Hallo meine allerliebsten Mitleser und Mitleserinnen!!! Was hab ich euch alle vermisst. Lange lange ist es her, aber jetzt geht es endlich weiter. Schmeißt eure Bestsellerromane, Klatschmagazine und hochliterarischen Feinheiten in den Müll, denn DER BLOG ist wieder da und versorgt euch wieder mit allen nötigen Lesevitaminen. Wer braucht da noch einen Dan-Brown-Thriller??? (Ich, ich bin bald durch mit der Reihe…).

Ich weiß, ich weiß, euch interessiert alle brennend, wo ich mich die letzten fünf Wochen verkrochen habe und glaubt mir, der Bericht war das ganze Warten wert. Aber Chronologie muss sein, weshalb wir genau da einsteigen, wo wir aufgehört haben. Steigt wieder ein in die Fähre von Colonia Express, mit der wir zuletzt mein wunderschönes Uruguay verlassen habe:

Die ferne Skyline rückt immer näher. Etwa eineinhalb Stunden fahren wir über das Gewässer, im Fernsehen läuft ein spanisches Quiz. Schwer mitzuraten, wenn man die Hälfte der Wörter nicht versteht. Aber manchmal klappt’s.

Bei der Einreise stehen wir uns die Beine in den Bauch und bekommen dann nicht mal einen guten alten Einreisestempel. Scheiß Digitalisierung!

In der Ankunftshalle sehe ich überraschend einen alten Freund aus den USA und juchze vor Freude: Le Pain Quotidien. Die einzig vernünftige Kette außerhalb Europas, die so etwas Ähnliches wie Deutsches Brot produziert. Ich renne sofort hin, würde am liebsten gleich einen ganzen Laib kaufen, aber den würde ich in drei Tagen nie aufbrauchen können. Also begnüge ich mich mit einem „Sandwich“ für’s Frühstück morgen. Guter Anfang meines Aufenthalts.

Während der Fahrt zum Hostel komme ich aus dem Staunen gar nicht raus. Was für eine tolle Stadt! Riesige glitzernde Glasgebäude neben romanisch/gotisch aussehenden Kirchen oder Hochhäusern im italienischen/französischen Stil. Ich sehe viele Parks, viel Modernität und.. huch? Bin ich in Washington gelandet? Was macht der denn hier?

Der Uberfahrer zeigt immer wieder mal auf ein paar Gebäude und erklärt mir was es ist. Er lobt mein Spanisch. Langsam nehme ich es auch an, es wird wirklich immer besser.

Angekommen und eingecheckt in meinem Hostel in Palermo, düse ich fast gleich wieder los, um mit Michael zu Abend zu essen. Dann reicht es auch wieder für einen Tag.

Zurück im Hostel brennt an dem Bett über mir noch Licht, aber das Mädel schnarcht im Tiefschlaf. Leider kommt man an das Licht nicht ran, ohne sie aufzuwecken und das wäre eine echt komische Situation. Aber so wird es für mich eine schlaflose Nacht.

Am nächsten Morgen erwartet mich ein alter Feind: Western Union. Eine Geldtransferplattform, die ich für die USA schon nutzen musste und mit der ich auch damals schon endlos zu kämpfen hatte, weil immer irgendwas schiefgeht. Leider ist der Wechselkurs zwischen Dollar/Euro und argentinischen Pesos derzeit ziemlich schlecht und Western Union bietet den besten Kurs an. Natürlich kostet es mich den kompletten Vormittag, bis ich es auf die Kette kriege, aber irgendwann schaffe ich es doch. Ich gehe zur Western Union Bank und hebe das Bargeld ab: 313 000 Pesos. Umgerechnet ca. 800 Euro. Der größte Peso-Schein ist der 1000er. Ich laufe also mit einem riesigen Geldsack nach Hause. Schon ein bisschen komisch. Vor allem auch ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel der Peso in Euro ist und ob man jetzt günstig einkauft oder teuer.

Am Nachmittag bin ich mit dem Briten aus Colonia/Montevideo für eine Free Walking Tour verabredet, also eine kostenlose Stadtführung. Kostet natürlich trotzdem „auf Spendenbasis“. Unser Guide hat eine sehr angenehme Portion Humor und erklärt spannende Details zur Stadt, deren Geschichte, Gebäude und Menschen. Auf den Fotos seht ihr das Kongressgebäude (schon wieder wie in Washington), eine Dante-Statue, die typisch italienisch-französisch beeinflusste Architektur, und das Casa Rosada am Plazo Mayor.

Der schönste Satz war:

„As an Argentinian you can change your hair, your country, your name even your sex… but you do not change your football team! And there is no such thing as neutrality! You have to pick!“

(Als Argentinier kannst du deine Haare, dein Land, deinen Namen, sogar dein Geschlecht ändern. Aber nicht dein Fußballteam! Es gibt keine Neutralität! Du musst dich entscheiden!)

Argentinien und Fußball ist nicht erst seit der Weltmeisterschaft eng miteinander verbunden. Das macht er uns mehrfach deutlich. Beim Thema Tango warnt er die Frauen.

„Be careful, who you look into the eye. Because they come at you like hawks“

Der Augenkontakt ist beim Tango nämlich Einladung und Zusage zu gleich. Danach gibt es kein Zurück.

Während der Tour lerne ich noch vier weitere Briten kennen, mit denen ich noch auf ein kaltes Getränk in die Stadt gehe. Es wird länger als gedacht und hier verlässt mich mein Spanisch für einen Moment: Ich frage nach der Rechnung, bekomme stattdessen aber ein neues Getränk. Naja, ich übe halt weiter.

Insgesamt bin ich mit dem Tag ein bisschen unzufrieden. Da ich nur zwei volle Tage in Buenos Aires habe, hätte ich irgendwie gerne mehr gemacht. So unterhalte ich mich im Hostel noch kurz mit ein paar anderen Bewohnern, gehe abends lecker essen und verschwinde dann wieder ins Bett. Ich bin trotz allem hundemüde, da mir die Nacht zuvor fehlt. Diese ist es etwas besser, aber nur etwas.

Am nächsten Morgen mache ich mich zur Shopping Mall auf, dort muss ich eine Sim-Karte kaufen und aktivieren. Hatte ich am vergangenen Tag auch versucht, leider hatte ich meinen Reisepass nicht dabei. Bei Versuch Nummer zwei klappt es. Endlich Internet für unterwegs. Als nächstes ist Shoppen angesagt. Ich brauche noch ein paar Sachen für den anstehenden Farmaufenthalt.

Danach fahre ich zum berühmten Friedhof der Stadt, Recoleta. Die Gräber hier sind nicht im Boden, sondern jede Familie/Person hat ein kleines Haus für sich… manche eher einen Tempel. Und auf dem riesigen Areal fühle ich mich wie in einer Stadt der Toten. Es ist sehr beeindruckend.

In den Türen sieht man die aufgebahrten Särge. Das habe ich so noch nie gesehen. Viele sind in sehr gutem Zustand, aber einige der Gruften sind auch ein bisschen gruselig. Ich möchte hier nicht nachts rumlaufen:

Ich mache mich auf die Suche nach einem ganz besonderen Grab. Eva Perón, die Frau des ehemaligen Präsidenten Juan Perón, der Argentinien in den 60er/70er Jahren regiert hat. Viele sagen, dass die Zeiten der Inflation und des wirtschaftlichen Abstiegs mit ihm begonnen haben und seinem „Perónism“. Bei den ärmeren Leuten waren die beiden sehr beliebt, bei den reicheren sehr verhasst. Aber besonders Eva „Evita“ ist bis heute noch im Gedächtnis der Argentinier. Ihr Grab wurde mehrfach verlegt und ist alleine schwer zu finden. Ich gebe auf und mische mich unter eine Touristengruppe, die mich direkt hinführt. Dafür, dass gefühlt jede zweite Straße nach ihr benannt ist, ist die Grabplatte wirklich fast unspektakulär. Trotzdem kennt jeder hier in Argentinien  ihren Namen.

Ich verlasse die Totenstadt und entschließe mich trotz voranschreitender Zeit noch ins Viertel „La Boca“ zu fahren. Eine sehr gute Entscheidung, denn hier gibt’s wirklich was zu sehen. La Boca ist der Ort, an dem die Fußballliebe der Argentinier zum Ausdruck kommt. Hier steht auch das berühmte Stadion „NAME“. Die Häuser und Straßen sind in den Farben des Teams gestrichen … und jeder zweite Laden hat nur Fußballtrikots für die Touristen. An jeder Straßenecke stehen lebensechte Figuren der Spieler, es ist ein Wahnsinn. Ich folge dem „Caminito“, der einen automatisch durch das Viertel führt, am Stadion vorbei durch Restaurant- und Marktstraßen, hinter jeder Ecke versteckt sich ein Fußballplatz. Für jeden Fan ein absolutes Muss!

Ich kaufe mir noch einen Hut für die Farm und verlasse La Boca: Ich kam als Touristin, ich ging als Cowgirl.

Abends treffe ich mich nochmal mit Michael, wir wollen in eine Milonga (Tangobar). Wir beschließen von vornherein beide nicht zu tanzen (er kann nicht, ich hab nicht die richtigen Schuhe) und ich erkläre ihm die Auge-Einladung-Sache. Damit sind wir beide gut vorbereitet und betreten den Saal. In der Mitte ist die Tanzfläche, wo schon fleißig das Tanzbein geschwungen wird. An den Seiten sind zuerst die Tische und am Rand außen die Bar, wo wir uns hinbegeben. Tische hätte man reservieren müssen. Wir beobachten das Geschehen eine Weile. Ich persönlich liebe es Menschen zu beobachten, was sie tun, was sie sagen, was sie anhaben. Dabei achte ich tunlichst die ganze Zeit darauf, niemandem in die Augen zu schauen. Damit ich bloß nicht aufgefordert werde. Zwischen all den schönen Kleidern und wunderschönen Tanzschuhen, fühle ich mich mit meinen weißen Tretern total fehl am Platz… aber ich kann mir halt nicht für einen Abend Tanzschuhe kaufen. Wo ich Tango nicht mal wirklich kann!

Die Atmosphäre ist wirklich toll. Auch wenn der Altersdurchschnitt um einiges über uns liegt, aber hier kommen Leute zusammen, um Tango zu genießen. Obwohl dieser Tanz so eng, sinnlich und leidenschaftlich ist, läuft alles völlig harmlos ab. Einige schließen beim Tanz die Augen, geben sich ganz dem Gefühl und der Bewegung hin. Sobald die Musik vorbei ist bedankt man sich nett bei Partner/Partnerin und wechselt dann zum nächsten. Einige schließen die Augen während des Tanzens, überlassen sich ganz dem Gefühl und der Bewegung. Irgendwann tut uns dann doch der Rücken weh vom Stehen und wir gehen. Das ist der Abschied  von Michael, allerdings nicht der von Buenos Aires. Ich beschließe, nochmal ein oder zwei Tage zurückzukehren, weil ich kaum einen Bruchteil der Stadt gesehen habe. Dabei gibt es hier noch so viel zu entdecken. Jetzt steht aber erstmal ein anderes Abenteuer an: Meine erste Arbeitsstelle auf der Pferdefarm in der Provinz Buenos Aires. Beziehungsweise: Der Weg dorthin!

Liebste Grüße und wie schön, endlich wieder mit euch schreiben zu können!!!

Eure Jana

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2 Responses

  1. Ich hab dich schon vermisst – und befürchtet dass mei glumphandy ned duad was es soll! Heut Abend also wieder „Lesereise“. Merci!!!

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