Hallo meine Lieblingsleser*innen,

Am nächsten Morgen geht es wieder etwas früher raus. Schnelles Frühstück und dann ab in die Stadt, wo vor der Kathedrale ein großer roter Bus wartet. Maria kommt auch mit, will sich nur schnell noch ein Wasser kaufen… Doch plötzlich scheint der Bus 5 min früher loszuwollen, als die Abfahrtszeit an gibt. Ich schreibe Maria, sie soll sich beeilen und im letzten Moment springt sie noch in den Bus, dann geht es los. Mein Gott, sonst sind sie doch auch nicht so genau hier, aber jetzt… anyway.

Der große rote Bus ist nicht irgendein Bus… Es ist das Dino-Movil. Und es bringt uns zu der bolivianischen Variante von Jurassic Park. Noch ein Dino-Bericht, wuhuuu!!!

Wir fahren durch die Stadt und bekommen während der Fahrt ein paar tolle Ausblicke auf Sucre und die bergige Umgebung, die sogar ein bisschen grün ist. Ich find’s super schön.

Sucre selbst hat vor allem viele Ziegelbauten, ist dem entsprechend viel rot-bräunlich. Auch hier geht es zu, wie in einem Bienenstock voller bunter Menschen, Straßenmärkten und natürlich wieder alles voller Hunde. Bereits auf dem Weg sind einige Dino-skulpturen zu sehen. Ich bin in dem Moment wie die kleinen Kinder im Film, die zum ersten Mal voller Begeisterung in den Park fahren. Der Bus hält und alle strömen zum Eingang, vor allem auch viele Kinder. Tss, was wollen die denn hier, das ist mein Spielplatz?!

Und dann heißt es auch schon, Willkommen… im Parque Cretácico von Sucre.

Unsere Führung beginnt, aber die Frau redet ehrlicherweise so monoton, dass ich schnell abschalte und einfach Fotos mache. Im Park haben sie die verschiedensten Arten in Lebensgröße ausgestellt. Man geht wie durch einen Park, in dem an allen Seiten die Dinos schwimmen, grasen.

Aber vor allem eine hat es mir wirklich angetan.

Der Brachiosaurus, der größte Pflanzenfresser und größte Landdino, der je gelebt hat… in Lebensgröße… das ist ein echter Dr. Alan Grant Moment, als ich zu dem riesigen Dino hochsehe und mir das Gesicht auf die Tischplatte fällt. Wooooow!!

Der T-Rex sieht daneben voll langweilig aus.

Aber warum steht denn hier eigentlich ein Dino-Park mitten im Nirgendwo? Der Grund ist auf der anderen Seite des Berges. Vom Park aus gibt es wie eine Terrassenaussichtsplattform auf die Bergwand gegenüber, auf der seltsame Abdrücke zu sehen sind.

Das sind nichts anderes, als echte Dinosaurier Fußspuren. Vier verschiedene Arten von Fleisch und Pflanzenfressern, auch der Brachiosaurus ist dabei. Absolut irre. Man hat hier Stein abgebaut und aus irgendeinem Grund aufgehört, durch Zufall hat ein Geologe entdeckt, dass das Dinosaurierspuren sind.

Häh? Und die Dinos konnten Wände hochlaufen oder was ist hier falsch? Durch die plattentektonischen Bewegungen hat sich das, was vor 65 Millionen Jahren noch eine Fläche war, aufgestellt und wurde mit neuen Gesteinsschichten überlagert. Was für ein irrer Fund und was für ein Anblick. Als wir mit dem Park sind haben wir noch Zeit als wir auf die zweite Führung runter zu den Spuren warten. Es gibt hier eine Virtual Reality Brille, mit denen man einen 10 minütigen Ausflug in die Urzeit machen kann. Maria und ich sind dabei, stellen uns an und bekommen wenig später die Brille übergezogen. Die Grafik ist natürlich ein Witz, aber die Idee an sich ist nicht schlecht. Man beginnt in einer Zeitkapsel, die sich schließlich öffnet und man schwebt durch den Urwald, während die verschiedenen Dinosaurier den Weg kreuzen, über einen hinwegfliegen oder an der Seite fressen. Am Ende sieht man eine weite Ebene, auf der verschiedene Dinosaurier vor einem laufen, eine Lagune ist im Bild zu sehen. Plötzlich wird alles weiß und die Dinosaurier verschwinden. Dann stellt sich die Wand auf und wird zu dem, was wir heute sehen. Einfach, aber cool gemacht.

Wir gehen raus und beginnen die zweite Führung. Zur Sicherheit bekommen alle einen Helm, falls Geröll abstürzt.

Jana Jones auf den Spuren der Dinosaurier – wer kommt mit ins Kino?

Wir steigen viele Treppen nach unten, dort zeigt man uns dann ein Schild mit den verschiedenen Spurenarten.

Dann geht es ganz nahe an die Wand ran. Berühren darf man die Spuren nicht, aber nah an der Wand entlangspazieren geht. Wollt ihr raten, welche Polen die Spuren trotzdem berührt hätten? Oh, hab ich’s verraten? Bin immer noch angepisst.

Die Spuren sind super beeindruckend.

Keine Sorge, dass ist ein ungefährliches High-Five mit einem Dino, ich hab nix angelangt. Aber das sind die Fußspuren des echten Brachiosaurus‘, der mich oben schon so beeindruckt hat… das hier ist noch viiiel cooler.

Schwer beeindruckt und schwitzend … schönes Gefühl nach so langem Frieren… erklimmen wir die Stufen wieder nach oben und atmen dann erstmal durch. Ale und ich machen noch ein schönes Video mit dem Brachiosaurus, dann fahren wir zurück in die Stadt.

Mir fällt partout nicht mehr ein, wo wir zu Mittag gegessen haben. Jedenfalls zieht es uns danach noch ein bisschen durch die Schmuckläden auf dem Weg zu unserem Abendstopp, dem Museo de Artes Indigenas (Museum der indigenen Kunst). Zuvor biegen wir noch in einen Schmuckladen, in dem es mir die Sprache verschlägt… der Künstler hier hat einen fantasievolleren Umgang mit den Dingen, ganz genau die Art von Magie, die mir im Museo del Tesoro gefehlt hat. Vor allem eine Kette zieht mich in ihren Bann, aber ich beschließe, es mir im nächsten Museum nochmal zu überlegen.

Dank Ale sind wir mehr in Museen unterwegs, was mir eigentlich ganz gut gefällt. Zumindest die historischen, oder Kulturmuseen, da lernt man nochmal wirklich viel dazu. Weiß nicht, warum ich das vorher eher gemieden habe.

In diesem Museum bekommen wir erstmal einen Tee umsonst, vor allem der Coca-Tee kommt Maria ganz gelegen, sie kämpft ein bisschen mit der Höhe. Dann sehen wir verschiedene Webmuster, die dermaßen filigran und komplex und schön gewebt sind, dass es uns die Sprache verschlägt. Leider darf man keine Fotos machen. Aber die Frauen, die das weben, binden in diese Stoffstücke ihre Kultur, ihre Geschichte, ihre Religion und ihren eigenen Stil ein. Es ist ein Kunstwerk der eigenen Art, von dem ich nicht mal ansatzweise verstehe, wie ich sowas anfangen würde, so kompliziert kommt es mir vor. Es ist eine uralte Tradition, die die Mutter an die Tochter und die an ihre Tochter weitergibt. Die Frauen, die so weben können, sind hochangesehen. An einem großen Tuch webt eine Frau monatelang und muss dabei genau kalkulieren, wann welcher Faden wohin muss, damit das feine Muster entsteht.

Das Museum zeigt auch verschiedene Trachten verschiedener Gemeinschaften und stellt die Bräuche vor. In einer Gemeinschaft gibt es sogar einen Tag, wo sich ein „Affe“ verkleidet, der in die Häuser kommt und lauter Quatsch veranstaltet. Aber auch die „Krieger“ oder „Schamanen“-Tracht ist ausgestellt. So schön es ist, irgendwann wird es zu viel Info und ich nehme nichts mehr auf. Ich bin schon früher fertig als die anderen beiden und beschließe, die Kette zu kaufen, die ich zuvor gesehen hatte. Bin immer noch verliebt. Nach ein bisschen handeln stimmt auch der Preis und ich bin glückliche Besitzerin eines Bolivianitos. Der Stein ist kein perfekter, man sieht deutlich, dass es kleine Unregelmäßigkeiten gibt… aber dadurch finde ich ihn noch besser. Nobody’s perfect, ich am allerwenigsten, deshalb muss es mein Stein auch nicht sein. Aber er hat einfach ein bisschen mehr… von mir.

Ich treffe mich wieder mit den anderen beiden und wir laufen noch ein bisschen durch das schöne Recoleta-Viertel. Durch Zufall kommen wir an einem großen Platz vorbei, auf dem wieder viel Handwerkskunst verkauft wird. Aber vor allem wird dort getanzt. Viele junge Leute tanzen eine Art Standardtanz… nur lateinamerikanischer mit mehr Schwung. Keine Ahnung, was es ist, keiner der Tänze, die ich kenne, aber es macht richtig Spaß zuzuschauen. Dann streifen wir noch ein bisschen durch die Straßen..

… und gehen am Ende in einem vegetarischen Restaurant essen… wo man doch auch Fleisch hätte bestellen können. Machen wir aber nicht, das Angebot ist super und wir essen sehr lecker. Dann fallen wir ins Bett, wieder geht ein ereignisreicher Tag zu Ende.

Liebste Grüße,

eure Jana

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