Hola, como estámos?

Um 6 Uhr früh holt uns das Shuttle ab, mit dem wir zu einer Sammelstelle gebracht werden. Von dort geht es dann in einem Kleinbus los, raus aus der Stadt. Das Ziel ist Hidroelectrica… Dorf kann man nicht wirklich sagen, es gibt ein Restaurant für die Touris, das war’s. Wir fahren ca. 7 h dorthin. Zu Beginn gibt es eine längere  Frühstückspause, danach nochmal eine für einen Mittagssnack und zum pinkeln. Unterwegs verändert sich die Landschaft wieder in wunderschöne Berge, die immer grüner werden, je weiter wir nach unten fahren. Wir sehen auch die Gleise für den Zug, die teils am Fluss entlang fahren… ich bereue es bei der Aussicht nochmal richtig, nicht eine der tagelangen Wanderungen zu Machu Picchu gemacht zu haben.

Mir schießt der Gedanke durch den Kopf, dass ich das vielleicht ja irgendwann mal nachholen kann… aber dass ich nie wieder so bereit dafür sein werde wie jetzt. Ich bin fitter, ausdauernder, belastbarer denn je und so stark wie jetzt werde ich nie wieder sein. Also voraussichtlich. Ein Arbeitsleben in Deutschland bedeutet viel Stress, wenig Zeit, viel Sitzen, wenig Bewegung und schon gar kein Höhentraining. Von dort wieder hier hin zu kommen… einen Moment lang bin ich traurig, die Gelegenheit verpasst zu haben, dann denke ich wieder an was anderes.

Zu Beginn ist die Straße noch okay, doch je tiefer wir in die Berge fahren, desto abenteuerlicher wird es. In Bolivien haben sich einige gewundert, dass wir die berühmte „Death Road“ nicht besuchen. Eine Straße, von der so viele Autos und Busse abgestürzt sind, dass sie (ich meine, jemand hätte erzählt, von den USA) saniert und für sämtliche Fahrzeuge gesperrt wurde. Heute kann man sie als Touri-Attraktion mit dem Fahrrad abfahren. Ich hab absolut gar nichts verpasst, sondern fahre hier und jetzt eine peruanische Deathroad in einem Minibus entlang. Der Ausblick ist gigantisch und weit… den 10 cm neben unseren Rädern hört der Boden auf und es geht hundert Meter in die Schlucht hinunter, wo der schöne Fluss entlangfließt. Außerdem ist überall Baustelle, weil die Straße offenbar gerade saniert wird (Hallelujah!), was das Abenteuer noch lustiger macht. Einige Stellen sind so schlammig und so knapp, dass sich der komplette Bus instinktiv nach links in Richtung Felswand lehnt. Ehrlich Leute, ich hab es nicht nur einmal mit der Angst zu tun gekriegt.

An einer Stelle müssen wir warten, weil gerade der Gegenverkehr durchwill. Das scheint anderen aber nicht logisch zu sein, denn jeder Minibus will der Erste sein, so wie man auch in diesem Land auf Teufel komm raus offensiv fährt. Kurz darauf ist die komplette Kreuzung blockiert und das Baustellenfahrzeug, kommt aus der Engstelle nicht raus. Es ist so hirnverbrannt, dass man nur noch lachen kann. Irgendwie manövriert sich das Baustellenfahrzeug dann so hin, dass die Hornochsen weiterkönnen. Unfassbar! Den Verkehr hier halte ich auf Dauer nicht aus, macht mich irre aggressiv!

Später halten wir nochmal zu einer kurzen Pause und um den Ausblick zu genießen.

Das Tal, das vor uns liegt, ist der Wahnsinn. Kein Wunder, dass die alten Incas sich diesen Ort herausgesucht haben, um ihr Großprojekt zu erbauen.

Gegen frühen Nachmittag kommen wir in Hidroelectrica an. Ale und ich cremen uns nochmal gut ein und machen uns dann auf den Weg zum Fußmarsch. Von hier aus müssen wir zu einem kleinen Dorf, an dem die Zugstrecke beginnt. Wir folgen einfach nur den Gleisen.

 Der Weg ist total schön und bis auf den Anfang auch relativ flach. Die Natur hat sich in einen Tropenwald verwandelt, neben uns fließt der Fluss. Die Luft ist warm und ein bisschen feucht, aber nicht unangenehm. Bald müssen wir uns mit Mückenspray einsprühen, das ist der Nachteil, wenn man die Höhe verlässt. Zweieinhalb Stunden laufen wir durch die schöne Natur. Nach der langen Fahrt ist ein Bewegungsausgleich ganz schön, aber als wir dann ankommen, ist es auch genug. Es geht noch mal ein kleines bisschen bergauf auf eine größere Straße, auf der die Busse an uns vorbeipfeifen, die die Leute nach Machu Picchu fahren oder von dort holen. Das ist ein bisschen unangenehm, aber bald darauf sind wir im Dorf. Aguas Calientes oder Machu Picchu Pueblo. Von allen Seiten haben wir gehört, dass das Dorf völlig unspektakulär und einfach nur überteuert ist, reiner Touristenstopp. Vielleicht sind wir deshalb so positiv überrascht. Uns erwartet ein wunderschönes, sauberes Dorf, eingebettet in eine traumhafte Berglandschaft, der Gebirgsfluss bahnt sich mittendurch, die Gleise liegen über der Holzbrücke, überall Blumen… Natürlich hat das nichts mit der Realität zu tun, aber der Ort Aguas Calientes verzaubert uns beide im Handumdrehen.

Aber es gibt noch ein Hindernis zu überwinden: Die Schlange. Die gefährlich, vielleicht tödliche Riesenschlange, die zwischen uns und unseren Tickets zu Machu Picchu steht, jedes Glied zwei Arme und Beine. Vielleicht müssen wir uns ihr am nächsten Tag nochmal stellen, wenn wir sie heute nicht schaffen. Mit Grauen in der Stimme fragen wir  an den Info-Punkten, wohin wir müssen, um uns dem gefährlichen Monster zu stellen. Ich bin ehrlicherweise schon überrascht, dass wir sie nicht gleich bei Eingang gesehen haben. Man schickt uns zu einem Gebäude in den hinteren Straßen. Keine Schlange. Sind wir hier richtig? Wir fragen nach. Der Mann nickt, deutet auf einen einzelnen Mann, der ebenfalls ansteht. Echt jetzt?!

Fünf Minuten später kommen wir aus dem Gebäude mit unseren Tickets zu Machu Picchu und sind ein bisschen perplex. DER Machu Picchu, DAS Highlight von Peru, eines der ACHT NEUEN Weltwunder und wir mussten nicht länger warten, als wenn man am Dienstag Vormittag beim Dorf-ALDI an die Kasse geht. Auf den Schock brauchen wir jetzt erstmal ein Eis.

Auf dem Dorfplatz hinter uns spielt Musik, die Leute stehen rings um, die Sonne verschwindet hinter den Bergen, es ist angenehm warm. Wir setzen uns auf eine Bank, schlecken unser Eis und genießen es einfach nur an diesem schönen Ort zu sein und den größten Stressfaktor überhaupt so leicht hinter uns gebracht zu haben.

Nach dem Eis bringen wir unsere Sachen ins Hostel, legen erstmal die Füße hoch und gehen später noch mal zum Essen raus und spazieren raus. Wir spazieren auch ein bisschen durch die Läden, natürlich gibt es die typischen Sachen nur doppelt so teuer. Aber ehrlich gesagt schau ich mich gerne dort um, die Sachen sind so schön, bunt und lebendig. Der Kaufversuchung kann ich ganz gut widerstehen und nehme bis auf ein paar Karten nichts weiter mit. Der Ort ist auch bei Nacht richtig schön.

Aber wir gehen trotzdem bald ins Bett, schließlich haben wir einen aufregenden nächsten Tag vor uns. Der Wecker klingelt um 4:30 Uhr, wir wollen um fünf los. Unsere Tickets sind für das Zeitfenster um sieben, so haben wir genug Zeit, die vielen Stufen zu erklimmen. Noch ist es stockfinster. Wir laufen raus aus dem Dorf, ein Stück zurück den Weg, den wir gekommen sind, dann weiter nach unten zum Ausganspunkt. Dort werden unsere Tickets schonmal kontrolliert, dann beginnt der Aufstieg. Vor uns liegen etwa 1:30h Treppenaufstieg. Langsam wird es auch etwas heller, sodass ich die Taschenlampe ausschalten und mein Handy für Fotos nutzen kann. Es ist nämlich herrlich schön.

Die morgendliche Frische in Verbindung mit dem anstrengenden Aufstieg sind super angenehm für mich. Außer uns sind noch ein paar andere unterwegs, aber es ist nicht der Ameisengang, den ich vor Augen hatte. Und dann, sehen wir etwas in der Ferne:

Wow. Kurz darauf kommen wir oben an, werden angequatscht, ob wir einen Guide wollen, entscheiden uns vorerst dagegen und werden dann eingelassen. Wir fonlgen den Menschen (viel weniger, als ich dachte) hinein und bleiben auf einem Aussichtspunkt stehen. Genau in diesem Moment geht hinter den Bergen die Sonne auf und wirft erste Strahlen auf die altehrwürdige Inca-Stadt. Ich schließe die Augen, atme tief ein und spüre die Energie dieses Ortes. Ich bin sonst echt wenig astrologisch veranlagt, aber ich sag’s euch, dieser Ort pulsiert, vor allem in diesem Moment.

Wir bleiben lange stehen und beobachten die Sonne. Dann machen wir uns auf den Weg, Machu Picchu zu erkunden.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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