Liebste Leser*innen!

Heute nur ein kurzer Artikel. Auch noch ein Übergangsartikel, aber ich habe es deshalb getrennt, weil die folgenden Kapitel über mein workaway in Thailand mit die letzten Artikel sind, die ich direkt von unterwegs noch geschrieben habe. Also fix noch den Zwischenteil!

Ich sitze wieder beim Frühstück mit Pancakes und diesmal Kaffee und schaue auf den kleinen Fluss, der neben meinem Tisch fließt. Natürlich ist er recht schmutzig, man sieht nicht viel, aber man erkennt doch ganz deutlich, dass dort ein riesiger Fischschwarm sein muss, weil die dunklen Körper immer wieder die Oberfläche durchbrechen. Das beobachte ich eine Weile interessiert. Heute habe ich touristisch nicht viel zu tun, ich muss mir eher noch die Zeit vertreiben, bis ich am Nachmittag wieder in den Bus nach Süden steige. Nach dem Frühstück checke ich im Hostel aus und lasse meine Sachen bei den Katzen stehen. Dann schnappe ich mir meine nagelneue Gitarre und mache mich auf den Weg zu einem kleinen Park, den ich gestern entdeckt habe, nicht weit vom Hostel. Der liegt am Chao Phraya Fluss neben einer kleinen Festungsanlage Phra Sumen.

 Ich fand es gestern ganz nett dort und ich fühle mich noch ein bisschen unwohl, im Hostel zu spielen… zu viele Zuhörer. Ich finde einen Platz an einer Baumwurzel, hole meine hübsche neue Begleiterin heraus und beginne zu spielen. Es fühlt sich toll an! Ich habe es soo vermisst. Es klingt zwar noch ziemlich kacke, weil mir die Übung fehlt und weil die Metallsaiten sehr hoch stehen und das gar nicht so einfach zu spielen geht. Aber egal! Ich bin im Groove. Natürlich bleibt das nicht lange unbemerkt. Aus der Ferne winkt mir ein zahnloser Obdachloser und bedeutet mir, dass er es superfindet. Hin und wieder setzt er dann doch dazu an, mir in gebrochenem Englisch seine Geschichte zu erzählen, fordert mich aber immer wieder auf, wieder zu spielen. Mit der Ruhe ist es vorbei.

Besonders nett finde ich, dass sich eine Touristin eine Zeitlang neben mich setzt und mir andächtig zuhört. Auch wir unterhalten uns kurz, aber sie muss bald weiter. Ein anderer Passant fragt, ob ich „Amazing Grace“ spielen kann. Ich tue es, wieso nicht. Unangenehm wird es erst, als ein obdachloses Paar vorbeikommt, offensichtlich sind beide psychisch erkrankt oder auf harten Drogen, das ist der Moment, als ich gehe. Aber ich gebe dem „netten“ Obdachlosen von meine große Kekspackung, die ich von der Reise nach Bankok noch übrig hatte. Er bedankt sich nett und verabschiedet sich.

Eigentlich würde ich gerne den Mut aufbringen und als Straßenmusikerin spielen. Na, vielleicht irgendwann mal, aber noch fühle ich mich zu unsicher, das ist in einigen Ländern sicher auch einfacher/sicherer als in anderen.

In der Zeit, die ich noch übrig habe, möchte ich noch eine Art Schuster finden, weil der Henkel meiner kleinen Wertsachen-Tasche langsam nur noch an drei Fäden hängt. Ich frage in ein paar Läden nach, werde aber nicht fündig. Stattdessen laufe ich an etwas vorbei, was auch echt nur Asien einen Abnehmer findet!

Irgendwo finde ich noch etwas zu essen und kehre dann in mein Hostel zurück, wo ich die restliche Wartezeit am Blog schreibe und die Katzen streichle.

Gegen vier Uhr nachmittags werde ich von einem älteren Herrn abgeholt. Er will mir freundlich eine Tasche abnehmen, aber ich lehne ab. Das tut ich häufig. Nicht nur, weil ich den Leuten nicht immer traue, sondern auch, weil ich mich selbst darauf trainieren möchte, mit den drei Tasche klarzukommen. Es dauert eine Weile, bis wir es schaffen, auf die andere Straßenseite zu kommen, viel Verkehr um die Uhrzeit. Dann lässt er mich in einen sehr heruntergekommenen Kleinbus steigen, in dem außer mir noch niemand sitzt. Wir fahren ein Stück durch die Stadt, dann halten wir nochmal und es steigen drei Frauen zu. Eine der Frauen ist die Ehefrau des Fahrers, sie koordiniert unsere Fahrt zur Busstation. Die Sonne beginnt zu sinken, als wir durch Bankok fahren, fast bis ans andere Ende. Dort steigen wir an einem großen Busterminal aus und folgen der Frau, die uns führt. Der Mann bleibt im Bus und verabschiedet sich. Die Frau bittet uns in einem Warteraum zu warten und möchte unsere Reisepässe haben. Im ersten Moment bin ich nicht begeistert, aber da die anderen beiden ihr den Pass übergeben, tue ich es auch… zögerlich.

Eigentlich sollte man das wirklich nicht tun! Die Frau ist eine ganze Weile weg und wir drei bangen bereits darum, dass sie mit unseren Pässen verschwunden ist, doch nach einer gefühlten Ewigkeit kommt sie wieder zurück, gibt uns unsere Pässe und unsere Bustickets, dann führt sie uns zu den Bussen. Es ist wie immer chaotisch und schmutzig, wie ich es kenne. Ich verabschiede mich von den anderen beiden und folge der Richtung, in die die Frau mich geschickt hat. Sonderlich freundlich war sie nicht und ehrlichweise glaube ich, dass ich deutlich günstiger gekommen wäre, hätte ich ein Taxi zur Busstation genommen und mein Ticket selbst gekauft. Aber das ist Asien, sämtliche Dienstleistungen für Touristen bedeuten ein bisschen mehr Geld. Deshalb reist man hier so unselbstständig wie nirgends sonst.

Der Bus ist schon recht bereit loszufahren, aber man erlaubt mir, noch fix auf die Toilette zu rennen. Wenn da nicht drei thailändische Baht (Währung) nötig wären, um den Automaten hinter sich zu bringen. Die habe ich nicht einzeln. Ich gehe wieder zurück, da zückt einer der Fahrer drei Baht und hält sie mir hin. Ob aus Freundlichkeit oder weil er weiter will, das weiß ich nicht, aber ich nehme es dankbar an. Im Bus stelle ich fest, dass ich diesmal keinen bequemen Schlafbus habe, sondern wieder zurück in der Holzklasse bin. Der Bus ist komplett voll, die Sitze sind sehr unbequem und vor mir liegen ca. elf Stunden Fahrt. Ich mach es mir so bequem wie möglich und wir fahren los. Es geht einmal durch halb Thailand, dass sich nach unten in einen langen schmalen Streifen zieht, im Osten der Golf von Thailand, im Westen das Andamanische Meer. Mein Workaway liegt im südlichsten Zipfel des Landes, kurz vor der Grenze zu Malaysia.

 Diese Busfahrt bringt mich aber erstmal nach Krabi. Die Stadt ist bekannt aus dem Film „Hangover“ weil dort einige Szenen gefilmt wurden. Irgendwann morgens komme ich dort an und bin froh, meine Beine ausstrecken zu können.

An der Busstation gibt es einen winzigen Imbiss, bei dem ich mir einen Kaffee gönne, bevor ich mich an den Ticketschaltern nach meiner Enddestination durchfrage. Eine Frau nickt schließlich, bei ihr kann ich ein Ticket nach Songkhla kaufen, der nächste Bus fährt um elf. Ich danke ihr, kaufe das Ticket und laufe dann ein bisschen hin und her, bis um 11 schließlich der Bus ankommt. Ein Bus voll mit Spitzchenvorhängen, bunten Sitzen… es sieht aus wie bei Oma Waltraud, fehlen nur die Porzellanfiguren. Egal, ich sitze in der letzten Reihe und versuche die letzte Zeit noch durchzuhalten, doch die Fahrt dauert länger als gedacht. Es vergehen nochmal sieben Stunden, bis der Bus mich endlich am Terminal in Songkhla aussteigen lässt. Ich bin die einzige, die hier aussteigt, es ist bereits dunkel. Ich schnaufe einmal durch, mal wieder bin ich am Ende der Welt für eine Freiwilligenstelle. Auch das ist nichts Neues für mich, aber leicht ist es auch nicht.

Dann bin ich bereit für mein neues Abenteuer!

Liebste Grüße

Eure Jana

P.S. Kleine Vorwarnung… die folgenden Artikel beschreiben nicht meine beste Zeit auf der Reise, aber sicherlich eine der lehrreichsten. Lest diese Artikel bitte mit der richtigen Filtern – Wir in Deutschland leben in einem Luxus, der uns nicht bewusst ist. Unsere Ansprüche sind weit über den Möglichkeiten des Restes der Welt. Und wenn ihr die Kapitel anfangt – lest alles. Es ist wichtig die ganze Geschichte zu kennen!

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