Haha, wer könnte bei dem Titel nicht neugierig werden?! Hallo, meine Lieblingsleser*innen, hoffe ich hab euch gecatcht!!
Am nächsten Tag treffe ich mit Ellie und Peter, Ziel ist der Aussichtspunkt „Punta del Norte“. Während ich auf sie warte, schließe ich noch schnell Freundschaft mit einem ganz zauberhaften Straßenhund:


Wir fahren über eine lange, ebene, immer gleiche Dreckstraße… Pampa halt. Die Fahrt dauert fast eine Stunde, 70 km bis zum anderen Ende der Insel. Der Punkt ist im Moment das Highlight für die Touristen: Es ist nämlich Orca-Zeit. Und mit ein bisschen Glück kann man hier – und zwar nur hier, weltweit – mit bloßem Auge die Orcas jagen sehen. Die Bedingungen sind optimal, flache Buchten und eine große Robbenkolonie ganz in der Nähe. Dafür harren einige Touristen stundenlang an dem windigen Aussichtspunkt aus, oft sogar mehrere Tage hintereinander… doch die Wahrscheinlichkeit, das tatsächlich zu beobachten ist relativ gering. Wir sehen keine… wir bleiben aber auch nicht lang. Keiner von uns hat Lust, sich in den Wind zu stellen. Die Landschaft ist wunderschön und auch die Robben sind schön zu beobachten. Danach fahren wir weiter zum nächsten Ziel.



Peter und Ellie haben sich eine Pinguintour ausgesucht, die um zwei Uhr stattfinden soll. Der Weg dorthin ist fast noch schlechter, als die Straße nach Bahia San Blas und wir brauchen ewig, bis wir dorthin kommen. Nur um dann festzustellen, dass die Tour um zwei bereits voll ist und wir bis vier warten müssten. Da schütteln wir alle drei den Kopf und fahren etwas enttäuscht zum nächsten Aussichtspunkt, wieder über die holprige Straße. Dafür erwartet uns an deren Ende ein richtiges Highlight.
Auf dem Weg dahin halten wir bereits ein paar Mal, um Fotos von den Choiques (kleinere Nandus, selbe Familie) zu machen, die hier sehr nahe an der Straße vorbeikommen. Peter ist, genau wie ich, immer ganz begeistert, wenn er die Chance auf ein gutes Foto hat. Sobald sie anfangen zu rennen, wackelt das Gefieder im Wind hin und her, was sehr lustig aussieht. Puschelpopo pur!!


Als wir am Aussichtspunkt ankommen, will ich am liebsten gleich aus dem Auto springen, um das perfekte Foto zu machen, doch gleich darauf wird mir klar, dass kein Grund zur Eile besteht. Die Tiere stehen und liegen ganz entspannt, keine dreißig Zentimeter vom Absperrzaun entfernt, mehr als genug Zeit, um zu genießen und großartige Fotos zu machen – den Anzug haben sie schon an:



Ellie und Peter freuen sich einen Luchs, nicht nur, weil es so ein einmaliges Erlebnis ist, sondern weil sie sich 50 US-Dollar pro Person für ein Pinguintour gespart haben, wo sie jetzt noch näher dran sind.



Und für alle die es wissen wollen: Nein, man soll sie nicht anfassen, ja, ich hab’s trotzdem gemacht und JA, SIE SIND FLAUSCHIG! Von einem Pinguin gepickt zu werden, tut übrigens mehr weh als von einem Huhn, weniger als von einem Schwan. Aber man muss ihnen lassen, dass sie ziemlich mutig sind und sich eher verteidigen, als wegzulaufen… also zu watscheln… gut, da muss man sich vielleicht eher verteidigen können, besonders schnell sind sie ja nicht. Und im Moment wirkt es sowieso, als würden wir sie mitten in der Mittagssiesta stören.



Es handelt sich hierbei übrigens um den Magellan-Pinguin. Zur Hochsaison sind hier tausende von Tieren, aber ich bin auch mit den paar Dutzend schon mehr als glücklich. Was für eine einzigartige Begegnung. Auch Ellie und Peter sind hin und weg.



Irgendwann reißen wir uns doch los und fahren zum nächsten Aussichtspunkt. Hier kann man aus weiter Entfernung Seeelefanten am Strand liegen sehen. So ein Seelöwenmännchen kommt einem aus der Nähe schon riesig vor, aber das ist nochmal eine ganz andere Nummer. Wie kleine Berge liegen die riesigen Tiere in der Sonne und regen sich kaum. Was genau der Unterschied ist? Seeelefanten sind deutlich größter, grauer und haben einen Knubbel an der Nase, der tatsächlich an eine Art Rüssel erinnert. Außerdem können sie länger und tiefer tauchen, was sie für den Orca als Beute unattraktiv macht. Ich darf auch mal durch Ellies und Peters Ferngläser schauen, sodass ich einen genaueren Blick werfen kann. Ich fänd’s toll mal einen aus der Nähe zu sehen… aber auch ganz schön respekteinflößend… wenn die sich aufsetzen, überragen sie mich um zwei Köpfe.




Auf dem Rückweg läuft uns noch ein Gürteltier über die Straße, glücklicherweise kann Peter noch ausweichen. Foto können wir leider keins machen. Dafür schaffe ich es endlich mal ein Foto vom Guanaco zu machen, irgendwie hatte ich dazu nie eine Gelegenheit. Hier sind sie also:


Ellie und Peter setzen mich am Hostel ab und ich bedanke mich überschwänglich, dass sie mich mitgenommen haben. Der Tag war absolut perfekt. Wir tauschen unsere Kontakte und versprechen, die Fotos zu schicken, dann geht jeder seiner Wege.
Mein Bus am nächsten Tag fährt erst nachmittags um fünf, sodass ich beschließe, noch einen Ausflug zu machen. Nicht weit vom Dorf entfernt liegt noch ein Seelöwenaussichtspunkt, der perfekte Spaziergang für einen halben Tag. Kein drei Schritte vom Hostel entfernt treffe ich Mario, unseren Fahrradguide. Ich erkläre ihm, wohin ich will und er meint, er kennt da einen besseren Weg für mich, komm mit, ich zeig’s dir. Neugierig folge ich ihm in die Nähe des Strands, dort deutet er in Richtung der Hügel. Wenn ich da hochgehe, kann ich auf einem kleinen Pfad an den Klippen entlang. Bitte vorsichtig, nicht zu nahe. Die Pfade sind von Tieren gezogen, aber man kann ohne Problem entlang spazieren. Nach der ersten Klippe einfach rechts halten und dann treffe ich wieder auf die Zufahrtsstaße zur Lobería. Ich bedanke mich für den Tipp und mache mich auf den Weg.
Danke Mario!! Für diesen genialen Tipp. Ich komme direkt überhalb der Klippen an und habe einen gewaltig schönen Blick aufs Meer.



Das Wasser ist so klar, dass ich von hier oben aus den Boden sehen kann. Kein Wunder, dass es ein Paradies für jegliche Meerestiere ist, in so sauberes Wasser würde ich auch regelmäßig zurückkehren.


Wie erklärt, folge ich den Tierpfaden, bleibe aber ein bisschen länger in Klippennähe, bis der Weg aufhört und ich auf kleinen Kletterpartie zurück zu den Pfaden komme.


Ich folge den Pfaden noch ein Stück und treffe dann, wie beschrieben wieder auf die Straße, die für Fußgänger wirklich gar nicht schön ist. Aber kurz darauf nimmt mich spontan jemand mit und schon bin ich dort. Wieder eine tolle Sicht auf Seelöwen. Der Guide dort erklärt, gerade sind die Jungen drei Monate alt und lernen spielerisch das Schwimmen in den kleinen Pools auf der Restinga (Klippenvorsprung, auf der die Seelöwen schlafen/spielen). Im Moment sind nur die Weibchen da. Die Kleinen bleiben ein ganzes Jahr bei der Mutter, bis sie ein neues Junges hat. Während die Mutter jagt, bleibt eine Seelöwin (Kindergärtnerin) zurück und passt auf, das nichts passiert. Super interessant. Er erklärt uns einige spannende Details, auch, dass die Pflanzenwelt hier auf der Insel einige Heilkräuter und andere Besonderheiten beherbergt, dafür interssiert sich nur kaum jemand, weil alle nur Wale oder Orcas sehen wollen. Während die anderen weitergehen, unterhalte ich mich noch ein ganzes Stück mit dem Guide. Sein Name ist Sergio, er arbeitet seit vielen Jahren hier, genießt die Ruhe und die Tiernähe, für ihn könnte es keinen besseren Arbeitsplatz geben. Ich stimme zu, es ist wirklich schön hier. Er bietet mir Mate an, wir setzen uns und trinken ein bisschen.

Sergio ist ein Original für sich und gibt eine Lebensweisheit nach der nächsten von sich. Ich kann nicht anders als ihm recht zu geben. Hier auf der Insel ist es wie in Hollywood. Nur, dass die Tiere die Stars sind und die Touristen die Paparazzis. Ich denke an meine Pinguinefotos und fühle mich ein bisschen schlecht. Während wir trinken, erkläre ich, dass ich überlegt habe, mir auch einen Mate zu kaufen, aber ich hab nicht so viel Platz in meinen zwei Rucksäcken. Sergio sieht mich schief an. Du fährst doch jetzt nach Patagonien, oder? – Ja? – Na, jetzt stell dir mal vor, du sitzt in den Bergen an einem wunderschönen, türkisblauen See, hast einen langen Aufstieg hinter dir und darfst jetzt zur Belohnung das schöne Panorama genießen. Na und, was machst du jetzt? – Ich seufze und nicke – Mate trinken, natürlich. Und genießen – Na, also, da hast du’s doch. – Ich nicke. Er hat schon wieder recht.
Natürlich flirtet auch Sergio ein bisschen mit mir, aber auf eine ganz eigene Art, die eigentlich richtig sympathisch ist. Wäre er ein paar Jahre jünger, hätte er vielleicht Erfolg gehabt. Wir tauschen trotzdem die Kontakte und er fährt mich dann mit seinem Jeep ein Stück zurück ins Dorf. Was für eine schöne Bekanntschaft. Wir schreiben heute noch!! Danke Sergio, für den schönen Tag! Un besito y no es un senal!! 😉

Den Rest des Weges mache ich noch ein paar Fotos vom Ort an sich, der wirklich einfach nur schön ist. Ich bin total glücklich, dass ich nicht in Puerto Madryn geblieben bin und die zwei Stunden Hin-und Rückfahrt für einen Tagesausflug auf mich genommen habe.






Dann schnappe ich meine Rucksäcke und laufe zum Bus, der mich zurück in die Stadt bringt. Vorher hole ich mir noch ein großes Stück Karton aus dem Supermarkt.
Wofür das nur gut sein könnte?
Liebste Grüße
Eure Jana
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