Mein heutiges Ziel verlangt allen ernstes Bargeld. Überall, ÜBERALL, sogar an den Mini-Streetfood-Wägen die rudimentärer fast nicht sein könnten, kann man mit Karte zahlen. Aber hier, an einer der Empfehlungen für Touristen… Cash only!

Ich laufe also 10 min zu einer Bank, warte dort 10 min, bis ein Schalter frei wird (obwohl an jedem Schalter nur eine Person steht… was machen die da 10 min lang?), hebe nochmal Bargeld ab und gehe dann wieder zurück. Ich zahle den Eintritt BAR und vergesse das Ganze dann, denn ich hab einen tollen Vormittag vor mir: Ich stehe im botanischen Garten.

Mit der Pflanzenerkennungsapp versuche ich ein paar Sachen zu identifizieren, ich geb’s aber schnell auf… es ist einfach zu viel.

Aufgrund des ganzen Grüns um mich herum, ist es hier drin viel kühler und angenehmer als auf den Sraßen und es ist auch kaum was los. Ich bitte ganz spontan zwei Frauen ein Foto von mir vor einem wirklich riiiiesig großen Baum zu machen. Jetzt wundert es mich auch nicht mehr, woher James Cameron seine Ideen für die Flora von Pandóra herhat. Die südamerikanische Natur hatte ihm schon einiges an Inspiration mitgegeben.

Schluss mit Text, ich hab euch Bilder versprochen!! Seht her und staunt.

Weiter hinten im Park gibt es ein Orchideenhaus. Mittlerweile ja eher Standard in deutschen Wohnzimmern, aber die hier sind nochmal eine ganz andere Nummer!!! Was wäre eure Favoritin?

Ich will gar nicht mehr gehen und könnte noch Stunden fotografieren. Könnt ihr noch?

Aber ich habe noch einen anderen Park vor mir, also reiße ich mich los. Draußen sehe ich nochmal den oft fotografierten Palmengang, da bin ich zuvor nicht vorbeigekommen. Ich hätte euch ja noch ein Foto geschickt, hab aber leider die Hände voll… Kokosnuss 😉

Auf den zweiten Park hat mich mein Uberfahrer aufmerksam gemacht, sonst hätte ich  den gar nicht beachtet. Die Lokalen wissen’s eben einfach am besten. Ich hätte ganz schön was verpasst.

Bevor es  richtig losgeht, quatscht mich ein freundlicher älterer Mann an, offensichtlich gehört er zum ärmeren Teil der Bevölkerung… aber wie erfrischend, er spricht Englisch und hat offensichtlich ein bisschen Ahnung von der Welt. Ich ignoriere also die Tatsache, dass er ein bisschen zu nahe in meinem persönlichen Bereich steht, egal wie oft ich zurückweiche und plaudere ein Weile mit ihm über Politik, Gesellschaft, Kultur und es ist eigentlich ganz nett. Irgendwann reicht es mir dann aber doch, wir verabschieden uns und jeder geht seines Weges.

Der Park ist wirklich fantastisch: Es ist eine Mischung aus Kultur-Dschungel-Erlebnis-Anlage. Zeit für Bilder:

Ich zweige ab, folge dem Weg nach unten und stehe plötzlich in einer Tropfsteinhöhle… voll cool!!

Und ein Rapunzelturm steht auch noch in meinem Weg: Ein tropischer Märchenwald.

Zuhause esse und lese ich nur kurz. Anstatt des Zuckerhuts, fahre ich nochmal ins Zentrum, um mir die Sehenswürdigkeiten, die ich am Tag zuvor nur knapp fotografiert hatte, nochmal in Ruhe und bei Tageslicht anzuschauen. Außerdem ergänze ich die, die mir noch fehlen. Erste Station ist die Catedral Metropolitana de Sao Sebastiao do Rio de Janeiro. Wie, ihr dachtet, das war’s? Der Tag hat noch einen Nachmittag?!

Nach vielem Hin- und Her, wo jetzt der Hauptsitz der zugehörigen Erzdiözese sein sollte, wurde der Grundstein für den Bau 1964 gelegt, 1979 vollständig geweiht. Bauherr war ein gewisser Monsignore Ivo Antonio Calliari. Zugeben, eine der ungewöhnlichsten Kirchen in der ich je stand, vor allem durch die Kegelform… aber durchaus sehr beeindruckend. Auch wenn mich der Zustand der Konstruktion ein bisschen an die Uni Regensburg erinnert… 75 Meter hoch und 106 bzw. 96 Meter Durchmesser ist sie eines der Wahrzeichen des Stadtzentrums. Insgesamt passen 25.000 Leute rein.

Ich latsche einfach durch die Stadt, schau mich um und finde trotz plötzlichem Regen ein paar tolle Sachen

Ich laufe einfach vor mich hin und bin plötzlich auf einem riesigen Markt für ALLES. Kleidung, Drogerien, Elektronik, Essen… alles. Und es nimmt kein Ende. Es ist ein riesiger Basar mitten im Zentrum. Ich schaue ein bisschen herum und finde schließlich das, was ich suche: Ein knallgelbes Rio-T-Shirt für meine Sammlung.

Auf dem Weg zur Hafenfront, von der aus ich gestern Abend gestartet bin, zeigt noch ein weiteres Schild zu einer Sehenswürdigkeit: Mosteiro de Sao Bento: Ein Kloster, mitten im Großstadtdschungel. Ich hadere kurz, entscheide mich dann aber doch noch, hinzugehen. Der Wachmann an der Tür schickt mich eine uneinladend aussehende Auffahrtsstraße entlang, die nach oben führt. Nach der zweiten Kurve bin ich schon genervt von meiner Entscheidung, aber hinter der dritten Kurve bin ich schon am Ziel. Ich bin überrascht, so versteckt zwischen all den Hochhäusern eine Ordenskirche zu finden. Aber zuerst lenkt mich etwas buntes an einem der Bäume ab. Es sind Orchideen, die dort wachsen. Seltsam, dass die auf Bäumen wachsen, hab ich noch nie gesehen.

Dann gehe ich zur Kirche. Von draußen höre ich bereits Liturgie-singende Männerstimmen, aber offensichtlich kommt man trotzdem rein. Der uniformierte Mann an der Tür bittet mich, meine Käppi abzunehmen, was ich natürlich tue. Dann setze ich mich in die letzte Bank und staune.

Ich hab in dieser Kirche keine Bilder gemacht. Es wäre wahrscheinlich okay gewesen, aber ich wollte aus Respekt vor der laufenden Andacht einfach nicht. Aber es war eine der schönsten Kirchen, die ich jemals gesehen habe. Der Untergrund war aus dunkelrotem Marmor, die Oberfläche ganz im Barockstil komplett von goldenem Blättern überdeckt. An den Seiten die typischen Engel und Heiligenstatuen, aber so schön verziert. Die Mönche wiederholen im vorderen Teil der Kirche vor dem Marienaltar ihre Liturgien… ich verstehe schon, warum so viele Menschen in der Religion ihren Halt und Trost finden. Ich bleibe eine halbe Stunde in der Bank sitzen, sehe mich staunend um, lausche den Tenorstimmen und lasse alles auf mich wirken. Vorne am Altar steht ein Blumenkasten… mit Orchideen. Und so schließt sich der Kreis dieses Tages. Diesen Ort würde ich als echten Geheimtipp weiterempfehlen, wenn man aus dem Touristentrubel raus und für einen kurzen Moment durchatmen möchte. Wirklich wunderschön.

An der Hafenfront hole ich mir noch einen kleinen Snack:

Churro mit Karamellfüllung!!

Damit setze ich mich ans Ufer und schaue über den Atlantik. Da bin ich vor 5 Tagen hergekommen. Da hinter liegt die Heimat. Ich winke kurz rüber:

Dann rufe ich meinen Uber zurück zur Wohnung. Auf meinem Schrittzähler stehen 27.400 Schritte… gut genug um mich am nächsten Tag auf eine 20-stündige Busfahrt zu begeben. Die Sonne über meinem letzten Tag in Rio geht unter: Morgen geht es weiter nach Foz do Iguacu.

Was für ein fabelhafte Stadt und was für ein perfekter Einstieg in meine Reise.

Goodbye Rio!

Mach’s gut, Fluss des Januars.

Es war wunderschön mit dir! Danke für alles!

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2 Responses

  1. Liebe Jana, ich verfolge Deinen Blog sehr gespannt. Dabei bewundere ich Deinen Mut zu dieser Reise.😉Ebenso bewundere ich Deine Mama, dass sie Dich so loslassen kann 👍.
    Ich könnte das nicht.
    Vielen Dank für Deine tollen Berichte und Bilder.
    Für Deine weitere Reise wünsche ich Dir bemerkenswerte und eindrucksvolle Erlebnisse und viele interessante Orte.
    Gute Reise!
    Freue mich schon auf Deine weiteren Berichte und Bilder.
    Machs gut🤗

    • Hallo liebe Manuela!!
      Wie schön, von dir zu hören, ich hoffe es geht dir soweit gut 🙂
      Vielen Dank für deine lieben Worte und ich freue mich sehr, wenn ich dich gut unterhalten kann. Bald folgen auch weitere Berichte, ich muss schauen, dass ich hinterher komme, bei allem was passiert 😉
      Ganz liebe Grüße nach Niederlamitz und ich freue mich schon, wenn ich mal wieder zu euch zum grillen bin!!!

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