Hallo meine Lieblingsleser*innen, hier geht die Geschichte weiter!
Wir steigen an einem nahegelegenen Strand aus und bekommen als erstes unsere Ausrüstung. Den Großteil der Sachen können wir im Auto lassen. Wir bekommen eine Wärmejacke und eine Rettungsweste, außerdem ein „Neoprenunterteil, das fast ein bisschen wie ein Rock aussieht. Ein sehr hässlicher Rock. Dann geht es runter zum Strand. Auf den Felsen am Wasser stehen Ziegen… eine eher seltsame Kombination, aber gut, der Hausbesitzer nebendran hat halt Ziegen und die laufen halt überall rum.
So, was machen wir denn jetzt eigentlich hier? Ganz in der Nähe gibt es eine Besonderheit der Natur, die wir uns gleich von der Nähe aus ansehen können. Auf dem Wasser in der Nähe der Küste haben sich ein paar ganz besondere Gesteinsformationen gebildet: Höhlen aus Marmor. Die Einheimischen unterscheiden zwischen den Höhlen, der Kapelle und der Kathedrale. Und am allerbesten sieht man das vom Wasser aus. Und genau das machen wir auch:

Für mich ist es das erste Mal im Kajak und mir ist ein bisschen mulmig, ich habe Angst ins Wasser zu fallen. Gonzalo erklärt, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, aber für den Fall, das und das wäre zu tun. Jeder bekommt sein Kajak zugeteilt und wir ziehen den komischen Rock über die Ränder des „Sitzlochs“ und schon hört der Oberkörper auf und das Kajak beginnt.


Wir kriegen ein Paddel und dann schiebt uns Gonzalo nach und nach ins Wasser. Der Trick ist, relativ steif zu bleiben und den Schwerpunkt immer in der Mitte zu halten. Eine Proberunde um einen kleinen Felsen, dann paddeln wir raus auf den See. Allerdings halten wir uns in Küstennähe, da die Marmorhöhlen auch dort zu finden sind. Kajakfahren macht mir sehr schnell sehr viel Spaß. Über das türkisblaue Wasser zu gleiten, umgeben von fantastischer Andenlandschaft ist auch kaum zu toppen. Der See ist ruhig, die Sonne scheint und leider fahren wir direkt ins Sonnenlicht, sodass es mir fast die Augen ausbrennt.




Nach etwa zwanzig Minuten paddeln, kommen wir an der „Capilla“ (Kapelle) an. Gonzalo erklärt, wie der Marmor entstanden ist: Marmor ist nichts anderes als komprimiertes Kalzium. So wie der Diamant komprimiertes Karbon ist. Wie viele Natursensationen entstand auch er Marmor vor Millionen von Jahren in der Gletscherzeit. Die Meerestiere dieser Zeit bestehen aus Kalzium, sterben irgendwann, sinken zu Boden und werden zu selbst zu Boden. Durch die Einwirkung von Druck und Kälte presst sich Kalzium auf Kalzium… und es entsteht der wunderschöne Marmor, den wir heute sehen. Er wird als metamorphes Gestein bezeichnet und der hier ist etwas anders als der europäische Marmor, sein Reinheitsgrad liegt bei etwa 90 %. Das alles hat mir Gonzalo im Nachhinein nochmal in einer Sprachnachricht erklärt, in dem Moment war ich so gefesselt vom Anblick der Marmorformation vor mir, dass ich nichts von dem gehört habe, was er erklärt hat 😀 In der Kapelle kann man übrigens sogar heiraten, in der kleinen Aushöhlung und auch nur zur richtigen Zeit.
Danach dürfen wir ganz nah ran und unsere Fotos machen. Hierbei gilt es die richtige Koordination zwischen Kajak steuern und Fotos machen: Kajak in Position bringen, Paddel hinlegen, Handy rausholen, Fotos machen, Kajak bewegt sich weiter, Handy wieder einstecken, Paddel aufheben, Kajak wieder in Position bringen. Es kommen aber ein paar ganz gute Shots raus:














Ein Stück weiter geht es zur Kathedrale…die eindrucksvollste Marmorformation. Aber auch unterwegs fange ich noch ein paar wunderschöne Motive ein.




Dann kommen wir zur Kathedrale. Auch hier drehen wir unsere Runden und machen vorsichtig Bilder, ohne ins Wasser zu fallen.










Die letzte Station sind die Höhlen. Mit dem Kajak kommen wir nicht nur nah ran, sondern können sogar durchpaddeln. Gonzalo erklärt, dies ist ein besonderer Ort, an dem man Energie ziehen, sich besinnen, sich vielleicht sogar etwas wünschen kann. Lasst es auf euch wirken, genießt es, spürt die Magie. Wieder einer nach dem anderen fahren wir in die Höhlen, können dort den schönen, welligen Marmor berühren und spüren die Magie und Einzigartigkeit des Ortes. Es ist wirklich wunderschön.








Gerade als mir einfällt, dass ich eine zweite Runde machen und das ganze filmen könnte, ruft Gonzalo uns raus. Der Wind kommt auf, das Wasser beginnt unruhig zu werden und in den Höhlen anzusteigen. Tatsächlich kann man im Sommer gar nicht rein, da ist der Wasserstand zu hoch. So hatten wir richtig Glück mit der Zeit. Und so toll wäre das Video eh nicht geworden.
Die Rückfahrt ist ein wenig unruhiger, wegen des Windes. Jetzt kriege ich doch ein bisschen Angst umzukippen, aber tatsächlich es genau dasselbe Prinzip wie zuvor. Gewicht in der Mitte halten, steif bleiben, vielleicht nicht ganz parallel zu den Wellen paddeln. Ich stelle mich auf die neuen Bedingungen ein und schon bald trägt mich der Wind fast von alleine den Weg zurück. Ich muss nur ein bisschen die Richtung ansteuern, den Rest erledigt die saftige Brise. Ich genieße die tolle Landschaft um mich herum und freue mich, auf dem Wasser sein. Das übrigens gar nicht so kalt ist. Ich ziehe ernsthaft in Erwägung, nachher kurz schwimmen zu gehen. Kajakfahren ist echt super, das will ich auf jeden Fall nochmal machen. Ich hab es gar nicht eilig, zurück zum Strand zu kommen, aber irgendwann ist es so weit. Wir steigen aus und haben statt Kajak wieder Beine… schade.



Auf dem Weg zurück finden wir ein paar schöne rote Äpfel die sogar richtig gut schmecken. So eine Farbe habe ich auch noch nie bei einem Apfel gesehen.

Dann fahren wir mit dem Van zurück ins Dorf, bedanken uns für die tolle Tour und gehen dann zurück in die Cabana… die natürlich kalt ist.
Dafür sind die Rosen im Garten zu schön, um keine Fotos zu machen:




Maria und ich essen zu Mittag und legen uns dann zu einer Siesta schlafen, die wir beide dringend nötig haben. Die Betten sind übrigens unglaublich bequem und haben viele schwere Decken, sodass es richtig kuschlig warm ist, trotz der Außentemperatur. Ich schlafe jede Nacht riiichtig gut. Und auch nach der Siesta fühle ich mich erholt. Man mag nur gar nicht mehr raus in die Kälte. Maria und ich planen noch ein bisschen die weiteren Tage, ich schreibe noch ein bisschen. Danach wird nochmal gekocht und wir sitzen noch eine Weile vor dem mittlerweile warmen Kamin. Bernoir hat herausgefunden, dass man die Luftzufuhr doch erhöhen kann, dass es wärmer wird. Unsere Wirtin wollte das nur nicht, damit das Holz nicht so schnell verbrennt. Auch das Wasser aus dem Hahn in Bad und Küche kommt ausschließlich kalt. Die Dusche ist mal warm, mal kalt, wir laufen öfters rüber und bitten die Wirtin, das Wasser warm zu stellen oder um mehr Holz. Während Maria und ich zu Abendessen, gegen halb zehn Uhr abends, kommt sie plötzlich herein und möchte das Geld von allen einsammeln. Wir wundern uns ein bisschen über die Eigenarten, aber gut, wir sind auf dem Land, da ist Tourismus und Gastwirtschaft eben das, was es ist.
Am nächsten Tag geht es bereits weiter in den nächsten Ort, aber zuvor machen Maria, Colten und ich noch eine kleine Wanderung auf einen nahegelegenen Aussichtspunkt. Wir verlaufen uns kurz, wollen schon zurück, da finden wir den Weg doch noch. Oben angekommen genießen wir die Aussicht über den Ort und ich packe meinen Mate aus. Wir haben zwar nicht ewig Zeit, aber für ein bisschen Genuss reicht es noch. Wieder muss ich an Sergio, den Guide von der Peninsula Valdez, denken, der mir geraten hat, genau dafür einen Mate zu kaufen. Wie recht er hatte. Wir trinken, reden, genießen die Aussicht, es ist super.




Dann machen wir uns auf den Rückweg. Maria und ich schnibbeln uns noch einen Salat, ich setze mich schonmal hin und esse, während Maria noch kurz das Bad benutzt. Plötzlich schneit unsere Wirtin herein und schimpft laut, was wir hier noch machen, Check Out war um 10:30 Uhr. Außerdem steht der Bus schon draußen. Ich laufe entsetzt auf die Straße, da ist kein Bus. Ich widerlege sie und entschuldige mich, wir wollten nur schnell noch etwas essen, hätten natürlich auch geputzt und bis jetzt war es nie ein Problem, nach dem Checkout noch die Küche zu benutzen. Für sie ist es offensichtlich ein Problem, sie schmeißt uns raus. Sie setzt sich in die Küche und wartet demonstrativ, bis wir draußen sind. Ich schaufle den Salat noch in meine Box und spüle den Rest, während Maria aus dem Bad zurückkommt und fragt, was das Problem sei. Ich erkläre es ihr und kurz darauf laufen wir zur Bushaltestelle.
Ich gebe ehrlich zu, dass wir vielleicht zu sehr an Hostels gewöhnt sind, in denen es völlig normal ist, dass man nach dem Checkout aus dem Zimmer noch Küche und Bad benutzen kann. Nur das Bett muss natürlich gewaschen und frisch gemacht werden. Das mag in Cabanas anders sein und das haben wir wohl falsch gemacht. Trotzdem fand ich die Art und Weise dieses Rausschmisses absolut unangebracht. Man kann Leute auch freundlich bitten und erklären, dass der Checkout eingehalten werden muss oder man macht es so. Vor allem die Lüge, dass der Bus vor der Tür steht, nur um uns extra Druck zu machen, war wirklich nicht in Ordnung. Außerdem kriege ich dadurch, dass ich die Spanischsprecherin bin, die volle Ladung ab, während ich für Maria meistens übersetzen muss, was mir gerade an den Kopf geworden wird. Dafür kann sie natürlich nichts, aber es ist schon eine Belastung.
Wir setzen uns übellaunig draußen hin und essen dort unseren Salat. Etwa eine halbe Stunde später kommt der Bus und wir fahren los.
Wunderschöne, einzigartige Höhlen aus Marmor liegen hinter uns… den Rest werde ich schlichtweg löschen.

Liebste Grüße
Eure Jana
2 Responses
Hey Jana,
meeeega, was Du hier machst! Großen Respekt!
Wir brauchen viel mehr solche Menschen wie Dich. Sie haben einen anderen Blick auf die Welt.
Deine Blogs rufen alte Sehnsüchte und Erinnerungen hervor, als ich in jungen Jahren in China studierte und reiste.
Und ich erinnere mich gern an eure Jugend-Gruppe in Schottland. War ne schöne Zeit.
Alles Gute Dir weiterhin! Pass auf Dich auf!
LG
Matthias (Steidl)
Servus Matthias!!
Wie schön von dir zu hören und danke für deine lieben Worte 😉 Es wäre so schön, wenn jeder das Recht auf ein Jahr Pause hat für Reisen und dafür freigestellt wird… das sind die besten und lehrreichsten Erfahrungen meines ganzen Lebens, nichts macht lebendiger als reisen und die Welt zu sehen. Aber wem sage ich das? Ich erinnere mich auch so gerne an Schottland, das war wirklich ein schöner Ausflug. Lass uns mal auf einen Kaffee treffen, wenn ich zurück bin, würde mich sehr freuen 🙂
Ganz liebe Grüße und lass es dir gut gehen!!
Jana