Okay, okay, lang genug gewartet. Es ist so kacke, ewig auf etwas warten zu müssen, wisst ihr noch damals, als man für eine neue Episode der Lieblingsserie eine ganze Woche warten musste? Wie hat man das damals ausge…(halten)

Ist ja gut, ist ja gut, ich fang ja schon an zu erzählen.

Es ist halb vier Uhr morgens, als wir uns auf den Weg machen. Wir fahren ans andere Ende der Stadt, wo wir unsere Tickets bezahlen und von wo aus wir weiterfahren. Nach einem kurzen Frühstück geht’s mit ein paar anderen Leuten in den Kleinbus und wir fahren los. Ich bin total hibbelig und aufgeregt. Morgens ist ja sowieso meine Zeit und mir der Aussicht auf das, was kommt…

Wir fahren in tiefster Dunkelheit über Steinstraßen und Feldwege raus aus der Stadt. Ganz langsam wird der Himmel im Osten ein bisschen rot, aber es dauert noch lang, bis die Sonne wirklich aufgeht. Etwa 15 min später kommen wir auf einer Wiese an. Die Rucksäcke lassen wir im Auto und gehen zu dem kleinen Hügel hinauf, von dem aus es losgehen wird. Die Mitarbeiter sind schon fleißig dabei alles aufzubauen. Mein Herz schlägt höher bei dem Anblick und ich kann gar nicht genug Fotos machen. Allein der Aufbau ist schon so interessant, fast interessanter als die Fahrt. Aber nur fast.

Na, schon eine Idee?

Die Windmaschine rattert laut und der riesige bunte Stoff bläht sich immer weiter auf.

Ah?! Moment, sie wird noch nicht… wird sie etwa?

Oh ja, sie wird!!

Erst einer, dann der nächste, dann der nächste. Auf dieser Wiese und, wie ich später sehe, auch im Umland steigen etwa zwanzig Heißluftballons in die Höhe. Und in einem davon werde ich heute sein.

Ich bin fasziniert, schaue mir alles genau an, mache Fotos. Der Himmel wird immer röter, es ist einfach wunderschön. Solange nur Luft eingeblasen wird, dürfen wir sogar in den Ballon rein und Bilder machen. Es ist, als stünde ich in einer runden Sporthalle, die Größenverhältnisse sind unglaublich.

Da geht neben uns die erste… wie nennt man das denn korrekt? Also sie beginnen neben Luft auch Gas mit dem Gasbrenner (?!) in den Ballon zu pusten. Natürlich nicht, während wir drin sind, sondern der neben uns. Melissa erschreckt sich ziemlich vor der lauten und hohen Flamme. Sie beginnt das ganze hier etwas in Frage zu stellen. Ich würde sie gerne aufmuntern, aber… eu nao falo portugês. Und auf Spanisch fehlen mir die richtigen Worte.

Der erste Ballon erhebt sich vom Boden und die ersten Leute können einsteigen. Nachdem alles nochmal gecheckt wurde, hebt die erste Gruppe ab. Sie winken nach unten, ich winke zurück, dann stellt sich der nächste auf: Unserer. Wir klettern in den Korb. Melissa geht in die Hocke und bleibt dort fast bis zum Ende der Fahrt. Es ist ihr nicht geheuer. Alle Versuche sie umzustimmen, schlagen fehl. Aber es ist okay, Angst vor etwas zu haben, wie oft hatte ich in den letzten Tagen Nervenzusammenbrüche?

Das offene Feuer über unsern Köpfen ist heiß, aber nicht zu unangenehm. Der Pilot gibt ein paar Instruktionen, die ich natürlich nicht verstehe.

Unser Korb hebt ab und zusammen mit der aufgehenden Sonne, steigen auch wir in Richtung Himmel. Ich hab eigentlich ein bisschen Höhenangst, aber der Flug ist so sanft und in langsamen Tempo, dass ich überhaupt keine Angst habe, sondern das Hochgefühl des Fliegens in vollen Zügen genießen kann. Die Landschaft unter uns wird immer kleiner und um uns herum leuchten in allen Farben die anderen Ballons. Ich habe keine Worte für diesen Moment. Kein Adjektiv wirkt ausreichend. Der Pilot macht immer wieder ein paar Bilder von uns und teilt später sogar Champagner aus. Das hätte es für meinen Geschmack nicht gebraucht, aber die meisten anderen fanden es toll. Also okay.

Wir fliegen fünfzig Minuten über das Vorland des Aparados Nationalparks. Unter uns erstrecken sich die Wohnhäuser, die Farmen, die Kuhweiden, die Reisfelder, die Bananenbaumplantagen, die Wälder. Die weißen Kühe sind nur kleine Punkte. Und über dem allen schimmert das goldene Licht der aufgehenden Sonne.

Klingt ein bisschen schwülstig, aber ich übertreibe kein bisschen!! Es war genau so!

Sogar Melissa wagt sich schließlich nach oben. Ich versuche sofort, sie von der Flamme abzulenken und es funktioniert. Den Rest der Fahrt verbringt sie genauso begeistert wie wir.

Viel zu früh gehen wir wieder in den Sinkflug. Viel zu früh fliegen wir in knappen Abstand über die Bäume hinweg und landen schließlich auf einer Weide. Leider der falschen. Oder glücklicherweise? Wir müssen über den Weidezaun auf die nächste Wiese, die hier gehört nämlich ein paar Kühen, denen wir mit unserem Landeanflug eine Scheißangst eingejagt haben.

Wir steigen also nochmal hoch, „hüpfen“ quasi mit dem Ballon über den Zaun und landen dann auf dem richtigen Ort. Eine Zeit lang müssen/dürfen wir noch im Ballon bleiben, weil der sonst aufgrund des zu geringen Gewichts einfach wieder losfliegen würde. Erst nachdem genug Luft/Gas entlassen wurde, steigen wir aus.

Wahnsinn. Was für ein Erlebnis!! Und vor 12 Stunden hatte ich noch keine Ahnung, dass ich das machen würde. Dass ich sowas jemals in meinem Leben machen würde. Meine Schwester wollte das schon immer mal machen, ich finde es fast schade, dass es jetzt mir so zufällig in den Schoß gefallen ist. Ich hoffe, du liest das und erfüllst dir den Traum dann selbst bald 😉 TmK!

Es werden noch ein paar Fotos gemacht, und der Ballon schließlich wieder eingerollt.

Dann steigen wir wieder in den Van und fahren zurück. Zurück im Hostel schaue ich auf die Uhr. Es ist kurz nach 7 uhr morgens. Und das eigentliche Abenteuer hat noch gar nicht angefangen. Hab ich das vielleicht alles geträumt?

Ich empfehle euch sehr, auch den nächsten Artikel zu lesen, es geht fast genauso toll weiter.

Ganz liebe Grüße,

eure Jana

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2 Responses

  1. Nach dem Spannungsbogen endlich die Enthüllung und das hätte ich wirklich nie erraten.
    Wie unglaublich cool ist das denn? 😀
    Dieser Ausblick, die wunderschöne Landschaft im Licht der aufgehenden Sonne: Traumhaft!
    War super interessant zu lesen, wie eine Ballonfahrt abläuft, vom Aufbau über den Flug bis hin zur Landung.
    Das nenne ich einen sehr gelungenen Start in den Tag! 😀

    • Hätte das auch nie gedacht… aber auf so einer Reise kann einfach alles passieren. Schön, dass bis jetzt fast nur Gutes passiert ist 😉 Bin gespannt, wie es weitergeht. Ganz liebe Grüße und dicke Umarmung, hab dich lieb <3

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