Hola mis amigos!

Der nächste Tag ist auch schon der Tag meiner Abreise (mal wieder). Aber der Bus fährt erst abends. Ich checke trotzdem gleich früh aus, frühstücke entspannt, nehme mir meine Sandwiches mit und miete mir dann ein Fahrrad. Es ist zwar mit 35 Grad ziemlich heiß, aber um die Uhrzeit geht es noch und ich fahre nicht weit. Mein Ziel sind zwei Zenoten, die etwas außerhalb liegen. Ich steige auf und fahre los, gleich danach fühle ich mich so frei, wie ich mich immer fühle, wenn ich auf dem Fahrrad sitze! Ist einfach eine tolle Art sich fortzubewegen, vor allem bei so einer schönen Strecke. Außerdem bin ich in Mexiko wieder in einem Land, in dem die Autos, Tuk Tuks etc, auch ein bisschen auf andere aufpassen, sodass ich keine Todesangst haben muss.

Schon bald bin ich raus aus der Stadt und folge einer Straße ins Grüne. Ich fahre so vor mich hin, bis mal wieder eine tote Schlange auf meinem Weg liegt. Ich quieke, ekel mich, umfahre großzügig. Kurz darauf fährt ein Auto an mir vorbei und ein Mann ruft mir zu, dass auf der anderen Seite ein Radweg ist. Ich bin zuerst typisch deutsch eingeschnappt, dann aber eigentlich ganz dankbar, dort fährt es sich nämlich viel angenehmer und vor allem im Schatten. Jetzt ist es wirklich, als würde ich im Sommer übers Land fahren und ich genieße es total! Bin nur ein ganz kleines bisschen angespannt, dass hier eine lebendige Schlange auf meinem Weg liegt. Aber alles okay, es passiert nichts. Zwanzig Minuten tolle Radfahrt später sehe ich das Schild mit der Zufahrt zu den Zenoten. Die beiden zu denen ich will, liegen in einem Park, weil sie nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt sind.

Ich stelle mein Rad ab, bezahle den Eintritt und gehe dann rein. Die erste Zenote ist die X’kerken … Namen hier stammen oft aus der indigenen Sprache, die einem leicht einen Knoten in die Zunge macht. Zuerst hole ich mir eine Rettungsweste vom Verleih ab. Die ist Pflicht, sonst darf man nicht rein. Voll ausgestattet folge ich den Schildern zum Eingang der Zenote. Dort finde ich Umkleiden, Duschen und Toiletten vor… aber es ist kaum jemand da. Wundert mich, bei den Temperaturen hab ich erwartet, dass es hier vor Touristen wimmelt. Ich bin fast allein… voll cool!

Schnell ziehe ich mich um und folge dann den Treppenstufen, die mich unter die Erde führen. Es wird kühler, dunkler, dann komme ich auf einen Balkon, von dem aus ich den Blick über die unterirdische Zenote habe. Es verschlägt mir fast den Atem. Tut mir leid, aber die Fotos spiegeln das echt nicht wieder.

Nur ein Loch mit maximal einem Meter Durchschnitt erleuchtet die Zenote. Von dem Loch wachsen wieder die Wurzeln meterlang nach unten bis ins Wasser, oben wächst der Dschungel. Die Sonne steht fast direkt über dem Loch, sodass die Strahlen glitzernd auf das klare blaue Wasser fallen. Es ist eine perfekte natürliche Kugelhalle. Ich gehe nach unten, stelle mein Sachen ab. Außer mir kommen gerade noch drei andere Touristen rein und es gibt einen Angestellten, der aufpasst, das nichts passiert. Wir gehen alle zusammen runter, setzen uns erstmal auf die Stufen und halten die Füße ins Wasser. Der Ort wirkt wie eine Kirche, die hohen Wände, das hocheinfallende Sonnenlicht, die magische Stille.

Sobald man die Füße ins Wasser hält – und still bleibt – kommen diese kleinen Fische, die einem die alte Haut abknabbern. Die hier sind wirklich winzig klein, das Gefühl ist zuerst seltsam, aber eigentlich ganz angenehm. Ich bleib eine ganze Weile sitzen und genieße die kostenlose Pediküre. Dann atme ich tief durch und lasse mich ins Kühle Wasser gleiten. Es ist sooo angenehm und soo schön… An vielen Stellen kann man den Boden sehen, oft sogar stehen… und dann gibt es diese eine dunkle Stelle, an der der Boden schwarz wird und die Tiefe gefühlt und endlich. Ich frage später den Mann, der hier aufpasst: 15 Meter geht es dort in die Tiefe.

In dem klaren Wasser kann man natürlich toll schnorcheln, aber viel gibt es auch nicht zu sehen. Es gibt ein paar kleine schwarze Fische, das war’s schon. Es ist übrigens absolut fantastisch in der Rettungsweste zu sein: Man muss NICHTS machen, man treibt einfach super entspannt an der Oberfläche vor sich hin. Macht schwimmen so viel angenehmer!

Ich könnte ewig bleiben. Die anderen drei gehen bald, sodass ich ganz alleine in dem unterirdischen See vor mich hintreibe. Der einzige Nachteil, nach einer gewissen Zeit wird es echt kalt. Ich ringe mich also durch, doch mal rauszugehen. Oben spreche ich noch ein bisschen mit dem „Bademeister“. Er meint, jetzt in der Nebensaison ist es schön ruhig hier, normalerweise sind hier endlos Touristen. Da hatte ich ja wirklich Glück!

Wie ist das alles denn entstanden? Und warum gibt es gerade hier in Mexiko so viele? Die Erklärung ist so einfach wie faszinierend: Vor etwa 60 Millionen Jahren schlug ein Meteorit auf der Erde ein, der die Dinosaurier binnen kurzer Zeit auslöschte… und zwar offenbar genau hier, auf der Halbinsel Yucatan. Der nahegelegene Chicxulub-Krater soll das Überbleibsel sein. Von dem Einschlag lösen sich kleine Splitter des Meteoriten, bilden ihrerseits Minimeteoriten und schlagen überall auf der Insel verteilt ein… Winzige Geschosse, die ein Loch in den Boden schlagen, der sich von dem Einschlag zu einem kugelförmigen Hohlraum formt und so tief in der Erde versinken, dass sie unterirdische Flüsse öffnen, die den Hohlraum mit Wasser füllen.

Ein irrer Ort mit einer irren Entstehungsgeschichte… ich verstehe, dass die Mayas geglaubt haben, dies wären Verbindungsorte zur Über- und Unterwelt, heilige Orte.

Glücklicherweise hab ich noch eine zweite vor mir. Ich gehe wieder nach oben ans Sonnenlicht, wo ich ein paar Sandwiches esse und mich wieder aufwärme. Dann gehe ich den etwa 10-minütigen Verbindungsweg zur zweiten Zenote. Es ist ein bisschen verwirrend, weil alles so verlassen wirkt und der Weg irgendwann nicht mehr klar ausgeschildert ist. Da finde ich eine weitere Seele, die hier wohl arbeitet und der Mann zeigt mir den Weg zur Zenote Samula. Wieder gehe ich die Treppen runter, ganz vorsichtig diesmal, weil es ganz schön glitschig ist, eng wird und weit nach unten geht.

Als ich ankomme, bin ich wieder baff: Die ist ja fast noch schöner als die andere! Von der Wand wachsen zackige Felsen nach unten, die sogar unter die Wasseroberfläche reichen. Das Loch oben in der Mitte ist noch kleiner, kaum 50 cm Durchmesser.

Hier sind ein paar mehr Leute, aber immer noch keine zehn. Ich warte noch kurz, weil mir immer noch kalt ist, dann lasse ich mich auch hier ins Wasser gleiten. Ich schwimme zu den Felsen, lege mich dort auf den Rücken, lasse mich von der Rettungsweste tragen und gleite zwischen den Felsen hindurch, die über mir die Felswände stützen. Es ist großartig. Auch hier bleibe ich, bis mir so kalt ist, dass ich raus muss.

Als ich oben ankomme, regnet es gerade in Strömen. Also gehe ich wieder runter, sehe zu, wie der Regen durch die kleine Öffnung fällt (leider nicht viel) und warte, bis es aufhört. Dann wird es Zeit für den Abschied. Draußen esse ich noch die Reste meines Picknicks und stelle fest, dass am Ausgang zwei „Haustier“- Papageien sitzen. Ich nutze die Gelegenheit, da ich mein Glück für die freie Wildbahn endgültig aufgegeben habe. Es sind so wunderschöne Tiere:

Dann springe ich wieder auf mein Fahrrad. Auf dem Rückweg komme ich an einem Kokosnussstand vorbei, an dem ich mir eine frische Kokosnuss gönne, deren Wasser ich gierig aufsauge! Es ist auch wieder eine wunderschön Rückfahrt. Ich gebe mein Rad ab und beschließe dann, noch zu der Zenote in der Stadt zu gehen, die ich am Tag zuvor schon gesehen hatte. Dort muss ich kurz warten, da nur so viele Leute reindürfen, wie es Rettungswesten gibt. Ich ziehe mich um, dann darf ich auch schon runter. Diese ist besser besucht, aber es sind nur noch 20 Minuten, bevor der Badeort geschlossen wird. Dementsprechend leert es sich, aber ich genieße diese zwanzig Minuten nochmal total! Diese Zenote ist auch nochmal richtig toll, vor allem wegen des kleinen Wasserfalls, der von oben kommt.

Ich treibe umher, bis die ‚Bademeister‘ die Leute auffordern zu gehen. Da hört auch der Wasserfall auf. Künstlich also. Trotzdem cool! Ich schwimme ans Ufer, packe meine Sachen und gehe wieder zu meinem Hostel. Was für ein toller Tag im Wasser! Ich bin richtig froh, dass ich in letzer Zeit so viel Wasser und Schwimmgelegenheiten mitnehmen konnte, das tut mir richtig gut, körperlich und seelisch! Hoffentlich kann ich das so oder so ähnlich beibehalten.

Im Hostel esse ich noch was und packe auch dort meine letzten Sachen zusammen, bevor es zum Bus geht, der mich über Nacht in den kleinen Ort Palenque bringt.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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One response

  1. wow.. schade das die Bilder sehr klein sind .. aber ich genieße es mir alles vorlesen zu lassen ..
    als nächstes musst du mir KI deine Stimme speichern 😉😉
    ich beneide dich .. 😊

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