auch noch Steine in den Rucksack zu legen. Oben geht es dann um die Incas und die Konstruktion/ Entdeckung von Machu Picchu.

Später noch um die Invasion durch die Spanier und die Ermordung Tupac Amarus. Es gibt einige Steinskulpturen… also die Sockel davon, denn die eigentlich wertvolle Skulptur findet man heute in Spanien.

Nach dem Museumsbesuch sind bei mir noch viele Fragen offen, was die Inkas und ihre Kultur betrifft. Aber ich schätze, das ist einfach allgemein der Fall. Danach ziehe ich Ale nochmal ins San Blas Viertel… denn ich habe den Poncho meiner Wahl gefunden. Der Preis lässt sich noch etwas verhandeln und man sagt mir ehrlich, dass es eine Mischung aus erwachsenem Alpaka und Synthetik ist… finde ich fair und reicht mir vollkommen. Überglücklich verlasse ich den Laden… und denke nicht an das Zusatzgewicht, dass ich mir gerade auferlegt habe.

Wir gehen essen… und das ist mit Abstand die Nr. 1 meiner bisherigen kulinarischen Erfahrungen in Peru! Ich frage sogar nach dem Rezept, sagt man mir natürlich nicht, aber das war’s wert. Meine Vorspeise ist mal wieder Ceviche…

Gefolgt von Alpaka … aber so verdammt gut gebraten, das hab ich noch nicht erlebt.

Am Nachmittag gehen wir noch zu Qorikancha, dem Sonnentempel, dessen Ruinen noch am besten erhalten sind, auch wenn ein kolonialer Mönchskonvent  und ein Kirche darüber erbaut wurden.

Immer noch ziemlich beeindruckend. Ein paar Kunstwerke sind ausgestellt, die wir ziemlich cool finden.

Und die Gartenanlage ist wirklich wunderschön.

Nach Sonnenuntergang wird  es dort kalt… aber ich hab ja einen brandneuen Poncho, den ich mir gleich überwerfen kann. Die Wolle ist wirklich unglaublich warm. Und da entsteht auch das erste und einzige Foto von meinem neuen Schatz.

Ich hab schon an diversen Poststellen nachgefragt und mich entschieden, mal wieder ein Paket nach Deutschland zu schnüren. Mein Rücken braucht das dringend, die Nähte meines Rucksacks freuen sich auch, ein paar Gramm weniger zu tragen. Peru ist berühmt für seine Massage-Angebote… aber irgendwie ist nie Zeit oder ich überwinde mich dann doch nicht. Ich war in meinem Leben noch nie bei einer Massage, wollte ich auch nie. Aber seit einigen Tagen (oder Wochen?) reicht mein Rücken regelmäßig Klagen ein, also wird es Zeit zu handeln.

Wir verlassen Qorikancha, stolpern auf dem Weg zu unserem Hostel noch über ein Schokoladenmuseum und nehmen versehentlich noch ein paar schokoladige Souvenirs mit, holen dann unsere Sachen und fahren zum Terminal. Cusco war alles in allem eine absolut großartige Stadt mit tollen Aktivitäten und so viel spannender Geschichte. Ich hoffe sehr, dass das nicht mein letztes Mal in der Stadt des Pumas war.

Am Terminal müssen wir noch lange warten, bis endlich unser Bus einfahren kann. Wir steigen ein… aber unsere Plätze gibt es in dem Bus gar nicht. Auch Cama (Bettsitze (sind immer noch Sitze, aber etwas bequemer)) gibt es gar nicht, hatten wir aber so gekauft. Wir werden spontan nach ganz vorne auf die Sitze am Fenster verlegt. Naja, was will man machen. Vor uns liegt eine brutale Fahrt. 16 Stunden, einmal über die Anden.

Ich hab es irgendwie geschafft, kurz einzuschlafen, doch um halb ein Uhr Nacht werden alle aufgeweckt und müssen raus aus dem Bus. Bus ist kaputt, wir müssen in einen anderen umsteigen. Na super! Müde raffe ich meine Sachen zusammen, Ale überwacht den Übergang unserer Rucksäcke in den neuen Bus und wir steigen ein. Wenigstens gibt es diesmal Cama-Sitze und wir setzen uns auf die, die wir gekauft haben. Natürlich kommt es da wieder zu Unstimmigkeiten, weil die Nummern trotzdem nicht übereinstimmen, Leute sich einfach irgendwo hinsetzen. Anyway, irgendwann fahren wir mit dem neuen Bus weiter. Die Fahrt ist lang und kurvig, Schlaf kriegen wir nur wenig. Wenigstens haben wir etwas zu Essen dabei. Es wird Morgen. In meinem Bauch revoltiert es mal wieder, aber ich gebe mein Bestes, um den unangenehmen Gang aufs Busklo zu vermeiden, schließlich war angesagt, dass wir zum Frühstück halten. Es wird 8, 9 Uhr, kein Halt. Beie mir gibt’s auch kein halten mehr, ich klettere über die dösende Ale und verrichte, was zu verrichten ist… super Moment für einen erneuten Durchfall-Anfall. Das Klo hat keinen Boden, alles was reinfällt, fällt raus, auf die Straße. Kommt mir in dem Fall aber entgegen.

ÜBRIGENS: Seit Nordargentinien habe ich mir mal wieder den lustigsten Scheiß aufs Handy geladen. Buchstäblich. Hat mir eine Bekannte empfohlen. Es ist eine PoopMap. Also ich kann auf einer digitalen Karte einzeichnen, wo ich überall auf der Welt einen Haufen gesetzt habe und so kann man jetzt auch meine Reiseroute verfolgen. Also, wer mag, schreibt mir, ich sag euch die App und meinen Namen, dann können wir Kack-Freunde sein!

P.S. Die auf der Straße im nirgendwo in den Anden konnte ich nicht setzen, man braucht leider Internet dafür.

Ich krieche wieder auf meinen Sitz, jetzt geht es mir besser. Der Bus fährt weiter, es wird heißer und heißer, Klimaanlage gibt es nicht oder geht nicht. Irgendwann halten wir mitten auf der Straße und wechseln den Reifen. Sehr vertrauenswürdig. Am Straßenrand liegen davon schon einige. Es wird 11,12, wir fahren seit über 12 Stunden durch, keine Pause, keine Klimaanlage. Neben uns sitzt eine Frau mit einem behinderten Kind im vegetativen Zustand. Egal wie sehr sie bittet, es gibt keinen Stopp.

Plötzlich halten wir an einer Tankstelle. Die Fahrer steigen aus und basteln irgendwas am Bus herum. Die Leute gehen zur Tür, klopfen dagegen, doch niemand macht auch nur die Anstalt die Tür zu öffnen. Ich klopfe von meinem Fenster aus und rufe raus „Machen Sie die Tür auf“ – nichts. Die Leute stemmen sich gegen die Bustür, es ist irre heiß, alle wollen sich einfach nur die Füße vertreten – nichts. Irgendwann geht die Tür doch noch auf und die Leute strömen raus, Ale und ich auch. Es gibt einen Stand mit Eis und Wasser, alle strömen dort hin.

Ich koche vor Wut und bin bereit, die Polizei zu rufen. Zum ersten Mal wird mir klar, dass wir diesen Busfahrern/Begleitern hilflos ausgeliefert sind. Alle müssen irgendwie von A nach B bekommen, aber wann gehalten wird, welcher Film geguckt wird, welche Musik läuft, welche Temperatur im Lebensraum der nächsten 10, 20, 30 Stunden herrscht, bestimmen diese Leute… und die kümmern sich einen Scheiß um ihre Passagiere. Ale kommt gerade vom Klo, holt sich noch ein Eis, als es plötzlich heißt, alle einsteigen, wir fahren weiter. Ich bleibe draußen und erkläre, dass noch jemand fehlt, da fährt der Bus schon an. Ich schreie, „es fehlt noch jemand“, da kommt Ale schon um die Ecke. Dann fahre ich die Busfahrer an, geht’s eigentlich noch, sie foltern die Leute hier! Die Busfahrer wischen das weg, lachen blöd und bewegen uns dazu einzusteigen. Fassungslos steigen wir ein und sind fest entschlossen, die Polizei zu rufen, sobald wir in Paracas ankommen.

10 Minuten später hält der Bus an einem Innenhof mit einem Schnellrestaurant, das ist jetzt die „Pause, die angekündigt wurde“. Es ist 14:30 Uhr. Die Leute sind durchgekocht, am Verhungern und strömen ins Bad. Ich versuche, meine Wut zu kontrollieren und nicht auf die Busfahrer loszugehen, kaufe mir was Kühles zu trinken, laufe draußen auf und ab. Wir fotografieren Name und Nummernschild des Buses, um es der Polizei zu nennen. Nach einer Stunde geht es weiter. Nach der Pause geht es allen ein bisschen besser. Die restlichen vier Stunden überleben wir noch irgendwie, dann schmeißt uns der Bus auf der Autobahn beim Ortseingang zu Pisco raus.

Wir sind heilfroh, dass wir das überlebt haben, auch wenn wir komplett planlos an einer Autobahn stehen. Das war mit Abstand die schrecklichste Fahrt meines Lebens. Aber wie ihr euch vielleicht denken könnt, haben wir nicht die Polizei gerufen. Was hätten die denn gemacht? Hier in Lateinamerika läuft das anders als in Europa und am Ende hätten wir viel Stress und viel von der wertvollen wenigen Zeit vergeudet, die wir zusammen hier haben. Wir sind raus, wir sind hier… wir lassen die Drecksfahrt einfach hinter uns. Mit uns ist ein Lokaler vom Ort ausgestiegen, der nimmt uns mit, ruft uns ein Taxi und wir fahren zusammen in die Innenstadt. Voll super, dass der uns geholfen hat. Wir fragen, ob ein Bus nach Paracas fährt, der Taxifahrer erklärt, das sind 20 min von hier, er fährt uns schnell hin. Perfekt! Scheißtag mit gutem Ende. Am Ende kommen wir todmüde in Paracas an, die Unterkunft ist etwas teuer, so spontan blieb uns nicht viel Wahl, aber ganz schön. Wir schleifen uns nochmal in die „Stadt“, suchen uns ein Restaurant und gehen gleich darauf schlafen, dankbar dafür, dass die Menschheit Duschen und Betten erfunden hat. Alles ist in der Vergangenheit und wenn wir aufwachen, sind wir am Strand. Das ist alles was zählt!

Tatsächlich ist die Welt am nächsten Morgen eine ganz andere. Wir schlafen schön aus und frühstücken auf der Dachterrasse. Da sehen wir zum ersten Mal, dass wir ja immer noch komplett in der Wüste sind. Hm, hatte irgendwie gedacht, dass wir schon in die grüne Zone kommen, jetzt wo wir endlich mal wieder raus aus dem Gebirge sind. Naja, sieht trotzdem schön aus, aber meine Augen lechzen trotzdem nach grün.

Dann checken wir aus und ziehen in eine günstigere Unterkunft, das erste Hostel seit San Pedro, wo wir wieder mit mehr Leuten in einem Zimmer schlafen. Mich überkommen gute alte Erinnerungen… bis wir uns auf die Betten legen. Die Matratzen sind so durchgelegen, dass man fast auf den Boden fällt. Das ist aber das einzige schlechte, ansonsten ist es dort echt nett. Heute ist nicht viel geplant, außer zu planen. Wir haben drei Tage hier, wir wollen sie mit Aktivitäten, Strand und Entspannung füllen. Am Strand treffen wir einen Kayak-Anbieter, mit dem wir drei Mal verhandeln, bis wir den Preis akzeptieren. Wir laufen durch die Stadt, fragen bei mehreren Anbietern nach und am Ende des Tages steht auch der restliche Plan.

Eine Besonderheit wollen wir heute noch ausprobieren: Nämlich endlich mal mit so einem Moto-Taxi zu fahren. Und da finden wir auch gleich eins. Ziel ist ein Strand, der ein bisschen außerhalb der Stadt ist, in der Hoffnung, dort etwas mehr Ruhe zu haben. Der Moto-Taxi-Fahrer nickt und wir springen hinten auf die Sitzbank. Dann knattert das gefährt los… schon echt geil, die Dinger. Wir fahren raus aus der Stadt, die Sonne sinkt… und sinkt… ich gucke auf die Uhr, na das wird wohl nichts mehr mit dem Sonnenuntergang am Strand.

Der Fahrer hält ein paar Mal, ist dass der Ort wo wir hinwollen? Wir schütteln den Kopf, nein, nein, weiter vorne. Irgendwann ist die Sonne weg und wir auf meiner Karte nahe genug am Strand, um den Rest zu laufen. Also bitten wir den Fahrer, dass er uns hier rauslässt… und wir stehen vor einer Petroleumfirma.

Der Fahrer fährt weg und wir laufen den schmalen Gang zum Wasser, wo es aber nichts gibt außer Rohren und dicken Steinmauern. Die Sonne ist weg und wir weit entfert von romantischen Stränden. Wir müssen lachen. Das war ja mal wieder ein harter Fail. Verpasster Sonnenuntergang bei einer Petroleumfirma, nur weil wir mal mit dem Scheiß-Moto-Taxi fahren wollten. Aber der Ausflug hat noch was gutes: Wir sehen die ersten Pelikane unseres Lebens, die fischen dort nämlich oder sitzen wartend/schlafend auf den Rohren. Wir gehen zurück zur Straße, rufen einen Minibus und fahren zurück zum Ortseingang von Paracas. Dort steigen wir aus, um noch ein paar Fotos vom „PARACAS“ –Schild zu machen.

Den Rest spazieren wir zurück zum Hostel, kaufen ein und essen zu Abend. Am nächsten Morgen geht es wie immer früh raus.

Liebste Grüße,

Eure Jana

Categories:

No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert