Hallo meine Lieben!

Auf der anderen Seite bekomme ich mühelos sofort einen Einreisestempel für Costa Rica. Willkommen im teuersten Land Zentralamerikas. Ich finde das Terminal und dort eine Busverbindung nach Puerto Viejo, einem Ort nahe der Grenze. Die Busfahrt ist recht angenehm. Puerto Viejo ist ebenfalls ziemlich touristisch, überall gibt es Läden mit Strandmode, Souvenirs oder herrlichem Essen. Eine wunderbare Herausforderung für mich, mich nicht von unnötigem Luxus verlocken zu lassen. Mein Hostel ist nur einen kleinen Fußmarsch entfernt. Dann gehe ich einkaufen und komme nicht drum herum, doch in ein paar Geschäften nach einem Rock und/oder einem Bikini zu schauen. Glücklicherweise finde ich nichts, was meinen Ansprüchen genügt. Wäre eh zu teuer gewesen.

Puhh… ihr merkt, dass die Geschichten immer die gleichen sind? Ich fahre irre lange Bus, komme im Hostel an, schlafe die Hälfte der Zeit und kann dann kaum etwas machen als am Strand spazieren zu gehen? Öde, ich weiß, geht mir ähnlich. Und allein dafür gebe ich schon viel Geld aus. Diese Mischung kann auf Dauer nicht gut sein. Aber es reicht auch nicht, um mich von meiner Route abzubringen.

Am Abend treffe ich in der Küche ein Deutsche und komme mit ihr ins Gespräch… ein Schicksalstreffen, wie ich es nenne. Leider habe ich ihren Namen schon wieder vergessen, nennen wir sie Susanne. Susanne war fünf Monate unterwegs und fliegt in ein paar Tagen zurück nach Deutschland. Ihr geht es wie mir… sie ist des Reisens müde, freut sich, bald zurückzukommen, muss dort auch neu anfangen. Zuerst wollte sie mich auch gar nicht ansprechen, ebenso wenig, wie ich sie ansprechen wollte… schon wieder Deutsche. Durch Zufall verstehen wir uns richtig gut und ich finde in ihr jemanden, mit dem ich meine Sorgen teilen kann und bei der ich Verständnis finde. Das hilft so ungemein.

Nach dem Gespräch geht es mir deutlich besser und ich bin bereit, meinen Weg weiter zu gehen, solange es geht. Ich schlafe gut, checke aus, verpasse aber leider den frühen Bus, der nächste geht erst in drei Stunden. Also stelle ich meine Sachen wieder ins Hostel und gehe – Überraschung – am Strand spazieren… was richtig schön ist. Ich mein, ich bin in Costa Rica, in der gottverdammten Karibik. Muss ich extra noch surfen, schnorcheln, tauchen, wandern um etwas Besonderes zu machen? Das Wasser hier ist so kristallklar, die Farbe türkisblau, das Klima tropisch… mir reicht das.

Mein Spaziergang führt mich auf einen kleinen Waldpfad, der definitiv oft benutzt wird. Ich widme mich meiner zukünftigen Hauptbeschäftigung: Faultiersuche. Die sollen hier ja sehr verbreitet sein. Zwar hatte ich in Peru ja schon eins auf dem Arm, aber es wäre schon toll, noch ein wildes zu sehen. Und natürlich einen roten Papagei und einen Tucan. Das sind ja DIE Nationalvögel und die Hauptattraktion hier, alles ist damit dekoriert.

Spoiler: Ich werde nie auch nur eines von den dreien sehen. Schon relativ schnell akzeptiere ich, dass ich verflucht bin, was Tiersichtungen angeht und konzentriere mich auf das wahre Erlebnis, nämlich den Wald.

Der Waldpfad ist superschön, überall sprießen exotische Pflanzen und vor allem die rotpinken Blüten, die ich überall entdecke, ziehen mich in den Bann.

An einer kleinen Lücke finde ich wieder zum Strand, setze mich auf einen Baumstumpf, der übers Wasser ragt und prompt beginnt es wieder zu regnen. Dank des Baumes bin ich aber gut geschützt und warte den Schauer ab.

Rückblickend schätze ich diese Momente, die ich mit mir selbst hatte und der wunderschönen Natur hatte sehr. Trotz Blitzreise bleiben sie mir gut im Gedächtnis und ich lächle, während ich diesen Bericht so schreibe und daran zurückdenke.

Ich hole meine Sachen aus dem Hostel, warte auf den Bus und sitze bald darauf im Bus nach San José, der Hauptstadt von Costa Rica. In der Nähe der Busstation fällt mir zum ersten Mal der Nationalspruch von Costa Rica ins Auge: Pura Vida.

In San José will ich allerdings nicht länger als nötig verbringen. Von großen Städten hab ich wirklich genug. Als ich aussteige, begegne ich mal wieder einer Horde von Taxifahrern. Ich erkläre, ich brauche kein Taxi, ich will weiter nach Jacó. Sie erklären mir, da fährt heute kein Bus mehr. Ich schaue auf die Uhr, es ist halb vier, das ist ja wohl ein Witz. Selbst wenn es so wäre, will ich mir die Verbindungen anschauen. Dafür muss ich zu einem anderen Terminal erklären sie mir, sie fahren mich gerne hin, damit ich sehe, dass heute kein Bus mehr fährt. Ich beiße mir meinen Weg durch die Wölfe, finde auf Google Maps das andere Terminal, das keine fünf Minuten Fußweg weg ist und gehe dort hin. Natürlich gibt es noch Verbindungen nach Jacó, keine halbe Stunde später sitze ich im Bus. Dreckslügner von Taxifahrern, echt!

Nochmal drei Stunden später komme ich an. Das Hostel ist schnell gefunden, schnell eingecheckt und bald darauf im Bett. Nach Jacó bin ich vor allem aus einem Grund gekommen: dem Nationalpark Carara. Hier ist eine der letzten und größten Kolonien von roten Papageien. Am nächsten Tag um neun stehe ich wanderbereit an der Bushaltestelle und bin kurz darauf auf dem Weg. Wir fahren etwa 40 min Richtung Norden. Ich schaue aus dem Fenster… und sehe in weiter Ferne einen roten Papagei fliegen. Begeistert schlägt mein Herz höher. Im Park werde ich sicher mehr sehen! Die Tiere sind wunderschön.

Wir kommen an und ich steige zusammen mit einem Amerikaner aus, Robert. Wir beschließen, zusammen zu gehen. Er muss sich allerdings noch online anmelden. Einmal im Leben habe ich im Internet gesehen, dass man sich für den Park online anmelden muss und das schon im Vornherein gemacht! Hah!

Der Weg, den ich eigentlich machen wollte, ist gesperrt. Mist. Bleibt also nur eine andere Route. Wir schlendern los und sind bald im tiefsten Regenwald, aber auf gut angelegten Wegen. Meine Wanderschuhe hätte ich größtenteils gar nicht gebraucht, aber an ein paar Stellen bin ich doch froh, dass ich sie anhatte. Wir bewundern die Natur, die dichten Pflanzen und riesigen Bäume. Ich erkenne ein paar Bäume wider aus dem Amazonas und teile mein Wissen mit Robert.

Wir sehen einen Specht, einen großen grünen Schmetterling, ein Eichhörnchen und … das war’s kein Papagei. Ich gebe zu, dass ich enttäuscht bin, wo ich extra  deswegen hergefahren bin. Aber eben das ist der Fehler, nur wegen einer Tiersichtung an einen Ort zu fahren. Ich wische es also weg, der Spaziergang durch den Wald war trotzdem wunderschön.

Man spürt tatsächlich, während man durch den Wald läuft, dass sich das Klima verändert, trotz nur weniger Meter Unterschied. Mal kühler, mal stickiger… sehr interessant. Draußen sehen wir dann wieder ein paar von den großen Echsen:

Robert meint, er wollte noch ein Stück weiter zur Crocodile Bridge… um ein paar größere Echsen zu sehen. Ich bin skeptisch, ob wir nach dem Papagei-Erfolg diesmal etwas sehen, beschließe aber trotzdem, mitzugehen. Dafür müssen wir dreißig Minuten die Hauptstraße entlanglaufen, während Autos, Busse und LkWs nahe an uns vorbeibrausen. Ein ziemlich unangenehmer Spaziergang.

Während wir laufen, entdecke ich einen großen blauen Wurm, platt auf unserem Weg… bei näherem Hinsehen ist es eine tote Schlange. Ich find’s interessant und eklig zugleich… aber vor allem die blaue Farbe ist echt ungewöhnlich. Keine zwanzig Meter später finden wir Mama-Schlange, diesmal einen Meter lang und viermal so dick… aber genauso tot und zermatscht. Diesmal ist es einfach nur eklig und ich gehe schnell weiter. Aber wenigstens habe ich hier schonmal mehr Schlangen gesehen, als im Amazonas.

Kurz bevor ich schlechte Laune bekomme, erreichen wir unser Ziel, die Brücke. Und als ich in den Fluss unter uns schaue, bekomme ich große Augen. Da liegen, fünf, sechs riesige Krokodile im Strom des Flusses, ganz still. Wow, was für Monster!

Die müssen mindestens drei oder vier Meter lang sein. Staunend beobachten wir die Tiere eine Weile. Das macht den Fail mit den Papageien glatt wieder gut. Danach trennen sich unsere Wege, Robert fährt einen Ort weiter, ich fahre zurück nach Jacó. Leider erwischt mich der Regen, bevor ich in den Bus steige, aber meine treue Jacke hält mich halbwegs trocken.

Zurück in Jacó gehe ich entspannt ins Hostel und esse zu Mittag, während draußen ein Regenschauer nach dem anderen vorbeizieht. Erst kurz vor Sonnenaufgang gehe ich zum Strand… und ärgere mich dann, dass ich nicht schon im Regen los bin.

Ein schwarzer Strand. Im trockenen Teil noch eher rötlich schwarz, wie die Vulkansteine, aber als ich ins Wasser gehe und in den Boden greife habe ich tiefschwarzen Sand in der Hand. Es ist fantastisch. Ich wechsle zwischen schwimmen und Strand um Fotos vom feurigen Sonnenuntergang zu machen… es ist herrlich schön!

Erst als ich die Hand vor Augen fast nicht mehr sehen kann, gehe ich aus dem Wasser und ziehe mich um. Dann bleibe ich trotzdem noch eine Weile, um ein Gewitter zu beobachten, das in weiter Ferne über den Ozean zieht. Natürlich sucht sich genau diesen schönen Moment jemand aus, um mich anzuquatschen. Der Mann fragt, ob ich etwas verloren habe, weil ich hier so rumstehe. Ich schüttle den Kopf und dann will er mich unbedingt zurück nach Hause begleiten. Ich wäre eigentlich lieber geblieben, aber vielleicht ist es besser… wer weiß, was für unfreundliche Gestalten mir als nächstes begegnen. Wir unterhalten uns nett und er erklärt mir den Weg zu einer Stelle, wo ich morgen früh vielleicht Papageien sehen kann. Ich bedanke mich und biege dann zu meinem Hostel ab. Dort gehe ich dann relativ bald ins Bett, um morgen früh rauszukommen.

Liebste Grüße,

Eure Jana

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2 Responses

  1. huhu, Jana! Ich lese ja öfter mal wo du steckst und was du so erlebst und bestaunen so manches Foto, aba woaßt wos? i gfrei mi fei a wennsd wieder do bist und di moi wieder live sehng lasst! Lass fei da no recht guad geh! Herzliche Grüße, d‘ Andrea. ( Sophia ’s Mama)

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